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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024

Neuordnung und Entwicklung Markgrafenareal und Postareal in Schwabach

Zugang zum Markgrafen-Areal vom Luipoldplatz aus

Zugang zum Markgrafen-Areal vom Luipoldplatz aus

Anerkennung

Preisgeld: 7.000 EUR

REICHWALD SCHULTZ & PARTNER

Stadtplanung / Städtebau

dreisterneplus GmbH (ehemals Meili Peter München)

Stadtplanung / Städtebau

JÜHLING & KÖPPEL Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

PURE Brandschutz Volker Hamann

Brandschutzplanung

Ingenieurbüro Quenzel GmbH

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept und Nutzungskonzept

Das Konzept versteht sich als ein Weiterbauen der Stadt, in dem die vorhandenen Potenziale integrativ genutzt werden und die Geschichte und Vielschichtigkeit des Ortes aufgegriffen wird: Der reaktivierte Luipoldplatz erhält als Quartiers- und Adressbildung ein ebenso einladendes wie repräsentatives Entrée: Anstelle des abgerissenen „Post-Schlösschens“ entsteht ein neues markantes Zeichen: Der neue Markgrafenturm mit Gastronomie, Büros/Praxen und Wohnen nimmt die ehemalige historische Situation und die typische Formsprache der großen Walmdächer auf und bildet mit den Bogenarkaden im Gegenüber des Verwaltungsbaus eine einladende Geste ins Areal und zum Saal sowie auch ein Gelenk wie ein Torhaus zur Stadt aus. Die neue, vielfältige Identität des Sablaiser- und Luipold-Platzes mit Sparkasse, St. Sebald, dem neuen Markgrafenturm und dem umgenutzten Postgebäude wird stadträumlich durch ein Sport- und Freizeit-Regal neu gefasst, dass die bestehende TG unberührt lässt und zukünftige Entwicklungen nicht ausschließt.

Der Markgrafensaal richtet sich mit dem neuen Foyer zum zentralen Quartiersplatz aus. Die Ergänzung mit den drei Veranstaltungsräumen über dem Foyer gibt dem Saal ein neues Gesicht zur Stadt. Die Theaterbar bietet sowohl Besuchern als auch Nachbaren ein Angebot am Platz über die Veranstaltungen hinaus. Das historische Bestandsgebäude am Luipoldplatz wird mit dem hohen, aber nicht für Verwaltung geeigneten Erdgeschoß im Eingangsbereich zum Quartier wieder der Öffentlichkeit durch kleinere Gewerbeeinheiten geöffnet, der Charme des Gebäudes somit raumtypologisch und atmosphärisch genutzt.

Das Postgebäude als zweiter neuer Anker des Quartiers wird mit der Gastronomie mit Dachterrasse, der Post, dem Hotel, der hochwertigen Fitness im 1. OG und der Verwaltung mit einem zusätzlichen Dachgeschoss als zurückspringende Laterne zu einem Hybriden mit einem spannenden Raumgeflecht, das sich gleichzeitig mit den neuen Außenräumen verwebt.
Das natürlich belüftete, nach Norden hin offene Groß-Parkhaus bündelt kompakt und in zentraler Lage alle geforderten Stellplätze, von dem aus alle Nutzungen auf kürzestem Wege erreicht werden können. Die Mantelbebauung reagiert im Westen zur neuen Stadtparkpromenade mit dem Metzger, der Verwaltung und in der Turmspitze dem Wohnen, der Verwaltung im Süden und Wohnen in Maisonetten im Osten differenziert auf die jeweiligen Nachbarschaften des Quartiers.

Zum Park und den gründerzeitlichen Villen hin fügt sich der vierte Stadtbaustein ein: Die Anlieferung des Saales wird mit dreigeschossigen Werkstatt- und Atelier-Häusern zu einer kleinen Werksgasse arrondiert. Diese bilden wiederum durch einen erhöht gefassten Spielplatz mit einer Wohnzeile einen eignen Nachbarschaftsgarten-Hof. Zusammen mit dem Wohnen am Parkhaus, mit seinen kleinen Gärten, den Remisen und Villen gegenüber und der markanten Villa an der Eisentrautstraße entsteht eine räumlich differenzierte Nachbarschaft im Grünen.

Es entsteht ein lebendiges, durchgrüntes, dichtes Quartier mit angemessener Körnigkeit, mit Orten des Rückzugs und der Begegnung, indem eine Staffelung von Hochpunkten als Gelenke, Zeichen und Verbindungselemente in die Tiefe fungieren. Die unabhängig voneinander realisierbaren Bausteine stehen auf der hindurchfließenden Fläche, sodass auf der ehemaligen Stadtparkstraße verschiedene sich weitende Aufenthaltsbereiche entstehen. Differenzierte Schwellenräume definieren die öffentlichen, halböffentlichen und privaten Räume.

Freianlagen, Nachhaltigkeit und Klimaresilienz

Das Quartier ist verkehrsberuhigt gestaltet, Fußgänger und Radler teilen den öffentlichen Raum. Der Freiraum ist durch eine Abfolge kleinerer Räume mit unterschiedlichem Charakter geprägt. Sie werden über einen einheitlichen Stadtboden mit dezentem Farbspiel verbunden, der sich optisch zum Quartiersplatz hin verdichtet: Der Platz ist in angemessener Größe dem Markgrafensaal zugeordnet. Ein markantes geometrisches Baumkarree aus rotblühenden Kastanien – als einziges geometrisches Element im Freiraum – zoniert den Platz in das Entrée des Saales, die Terrasse der Theaterbar und die Hauptachse. Gleichzeitig ist er ein wichtiger Orientierungspunkt im Quartier.

Entlang der Hauptdurchwegung prägen in lockererer Folge Grünflächen mit informell angeordneten Baumgruppen und Blumenwiesen den Freiraum. Sie werden als sanfte Mulden zur Speicherung des Oberflächenwassers als Teil des Entwässerungskonzeptes angelegt. Die halbgeöffnete Fassade des Parkhauses wird mit Glyzinien berankt. Der Weg wird – zusätzlich zur Berankung – von einer Reihe Säulenpappeln begleitet. Eine Vielzahl von Bänken und Liegen bieten Aufenthaltsqualität und zwanglose Treffpunkte. Für die Mittagspause laden die Terrassen der Theaterbar und der Post-Gastronomie zum Verweilen und Genießen ein. Ein Highlight ist die Rooftop-Bar mit Blick über die Altstadt. Für Bewohner, Nutzer und Besucher entsteht ein lebendiges, einladendes Quartier mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem Entwurfsverfasser gelingt es durch bewusstes Setzen von markanten Baukörpern die Zugänge zum neuen Quartier zu markieren. Diese wirken sich auch positiv auf die Adressbildung aus. Die konzeptionelle Platzierung des Hotels ist grundsätzlich als sichtbarer Baustein in für seine Nutzung angemessener Lage richtig situiert. Die innovative Vernetzung von Gewerbe und Wohnen kann positiv gewertet werden, da sie in ihrer Körnung der Umgebung folgt. In der Heterogenität der Nutzungsaufteilung werden jedoch Probleme gesehen.

Der städtebauliche Maßstab des südlichen Baukörpers mit Wohnen, Verwaltung und Metzger in Verbindung mit dem massiven Gebäude des Parkhauses reagiert unsensibel auf die bestehende Umgehungsbebauung und sprengt dadurch jegliche städtebauliche Dimension an dieser Stelle. Das Parkhaus wird von der Eisentrautstraße erschlossen und hat eine ausreichende Anzahl an Stellplätzen.

Positiv bewertet wird der im Vergleich zu anderen Entwürfen äußerst geringe Anteil über und unterbauter Flächen des Gesamtareals. Dieser Vorteil wird jedoch in der Freiraumgestaltung nicht ausgeschöpft, da diese zu einem sehr großen Anteil befestigt werden. Negativ bewertet wird die zur Realisierung des Konzepts erforderliche weitestgehende Rodung eines Großteils der Bestandsbäume im Süden und im Zentrum des Areals.

Der begrünte Mittelstreifen an der Bahnhofstraße kann zur Beruhigung des Verkehrs beitragen. Im weiteren Verlauf an der Ludwigstraße wird die Straße erhalten, wodurch die Leistungsfähigkeit durch die gleichbleibende Fahrstreifenaufteilung ebenfalls erhalten bleibt.

Die Anlieferung des Hotels und der Post / DHL von der südlichen Ringstraße her wird aufgrund der Nähe zum Knotenpunkt kritisch gesehen. Auch die fehlende Fahrradinfrastruktur ist negativ zu werten. Zudem wird die Wirtschaftlichkeit eines zweiten Untergeschosses des Parkhauses in Frage gestellt. Die fußläufige Wegeverbindung vom Stadtpark in das Quartier ist schwer ablesbar und im weiteren Verlauf nicht schlüssig und unübersichtlich.

Die Erweiterung des Markgrafensaals durch einen teilbaren kleinen Saal im Obergeschoss ist nicht gelöst, da hier lediglich kleine Seminarräume angesiedelt werden.

Die bereits im Bestand sehr wenig begrünte Eisentrautstraße erfährt in der Planung keine Berücksichtigung hinsichtlich der Grünplanung. Durch die sehr lange Fassade des das Parkhaus umschließenden Gebäudes ist zudem zusätzlich mit einer weiteren Erhitzung des Straßenraums im Sommer zu rechnen.

Die Idee der Errichtung eines Sportfeldes auf dem Dach eines Pavillons auf dem Sablaiser Platz wirkt grundsätzlich charmant. Die Kosten für Unterhalt und Erhalt dieser Einrichtung stehen jedoch in keinem Verhältnis zum Nutzen und zur städtebaulichen Wirkung.

Die unkonventionelle Darstellung und Formensprache des Entwurfs zieht die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. In der Beurteilung der funktionalen Qualität, der Erfüllung der geforderten Flächen für die Verwaltung, der Vernetzung mit der Umgebung, der städtebaulichen Einbindung und in der ökologischen Funktionalität und klimaresilienten Anpassungsfähigkeit des städtebaulichen Konzepts sind klare Defizite festzustellen.
Das neue Markgrafenareal

Das neue Markgrafenareal

Städtebauliches Konzept und Ansicht Ludwigstraße Ecke südliche Ringstraße vom Sablaiser Platz aus

Städtebauliches Konzept und Ansicht Ludwigstraße Ecke südliche Ringstraße vom Sablaiser Platz aus

Schwellenräume Vertiefungsbereich

Schwellenräume Vertiefungsbereich

Zugang zum neuen Vorplatz des Markgrafensaals

Zugang zum neuen Vorplatz des Markgrafensaals

Städtebauliches Einsatzmodell

Städtebauliches Einsatzmodell