Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024
Neuordnung und Entwicklung Markgrafenareal und Postareal in Schwabach
©Architektur & Zeichnung Wolfram Gothe
Entree Marktgrafensaal
ein 2. Preis
Preisgeld: 17.000 EUR
Stadtplanung / Städtebau, Architektur
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Mitarbeitende:
grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb
Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau
Erläuterungstext
Städtebau/ Kontext „Schwabacher Raumfolge“.
Die vorgeschlagene Bebauung auf dem Post- und Markgrafenareal ist umgeben von unterschiedlichen historischen Entwicklungsstufen der Schwabacher Stadtentwicklung.
Diese lassen sich im Wesentlichen in drei Stufen unterteilen:
1. Die historische Altstadt mit intakter Baustruktur, in Teilen ist noch die historische Stadtmauer als Einfriedung erhalten.
2. Die ringförmige Erweiterung der Altstadt mittels grünen Wall und gründerzeitlichen, objekthaften Baukörpern als Füllung. Geprägt ist diese Zone durch das Wechselspiel der frei stehenden, objekthaften Baukörper und der grünen Zwischenräume.
3. Die Erweiterung der Stadt über den grünen Wall hinaus. Entlang des Südwestrings erfolgt dies mittels längerer straßenbegleitender Bebauungen mit überwiegender Höhenentwicklung III+D, aber auch versehen mit grünen Fugen zwischen den einzelnen Baukörpern. An den Stadtpark angrenzend überwiegen wieder die frei stehenden, objekthaften „Villentypologien“, der Anteil an Grünraum zwischen den Gebäuden nimmt hier deutlich zu.
Die neue städtebauliche Figur leitet sich aus dieser besonderen Lage am Rande des Grünen Walls ab. Die neue Baukörperabfolge versucht mit ihren unterschiedlichen Funktionen und Maßstäblichkeiten auf die oben benannten umgebenden Randparameter einzugehen und die sich daraus abgeleitete, passende „Körnigkeit“ der Neubauten einzustellen, jeweils in Abhängigkeit vom angrenzenden Kontext.
Baufelder
Der Entwurf unterteilt sich in drei Baufelder :
1. Ehemaliges Postareal: Um den Luitpoldplatz (Postplatz) entsprechend dem städtischen Kontext deutlicher zu fassen und als besonderer stadträumlicher Akzent wird dem bestehenden viergeschossigen Postgebäude in historischer Flucht ein Gebäude mit fünfgeschossigem Raumabschluss vorgelagert. Das Gebäude springt in Bezug auf die Flucht der Verwaltung an der Ludwigstrasse zurück um den Platzraum zu erweitern und Aufenthaltsqualität anzubieten. Gegenüberliegend auf dem Sparkassenareal wird eine drei- bis viergeschossige Bebauung zur Wiederherstellung der historischen Baukörperabfolge und ebenfalls zu Platzfassung vorgeschlagen.
Entlang der Ringstraße erfolgt eine Ergänzung der vorhandenen Bebauung in Form einer straßenbegleiteten Bebauung mit an den Bestand angepassten Maßstäblichkeit und Baukörperlängen. Zwischen dem verbleibenden höheren Postgebäude und dem neue Körper am Luitpoldplatz wird die Typologie des grünen Zwischenraums entlang des Walls in Form eines Robinienhains vorgeschlagen.
2. Markgrafenareal: Auf dem Markgrafenareal werden die bestehenden Gebäude maßvoll ergänzt und der Markgrafensaal selbst durch eine eingeschossige Kulturspange nach Westen hin neu geordnet und mit einem neuen großzügigen Entree´ geöffnet. Hier entsteht ein zentraler Platz zwischen dem Saal und dem Postgebäude der ein angemessenes Vorfeld für die überregionale Bedeutung des Marktgrafensaals und seiner Nutzung ergeben soll. Dieser „Marktgrafenplatz“ ist geschützt aber von den umliegenden übergeordneten Straßen gut erreich- und einsichtbar und unter Einbeziehung der Infrastruktur der umliegenden Gebäude sehr gut auch für FreiluftVeranstaltungen geeignet.
Das bestehende kleine Gebäude an der Stadtparkstraße 1 wird ebenso wie das historische Gebäude Ludwigstraße 16 erhalten und durch eine vorgelagerte Pergola und erdgeschossiger Gastronomie ins Konzept integriert. An der Ecke Stadtparkstraße-Eisentrautstraße wird ein Hotel und ein Wohngebäude mit erdgeschoßiger öffentlicher Nutzung in Form einer Mobilitätszentrale und der sich am Ort bereits befindlichen Metzgerei ergänzt. Diese Bebauungen bilden den Übergang zum dritten Baufeld.
3. Stadtparkrand: Eine Abfolge objekthafter Häuser mit hohem Anteil grüner Zwischenräume nimmt die vorhandenen villenartigen Gebäudetypen am Rande des Stadtparks auf und ergänzt diese möglichst selbstverständlich.
Verknüpfung/ Durchwegung
Verknüpft werden die drei Baufelder über eine Abfolge platzartiger Raumabfolgen mit möglicher öffentlicher Durchwegung des gesamten Gebiets durch Fußgänger und Radfahrer- die „Schwabacher Raumfolge“. Dabei kann fast das gesamte Gebiet von Pkw-Verkehr freigehalten werden.
Das Profil der Stadtparkstraße wird mittels eines shared-spaces autofrei umgewandelt. Über eine gemeinschaftliche Zufahrt an der Ludwigstraße wird der gesamte ruhende Verkehr unterirdisch in einer Quartiersgarage untergebracht und hält somit die oberirdischen Freiflächen weitestgehend frei von störendem Autoverkehr. Lediglich kurzzeitige Anlieferungen der neuen Nutzungsbereiche und des bestehenden Markgrafensaals im Westen sind vorgesehen.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die städtebauliche Setzung wird hinsichtlich der Einbindung, Körnung und Einfügung als urbanes neues Stadtquartier in den Kontext grundsätzlich positiv gewürdigt. Dies betrifft auch die interne Gliederung des Quartiers in drei eindeutig zuordenbare Cluster.
Durch den gut proportionierten Luitpoldplatz mit der klaren stadträumlichen Akzentuierung entsteht ein angemessenes Entree zur Altstadt, das jedoch zum Marktgrafenarel als zu klein empfunden wird. Als etwas überzogen gesehen wird dagegen die Ausformulierung und Gestalt des Baukörpers am Luitpoldplatz. Das bestehende Postgebäude wird durch die Hofbildung zu einem schlüssigen Stadtbaustein für die Verwaltung weiterentwickelt, auch wenn die Kennzahlen vermuten lassen, dass die gewünschten Kapazitäten nicht ausreichend berücksichtigt werden können. Durch die Durchwegung und Vernetzung im Quartier entsteht zum Markgrafensaal hin eine zentrale, gut proportionierte grüne Mitte bei guter Orientierung.
Ebenso sind Körnung und Einfügung der Wohnbausteine zum Kontext nachvollziehbar. Die räumliche und funktionale Aufwertung des bestehenden Markgrafensaals kann dagegen nicht überzeugen. Prinzipiell ist die Anordnung der Konferenzräume denkbar, verstärkt jedoch zusammen mit weiteren Einbauten die bisher schon vorhandenen räumlichen Defizite des Foyers. Die Strukturierung der ergänzenden Hotel- und Wohnbaukörper fügt sich schlüssig in die umgebende Bebauung ein.
Die grundsätzlich gut vorstellbare abschnittsweise Entwickelbarkeit des Konzeptes wird durch die nicht nachvollziehbar zugeschnittene Parkgarage in ihrer flächigen Ausdehnung konterkariert. Die zweigeschossige Tiefgarage stellt vor allem vor dem Hintergrund einer zusätzlich notwendigen Vegetationsschicht eine technisch und wirtschaftlich sehr aufwändige Lösung dar und hat einen hohen Versiegelungsgrad zur Folge. Positiv bewertet wird der weitgehende Erhalt des wertvollen Baumbestandes. Die konzentrierte Zu- und Abfahrt über die Ludwigstraße würde zu problematischen Verkehrssituationen führen und müsste ebenso wie die Aufteilung der Parkgarage überarbeitet werden.
Der Baukörper im Ideenteil Sablaiser-Platz versucht nachvollziehbar eine Raumkante zur Ludwigstraße zu bilden, bleibt dabei leider typologisch unklar und wird hinsichtlich Funktion und Gestalt kontrovers diskutiert.
Positiv gewürdigt wird das vorgeschlagene Mobilitätskonzept sowie die Beiträge zu Nachhaltigkeit und Klimaresilienz des Areals.
Die Arbeit lässt auf Grund ihrer klar abgegrenzten Quartiere bis auf die bereits erwähnte Parkgarage eine gute abschnittsweise Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit erwarten und stellt ein robustes Gerüst für zukünftige Entwicklungen dar.
Insgesamt stellt der Entwurf, trotz der genannten Schwächen, einen wertvollen Beitrag für das neue Stadtquartier Markgrafen-/Postareal dar.
©Architektur & Zeichnung Wolfram Gothe
Luitpoldplatz
©BLAUWERK architekten GmbH
Schwarz_Grünplan
©BLAUWERK architekten GmbH
Lageplan
©BLAUWERK architekten GmbH
Raumfolge_Durchwegung
©BLAUWERK architekten GmbH
Schwarz_Gruenplan
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Schnitt Nord_Sued
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Schnitt Ost_West
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Ansichten
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Grundriss EG