Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024
Neuordnung und Entwicklung Markgrafenareal und Postareal in Schwabach
©super future collective & Johannes Kappler
Perspektive Ludwigstraße
ein 2. Preis
Preisgeld: 17.000 EUR
Stadtplanung / Städtebau, Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Stadtplanung / Städtebau, Architektur
Erläuterungstext
Zudem wird den ambitionierten Zielen der Auslobung für eine nachhaltige Gebietsentwicklung mit Lösungsvorschlägen begegnet, die als ein praktischer Mehrwert und nicht als eine Einschränkung an Lebensqualität wahrgenommen werden. Es entsteht ein Stadtklima, das die Entfaltung individueller Lebensformen und die Teilhabe am Gemeinschaftsleben gleichermaßen fördert. Somit wird das Markgrafen- / Postareal in Schwabach trotz seines unverwechselbaren ortsbezogenen Charakters zu einem Prototyp für einen Städtebau der Transformation im Rahmen der Bauwende.
Bebauungsstruktur als Ergänzung der bestehenden Siedlungsfragmente mit einer ausgewogenen Balance zwischen Dichte, Urbanität und Freiraumangeboten
Die vorgeschlagene Bebauungsstruktur sieht eine Komplettierung der bestehenden Siedlungsfragmente vor, die zu fünf klar ablesbaren Baufeldern gruppiert werden und die Textur der Stadt vervollständigen. Durch die gewählte Ausbildung der Baufelder wird eine maßstäbliche Eingliederung und optimale Anbindung an die Umgebung mittels durchgängiger Platzräume in Form einer Mischverkehrsfläche erzielt. Die gewählte Bebauungsstruktur ermöglicht eine differenzierte Abstufung von öffentlichen, gemeinschaftlichen und privaten Räumen. Während die Platzräume den öffentlichen Freiraumbedarf der Stadt Schwabach ergänzen, bieten die Räume im Inneren der Baufelder attraktive Orte für nachbarschaftliche Aktivitäten.
Nutzungsstruktur mit integrativen Clustern für innovative Formen der bürgernahen Verwaltung, der alltäglichen Kultur und des bezahlbaren Wohnens für ein lebendiges Miteinander
Entsprechend der Bebauungsstruktur werden die einzelnen Baufelder gemäß ihrer Lage und Bestandsbebauung in fünf Nutzungscluster gegliedert. Das bestehende Postgebäude im Westen wird in einen Nutzungscluster für innovative Formen einer bürgernahen Verwaltung mit einem Eingangsbereich integriert, der als niederschwellige Anlaufstelle für alle Schwabacherinnen und Schwabacher dient. Der Cluster mit dem Markgrafensaal wird zu einem Kulturcluster erweitert, der als ein lebendiger Veranstaltungsort in Erscheinung tritt. Südlich davon entsteht an einer optimal erschlossenen Stelle ein Mobilitätscluster in Form eines Mobilitätshubs. Neben den nachzuweisenden PKW-Stellplätzen werden im Erdgeschoss zusätzliche Mobilitätsangebote (Fahrräder, Roller) mit sozio-kulturellen Angeboten wie einer Informations- und Partizipationsstelle für den Transformationsprozess des Quartiers oder bedarfsorientierten Co-Working-Spaces geschaffen. Das bestehende Wohnhaus mit Metzgerei findet eine Ecke weiter im benachbarten Wohncluster eine identische Heimat, könnte aber auch am alten Standort erhalten bleiben. Hier im östlichen Baufeld ist der bereits vorhandene Typus des urbanen Stadthauses mit großzügigem Gartenanteil auf Einzelparzellen für die Komplettierung der perforierten Blockrandbebauung vorgesehen. Dieser Typus begünstigt die Realisierung eines variablen Geschosswohnungsbaus mit neuen Konzepten für barrierefreies und bezahlbares Mehrgenerationenwohnen (z. B. auch für Genossenschaften, Baugemeinschaften). Nördlich der Ludwigstraße rundet ein neuer Hotelbau das städtebauliche Ensemble öffentlicher Bauten mit der Kirche St. Sebald und dem Verwaltungsgebäude der Stadt Schwabach ab. Im gesamten Planungsgebiet wird ein besonderes Augenmerk auf die Aktivierung Dachflächen gelegt. Sie werden in allen Nutzungsclustern als gemeinschaftliche Freiflächen mit Freisitzen und Gärten genutzt.
Freiraumstruktur: Schaffung eines differenzierten Angebots aneignungsoffener, sozial inklusiver Räume der besonderen Art
Das wesentliche Merkmal der Freiraumstruktur ist ein differenziertes, fein abgestimmtes System an öffentlichen, gemeinschaftlichen und privaten Räumen mit unterschiedlichen Qualitäten, die als attraktive Verbindungswege sowie als Orte für einen kommunikativen Austausches dienen. Durch eine abwechslungsreiche Gestaltung der Freiräume mit sonnigen und schattigen Bereichen sowie durch den Einsatz von Wasserelementen wird sichergestellt, dass sowohl die Abkühlung der Luft in der Nacht als auch ein angenehmes Klima am Tag für alle Zielgruppen gegeben ist. Jeder Nutzungscluster hat eine markante Adresse entlang der prägnanten Freiraumstruktur zwischen der Innenstadt und dem Stadtgarten, wobei jeder Platzraum eine hohe Aufenthaltsqualität und einen eigenen Charakter besitzt: ein geschäftiger öffentlicher Raum mit einem Trinkbrunnen am ehemaligen Postgebäude als repräsentatives Entree zum Quartier, ein gefasster Platz für Open-Air-Veranstaltungen im Kulturcluster, ein grüner nachbarschaftlicher Common im Wohncluster und ein neuer Stadtplatz zum Verweilen zwischen Kirche, Hotel und Stadtverwaltung. Im Zusammenspiel mit den Baufeldern bilden sie eine räumlich spannungsvolle Dramaturgie mit hoher Durchlässigkeit für den Fußgänger- und Fahrradverkehr.
Mobilitätskultur: Optimal an zukünftige Entwicklungen anpassbare Angebote unterschiedlicher Mobilitätsformen
Das das Markgrafen- / Postareal ist als autofreies Quartier mit einem differenzierten Mobilitätsangebot an eigenen und geteilten Verkehrsmitteln (PKW, E-Bikes, Lastenfahrräder) geplant. Die vorgesehenen Mischverkehrsflächen priorisieren Fußgänger- und Fahrradverkehr und schließen optimal an das bestehende Geh- und Radwegenetz an. Zentrales Element der Mobilitätskultur ist ein multifunktionaler Mobilitätshub, in dem der wesentliche Teil der PKW-Stellplätze mit gemeinschaftlichen Nutzungen wie einem Repaircafé für Fahrräder und einer Paketstation sowie mit einer Ladeinfrastruktur und Energiespeicherung kombiniert wird. Er deckt den aktuellen Bedarf an PKW-Stellplätzen ab, lässt sich aber in der Zukunft auch an die sich durch die Verkehrswende ergebenen Veränderungen anpassen. Seine elementierte Gebäudestruktur ist so angelegt, dass sie sich im Sinne einer Kreislaufwirtschaft zurückbauen oder für eine Wohnnutzung transformieren lässt. Sollte die oberste Parkebene nicht ausgelastet sein, kann sie als temporäre Sportfläche z. B. für Basketball genutzt werden.
Klimakultur: Vertikale und horizontale Durchgrünung nach dem Schwammstadt-Prinzip unter Einbeziehung des Gebäude- und Freiraumbestands
Im Markgrafen- / Postareal soll ein horizontal und vertikal begrüntes Quartier entstehen, das positive Auswirkungen auf das Stadtklima und die Biodiversität in der Innenstadt von Schwabach hat und eine starke Identifikation mit dem Areal durch die daraus entstehende Atmosphäre ermöglicht. Dieses Ziel wird durch den weitestgehenden Erhalt des Gebäude- und Freiraumbestands, durch die Schaffung klimawirksamer Durchlüftungskorridore und Grünstrukturen, die Entsiegelung und Nutzung wasserdurchlässiger Beläge nach dem Schwammstadt-Prinzip sowie die maximale Dach- und Fassadenbegrünung erreicht. Im Wohncluster sind die Einzelparzellen der Stadthäuser als großzügige Gartenanlagen konzipiert, um als Retentions- uns Verdunstungsflächen dienen zu können. Für jede neue Wohneinheit soll ein Baum gepflanzt werden. Hierfür eignen sich die Gartenzonen der Stadthäuser auf ideale Weise, da die Bäume dort im Sommer für eine natürliche Beschattung sorgen und die Entstehung von Hitzeinseln verhindern. Gleichzeitig werten sie die Freiräume auf und transformieren sie in informelle Orte für soziale Kontakte. An heißen Sommertagen wird das Markgrafen- / Postareal auf diese Weise zu einem beliebten Rückzugsort für sowohl für Einheimische als auch für Gäste von außen.
Beurteilung durch das Preisgericht
©super future collective & Johannes Kappler
Perspektive Kulturhof
©super future collective & Johannes Kappler
Lageplan
©super future collective & Johannes Kappler
übergeordnetes Konzept
©super future collective & Johannes Kappler
Nutzungsstruktur
©super future collective & Johannes Kappler
©super future collective & Johannes Kappler
Freiraumstruktur
©super future collective & Johannes Kappler
Mobilitätskonzept
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Grundriss
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Ansicht Ludwigstraße
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Längsschnitt Areal
©super future collective & Johannes Kappler
Ansicht Ringstraße
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Querschnitt