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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2025

Neustrukturierung Psychiatriecampus am Universitätsklinikum Frankfurt

Perspektive: Blick aus dem Innenhof Richtung Neubau KPSY

Perspektive: Blick aus dem Innenhof Richtung Neubau KPSY

1. Preis

Preisgeld: 124.500 EUR

CODE UNIQUE Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

RSP Freiraum GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau und Freiraum

Das Psychiatriegelände im Südwesten der Stadt Frankfurt soll durch zwei Neubauten zu einem richtungsweisenden und zukunftsorientiertem Psychiatriecampus erweitert werden. Die Aufgabe fordert einen sensiblen Umgang mit dem denkmalgeschützten Kontext, den Bestandsbauten, sowie den differenzierten Baugrundstücken. Der Standort zeichnet sich insbesondere durch seine lockere und heterogene Bebauungsstruktur aus. Trotz der städtischen Grundstückslage, sorgt die Parkanlage in der sich die Erwachsenenpsychiatrie einbettet, für eine naturnahe angenehme Atmosphäre. Diesen durchgrünten Charakter weiter zu stärken und damit eine hohe Aufenthaltsqualität für die Patienten und Angestellten zu schaffen war wesentliche Entwurfsprämisse der beiden Neubauten. Der Entwurf folgt dem Konzept von zwei kompakten, gestalterisch und funktionalen innovativen Neubauten, welche sich mit ihrer städtischen und dennoch grünen Umgebung vernetzten. Die Eigenständigkeit der zwei Nutzungen, also die Trennung von Erwachsenenpsychiatrie (KPSY) und Kinder-und Jugendpsychiatrie (KJP) war dabei maßgeblich.
Der Neubau für die Erwachsenenpsychiatrie (KPSY) befindet sich im Baufeld Mitte. Die rechteckige Gebäudeform vervollständigt die u-förmige Struktur des bestehenden denkmalgeschützten Gebäudekomplexes und schafft so ein harmonisches Gesamtbild. Durch den Neubau wird die Anlage komplettiert und nach Süden abgeschlossen. Der vorher zur Wohnbebauung geöffnete Allgemeine Bereich der KPSY erhält dadurch eine Fassung und lässt einen blickgeschützten grünen Rückzugsort im historischen Ensemble entstehen. Die Freiflächen, die im Osten und Westen des Neubaus entstehen, sind die Aufenthaltsbereiche für die Akut- und Postakutstation. Eine von innen angenehm begrünte Zaunanlage in Kombination mit einer außenliegenden Hecke verhindert die Blickbeziehung von außen ins Innere sowie das Durchreichen von unerwünschten Gegenständen. Die Freibereiche sind attraktiv und therapiefördernd, unter Beachtung der Sicherheitsaspekte gestaltet. Während sich im Norden, Osten und Westen Freiflächen für die Patienten der KPSY befinden, ist im Süden eine Anlieferungssachse für die Liegendkrankenzufahrt, sowie für Feuerwehr und Wartungspersonal vorgesehen.
Der Neubau für die Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) orientiert sich ebenfalls in seiner Ausrichtung an dem denkmalgeschützten Bestand und negiert die Richtung der Deutschordenstraße, welche das Wettbewerbsgebiet im Osten abgrenzt. Das Loslösen von den Fluchten der Grundstücksgrenze unterstreicht die Zugehörigkeit zum Psychiatriecampus und stärkt den Ensemblecharakter. Der positive Effekt dieser städtebaulichen Setzung ist die Schaffung von angemessenen Aufweitungen an der Deutschordenstraße. Das spannungsreiche Wechselspiel generiert Freiräume und Platzaufweitungen an denen beispielsweise der Haupteingang platziert wird oder Grünflächen, die angemessene Abstände zum Stadtraum schaffen. Der Neubau der KJP rückt so weit wie möglich vom Bestand weg, um die Belichtung der im Bestand liegenden Räume zu gewährleisten. Die angemessenen Abstände zum Bestand und zum Stadtraum betten diesen Baustein dadurch in den Grünraum. Bei Bedarf kann eine unterirdische Verbindung zwischen dem Bestand und dem Neubau errichtet werden, die die Ver- und Entsorgung sowie den Besucherverkehr zwischen den beiden Gebäuden gewährleistet.
Der Ideenteil strickt das angeschlagene Motiv des Neubaus der KJP konsequent weiter. Die zwei orthogonalen Bausteine versetzen sich entlang der Deutschordenstraße und schaffen eindeutige Adressen, Eingangsbereiche und Lesbarkeiten. Der komplettierte Dreiklang staffelt sich in seiner Höhe und findet an der Heinrich-Hofmann-Straße seinen Hochpunkt und bildet dadurch ein angemessenes Pendant zur Umgebung. Der Dreiklang wird von drei Seiten von Freiflächen umgeben: Im Osten: öffentliche Grünfläche, als Sichtschutz und Pufferzone, im Süden Freifläche mit optionalen Stellplätzen und dem großzügigen blickgeschützten Freiraum der sich zwischen Bestand und Neubau im Westen aufspannt: die große Freifläche von der KJP. Diese schafft neben dem Ballspielfeld vielfältige Angebote für Spiel, Bewegung und Aufenthalt im Freien, wobei das abschüssige Gelände durch eine organische Gestaltung aufgefangen wird und eine Einsehbarkeit der Freifläche gewährleistet.


Umgang mit dem denkmalgeschützten Kontext

Die zwei geplanten Neubauten fügen sich harmonisch in die bestehende städtebauliche Struktur ein. Durch die Übernahme der gleichen Geschossigkeiten, einer ähnlichen Körnung sowie die orthogonale Ausrichtung der Bestandsbauten entsteht ein stimmiges Gesamtbild. Die Neubauten respektieren den vorhandenen Kontext, wirken gleichzeitig modern und eigenständig, und verstärken durch ihre Formsprache die Einheit des Ensembles. Durch diese Integration wird ein fließender Übergang zwischen Alt und Neu geschaffen, der sich sowohl funktional als auch gestalterisch in die Umgebung einbettet. Die Neubauten verzichten bewusst darauf, direkt an den denkmalgeschützten Bestand anzubauen oder Teile davon zurückzubauen. Dieser respektvolle Umgang lässt den Bestand in seiner historischen Bedeutung ungestört wirken. Der Altbaumbestand und die historische Parkanlage im Westen des Bearbeitungsgebiets wird genauso wie der identitätsstiftende Allgemeine Bereich der Erwachsenenpsychatrie, mit seinen Böschungen, Tief- und Innenhöfen, erhalten. Die Freistellung der alten Bausubstanz betont ihre Präsenz und Authentizität, wodurch die architektonische Geschichte des Ortes erlebbar bleibt. Gleichzeitig schaffen die neuen Gebäude durch ihre sensible Positionierung Raum für einen spannungsvollen Dialog zwischen Alt und Neu, ohne den Charakter des Bestands zu beeinträchtigen.


Architektur und Gestalt

Die gestalterische Außenhaut der Neubauten knüpft nahtlos an die innenräumliche Konzeption an. Das Raster der Tragstruktur setzt sich in der Außenwirkung fort und fügt sich durch seine Regelmäßigkeit harmonisch in den Ort ein. Die quadratisch gerasterte Fassade projiziert das Innenraummodul nach außen und formuliert eine elegante Erscheinung. Das gewählte Stützraster entspricht den Maßen eines Patientenzimmers. In jedem Zimmer gibt es eine große Festverglasung und daneben einen Lüftungsflügel. Aus Sicherheitsgründen für die Patienten befinden sich vor den Öffnungsbereichen Lamellen, welche sich gestalterisch harmonisch in die Fassade einfügen. Dies gibt den Patienten die Autonomie, selbstständig zu lüften. Diese Möglichkeit zur individuellen Handhabung trägt zum positiven Wohlbefinden der Patienten bei. Ohne diese Möglichkeit könnte Frustration und Aggressivität bei den Patienten ausgelöst werden. In dem Lüftungsflügel befindet sich keine Verglasung. Dies bietet den Vorteil, dass im geschlossenen Zustand die Lamellen nicht sichtbar sind und dem Anschein einer dauerhaften Vergitterung entgegengewirkt wird. Besonders hervorgehoben werden die Erschließungsbereiche: Hier wird das Seitenpaneel aufgelöst, und das Raster bleibt in seiner Gänze bestehen, um die Verkehrsflächen hervorzuheben und zu akzentuieren. Der Eingangsbereich an der Deutschordenstraße ist durch einen markanten Unterschnitt gekennzeichnet, welcher den Zugang klar hervorhebt. Die Richtungslosigkeit des Quadrats verleiht der Fassade eine gewisse Zeitlosigkeit und es entstehen prägnante und feste Stadtbausteine. Als Material wird Holz vorgeschlagen. Die warmtonigen leichten Baukörper ergänzen die Bestandsgebäude optimal, komplettieren das Gesamtkonzept und stärken den gemeinschaftlichen Charakter des Campus.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine sehr sorgfältige und präzise Durcharbeitung aus. Sie ergänzt den Elsaesserbau mit zwei großen 3-geschossigen selbstähnlichen Bauvolumen in den beiden Baufeldern des Realisierungsteils.

Das größere Volumen besetzt mittig und zentral vis-à-vis der Wohnbebauung das südliche Ende des Gartenhofes. Das kleinere Volumen zwischen Elsaesserbau und Deutschordenstraße sitzt sehr präzise im Einmündungsbereich der Sandhofstraße und lässt den Blick frei auf den östlichen Annexbau und schafft so einen wohltuenden Abstand zur südlich angrenzenden Wohnbebauung entlang der Deutschordenstraße.

Beide Volumen schließen in ihrem flächigen Fußabdruck Lichthöfe ein. Diese volumetrische Entscheidung geht besonders im Innenraum der Elsaesseranlage auf Kosten der Freiflächen.

Der Neubau im Baufeld MITTE fängt die beiden bestehenden Nord-Süd-Wege auf und übersetzt sie in West-Ost-Querungen des Freiraums und in großzügige Eingangsbereiche in die Stationen der KPSY. Zu den beiden Flügeln des Elsaesserbaus hin bleibt genug Raum für die notwendigen Freiflächen. Diese sind jedoch nicht baulich vom südlich vorbeilaufenden Wohnweg getrennt, sondern sollen durch einen berankten Zaun sowie durch eine Hecke geschützt werden. Die mittig im Neubau platzierte Notfallaufnahme vis-à-vis der Wohnbebauung wird kritisch diskutiert. Ansonsten entsteht durch die Geschoss-Nutzungen entlang des Wohnweges durch Arzträume, Labore usw. eine angemessen belebte Fassade nach Süden und zur Wohnbebauung.
Perspektive: Blick vom neuen Zugangsbereich im Süd-Osten

Perspektive: Blick vom neuen Zugangsbereich im Süd-Osten

Lageplan: Realisierungsteil

Lageplan: Realisierungsteil

Lageplan: Ideenteil

Lageplan: Ideenteil

Ansicht Nord, Schnitt, Ansicht Süd

Ansicht Nord, Schnitt, Ansicht Süd

Detailansicht

Detailansicht

Modellfoto

Modellfoto