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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2025

Neustrukturierung Psychiatriecampus am Universitätsklinikum Frankfurt

Außenraumperspektive Innenhof

Außenraumperspektive Innenhof

2. Preis

Preisgeld: 74.500 EUR

schneider+schumacher

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

GINA Barcelona Architects

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

WGF Nürnberg

Landschaftsarchitektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

Arup Associates

TGA-Fachplanung

gbm modellbau gmbh

Modellbau

bloomimages

Visualisierung

Erläuterungstext

Der Entwurf sieht zwei Gebäude vor, die sich jeweils zum Innenraum und zum Grünen hin abstaffeln. Bepflanzte Terrassen ermöglichen Blickbezüge und Zugang zum gemeinschaftlich genutzten Park sowie zu den privaten Gärten und geben eine Antwort auf die Topographie des Geländes. Der Erhalt des Parks als Teil der Therapie und zur Förderung der Aufenthaltsqualität ist dabei ein zentrales Element – ebenso wie eine sensible Einbindung der Neubauten in das historische Ensemble, um die architektonische Qualität und die historische Substanz zu bewahren.

Die Denkmalpflege betrachtet den Entwurf als gelungene und angemessene Antwort auf die Architektur Elsaessers. Die Jury führt aus: „Lineare, feingliedrig aufgebaute, T-förmige Baukörper bilden den südlichen Abschluss des historischen Elsaesser-Baus und gliedern den großen landschaftlich geprägten Innenhof in gut nutzbare Bereiche, ohne diesem seine Großzügigkeit zu nehmen. Die klare, räumliche Fassung des Außenraums und gleichzeitige Offenheit des historischen Gebäudeensembles wird geschickt aufgenommen und weiterentwickelt.“


Beurteilung durch das Preisgericht

Lineare, feingliedrig aufgebaute, T-förmige Baukörper bilden den südlichen Abschluss des historischen Elsaesser-Baus und gliedern den großen landschaftlich geprägten Innenhof in gut nutzbare Bereiche, ohne diesem seine Großzügigkeit zu nehmen. Die klare, räumliche Fassung des Außenraums und gleichzeitige Offenheit des historischen Gebäudeensembles wird geschickt aufgenommen und weiterentwickelt. Die T-förmig aufgebauten Gebäudekörper gliedern den südlichen Teil des Innenhofs in zwei geschützte Patientengärten für die Akutstation und die Postakutstation. Der zentrale abgesenkte Innenhof ist als Patientengarten für die in den Obergeschossen angeordneten Pflegestationen nutzbar und muss nicht eingefriedet werden.

Einander ähnlich gestaltete, der Höhe nach abgestaffelte Gebäudekörper sind sowohl im Realisierungs- als auch im Ideenteil gut angeordnet und bilden gute Außenräume. Um eine möglichst flache Bebauung zu erreichen, wird das Untergeschoss im Baufeld MITTE intensiv für Forschung und Lehre genutzt. Einige Räume, insbesondere an der Südseite, erhalten somit wenig Licht und Orientierung nach außen. Nach Norden ist dieses Untergeschoss ebenerdig zum abgesenkten Garten hin geöffnet.

Kritisch hinterfragt wird die Anordnung eines Teils des Flächenprogramms aus dem Ideenteil als nachträglich aufzustockendes, zweites Obergeschoss des Baukörpers aus dem Realisierungsteil des Wettbewerbs im Baufeld MITTE. Diese nachträgliche Aufstockung im laufenden Betrieb hält das Preisgericht für nicht umsetzbar.

Im Süden ist ein zweiter Eingang geplant, der lediglich als Nebeneingang für die hier angeordneten Forschungseinrichtungen und Pflegestationen dient. Der Eingang des historischen Altbaus im Norden bleibt als Hauptzugang bestehen. Die Notaufnahme wird in der südöstlichen Gebäudeecke im Anschluss an die Kopfbauten des Bestandsgebäudes funktional gut gelöst. Die Anbindung der neuen Pflegestationen an das bestehende Erschließungssystem mit unterschiedlichen Anschlusshöhen ist gut gelöst. Die kompakt aufgebauten Pflegestationen mit den Stützpunkten an der Schnittstelle der Gebäudeflügel erzeugen kurze Wege für das Pflegepersonal.

Die Funktionalität der stationären Bereiche KPSY ist weitestgehend gegeben. Die Verortung der Stützpunkte mit Blickbezug zu den Außenbereichen bei Akut- und Postakutstation sowie zu den wesentlichen Stationsfluren und zum Eingangsbereich erscheint sinnhaft. Die Notfallaufnahme ist knapp dimensioniert. Das Autismustherapiezentrum mit Frühförderzentrum ist nicht gemäß der Auslobung auf der Eingangsebene verortet. Die vorgeschlagenen Forschungsbereiche entsprechen funktional der Auslobung.

Die Neubauten werden in Holzmodulbauweise hergestellt. Die Geschosshöhen und die lichte Höhe sind auskömmlich. Die Fassade besteht aus hinterlüfteten Keramikelementen, die teilweise auch als Öffnungsflügel öffenbar sind. Den äußeren Raumabschluss bildet ein Edelstahlnetz, das stellenweise begrünt wird.

Die Denkmalpflege betrachtet den Entwurf als gelungene und angemessene Antwort auf die Architektur Elsaessers. Der ursprünglich intendierte Eindruck einer nach Süden hin offenen Freifläche bleibt erfahrbar. Geschickt gelingt es dem Entwurf, die tatsächliche Viergeschossigkeit des Querriegels im Baufeld MITTE in eine harmonische Beziehung zum denkmalgeschützten Bestand zu setzen.

Hoher Einsatz von Holz in der Konstruktion und modulare Vorfertigung werden positiv bewertet. Der große Glasanteil sowie die nur mäßig vorhandene Speichermasse werden im Sinne der passiven Raumklimatisierung kritisch hinterfragt. Elemente zur Nachtauskühlung sind erkennbar. Die Ausarbeitung der Fassade – insbesondere ihre Tiefe – erlaubt eine gute Differenzierung. Aus Sicht des Brandschutzes sind die offenen Treppenräume abzutrennen.

Die vorgeschlagene U-Form der Gebäude belässt attraktive, wohlproportionierte und gut zugordnete Akutgärten und bietet darüber hinaus als Mehrwert einen großzügigen zentralen, hofähnlichen Gartenraum. Kritisch wird allerdings gesehen, dass durch die Tieflage und allseitige Umschlossenheit des Hofes kein Sichtbezug zum historischen Gartenteil besteht. Auch die funktionale Verknüpfung ist durch die gering dimensionierten Verbindungstreppen eingeschränkt.

Die Geste der die Außenbereiche visuell trennenden Pergola wird kontrovers diskutiert. Das Gebäude ist im Süden nah an den Wohnungsbau gerückt, was in Bezug auf den weiteren angebotenen Eingang kontrovers diskutiert wird.

Unter dem Aspekt der entstehenden Freiraumqualitäten werden die ebenfalls u-förmig geöffneten Baukörper des Ideenteils positiv gesehen.

Die Plausibilität einer barrierefreien äußeren Erschließung ist nur bedingt prüfbar und barrierefreie PKW-Stellplätze sind nicht nachgewiesen. Die geforderten barrierefreien 1-Bett-Zimmer mit Sanitäreinheit erfüllen nicht den R-Standard und eine barrierefreie Besucher-Toilette ist in dem Bauteil im Baufeld MITTE nicht vorhanden.

Der Wettbewerbsbeitrag liegt – bezogen auf den vorgegebenen Kostenrahmen – in der vergleichenden Kostenbetrachtung knapp über dem Durchschnitt aller Wettbewerbsbeiträge und über dem Wert der Vorgaben aus dem auf den aktuellen Kostenstand angepassten „0“-Projekt.

Insgesamt zeigt dieser Beitrag gute Lösungsansätze – nicht nur in Bezug auf die denkmalschutzrelevante Verträglichkeit und interne Organisation, sondern insbesondere auch in Bezug auf die Ausgewogenheit der Massenverteilung zwischen Realisierungs- und Ideenteil auf dem Gelände. Die Platzierung von Programmelementen des Ideenteils auf dem Baukörper im Baufeld MITTE hinterlässt jedoch einige Fragen in Bezug auf die Erscheinung des Realisierungsteils und die spätere Umsetzung.
Außenraumperspektive Zugangsbereich

Außenraumperspektive Zugangsbereich

Innenraumperspektive

Innenraumperspektive

Axonometrie

Axonometrie

Lageplan + Ideenteil

Lageplan + Ideenteil