Nichtoffener Wettbewerb | 09/2014
Ortsmitte
©BHM Planungsgesellschaft mbH
Regenwasserkanal am Marktplatz
Anerkennung
Preisgeld: 3.000 EUR
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Christian Wild, Agnieszka Gorniak-Schulze, Dorothee Wiesehügel, Benedikt Lampa
Erläuterungstext
Grundlegende Idee ist die Entwicklung einer neuen Mitte für Deißlingen, die als Grün- und Platzflä-che eine starke neue Verknüpfung vom Kirchberg und Kehlhof zum Neckar herstellt. Der neue Marktplatz und Brunnenplatz stehen im Zentrum dieser Verbindung, die als Abfolge aus baulich gefassten Plätzen und Grünräumen gestaltet wird. Zwei Grünverbindungen gliedern so die drei neuen Quartiere im Süden. Die Quartiere sind um kleine Höfe gruppiert und bilden Nachbarschaften. Die differenzierten Bebauungs- und Freiraumtypen erzeugen so robuste, vielfältig nutzbare Strukturen mit klarer räumlicher Gliederung.
Neue Mitte Marktplatz und Brunnenplatz
Der neue Marktplatz wird räumlich durch den Volksbankanbau und zwei neue Geschäfts- und Wohngebäude gefasst. Er öffnet sich nach Osten und Norden und bindet so das Rathaus stärker in die neue Ortsmitte ein. Die Pflasterung des Platzes zieht sich über die Stauffenbergstraße. Sie verbessert den Übergang der Fußgänger und verknüpft, mit einer großzügigen Stufenanlage, über den neuen Brunnenplatz zur Kirche und zum Rathaus. Die Gestaltung arbeitet die besondere Topographie und mit den Wasseranlagen die Quellen Deißlingens heraus. Der Balkon und die Pergola am Kirchgarten arbeiten den Höhensprung zwischen Kirche und Stauf-fenbergstraße heraus und inszenieren den Ausblick von der Kirche über den Marktplatz und die großzügige „Große Wiese“ bis zum Neckar. Dieser Blick wird durch die neue Bebauung am Marktplatz gefasst die ein Tor nach Süden formuliert. Die neue zentrale Freiraumverbindung der großen Wiese wird von einer Wasserachse akzentuiert, die von Quell- und Dachwasser gespeist wird.
Städtebauliche Struktur mit Freiräumen
Die Struktur wird von drei Teilquartieren mit unterschiedlichen Bautypologien gebildet, die den unterschiedlichen Ansprüchen von Handel, Dienstleistung und verschiedenen Wohnformen gerecht werden. Sie wird durch Freiräume gegliedert und verknüpft.
Um den Marktplatz als Kern schaffen höhere Wohn- und Geschäftshäuser mit Satteldächern klare Räume und formale Verbindungen zum Bestand. Diese dichtere Baustruktur fasst als Geschosswohnungsbau und Betreutes Wohnen auch die „Großen Wiese“ nach Süden.
Nach Westen schließt sich das Quartier zur Gupfenstraße an, das sich typologisch an den Bestand der Gupfenstraße mit größeren traufständigen Gebäuden anlehnt. Nach innen bilden winkelförmige Gebäude verbundene Höfe und eine robuste Struktur, die auch den funktionalen Ansprüchen der gemischten Nutzung gerecht wird.
Entlang der Neckaraue schließt sich nach Osten ein Quartier mit Einfamilien-, Doppel- und Reihen-häusern an (Bauabschnitt 3). Durch Hausgruppen werden lockere Höfe erzeugt, die soziale Räume für Quartiersgemeinschaften anbieten. Die Gebäude sind von großzügigen Grundstücken umgeben und für die Solarnutzung überwiegend südorientiert. Die „Kleine Wiese“ gliedert die beiden Hausgruppen und bietet eine zweite Anknüpfung zum Neckar mit einer optionalen Brücke nach Süden an.
Alle drei Teilquartiere sind über Freiräume und ein Netz von Fußwegen und kleinen Plätzen verbunden. Der zentrale Freiraum ist der Marktplatz und die angrenzende „Große Wiese“. Sie bietet Angebote zum Spielen am Wasser, zum Spazierengehen und kann für Veranstaltungen genutzt werden. Die Große Wiese und die Flächen entlang des Neckars sind sparsam möbliert und landschaftlich gestaltet. Wasser ist das Leitmotiv der Gestaltung mit dem Regen- und Quellwasserkanal und dem renaturierten Ufer des Neckars mit Aufenthaltsmöglichkeit.
Erschließung und ruhender Verkehr
Die drei Quartiere werden durch zwei sparsame Wohnstraßen als Ringe erschlossen, die für den Durchgangsverkehr gesperrt sind. Die Oberfläche der Wohnstraßen ist als niveaugleiche Mischfläche ausgebildet. Wohnungsnah werden in den Wohnstraßen öffentliche Stellplätze in kleinen Gruppen an den Höfen angeboten. Die Höfe selbst sind als Shared-Space-Flächen ausgebildet. Alle Flächen werden durch oberflächliche Rinnen entwässert. Zusätzlich gibt es in den Höfen des westlichen Quartiers kleine Gruppen von Stellplätzen für die Dienstleistungsangebote. Ergänzend dazu werden unter dem Betreuten Wohnen Tiefgaragen vorgesehen. Außerdem werden in der Gupfen- und Stauffenbergstraße straßenbegleitend Stellplätze angeordnet. Die überörtliche Fahrradverbindung wird entlang des Neckars und der Gupfen- und Stauffenberg-straße geführt. Im Quartier gibt es ein enges Netz an Fußwegen. Die wichtigste neue Fußverbindung führt von der Kirche über den Hang zum Marktplatz und über die Promenade am Regenwasserkanal nach Süden.
Konzept zur Nachhaltigkeit
Passive und aktive Solarnutzung: Die Anordnung und Südausrichtung der Gebäude verhindert Ver-schattung und unterstützt, neben möglichen Passivgewinnen durch die Dachformen, auch den Einbau von Solarzellen. Die kompakten Bauformen reduzieren den Energieverbrauch. Die kompakte Bauweise der Gebäude in der Mitte lässt eine zentrale Heizkraftanlage zu. Der Gesamtenergie- und Ressourcenverbrauch ist durch sparsame Erschließung und geringen Ver-siegelungsgrad gesichert. Alle Wegeflächen in den Quartieren werden mit durchlässigem Pflaster ausgeführt.
Das Regenwasserkonzept sieht vor, das Regenwasser der Spielstraßen und Dächer über offene Rinnen dem Regenwasserkanal auf der zentralen Wiesenfläche zuzuführen und von dort durch eine Überlaufrigole zu versickern. Die Kühlung durch den Regenwasserkanal wirkt im Sommer auf den Freiraum und die angrenzende Bebauung.
Bauabschnittsbildung
1. BA Im ersten Bauabschnitt werden der Markt- und Brunnplatz, der Anbau der Volksbank und das mittlere Wohn- und Geschäftsgebäude am Marktplatz gebaut. Nach Süden werden
das Betreute Wohnen und östlich ein Geschosswohnungsbau erstellt. Nach Süden werden zwei Reihenhäuser errichtet, welche die Große Wiese räumlich fassen. Die Erschließung nach Süden wird in dieser Phase noch über den späteren Marktplatz geführt. Im westlichen Bereich erfolgt die Erschließung im ersten BA noch von Norden.
2. BA Es wird eine Ringerschließung für die Bebauung im dritten Bereich bis an den östlichen Anschluss an die Kirchbergstraße gebaut. Dadurch kann dieser Bereich mit allen Gebäuden und Freiräumen umgesetzt werden. Im zweiten Quartier im Westen werden die Gebäude entlang der Gupfenstraße gebaut. Auch der Freiraum entlang des Neckars soll nun verwirklicht werden.
3. BA Im dritten Bauabschnitt wird das östliche Gebäude am Marktplatz neu gebaut. Damit kann die Er-schließung vom Marktplatz nach hinten verlegt werden. Ebenso wird die Erschließung und Bebauung am südlichen Wohnhof im Bereich des zweiten Quartiers verwirklicht.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Ausformulierung der Platz- und Raumkanten durch winkelförmige, schräge Gebäude kann nicht nachvollzogen werden. Im Anschluss an den Platz und entlang der Volksbank führt ein grüner Keil (große Wiese) mit Wasserlauf und Weg zum Neckar. Dieser Keil wird auf der Ostseite durch dreigeschossige Gebäude mit Wohnund Geschäftsnutzung abgeschlossen und trennt auf der Westseite die massive Bebauung mit Wohnen und öffentlicher Nutzung ab.
Die Planung entlang der Gupfenstraße ist nicht nachvollziehbar, da sie hinsichtlich der Dimensionen den örtlichen Maßstab sprengt. Zudem sind für diese Bauformen keine wirtschaftlichen und energetisch sinnvollen Grundrisse zu erwarten.
Die östliche Wohnbebauung wird als positiv bewertet. Leider werden die Wohnhöfe durch die zentrale Anordnung der Erschließungsstraße zerschnitten.
Die Verknüpfung der Bauflächen zum Neckar durch die Ausgestaltung zweier Grünkeile (große/kleine Wiese) wird positiv bewertet. Nachteilig bzw. nicht nachvollziehbar ist die Anordnung der Tiefgarage, die mit insgesamt sechs Zufahrten kein schlüssiges Konzept ablesen lässt.
©BHM Planungsgesellschaft mbH
Übergang zwischen Brunnen- und Marktplatz
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Lageplan
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Skizze Konzept
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Piktogramm: Fußwegenetz mit Plätzen und Höfen
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Piktogramm: Dachlandschaft und Regenwassersammelsystem
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Übersichtsplan
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Bauabschnittsbildung
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Schnitt Süd - Nord
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Schnitt West - Ost
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