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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2018

„Planungsdialog Hafner“ in Konstanz

Preisgruppe / 1. Wettbewerb

Studio Wessendorf

Stadtplanung / Städtebau

Atelier Loidl

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Drumlin Hafner bildet das Zentrum, um diesen herum windet sich im Süden das historische Wollmatingen und nun ergänzend zu einem Ring im Norden die Quartiere des neuen Hafner. „Der zentrale Ring als Herzstück des neuen Quartiers bündelt das städtische Leben“, so sagen die Verfasser über die zentrale Ringstraße, die alles auffädelt. Sie schließen damit an das Motiv des Straßendorfes Wollmatingen an und vervollständigen dessen historische Raumschale zu einem Ring öffentlicher Räume um den Hafner herum. Damit wird ein Ziel der Auslobung, Wollmatingen zu ergänzen und keinen isolierten Stadtteil zu erzeugen, sehr konsequent beantwortet.

Dieser Ring wird als Boulevard verstanden, der Fußgänger, Radfahrer und ÖPNV bevorzugt und für Autos nur untergeordnet zu Verfügung steht. Die übergeordnete Erschließung des Quartiers erfolgt ausschließlich von 2 Punkten der L221 aus. Der MIV wird von Wollmatingen aus unterbunden, für ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger bietet der Ring jedoch die perfekte Verbindung. Kleine Plätze und Aufweitungen lockern den Ringboulevard auf und führen in die Nachbarschaften hinein. Der Hafner, der Drumlin in der Mitte, wird zum Wahrzeichen und Orientierungspunkt für das alte und neue Wollmatingen. Die kompakten Baufelder wickeln sich um den Hafner und „schmiegen sich in die Tiefebene“ nach Aussage der Verfasser. Die Drumline Bettenberg, Vochenberg und Hafner sollen so immer sichtbar bleiben. Das wird sehr konsequent umgesetzt und führt zu einer einzigartigen – vom Genius Loci inspirierten – Raumfigur, kompakt und in die Landschaft geschmiegt, andererseits sehr dicht und damit einer der Entwürfe mit dem größten Angebot an Bauflächen.

Kleinere Fugen dienen der Orientierung auf den Vochenberg und dem Bettenbergbach von Norden kommend. Damit wird der neue Stadtkörper mit der Landschaft verzahnt und es werden ganz selbstverständlich drei unterschiedliche Subquartiere ausgebildet. Der östliche nimmt vornehmlich Gewerbe auf, der kleine Hügel des Muren bildet dort eine sinnfällige Zäsur zur städtischen Mischnutzung. Bemerkenswert ist bei dieser Lösung, dass der Norden weiträumig der Kulturlandschaft vorbehalten bleibt und die weit ausschwingende Landesstraße L221 ihren landschaftlichen Charakter beibehält.

Die Lage des Bildungscampus‘ am Ostrand wird im Preisgericht grundsätzlich kritisch diskutiert. In diesem Fall liegt er jedoch in unmittelbarem Kontakt zum Mischgebiet mit sozialen Einrichtungen und Nahversorgung. Der Ring als wichtigste Raumfigur bewirkt zudem, dass in diesem jeder Ort gleichgewichtig in seiner potentiellen Zentralität ist. Die Positionierung des Bildungs- und Versorgungsschwerpunktes nahe an Wollmatingen könnte so dem alten Ort zugute kommen.

Die Fuge am östlichen Hafner (Bettenbergbach) sollte in Bezug auf die Kaltluftströme überprüft werden.

Der Entwurfsansatz erzeugt entlang des Ringes vornehmlich lange schmale Baufelder mit einer recht hohen Dichte. Diese Baufelder eigenen sich sowohl für klassische Blockrandbebauung mit Einzelparzellen als auch für Gebäude mit großen Tiefen für besondere Wohnformen oder kulturelle Nutzung, wie es im Bereich des Marktplatzes dargestellt wird, zentrale Parkierung über einem Supermarkt oder den Bautypus der Scheune. Größere Zuschnitte einzelner Baufelder ermöglichen zudem eine weitere Varianz von Bauformen. Zwischen diesen Baufeldern wird ein sehr abwechslungsreiches Netz an Gassen, Straßen und kleinen Plätzen entstehen. Der Weg in die Kulturlandschaft ist niemals weit.

Der Ansatz einer „dörflichen Urbanität“ ist ambivalent und birgt die Chance einer Neuinterpretation bekannter städtebaulicher Typologien.
1_In das Tal gegossen

1_In das Tal gegossen

2_Topographisches Raumgerüst

2_Topographisches Raumgerüst

Mosaik von Stadtquartieren und Kulturland

Mosaik von Stadtquartieren und Kulturland