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Einstufiger, beschränkter Realisierungswettbewerb in zwei Bearbeitungsphasen nach GRW 1995 | 11/2007

Projekt Brühl

© Benthem Crouwel

© Benthem Crouwel

3. Preis

Benthem Crouwel

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Die ,Brühl Arkaden’ als starker Rücken der Leipziger Altstadt

Stadtraum, Promenadenring, Sichtbezüge, Integration der Gebäudekörper in die direkte Umgebung, Passagenform als Fortführung der Innenstadtrouten

Die zukünftigen ,Brühl Arkaden’ markieren mehr als die Hälfte des nördlichen Teils des Grünen Promenadenrings, der die Altstadt Leipzigs umgibt. Direkt an der Achse Hauptbahnhof Þ Innenstadt gelegen beinhaltet die Realisierung der ,Brühl Arkaden’ die Möglichkeit eine großflächige Stadtreparatur durch zu führen. Die ,Brühl Arkaden’ verstehen sich als logische funktionale und ästhetische Fortführung der Altstadt, sowohl im Außenraum als im Innenraum. Angelehnt an den Verlauf des Brühls erstreckt sich innerhalb der Kubatur des Hauptvolumens eine 250 Meter lange Ergänzung des ortstypischen Passagennetzes in ost-westlicher Richtung.

Die Plauenschen Straße, die das Baufeld in zwei annähernd gleich große Stücke unterteilt, wird auf historischer Lage mit gleichem Profil wiederhergestellt. Zusätzlich wird eine räumliche Fuge zwischen den in seiner Ausstrahlung wiederherzustellenden Kopfbau und dem Rest des Baufeldes eingebracht.

Die Haupteingänge der ,Brühl Arkaden’ liegen in der Verlängerung der sich bogenförmig um das Museumsquartier legenden Passage zwischen Richard-Wagner-Platz und Hallischem Tor, sowie an der Schnittstelle zwischen der neuen Passagenachse und der Plauenschen Straße. Im direkten Eingangsbereich finden sich auf beiden Enden der ,Brühl Arkaden’ Durchgänge zum Tröndlinring. Zusätzlich zu den drei genannten Durchwegungen durch den sich neu aufspannenden Altstadtrand gibt es zwei Verbindungen die die zwei Hauptblöcke jeweils etwa auf der Mitte der sie durchschneidenden Passage von Süden am Brühl aus erschließen. Die Lage dieser zusätzlichen Eingänge ist abgeleitet aus zukünftigen Hof- und Passageneingängen auf der Südseite des Brühls. Zum einen wird der östliche Hauptblock somit an das Neue Museumsquartier angeschlossen, zum anderen ergibt sich an der westlichen Hälfte des Komplexes die Möglichkeit, den bestehenden ,Kretschsmanns Hof’ um einen nördlichen Ausgang zu erweitern, und so die überdachte Passagenroute der Innenstadt mit den ,Brühl Arkaden’ zu komplettieren.


Volumenbildung, Kante am Brühl, Enge am Hallischen Tor, ,Länge läuft’ am Tröndlinring, Weite am Richard-Wagner-Platz

Die beiden Hauptvolumina der ,Brühl Arkaden’ besetzen die baurechtlich mögliche Ausdehnung des Baufeldes gänzlich und folgen damit der historischen Kubatur des Ortes. Die Aufnahme der historischen Staffelung vieler schmaler Gebäude hintereinander auf der Nordseite des Brühls führt zu einer langen, geknickten Fassade in diesem Straßenraum. Die oben beschriebenen fünf Einstiegspunkte in die Arkaden markieren in etwa die Knickpunkte der Südfassade und nehmen gleichzeitig Bezug auf die hier ehemals vorhandenen Hofeingänge, wie den Plauenschen Hof, den Lattermannshof, Schwabes Hof sowie Krafts Hof.

Am Hallischen Tor wird die Enge des historischen Stadtgrundrisses an diesem Ort aufgegriffen. Mit einem markanten, aus dem Straßenraum erfahrbaren, hohen Volumen wird die Schwellenfunktion der Situation zwischen Altstadt und westlichem Hauptbahnhofsbereich auch vertikal betont.

Die Bebauung folgt am Tröndlinring der Lage der Richard-Wagner-Straße. Sie thematisiert die Schnelligkeit des an der Fassade entlanglaufenden Tröndlinringes mit dem Prinzip ,Länge läuft’. Diese Länge wird durch das sich deutlich durch die Fassadenlinie hervorschiebende Volumen des Kaufhauses Konsum durchbrochen.

Der die westliche Begrenzung der ,Brühl Arkaden’ markierende Kopfbau wird nur am Übergang zum Brühl in seiner Fassadenlinie geöffnet. Hierdurch entsteht eine ruhige Platzkante zum Richard Wagner-Platz, der sich hier zum Tröndlinring und Goerdelerring öffnet.


Bestand, Denkmalgeschützte Fassade, Hauszeichen, Richard Wagner

Die Metallfassade des Kopfbaus (,Blechbüchse’) wird als identitätsstiftendes Element an alter Stelle wiederhergestellt, bzw. formgleich ersetzt, sollte ein Restaurierung aus bautechnischen Gründen nicht möglich sein. Das sich heute dahinter befindliche Volumen bietet keine Möglichkeit einer offenen und flexiblen Nutzung und wird ersetzt. Die Bedeutung der mit der geschlossenen Metallfassade umwickelten ,Blechbüchse’ wird durch die respektvoll eingesetzte Fuge zum östlich gelegenen Neubaubereich betont.
Die noch vorhandenen historischen Hauszeichen ,Grüne Tanne’ und ,Goldene Eule’ werden ortsgleich in den Baukörper aufgenommen, sie bezeichnen die Lage der Eingänge zu den ,Neuen Kretschmannschen Höfen’ und zum Museumsquartier.

Innerhalb des großflächig geöffneten westlichen Haupteingangs ergibt sich die Möglichkeit den Umriss des Geburtshauses Richard Wagner’s beispielsweise im Fußboden oder in der Deckengestaltung des Ergeschosses nachzuzeichnen.


Blechbüchse und Stadtkrone

Der Status und die Bedeutung der ,Blechbüchse’ sind durch ihre Exponiertheit im Stadtraum definiert. Sowohl aus der Innenstadt über den Brühl, die Hainstraße und die Große Fleischergasse, als auch am Promenadenring stellt sie sich als Solitär da, der sich mit anderen Referenzpunkten wie dem Neuen Rathaus, der Thomaskirche oder den Neuen Gewandhaus messen kann.
Vorgeschlagen wird, auch das östliche Ende der ,Brühl Arkaden’ mit einer stadträumlich wirksamen Funktion und entsprechendem Volumen zu besetzen. Hier, an der Kreuzung zwischen alter Reichsstraße und Brühl, liegt einer der Initialorte Leipzigs. Die dargestellte Stadtkrone ist als neues Hallisches Tor weithin sichtbar und markiert die Lage der ,Brühl Arkaden’ und des sich anschließenden Museumsquartiers auch für Passanten am nahegelegenen Hauptbahnhof.


Nutzung und Ausdruck

Die Shopflächen der ,Brühl Arkaden’ legen sich auf dem Erdgeschoss sowie dem darüber- und darunterliegenden Geschoss an einen großen mehrgeschossigen zentralen klimatisierten Straßenraum. Der knickende Verlauf des Brühls wird hier so auf beiden Seiten der Passage interpretiert, dass die ,Arkaden’ sich weiten und verengen, ohne das die Übersicht über die gesamte Länge aus jedem Winkel des Komplexes verloren geht. An den Haupteingängen an beiden Enden der Arkaden werden auch öffentliche und halböffentliche Funktionen erschlossen. Oberhalb der Shop-etagen wird die Blechbüchse als Wagner Kulturforum mit angehängtem Restaurantbetrieb in einem hohen offenen Staffelgeschoss genutzt.
Am Eingang Brühl/Hallisches Tor ergibt sich die Möglichkeit einen weiteren (halb-)öffentlichen Bereich zu
erschließen. Für die sich auf diesem Gebäudeteil befindliche Stadtkrone wird eine Nutzung vorgeschlagen, die die Qualitäten des Ortes nutzt. So wäre eine großräumige Stadtterrasse mit Aussichtspunkt denkbar. Von hier aus wären erstmals und für eine breite Besuchergruppe sowohl in die gesamte historische Innenstadt als auch das Museumquartier, der Übergang zu den neueren Stadtteilen, bis in zum neuen Zentralstadion sowie der Messe und dem Flughafen erlebbar.

Das Parken wird vertikal zwischen die verschiedenen Nutzungen auf dem Gelände der Brühl Arkaden gelegt.
Drei gestapelte Parkdecks, die vom Hallischen Tor aus, über eine gegenüber der Marriott Garage gelegene Einfahrt erschlossen und zum Tröndlinring orientiert sind, schirmen am Südrand gelegenen Funktionen ab. Oberhalb eines einfachen, von den öffentlichen Parkflächen abtrennbaren Parkdecks befinden sich dort in stadthausartigen Kubaturen zwei Geschosse mit unterschiedlich dimensionierten Wohnnutzungen.
Ein Dreiviertelring von Staffelgeschossflächen bietet zusätzlichen funktionalen und ästhetischen Halt für die Stadthauswohnungen, die über Loggien und Dachterrassen alle einen eigenen Außenraum besitzen. Im Staffelgeschoss sind vom Tröndlinring aus erschlossene Ateliers zum kombinierten Wohnen und Arbeiten oder reine Loftbüros denkbar. Die Koppelung der Staffelgeschosse an den Außenraum macht sogar eine Nutzung der Flächen als Kindertagesstätte möglich. Unterhalb der publikumsträchtigen Stadtkrone wird ein Motel mit oberirdischem Parken angeregt, Parkflächen können so im Tagesverlauf mehrfach belegt werden. Bars und Restaurants werden als Teil von Eingangsbereichen zum Brühl gestaltet. Daneben verstärkt eine großflächige Restaurantnutzung mit freier Aussicht in vier Richtung die Attraktivität des Wagner-Kulturforums.


Sockel, Schürze und Haube

Die Höheneinteilung und räumliche Staffelung der ,Blechbüchsen’-Fassade wird als Thema für den gesamten Umfang der ,Brühl Arkaden’ aufgegriffen. Als bindendes Gestaltungsmaterial wird für das zurückspringende Erdschoß ein mit Aquajet oberflächenbehandelter Edelgrau vorgeschlagen. Darüber hinaus kragt eine schürzenartige Metallfassade, die ebenfalls im Neubau thematisiert wird. In diese Metallschürze werden alle Öffnungen für die unterschiedlichen Nutzungen, aber auch Stadtgrün, Werbe- und Projektionsflächen eingearbeitet. Neben der Attika der Dachterrassen ist durch den Überstand auch für zusätzlichen Wetterschutz in den Straßenräumen gesorgt. Die tief heruntergezogene Schürze reduziert die großen Geschosshöhen im Sockelbereich auf ein ästhetisches, menschliches Maß. Der Straßenraum an der Fassade wird zusätzlich durch Schaufenster mit kastenartigem Holzrahmen aufgewertet, die als Sitzmöglichkeit zum Verweilen einladen.
Die Staffelgeschosse werden in einer leichten Glasfassade ausgeführt, deren Position von der umlaufenden Attika zurückgesetzt ist und die zusätzlich zurückgeneigt ausgeführt vorgeschlagen wird. Die ablesbare Höhe der gesamten Dachkante wird damit auf die Traufe der Nachbarbebauung abgestimmt.
Die Parkebenen werden natürlich ventiliert über einen geschosshohen offenen Lamellenvorhang. Auf die dreigeschossige Fassadenfläche der Parkebene werden am Tröndlinring und Hallischen Tor die restaurierte Leuchtreklamen als gliedernde, gestaltende Elemente angebracht.


Raster, Konstruktion, Gliederung, Haustechnik, Brandschutz

Das Grundraster des Gebäudes ist direkt aus den Vorgaben für die Shopflächen übernommen worden. Dieses ermöglicht auch die darauf aufbauende Unterteilung der Parkdecks. Die Konstruktion der Wohn- und Atelier- bzw. Büroflächen ist auf das Konstruktionsraster abgestimmt und ermöglicht weitreichende Flexibilität in der Grundrissgestaltung. Das Konstruktionsraster bestimmt auch in die Fassadenrasterung, die funktionsabhängig unterverteilt wird.

Wie das Parken wird auch die Haustechnik vertikal in zwischen die zu bedienenden Nutzungen gelegt. Dies ermöglicht zusammen mit einer dezentralen Anordnung von kleinen Einheiten optimale Transportlängen. Der größte Teil aller Technikräume ist über die Parkdecks direkt anfahrbar.

Die vorgeschriebenen Fluchtradien für den Brandschutz in den Nutzungen werden eingehalten. Im unteren Bereich der ,Brühl Arkaden’ sind die Fluchttreppen auf große Menschenströme ausgerichtet. Servicegänge innerhalb der vermietbaren Fläche können als Fluchtwege in die Erschließung integriert werden und ermöglichen einen hohen Grad an Flexibilität für Zusammenlegung und Gliederung von Shopflächen.

Freiraumkonzept

Das landschaftsarchitektonische Konzept vervollständigt den grünen Rahmen am Tröndlinring. Öffnungen im grünen Rahmen betonen die Hauptzugänge zur Mall von Norden. Der Richard Wagner Platz und der kleine Platz an der Hainstraße bilden eine reizvolle Raumfolge. Während der Richard Wagner Platz als offener Stadtplatz interpretiert wird, ist der Platz an der Hainstraße schon Teil der Innenstadtstruktur. Er wird als grüner Raum konzipiert, der ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität haben wird. Die zu den Wohnbereichen orientierten Fassaden der Parkdecks werden intensiv begrünt.

Konstruktionsraster
Das Konstruktionsraster wird mit 16,50 x 12,50m gewählt. Die Hauptträger spannen über 12,50 m, über die größere Spanweite könnten vorgespannte Pi-Decken ausgeführt werden.

Haustechnikkonzept
Zielstellung der haustechnischen Planung ist es, ein funktionierendes Gebäude mit minimiertem Ressourcenverbrauch und optimal reduzierten Emissionen während der gesamten Lebensdauer des Gebäudes zu realisieren.
Um den zukunftsorientierten energetischen Anforderungen für das Gebäude gerecht zu werden, wird bei der heizungstechnischen Versorgung des Gebäudes mit Fernwärme auf Basis von umweltschonender Gas- und Dampfkopplung (GuD) zurückgegriffen.

Lüftungstechnische Anlagen
Die lüftungstechnischen Anlagen für den Shoppingbereich sind so konzipiert, dass sie mit einem Minimum an Energie betrieben werden. Dies wird durch den Einsatz von hocheffizienter Wärmerückgewinnung zur Aufheizung der Außenluft sowie über die Begrenzung des Luftwechsels mit der Einbringung der Mindest-Außenluft Personenrate umgesetzt.

Die zentrale Kälteversorgung für die Bebauung am Brühl wird hauptsächlich über eine energieeffiziente Absorptionskälteanlage erzeugt. Bedingt durch die Nutzungen besonders im Shoppingbereich sind ganzjährig hohe innere Wärmelasten abzuführen. Unter Berücksichtigung der anfallenden Investitions- und Betriebskosten sowie unter energetischer Sicht ist für die Kälteerzeugung im Winter eine freie Rückkühlung, d. h. Integration von zusätzlichen Kompakt – Kaltwässersätze mit integrierter Kompressionskälteanlage und freier Kühlung im Nass- / Trockenbetrieb vorgesehen. Dies führt zu einer deutlichen Verringerung der Betriebskosten der Kälteanlagen.

Auf den Dachflächen des Shoppingbereichs ist eine extensive Begrünung vorgesehen, die in den Sommermonaten den Wärmeeintrag durch das Sonnenlicht vermindert und das Regenwasser rückhält (Reduzierung der Einleitmengen). Der Verbrauch an Trinkwasser kann dabei wesentlich reduziert werden. Zudem hat es den Vorteil, dass für die Regenwasserableitung die Gebühren für die Einleitung reduziert werden können. Zusätzlich werden die vorhandenen Abwasserkanäle der KWL entlastet.

Für die Sicherheitsstromversorgung wird eine Netzersatzanlage benötigt. Diese kann als BHKW mit CO2 neutralem Biokraftstoff (z.B. Rapsöl) ganzjährig betrieben werden. Der elektrische Strom wird bei Normalbetrieb in das öffentliche Netz der SWL eingespeist und gemäß EEG vergütet. Die entstehende Abwärme wird zur Deckung der Grundlast ins Heiznetz bzw. über die Absorptionskälteanlage eingeleitet.
In der Mall erfolgt eine tageslichtabhängige Beleuchtungsteuerung. Das Energiemanagement zur Steuerung der haustechnischen Anlagen erfolgt über eine zentrale Gebäudeleittechnik mit Lastabwurfschaltung.
© Benthem Crouwel

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