Gutachterverfahren | 09/2015
Quartier Spielbudenplatz
©NL und BeL
Spielbudenplatz in der Nacht
1. Rang / Sieger
Architektur
Erläuterungstext
Städtebau von Straße, Haus und Tür
Die Straße ist Aktionsfeld gesellschaftlicher Mischung. St. Pauli ist aktives Gemenge auf der Straße. St. Pauli entsteht durch eine Vielzahl unterschiedlicher Akteuren, die sich auf der Straße treffen.
Wir erzeugen städtebauliche Heterogenität mit einfachen Häusern. Die verschiedenen Wohnungstypen sind gebäudeweise sortiert. In diesen Häusern leben jeweils relativ homogene Gruppen, sie stellen eine Gemeinschaft dar. Die Gruppen und ihre Mitglieder treffen auf der Straße aufeinander. Stadt wird auf der Straße gelebt, die Tür im Erdgeschoss ist der Übergang vom Gemeinschaftlichen zum Öffentlichen. Die Anzahl der Türen bestimmt den Grad der Mischung des Öffentlichen, dieser sollte maximal sein. Mit der großen Anzahl an Türen entsteht gesellschaftliche Vielfalt, Mischung und selbstbestimmte Begegnung.
Städtebau als Verhandlung
Die Realteilung wird sowohl als soziales als auch als wirtschaftliches Werkzeug eingesetzt. Das Gesamtgrundstück wird in vier Grundstücke geteilt, die nach Art ihrer Nutzung sortiert sind. Das Hotel liegt am Spielbudenplatz, der geförderte Wohnungsbau an Taubenstraße und Kastanienallee, der freifinanzierte Mietwohnungsbau und die Baugruppe an der Kastanienallee und der Quartiersstraße.
Auf der Realteilung werden die Regeln eingesetzt, die den Städtebau von Straße, Haus und Tür umsetzten. Auf der Basis von Abstandsflächenregeln und der interaktiven Positionierungen unterschiedlicher Gebäudetypen entsteht ein dynamisches dreidimensionale heterogenes Quartier. Die dynamisierte Blockrandbebauung erlaubt eine programmatische, soziale und formale Vielfalt.
Kleinteiligkeit wird durch abgestimmte Abstandsflächen erreicht. Der Verhandlung der Akteure der einzelnen Grundstücken ergibt eine heterogene Dichte. Lage, Größe und Höhe der Häuser entstehen aus der Verhandlung der Abstandsflächen und Nachbarschaften. Block und Quartiersstraße werden aus Abstandsflächen gebildet. So entsteht dreidimensional heterogener dynamischer Block.
Der städtebauliche Entwurf ist die Fortsetzung des Beteiligungsprozesses und keine räumliche Setzung. Durch sein interaktives Regelwerk der dynamischen dreidimensionalen Zonierung und Baumassenverteilung sind innerhalb des moderierten Abstimmungsprozesses Varianten möglich, die die im bisherigen Planungsverfahren festgelegten Programme umsetzen. Der 3-D dynamische Block kann sich an die Bedürfnisse der Akteure flexibel anpassen. Das begonnene Moderationsverfahren wird im Entwurf eingeschrieben.
3-D Programmierung der Oberflächen
Die Oberfläche des Blockes ist durch die Einfügung einer eigenen Straße und die Dynamisierung des Gebäudevolumens vergrößert. Alle Oberflächen werden für die Stadt aktiviert. Der Kontakt privater, gemeinschaftlicher oder öffentlicher Innenräume mit der Stadt wird als Qualität und Teil des St Pauli Codes verstanden. Alle Programme richten sich zur Stadt. Die strategischen Oberflächen des 3-D Blocks sind Quartiersplatz, Erdgeschoss, Dächer und Brandwände.
Der Quartiersplatz
Die neue Straße fügt St. Pauli einen weiteren Aktionsraum hinzu. Die Straße wird als Quartiersstraße verstanden: Hier treffen sich Subkultur-Cluster, junge Kreative, internationale Hostelgäste, Apartmentbewohner, Familien der Baugruppe und Senioren. Die Vergrößerung der Stadtoberfläche ist ein gemeinschaftliches öffentliches Wohnzimmer. Die Straße - lärmgeschützt von Spielbudenplatz - ist ein längsgerichteter Quartiersplatz.
Das Erdgeschoß
Das Erdgeschoß besitzt 42 Türen unterschiedlicher Nutzungen, die große Oberfläche ermöglicht viel Austausch in der Stadt. Urbanität entsteht durch private, kooperative und städtische Nutzungen, die den öffentlichen Raum anregen. Das Programm ordnet sich nach der umgebenden Stadt an: Kommerz, Hotelerie und Amusement auf dem Spielbudenplatz, Nahversorgung und Kiezkultur in Taubenstraße, Kastanienallee und der neuen Quartiersstraße. Der Stadtbalkon ist von zwei großzügigen Treppen an der Taubenstraße und der neuen Quartiersstraße an das Erdgeschoss angebunden. Er erweitert das Erdgeschoss um mindestens 5 weitere Türen. Diese Zone ist eine Informations- und Kommunikationsfläche der Stadt (Werbung, Zeichen, Bildern, Parolen und Vordächern).
Das Dach
Die Dächer sind als Flachdächer mit öffentlichem, gemeinschaftlichem und privatem Programm genutzt. Sie werden Teil des städtischen Gefüges. Die Nutzungen sind gebündelt: Auf den vier Realteilungsgrundstücken bilden sich um öffentliche Treppen und Aufzüge herum vier verschiedene Programmschwerpunkte. Es gibt kommerzialisierte, verschiedene soziale und ökologische Programmierungen:
Der Kiez bekommt – zugänglich über eine Baulückenerschließung an der Kastanienstraße – ein Basketballplatzdach, ein Spielplatzdach und eine Sonnen- / Aussichtsterrasse. Das Hotel bietet zum Spielbudenplatz eine Bar, einen Garten mit Sauna und ein Schwimmbad an. Auf Museum und Kogge ist der Spielbudenplatz öffentlich mit den Sportdächern Skatepark, Kletterpark und Spielschiff verbunden. Das Dach der Baugemeinschaften ist eine Kleingartenanlage, die Dächer der Miethäuser dienen der Verbesserung des Stadtklimas durch Grün, Wind- und Solaranlagen.
Die Brandwand
Dem städtebaulichen Entwurf liegt das Prinzip der Brandwand zugrunde. Auch die Brandwand ist ein aktives Element der Stadt. Sie spricht als Akteur zur Stadt. Sie wird zur Kommunikationsfläche (Werbung / Kunst), Aktionsfläche (Erschließung / Sport) oder Lebensraum (Pflanzen / Tiere). Sie bietet die Möglichkeit kreativer Aneignung durch Malerei, Graffiti, Aufkleber; sie kann Werbefläche, Bewegungsfläche (Kletterwand, Erschließung) oder Grünraum (Kletterpflanzen, Nistflächen, Bienenstöcke) werden.
Einfache Häuser
Der Städtebau wird aus einfachen Häusern gebildet. Ein Haus besteht aus der vertikalen Addition gleicher Wohnungstypen. Innerhalb des Hauses ist die Bewohnergruppe homogen. Die Strategie der einfachen Häuser gründet auf der Erkenntnis, dass Eindeutigkeit Verantwortlichkeit und Gemeinschaft ermöglicht und fördert. Die einfachen Häuser bieten jeweils einer Bewohnergruppe Lebensraum. Gruppen entstehen durch soziale Beziehung, innerhalb der einfachen Häuser wird diese Beziehung durch Ähnlichkeit hergestellt.
Innerhalb der Häuser können durch die spezifische Gruppe Räume, Dinge und Handlungen entstehen, die gemeinschaftlich sind. So teilen sich die Kleinwohnungen eine Balkonerschließung und gemeinschaftliche Außenwohnzimmer, die Baugemeinschaft teilt sich das Kleingartendach, die Apartments eine tolle Lobby, das Seniorenhaus einen Pflegedienst und die Maisonettewohnungen einen Dachgarten. Die einfachen Häuser sind durch die Sortierung optimiert in Struktur, Konstruktion und Fassaden, dies ermöglicht kostengünstiges Bauen.
Die Mischung St. Pauli entsteht auf der Straße.
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Spielbudenplatz Nacht
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Axonometrie Verschattungsstudie
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Spielbudenplatz Tag
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Städtebau von Strasse, Tür und Haus
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Axonometrie Verschattungsstudie
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Städtebauliche Axonometrie, Realteilung und Bündelung der Dachflächennutzungen, Festlegung der Raumvolumen nach der dynamischen, interaktiven Anwendung der Abstandsflächenregeln, Programmierung der Brandwände, Verteilung der Gebäudetypologien, Typengrundrisse
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Ansicht Spielbudenplatz
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Dynamischer 3-D Block
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Städtebau von Strasse, Tür und Haus
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3-D Programmierung
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Dynamischer 3-D Block
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Realteilung als Werkzeug
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Realteilung als Werkzeug
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Lageplan
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3-D Programmierung
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Spielbudenplatz am Tag
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Städtebauliche Axonometrie, Realteilung und Bündelung der Dachflächennutzungen, Festlegung der Raumvolumen nach der dynamischen, interaktiven Anwendung der Abstandsflächenregeln, Programmierung der Brandwände, Verteilung der Gebäudetypologien, Typengrundrisse
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Ansicht Spielbudenplatz
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Lageplan
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Ansicht Taubenstrasse
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Spielbudenplatz
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Ansicht Kastanienallee
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Kastanienallee Ecke neue Quartierstrasse
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Spielbudenplatz
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Quartierstrasse
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Taubenstrasse Ecke Kastanienallee
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Ansicht Taubenstrasse
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Kastanienallee Ecke neue Quartierstrasse
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Ansicht Kastanienallee
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Quartierstrasse
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Modellfoto
©Bayerische Hausbau
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