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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2021

Quartiersentwicklung „Alte Werkzeugfabrik“ in Laupheim

1. Preis

H|G Hähnig | Gemmeke Architekten und Stadtplaner Partnerschaft mbB

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Christiane Kolb Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schaffen mit der Platzierung von punkt- und zeilenförmigen Baukörpern entlang der westlichen Geländekante und drei östlichen, sich zur Rottum öffnenden Wohnhöfen ein städtebaulich stabiles Grundgerüst, das ein in Körnung und Volumen verdichtetes, jedoch verträgliches Maß an Bebauung für das neue, zentrumsnahe Baugebiet ‚Alte Werkzeugfabrik‘ in Laupheim vorschlägt.

Mit der mittleren Erschließungsachse, in deren Knick richtigerweise sowohl die ost-westliche fußläufige Wegeverbindung vom Bestandswohngebiet bis über die Rottum ins Naherholungsareal im Westen angelegt ist als auch der zentrale Quartiersplatz verortet ist, wird eine einfache, übersichtliche Platz- und Wegestruktur geschaffen.

Die Unterbauung der Baufelder mit Tiefgaragen und deren direkte Anbindung an die Häuser schafft komfortable Zuwegung zu den Wohnungen. Die große Anzahl von TG Abfahrten, die oftmals zwischen den Häusern und nicht in deren Volumina integriert liegen, werden jedoch kritisch bewertet. Fehlende Stellplätze für die Wohnungen wurden entgegen den Wünschen der Auslobung über ein Mobilitätskonzept zur Kompensation vorgeschlagen.

Der bauliche Hochpunkt mit 5 Geschossen liegt im Norden des Quartiersplatzes nachvollziehbar und bietet mit der erdgeschossigen Nutzung des Quartierstreffs die notwendige Belebung für den Platz an. Über die Grüne Fuge und die Sitzstufenanlage zum Wasser wird die Rottum bis in die Quartiersmitte erlebbar gemacht, was die freiräumliche Qualität positiv stärkt.

In der Setzung der Bauvolumen werden die westlichen Baukörper, die sehr tief in die Hangtopografie einschneiden, kritisch hinterfragt. Ihre Zugänglichkeit im hangseitigen Gelände ist räumlich nicht gelöst. Die Wohnqualität in den Erdgeschosszonen ist hier nicht nachgewiesen, die Topografiebewältigung ist nicht erfüllt. Modell- und Plandarstellung sind hier nicht deckungsgleich.

Die im Ideenteil straßenseitigen langen Gebäudefluchten der Wohnhöfe lassen bauliche Zäsuren zur besseren Durchlässigkeit vermissen. Auch ist die hofseitige Erschließung dieser Gebäudeteile nicht schlüssig nachgewiesen. Adressbildung und Zugangssituationen bedürfen einer Schärfung.

Die Punkthäuser im Süden werden als zu dicht und hoch bewertet, die die Einfamilienhäuser räumlich zu stark bedrängen.

Bezüglich des Wohnungsangebotes erreichen die Verfasser eine gute Durchmischung an Wohnungsgrößen, ein Angebot an alternativen Wohnformen wird jedoch vermisst und könnte das Quartier noch positiv ergänzen.

Die Wohngrundrisse sind als 3- und 4-Spänner mit Hochparterreausbildung prinzipiell wirtschaftlich organisiert. Das Angebot von in die Bauvolumen integrierter Loggien ergänzen die Wohnungen um qualitätvolle private Freiräume. Der hohe Anteil an nord-ausgerichteten Individualräumen und vielzähligen innenliegenden Bädern wird jedoch als nicht optimal bewertet.

Die Arbeit lässt bezüglich ihrer Kenndaten ein wirtschaftliches Ergebnis erwarten. Die Verfasser erreichen weitgehend die gewünschten Wohnflächen, wobei Abzüge im Bereich der nordwestlichen und südlichen Bauten erforderlich scheinen.

Die Verfasser schlagen eine konventionelle Massivbauweise vor, wobei das äußere Erscheinungsbild des Quartiers durch unterschiedliche Fassadenmaterialien (Klinker, Holzverschalung, verputztes monolitisches Mauerwerk) zu einer Differenzierung führen soll. Die Ansichten erscheinen hier noch teilweise sehr schematisch. Die Darstellung der Fassadendetails stellen jedoch ein anzustrebendes gestalterisches Niveau dar.

Quartiersplatz und Wohnhöfe bilden maßstäbliche, angemessenen Freiräume aus. Die Ausformulierung der Übergänge von öffentlichen zu halböffentlichen zu privaten Freiflächen ist allerdings noch sehr vage ausgearbeitet. Die Darstellung der Höhensituation in den Schnitten zum östlichen Grundstücksrand, insbesondere die bauliche Kante der TG, die durch das Anheben der Erdgeschossflächen entsteht, wirft noch Fragen auf.
Der nördliche Straßenraum wirkt in seinem Profil zu eng bemessen. Er sollte so ausgebildet sein, dass die freiräumlich und stadtklimatologisch als sinnvoll und notwendig erachteten Baumpflanzungen möglich sind.

Insgesamt bietet die Arbeit einen guten städtebaulichen Ansatz für das Quartier ‚Alte Werkzeugfabrik‘, das in Maßstab und Körnung weitgehend überzeugen kann, in seiner Ausformulierung und Detaillierung jedoch noch einige Fragestellungen aufwirft.