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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2024

Quartiersentwicklung Diekmoor in Hamburg

Räumliche Skizze

Räumliche Skizze

Anerkennung

Preisgeld: 2.500 EUR

DMSW Architekten

Stadtplanung / Städtebau

Rehwaldt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Im Hamburger Norden am Diekmoor soll in den nächsten Jahren auf einer Fläche von ca. 17 ha ein Wohnquartier mit urbanem Charakter und hoher Wohnqualität entstehen. Dieses Quartier soll für seine Bewohner identitätsstiftend wirken, einen sensiblen Übergang in den angrenzenden Landschaftsraum herstellen und attraktive Anbindungen an die umliegenden Quartiere bieten.

Im Zentrum des Entwurfs steht der Übergang zwischen Moorlandschaft und Bebauung, wobei die Landschaft der Auenwiesen und die Quartiersbebauung ineinandergreifen. Entstehende Naturkorridore, sogenannte „Auenfugen“, machen den Landschaftsraum erlebbar und erfüllen zugleich wichtige ökologische Funktionen. Diese Bereiche verbinden Natur und urbanes Leben auf harmonische Weise.

Bei sensibler Nachverdichtung, der Schaffung von Wohnraum und der Verbesserung der allgemeinen Nahversorgung wird ein besonderer Wert auf die Stärkung übergeordneter Grünzüge und deren stadtklimatischer Bedeutung gelegt. Die vorhandenen und ortsbildprägenden linearen Strukturen von Biotopen, Durchwegung und Bebauung werden gezielt betont und stärken die lokale Identität. Vertraute Erschließungsstrukturen und bekannte Naturräume sichern eine hohe Aufenthaltsqualität und einfache Orientierung im Quartier.

Die Bebauung orientiert sich an der gemeinschaftlichen Hofstruktur der benachbarten Fritz-Schumacher-Siedlung. Die abgewandelten „Auenhöfe“ schaffen nachbarschaftliche Räume und fördern das soziale Miteinander. Rückgrat der neuen Quartierserweiterung ist die markante Kurve der Nord-Südverbindung. Die gesamte Bebauung ist nach einem modularen, holzbaufreundlichen Raster geplant, das flexible Wohnformen und Eigentümerstrukturen ermöglicht.

Das neue Quartier bietet zudem die Möglichkeit, die ökologische Funktionalität und landschaftliche Schönheit des bestehenden Landschaftsraums mit der blau-grünen Infrastruktur einer Schwammstadt zu verbinden. Wechselfeuchte Auenwiesen vernetzen die Grünräume und Biotope in einem zusammenhängenden Auenpark und dienen der Natur als Refugium. Ein zentraler Quartiersplatz an der U-Bahn-Station verknüpft die Grünachse im Westen über den Landschaftsbalkon mit dem Auenpark.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser:innen rücken den Übergang zwischen dem Landschaftsraum „Moor“ und der angrenzenden Überbauung in den Fokus ihrer Analyse. Die Interaktion von Grünräumen und Biotopen wird auf anschauliche Weise vermittelt. Das vorgeschlagene Volumen erscheint angemessen, doch bei eingehender Betrachtung zeigt sich, dass die Ausnutzung, respektive die Bruttogeschossfläche im Vergleich zu anderen Projekten am unteren Ende der Skala angesiedelt ist.

Die überwiegend als 4- bis 5-geschossige, bodennahe U-Block-Struktur gestalteten Baukörper wirken leicht und angenehm proportioniert. Dass der westliche Abschluss als Solitär und der nördliche Baukörper in Form einer Zeile abgesetzt ist, wird nicht verstanden. Die Verdichtung oder Erhöhung der Geschosszahl in Richtung Quartiersplatz ist nachvollziehbar und unterstreicht die Zentrumsfunktion. Die drei Hochpunkte akzentuieren den Quartiersplatz; deren gewählte Proportionen werden jedoch kontrovers diskutiert. Die konzentrierte, angrenzende öffentliche Gewerbefläche im Erdgeschoss belebt diesen Bereich. Ausnahmen bilden punktuelle dezentrale Nutzungen, wie etwa das Siedlungscafé im Norden oder die KITAs im Baufeld B. Der Mobility Hub ist in seiner Konzeption als zu klein zu bewerten. Die Positionierung der beiden KITAs sowie der zugehörigen Außenräume erweist sich als gut durchdacht, da sie sowohl gut erreichbar als auch in der Größe angemessen sind.

Besonders positiv hervorzuheben ist die Vernetzung des Landschaftsraums mit der Bebauungsstruktur. Die sogenannten kleinen „Auenfugen“ bereichern die Zwischenräume der Blöcke. Die große „Auenfuge“ im Zentrum wirkt hingegen in ihrer Form etwas schematisch. Eine organischere Gestaltung der Retentionsfläche wäre wünschenswert. Die Verbindung dieser Fläche über den „Landschaftsbalkon“ mit dem Quartiersplatz wird als positiv bewertet.

Die bestehenden Erschließungsstrukturen werden beibehalten. Die Höfe sind von der Haupterschließung durch 2-geschossige Einschnitte zugänglich. Die Adressierung der Wohnungen erfolgt konsequenterweise über den Wohnhof. Ob die Nord-Süd-Verbindung der Höfe durch einen Einschnitt und dadurch resultierende Brandmauern gebildet werden muss, wird in Frage gestellt; ein Durchgang würde ausreichen, um unattraktive Brandwände zu vermeiden.

Alle Wohnungen profitieren von der Spreizung des intimeren Innenhofs sowie der Aussicht in den Grünraum. Die Baukörper sind effizient als drei- bis fünfspännige Strukturen organisiert. Problematisch gestaltet sich jedoch die Situation der Wohnungen in den Innenecken hinsichtlich der Aspekte Privatheit, Einsehbarkeit und Brandschutz. Die vorgeschlagene einheitliche Rasterung im Hinblick auf die Modulbauweise erweist sich aus ökonomischer Perspektive als interessant.

Fazit: Das Projekt knüpft äußerst gekonnt an die heterogenen städtebaulichen Elemente der Umgebung an und ergänzt diese zu einem sinnstiftenden Ganzen. Die Anlehnung an bodennahe Siedlungsstrukturen schafft vertraute und damit selbstverständliche städtische Situationen. Bedauerlicherweise erweist sich das Projekt aus ökonomischer Sicht als nicht tragbar.
Masterplan

Masterplan

Herleitung

Herleitung

Freiraumprinzipien

Freiraumprinzipien

Blockprinzipien

Blockprinzipien

Quartiersmitte

Quartiersmitte