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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2024

Quartiersentwicklung Sindelfinger Krankenhausareal

3. Preis

Preisgeld: 16.500 EUR

studio komaba

Stadtplanung / Städtebau, Landschaftsarchitektur

zirkulær

Nachhaltigkeitskonzept

toponauten GmbH

Landschaftsarchitektur

TOP Brandschutz Ingenieur Gesellschaft mbH

Brandschutzplanung

Jäger Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

„Die Stadt ist gebaut!“ Diese oder ähnliche Aussagen wurden schon oft proklamiert. Ihr Hintergrund spannt von den „Limits of Growth“ bis zu „Urban Mining“ Strategien und der Kreislaufwirtschaft in Städtebau und Architektur. Diese Ansätze werden die Zukunft der europäischen Stadt prägen, sind aber zum heutigen Zeitpunkt erst in ihren Anfängen. Das Krankenhausareal Sindelfingen kann zum Musterbeispiel für zukünftiges Bauen werden und so an die Tradition der Mustersiedlungen anknüpfen. Das Areal erinnert an die Weissenhofsiedlung in Stuttgart, die vor rund 100 Jahren als Laboratorium für neues Bauen und Wohnen die Region Stuttgart nicht nur in den Mittelpunkt des architektonischen, sondern auch eines gesellschaftlichen Diskurses rückte und europaweit zum Vorzeigeprojekt wurde. Das ehemalige Krankenhausareal in Sindelfingen lässt sich zu einem zukunftsweisenden, durchmischten und vielfältigen Quartier entwickeln, das eine Bereicherung für den Stadtteil und die gesamte Region wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt durch das selbstverständliche Weiterbauen des Quartiers. Der Bestand bleibt bis auf das nicht zu ertüchtigende Parkhaus weitgehend erhalten und der Schwerpunkt des Areals bleibt das Bettenhaus. Die Verfassenden verzichten auf zusätzliche großvolumige Hochpunkte – stattdessen werden kleinmaßstäbliche Ergänzungen geschickt platziert.
Die städtebauliche Ordnung entsteht damit nicht durch eine Achse, die sich durch das gesamte Quartier zieht, sondern durch eine Abfolge von miteinander verknüpften Höfen, die teils etwas eng scheinen. Trennendes Element ist dabei der Baukörper, der den Fußabdruck des bisherigen Parkhauses aufgreift. Die Jury würdigt zwar dessen Potential als „multifunktionaler Alleskönner“, der zum Quartiersanker werden könnte.
Die fußläufige Durchwegung in Nord-Süd-Achse durch den Hof müsste jedoch deutlich gestärkt werden. Auch die Ostseite mit dem angelagerten Parken scheint eher eine Rückseite zu sein und müsste deutlich aufgewertet werden. Dies gilt in gleicher Weise für viele Flächen um die Gebäude, die einer freiräumlichen Aufwertung bedürfen. Ziel muss sein, den Freiraum gut gestaltet an die Gebäude heranzuführen – dabei ist die Erschließung auf eine angemessene Dimension zu führen. Aktuell wirken die Grünstrukturen eher additiv, als aus dem Gelände und den Baulichkeiten heraus entwickelt. Vermisst wird auch eine räumlich starke Ost-West-Querung in der Mitte des Areals, deren dreieckige Mitte aktuell noch nicht vollumfänglich überzeugt.
Kritisch sieht die Jury die bauliche Dichte im Bereich des heutigen Haupteingangs zum Klinikum. Hier wäre etwas mehr „Luftigkeit“ gewünscht, die auch die Übersichtlichkeit und Orientierung im Stadtteil stärken könnte.
Die Anzahl der Wohnungen ist in der Relation gering. Gewürdigt wird allerdings die planerische Tiefe der Durcharbeitung, insbesondere für die Umnutzung des Bettenhauses. Die statistischen Kennzahlen von Fläche und Volumen liegen jedoch im Durchschnitt aller Beiträge, wobei ein höher Wohnanteil wünschenswert wäre. Die Realisierbarkeit von Einzelhandel wird in Frage gestellt. Die sinnvolle Bauabschnittsbildung ist durch die kleinen Einzelcluster nachgewiesen.
Die Erschließung ist über eine zweite Straße, am nördlichen Rand im Sinne der Redundanz gut gesichert. Wünschenswert wäre eine weitere Differenzierung der restlichen Erschließungsflächen hinsichtlich Nutzungszweck, wie zum Beispiel die Überfahrt des Charlotte – Bühler – Platzes oder des Schulhofes. Die Führung des Radverkehrs im Quartier ist weiter auszuarbeiten, damit die Erreichbarkeit der Gebäude sichtbar wird. Hervorzuheben ist, dass der Stellplatzschlüssel übererfüllt ist.
Die Stärke der Arbeit liegt neben dem weitreichenden Bestandserhalt im sorgsamen Hinzufügen einzelner wiedererkennbarer Bausteine. So entsteht eine Ausgewogenheit zwischen den neuen baulichen Impulsen und der vorhandenen Struktur, wie dies auch die atmosphärischen Perspektiven stimmig illustrieren.