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1. Rang 2 / 2

Konzeptvergabe | Nichtoffenes Investoren - und Architektenauswahlverfahren mit Präqualifikation | 01/2025

Quartiersentwicklung Strasser-Areal in Balingen

Blick von den Eyachterrassen

Blick von den Eyachterrassen

2. Rang / 2. Phase

BAUPROJEKTA GmbH

Investor*in

KBK Architekten Belz | Lutz

Architektur

Arge Fink Schnider

Architektur

Möhrle + Partner Freie Landschaftsarchitekten BDLA/IFLA

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau und Konzept
Der städtebauliche Entwurf des Strasser-Areals greift die bestehenden Planungen der Bundesgartenschau auf und entwickelt diese konsequent weiter. Im Mittelpunkt steht die Ausweitung und Fortführung des Grünraums am Knotenpunkt der Eyach und des Etzelbachs, der nahtlos über die Stingstraße in die neu gestalteten Außenräume des Strasser-Areals übergeht. Auf diese Weise entsteht eine harmonische Verbindung zwischen der natürlichen Landschaft entlang der Gewässer und dem urbanen Raum, die die Qualität des Ortes weiter erhöht.

Das städtebauliche Konzept sieht ein Ensemble aus zwei Hauptbaukörpern vor, die durch subtile Höhenunterschiede und volumetrische Verschneidungen voneinander getrennt sind. Diese Struktur fügt sich harmonisch in die kleinteilige Körnung des umliegenden Quartiers ein, ohne dabei als monolithische Großform zu wirken. Durch die Staffelung der Baukörper entsteht ein maßstäblicher Übergang zu den Fassadenlängen und Baumassen der benachbarten Bebauung.

Ein prägnanter, würfelförmiger Kopfbau, der sich leicht abdreht und sich parallel zur Stingstraße positioniert, schafft eine starke visuelle Beziehung zur gegenüberliegenden Agentur für Arbeit. Zusammen bilden sie zwei markante Hochpunkte. Diese bauliche Setzung greift das bestehende städtebauliche Thema der Altstadtportale Balingens auf und definiert gleichzeitig einen modernen Eingang zur östlichen Altstadt in Richtung Marktplatz und Stadtkirche. Darüber hinaus markiert der Kopfbau selbstbewusst das neu geplante Ensemble im städtebaulichen Kontext.

Architektur
Die Fassade des Gebäudes gliedert sich in einen robusten, rötlichen Klinkersockel im Erdgeschoss und eine weiß gestrichene, hinterlüftete Lärchenholzverschalung in den oberen Geschossen.

Das Gebäude staffelt sich zur Eyach hin ab, wodurch eine offene und luftige Struktur entsteht. Das Gartenthema der Eyach wird durch die bewachsene Pergolastruktur entlang der Fassade fortgeführt, wodurch verschiedene Terrassen und Außenräume geschaffen werden.

Die vorgestellte, leichte Struktur aus Metall bildet eine begrünbare durchlässige Pufferschicht, die sich zum Grünraum und zur Aussicht öffnet.

Umgebung und Freiräume
Durch die leicht vorstehende Position des Kopfbaus in Richtung Altstadt entstehen zwei unterschiedlich dimensionierte Plätze, die offen und einladend gestaltet werden. Der kleinere Platz vor dem Kopfbau wird der Gastronomienutzung im Erdgeschoss zugeordnet. Aufgrund der nicht vorhandenen Unterkellerung dieses Bereichs können dort großwüchsige Bäume erdgebunden gepflanzt werden, die als Schattenspender für die Außenbestuhlung dienen.

Der größere, zentral gelegene Platz wird durch die benachbarten Baukörper gerahmt und bietet durch seine offene Gestaltung mit wasserdurchlässiger, aber belastbarer Oberfläche vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, die an den lebendigen Charakter der Bespielungen während der Gartenschau anknüpfen.

Durch die Gestaltung mit wasserdurchlässigen Pflasterbelägen und wassergebundenen Wegedecken in den Hauptplatzzonen wird die Versiegelung minimiert und das Regenwasser vor Ort dem natürlichen Kreislauf wieder zugeführt. Die begrünten Dächer verstärken die Rückhaltung von Niederschlagswasser. Offene, versickerungsfähige Beläge ermöglichen zusammen mit den Bäumen auf den Platzflächen Verdunstungskühle und fördern somit das Kleinklima im Quartier.

Energiekonzept und Nachhaltigkeit
Das Energiekonzept für das Strasser-Areal setzt auf eine effiziente und nachhaltige Energieversorgung. Die Gebäude werden über das vorhandene Fernwärmenetz beheizt, was eine zuverlässige und umweltfreundliche Energiequelle darstellt. Hauptsächlich kommen Flächenheizungen zum Einsatz, die eine gleichmäßige Wärmeverteilung ermöglichen und den Komfort der Nutzer erhöhen. Eine zentrale Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung trägt maßgeblich zur Energieeinsparung bei.

Im Bereich der Nachhaltigkeit setzt das Projekt auf die Verwendung von Holzmassivbauweisen, die aufgrund ihrer CO₂-Speicherung eine ökologische Alternative zum klassischen Massivbau darstellen. Die vorgefertigte Holzkonstruktion ermöglicht eine kurze Bauzeit und eine hohe Bauqualität. Die Außenwände verfügen über einen sehr guten U-Wert, was zu einer effizienteren Nutzung der Grundfläche führt. Die hinterlüftete, diffusionsoffene, vorbehandelte Holzfassade bietet eine langfristige, schadstofffreie Lösung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Überarbeitung der Bebauung am Strasser Areal schlagen die Verfasser kleinere Anpassungen in der städtebaulichen Figur vor, die wie folgt bewertet werden: das marginale Herausdrehen der nördlichen Wandscheibe zum ‚Vorplatz‘ hin verbessert zwar die Geometrie des Vorbereichs, die Fügung der beiden Baukörper kann allerdings weiterhin nicht vollumfänglich überzeugen. Der höhere Kopfbau erhält statt der Abstaffelung zum Platz hin nun eine vorgelagerte Terrassenstruktur. Grundsätzlich wird das kräftigere Volumen zur Stadt hin begrüßt, es wird jedoch kritisch hinterfragt, ob die den Praxen zugeordneten Balkone tatsächlich die richtige bauliche Antwort als räumliche Kante zum Platz und Richtung Norden bilden. Die südliche Fassade in der Erdgeschosszone am Rossnägele wird anstatt mit kellerartigen Fensterbändern nun mittels bodentiefer größerer Öffnungen deutlich aufgewertet. Die durch den Höhenversprung von Strasse zu Platz entstehende innenräumliche Wirkung der gehwegbündigen Einblicke ist bei entsprechender Nutzung zwar vorstellbar, birgt jedoch auch die Gefahr der vollständigen inneren Abschottung/Abklebung, was einer attraktiven Erdgeschosszone entgegenwirken würde. Die Ausbildung der Stirnseite zu den Eyachterrassen wird bezüglich der Wirkung in den öffentlichen Raum noch nicht ausreichend bewertet. Sowohl die im Freiraum entstehende Restfläche als auch die hinter den großen Fenstern vorgeschlagene Fitnessnutzung wird erdgeschosssig als noch nicht gelöst bewertet. Auch wird die viergeschossige Erscheinung weiterhin in Teilen kontrovers diskutiert. Die Freiraumgestaltung wurde weitgehend unverändert belassen, wodurch weiterhin eine gewisse Ambivalent zwischen Terrassierung und flexibler Bespielbarkeit bestehen bleiben. Die starke und kleinteilige Terrassierung verhindert eine flexible Nutzung, eine Befahrung für die Aufstellung von Marktständen und ähnlichem wird eingeschränkt und eine großzügige räumliche Verzahnung mit den Eyachterrassen wird vermisst.

Die in der ersten Phase vorgeschlagene Konstruktionsweise und Materialisierung der Bebauung wird in der Präsentation deutlich offener und dadurch auch unverbindlicher vorgestellt. Eine klare architektonische Haltung wird vermisst. Eine eindeutige und verbindliche Aussage kann hier nicht zugesichert werden, was die gestalterische Qualitätssicherung an dieser prominenten Stelle nicht möglich macht. Bezüglich der Nutzungen werden die vorgeschlagenen Arztpraxen sehr positiv bewertet, auch eine Gastronomienutzung kann den Platz angemessen beleben. Ob das Fitnessstudio im EG in Verbindung mit den angedachten Co-Working Nutzungen platzseitig die gewünschte Frequenz für den öffentlichen Raum bringen kann, wird hinterfragt. Auch bestehen Bedenken, ob eine regelmäßige „Eventnutzung“ am Abend nicht eher Konfliktpotential mit den angedachten Eigentumswohnungen birgt. Insgesamt konnte die Arbeit ihre grundsätzlich positive städtebauliche Setzung und Differenzierung in den genannten Kritikpunkten nicht so weit stärken, dass sie für eine Weiterverfolgung empfohlen wird, was durch die vage Haltung und Aussage zur Materialität und Gestaltung dieses für die Stadt so besonderen Ortes nicht unerheblich ins Gewicht fällt.
Blick vom Biergarten über den öfffentlichen Platz zum Zollernschloß

Blick vom Biergarten über den öfffentlichen Platz zum Zollernschloß

Lageplan

Lageplan

Modell

Modell

Lageplan Freianlagen M 1:500

Lageplan Freianlagen M 1:500

Lageplan Freianlagen M 1:200

Lageplan Freianlagen M 1:200

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