modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2024

Quartiershaus Q1 mit Quartiersplatz im Stadtteil Dietenbach in Freiburg im Breisgau

Anerkennung

Preisgeld: 5.500 EUR

Schweikert Schilling Architekten

Architektur

werkbüro freiraum+landschaft

Landschaftsarchitektur

Vögele Architekten

Architektur

Brandschutzconsult GmbH &Co. KG

Brandschutzplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Bei Arbeit 2013 handelt es sich um einen 4-geschossigen Baukörper, der sich zum Quartiersplatz orientiert; dieser beherbergt das Quartiershaus, dahinter entwickelt sich der 2-geschossige Kitabau, der sich im Modell durch eine Fuge absetzt. Beide Baukörper werden durch Wände verbunden; außerdem erhebt sich der Gesamtkörper auf einem durchgehendem Betonsockel, der sich sich zum Platz abtreppt (3 Stufen / Rampen). In Bezug auf Inklusion bleibt zu wünschen, dass die Erschließung des Eingangsbereichs überarbeitet würde, weil die Zugänglichkeit über die seitliche kleine Rampenanlage nicht adäquat ist. Die Frage verbleibt, ob der Betonsockel dem Objekt guttut und notwendig ist.

Arbeit 2013 ist eine der auffälligeren Arbeiten und hebt sich durch sich abzeichnende Schmetterlingsdächer auch nach außen ab, die spannende Raumproportionen erwarten lassen. Das Objekt besitzt durchgehend eine umlaufende Holzfassade, der zum Teil eine zweite Ebene vorgelagert ist. Die Fassadenqualität zum Platz ist wenig einladend, der Eingang mit eingeschossigem Einschnitt recht unauffällig. Die Fassade zum Quartiersplatz spiegelt nicht unbedingt eine öffentliche Nutzung wider. Im Eckbereich der Platzfassade ist eine Fluchttreppe gestalterisch dominant ausgebildet, die Sinnhaftigkeit erschließt sich jedoch nicht. Die Fuge, die sich im Modell abhebt (zwischen Quartiersnutzung und Kita) ist im Grundriss EG nicht mehr überall ablesbar und verschwimmt.

Die Platzgestaltung des Quartiersplatzes zieht sich attraktiv bis zur gegenüberliegenden Gebäudekante jenseits der Straße optisch hinweg, an den Seiten des Platzes geschieht dies jedoch nicht. Insgesamt wird im Außenbereich zu viel gewollt: es werden im Bereich des Platzes zu viele Bauminseln (insgesamt 5 Stück) mit Sitzbänken vorgeschlagen, die den Platz optisch und nutzungstechnisch einschränken. Der seitliche Zugang zur Kita ist großräumig und bequem, er bietet Aufenthaltsqualität für Kinder und Eltern. Fahrradstellplätze in Eingangsnähe fehlen jedoch, bei der Kita ebenfalls Abstellmöglichkeiten für Bollerwagen und Kinderwagen. Das Außengelände der Kita wirkt großzügig, vielgestaltig und differenziert, jedoch überladen und z.T. noch nicht zu Ende gedacht (Spielturm an der Grundstücksgrenze // Fallschutz). Funktionale Aspekte fehlen zum Teil, z.B. gibt es keine barrierefreien Ausgänge von der Kita Außenanlage in den Park.

Der Betonsockel, auf dem das Gebäude ruht, verhindert Barrierefreiheit und distanziert das Quartiershaus vom Quartiersplatz. Die Rampen zur Herstellung der Barrierefreiheit sind ganz am Rande angeordnet und verhindern Inklusion. Die öffentlichen Nutzungen, nämlich Quartierscafé und Mehrzweckraum sowie das Quartiersbüro und die öffentlichen Toiletten wurden zum Platz hin orientiert und sind einfach auffindbar, in der Fassade jedoch nicht ablesbar. Der Zugang zu Café und Quartiersbüro gestaltet sich tunnelartig, um einzutreten muss man im rechten Winkel abbiegen. Die Kita im rückwärtigen Grundstücksbereich wickelt sich um einen innenliegenden Kern ab, in dem sich (dunkle) Nebenräume verbergen. Der Eingangsbereich der Kita ist undefiniert; der Besucher „fällt“ ins Kinderbistro, das nicht zum Eingangsbereich abgegrenzt ist (kein Windfang). Die Funktionsräume sind an der Fassade umlaufend angeordnet und funktionieren im EG gut, der gemeinschaftliche Schlafraum im Obergeschoss funktioniert jedoch nicht.
Ein zentraler Sanitärkern ist ggf. für kleine Füße zu spät zu erreichen (lange Wege). Die vertikale Verbindung ist räumlich unattraktiv, Treppe und Aufzug liegen weit auseinander, was Inklusion verhindert. Die Obergeschossräume im Quartiershaus sind sinnhaft gestapelt und flexibel nutzbar, können für zukünftig Nutzung angepasst werden.

Das Objekt wird konsequent in Holzbau umgesetzt; aussteifende und brandschutz-technisch notwendig Bauteile in Holz-Massivbauweise. Die Tragstruktur ist mit kleineren Abstrichen klar und durchgehend; das Stützenraster erscheint geeignet und wirtschaftlich. Der Wandaufbau hingegen ist unklar; ebenso ist der Deckenaufbau brandschutzmäßig zu hinterfragen. Konstruktiver Holzschutz ist zu hinterfragen bzw. es fehlt eine Aussage dazu.

Die Vorgaben aus der Auslobung sind nur anteilig eingehalten; viele Räume sind zu klein, andere zu groß, wieder andere fehlen komplett.

Die Kennwerte des Objekts, die im Rahmen der Vorprüfung aufgezeigt wurden, spielen sich im Mittelfeld ab. Die Räumlichkeiten erscheinen zweckmäßig und wirtschaftlich abbildbar (keine Flächenverschwendung). Das Objekt ist mit vertretbarem Aufwand umsetzbar.

Zum Energiestandard / Konzeption wird keine Aussage gemacht. Positiv fällt die vollflächige Auslegung der Schmetterlingsdächer mit PV-Anlagen auf. Über sommerlichen Wärmeschutz ist dem Entwurf nichts zu entnehmen. Grundsätzlich wurden viele wichtige Aussagen zur Beurteilung des Entwurfs nicht getätigt.