Ein vielfältig nutzbarer Baumplatz soll das neue Quartier an der Hemelinger Bahnhofstraße prägen. Der südlich angrenzende Teil des Stadtraumes mit einem Angebot für Kinderspiel unter der vorhandenen Linde setzt diese Entwurfsidee fort. Eine kreisrunde rote, künstlerisch gestaltete Kronenbank um die große Rotbuche könnte mit ihrer Assoziation an die historische Nutzung des Coca-Cola-Areals dem Platz eine besondere Ausstrahlung und vielleicht sogar den Namen geben. Damit gelingt den Verfassenden eine selbstverständliche und prägnante Lösung für eine hohe Aufenthaltsqualität und Ausstrahlung auf dem neuen Platz, der über die Bahnhofsstraße hinweg mit dem Hemelinger Marktplatz und dem dort vor einiger Zeit platzierten Kunstwerk korrespondiert. Die angrenzenden Adressen sind in den Platzraum mit seiner einheitlichen Oberfläche sowohl visuell als auch funktionell bis hin zu den notwendigen Verkehrsführungen gut integrierbar. Das betrifft auch die Freisitze für Gastronomie an den nördlich und westlich gelegenen Gebäuden sowie die langen Sitzbänke mit Bezug zur Kinderspielfläche zwischen dem zukünftigen Supermarkt mit Bäcker und der avisierten Stadtteilfiliale der Sparkasse an der Südseite. Der Belag auf dem Baumplatz nimmt über die Fugen und Baumscheiben viel Regenwasser auf und erzeugt eine zukunftssichere Pflanzfläche. Die Kombination mit mittelgroßen Baumarten überzeugt ebenfalls.
Die Rundbänke werden kontrovers diskutiert, da keine „Gegenübersituation“ entstehen. Entlang der Bahnhofstraße werden Konflikte zugunsten der Platzwirkung ggf. in Kauf genommen. Dennoch überzeugt die großmaßstäbliche Möblierung und die damit verbundene positive Interpretation des Stadtraumes. Ob die intensiven Nutzungen und Pflanzungen unter den Bestandsbäumen umsetzbar sind, wird in Teilen kontrovers diskutiert und ist mit dem Gewinn für Aufenthaltsqualitäten abzuwägen.
Der Baumhain ist gut gesetzt, die Einbindung des südlichen Baukörpers sowie die Zuordnung der Spielflächen fallen hingegen qualitativ ab. Die Wahl eines hochwertigen und langlebigen Granitsteines für die Platzfläche ist plausibel. Dies ist u.a. in einer Aufpflasterung der Bahnhofsstraße aufzugreifen und führt zu guten Übergängen in die angrenzenden Stadträume.
Für die Fassaden der Bebauung am Platz suchen die Entwurfsverfassenden nach einem differenzierten Ansatz, der die städtebauliche Maßstäblichkeit der Bahnhofsstraße aufgreifen soll. Die Durcharbeitung einer mit Klinkern ausgeführten Fassade für die westliche Platzwand zeigt das in Ansätzen auch für die architektonische Durchbildung der Fassaden. Diese werden u.a. aus wirtschaftlichen Gründen sowie in ihrer architektonischen Ausdruckskraft und Wirkung kontrovers diskutiert.
Für den südlich gelegenen Solitär auf dem Platz (Bank) kann der architektonische Ansatz nicht wirklich überzeugen. Für das nördlich am Platz gelegene, mit einem Giebel auf die Bahnhofsstraße und den Hemelinger Marktplatz orientierte Gebäude schlagen die Verfassenden eine artifizielle Architektur mit einer Glasfassade vor. Die Jury interpretiert diese Idee als Hinweis auf einen besonderen Gestaltungsanspruch für dieses Gebäude mit einer deutlich öffentlichkeitswirksamen Nutzung.
Insgesamt kann der Entwurf mit seiner klaren und stimmigen Haltung für einen neuen Stadt- und Quartiersplatz mit einer sehr hohen Aufenthaltsqualität überzeugen.