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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2019

Raumbildender Ausbau der U4-Neubauhaltestellen "Horner Geest"

Perspektive Stoltenstraße

Perspektive Stoltenstraße

3. Preis

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Architektur

Gottlieb Paludan Architects

Architektur

Erläuterungstext

ÜBERGEORDNETE LEITIDEE

Die drei neuen U4-Haltestellen Horner Geest bilden einen Grundstein der Entwicklung des Hamburger Ostens. Dieser Entwurf stärkt die Verknüpfung zwischen der Stadt und ihrem öffentlichen Nahverkehrssystem.
Der Einsatz von Licht spielt in diesem Sinne eine große Rolle. Unterschiedliche Lichtsituationen in den U-Bahnstationen erzählen eine atmosphärische Geschichte des jeweiligen Stadtteils darüber. Die Stadt und die U-Bahn treten so in eine wechselseitige Beziehung. Die lokale Identität schiebt sich visuell herunter in die Station, während die U-Bahn-Identität durch ihre Zu- und Eingänge in den städtischen Raum eingreift.
Die drei Stationen erhalten über die neutrale U-Bahn-Identität einen einheitlichen Gestaltungsrahmen. Das Licht und die lichtformenden Deckenpaneele hingegen erzeugen eine individuelle, lokale Stadt-Identität - die Lichterzählung.

U-BAHN IDENTITÄT

Die Gestalt der U-Bahn Identität ist neutral, wertig und langlebig. Sie funktioniert als unbeschriebenes individuell gestaltbares „weißes Blatt“. Die hochwertigen und langlebigen Materialien, belegen die Flächen, mit denen die Fahrgäste in direkte Berührung kommen.
Die U-Bahn Identität holt den Passagier bereits auf Straßenniveau in der Stadt ab. Sie nimmt ihn an die Hand und leitet ihn durch die Schalterhalle und auf den Bahnsteig. Sie begleitet ihn bis er die U-Bahn betritt und nimmt ihn in der Folgestation wieder in Empfang. Auf diesem Weg durch die Stationen vermittelt die zurückhaltende und freundliche Helligkeit dem Passagier ein gutes Gefühl für eine angenehme Reise.
Zudem steigert die helle Farbe Übersichtlichkeit, Sicherheit und eine leichte Zugänglichkeit für alle Passagiere. Alle Bestandteile notwendiger Leit- und Informationssysteme sowie Werbeoberflächen werden optisch in die zurückhaltende Gestalt der U-Bahn Identität implementiert. So ergibt sich trotz vielfältiger und komplexer Ansprüche ein schlüssiges und beruhigtes Erscheinungsbild.
Um die Verwandtschaft mit den bestehenden U-Bahnstationen Hamburgs zu verdeutlichen, werden typische, den Nutzern bekannte Elemente aus der Gestaltung der Bestands-Stationen verwendet. Neben der typischen Beschilderung ist es vor allem Bahnsteig-Mobiliar, wie Bestuhlung und Mülleimer, die hier erneut Verwendung finden. Durch diesen Wiedererkennungsfaktor, werden die drei neuen U-Bahn Stationen eindeutig als Bestandteil des vertrauten U-Bahnnetzes verstanden.

LOKALE IDENTITÄT

Die kontrastierende Lokale Identität bildet das Gegenstück zu der hellen U-Bahn Identität. Sie belegt vor allem die Flächen, mit dem der Fahrgast nicht direkt in Berührung kommt und findet in individueller Gestaltung universelle Anwendung in allen drei Stationen. Sie geht auf den unterschiedlichen städtebaulichen und gesellschaftlichen Kontext der Stationen ein, thematisiert abstrakt Bebauung, Charakteristik, Typologie, Raum und Belebtheit. Die Lokale Identität übersetzt den einzigartigen Charakter des direkten Umfeldes in ein ästhetisch abstraktes Abbild, welches sich als Highlight in der Station wiederfindet. Die Metalltafeln an der Decke werden dafür oberseitig beleuchtet. Die Perforation der Deckenelemente entlehnt der Charakteristik des darüber liegenden Stadtraumes. Das Licht, dass durch die Decke auf den Boden und die Wände des Bahnsteiges fällt, verkörpert das Sonnenlicht, welches sich, durch die Stadt gefiltert, einen Weg in die unterirdische Station bahnt und sich hier in einem Gefühl der Umgebung niederschlägt. Diese Lichtstrahlen werden durch in der Decke versteckte Projektoren erzeugt. Zusätzlich zu dem Lichtkonzept kommen Klanginstallationen zum Einsatz, die den optischen Ausdruck in der Station akustisch untermalen und stärken.
In der Station Horner Rennbahn I ist das Thema der Lokalen Identität „Dynamik“, da das Umfeld ein Schmelztiegel unterschiedlicher Verkehre, Bewegung und der Pferderennbahn ist. Das Thema wird durch unterschiedlich breite und lange, parallele Lichtstreifen dargestellt, die vom Boden zu Wand und wieder zurück auf den Boden ihre Bahnen durch die Station ziehen. Die akustische Umsetzung des Themas bietet abstrakte Geräusche aus Verkehr und von der Galopprennbahn.
In der Stoltenstraße dient „Organik“ als Leitmotiv. Die raumprägende Platanen-Allee und durchgrünten Strukturen im Bereich der Schrebergärten prägen die Nachbarschaft der Station. Die Lichtgestaltung besteht aus langen, schräg fallenden Streifen, die sich an der Wand abzeichnen und in einem Lichtpunkt auf dem Boden enden. Das erzeugte Bild suggeriert Sonnenlicht, das durch ein dichtes Blätterdach fällt und ein tanzendes Lichtspiel auf dem Boden erzeugt. Wiegendes Windrauschen, leises Summen von Insekten und Vogelgezwitscher fördern die Wahrnehmung.
In der Dannerallee geht es um die „Struktur“, die das städtebauliche Umfeld vermittelt. Hier treffen bauliche Dichte, gesellschaftliche Vielfalt und ein belebter öffentlicher Raum auf einander. Ein Lichtbild aus kurzen und langen, breiten und schmalen Streifen, die eine heterogene flächige Struktur ergeben, setzt dieses Thema im Innenraum der Station um. Im Hintergrund sind abstrakte Klänge von spielenden Kindern und leisen Gesprächen zu hören.

BELEUCHTUNGSKONZEPT

Das Beleuchtungskonzept bindet die drei Stationen zu einer Einheit, die sich einer übergreifenden ästhetischen Sprache bedient. Die entwickelten Variationen des übergeordneten Konzepts, bieten dem Fahrgast stets Komfort und Erlebnis. Das Lichtkonzept ist vollständig in die Deckenelemente integriert. Durch Licht und Schatten werden gleichermaßen Raumgefühl, Ortsbezug und die ästhetische Qualität des Entwurfes ausgedrückt.
Das übergeordnete Lichtkonzept sieht vor, dass die Zugänge und Verteilerebenen, durch die der Passagier schnell und unkompliziert auf den Bahnsteig gelangen soll, mit einer eher kühlen Lichtfarbe ausgestatten sind. Die Lichttemperatur verändert sich im Bereich der Bahnsteige und findet seinen wärmsten Punkt im Haltebereich der U-Bahn. Die angenehme Lichtatmosphäre lädt den Passagier zum Verweilen und Warten auf die U-Bahn ein. Die wartenden Passagiere werden dadurch subtil in die angenehme Lichtatmosphäre des Bahnsteiges geführt, damit die Durchgangsbereiche für eilige Passagiere frei sind. Diese bewusste Lenkung unterstützt einen reibungslosen Ablauf in der gesamten Station.
Im Detail betrachtet, besteht das Lichtdesign aus einem funktionalen und einem dekorativen Elementen. Das funktionale Licht sorgt besonders auf dem Bahnsteig und allen Zuwegungen für eine optimale Ausleuchtung, um jedem Passagier Sicherheit und gute Zugänglichkeit zu ermöglichen. Die gleichmäßige und starke Ausleuchtung des Bahnsteigs, im speziellen der Bahnsteigkante, garantiert ein hohes Maß an Nutzerfreundlichkeit. Die Qualität und Quantität des funktionalen Lichts entspricht den Vorgaben der DIN.
Das dekorative Licht, welches die Wände des Bahnsteiges in einen weichen Verlauf aus Licht und Schatten taucht, lässt den Raum größer wirken und vermittelt den Eindruck, dass Tageslicht von unmittelbar oberhalb der Decke in die Station scheint. Die hinterleuchtete Perforation der Decke und das projizierte Muster bilden das Highlight des Lichtkonzeptes. Sie ziehen die Aufmerksamkeit von wartenden Passagieren auf sich und stellen den Ortsbezug der Stationen zum direkten Umfeld her.
Ein simples Kontroll-Tool unterstützt die Illusion von echtem Tageslicht. Der Verlauf von Tag zu Nacht wird über einen Wechsel der Farbtemperatur simuliert, wie bei realem Sonnenlicht. Die Differenzierung der Transit- und Wartezonen wird hierbei stets beibehalten.

MATERIALITÄT

Der Fokus bei der Auswahl der Materialität liegt auf der Langlebigkeit und Robustheit. Gleichzeitig sollen die Oberflächen hochwertig und attraktiv sein. Im Vordergrund stehen hierbei die Flächen, die nah am Passagier sind. Diese werden mit großformatigen Platten aus hellem Granit verkleidet. Der Stein ist langlebig, wartungsarm und dank seiner Robustheit leicht zu reinigen. Die Platten sind austauschbar, somit ist eine lange Lebensdauer der zusammenhängenden Oberflächen gewährleistet. Betrachtet man die geplante Nutzungsdauer einer U-Bahnstation amortisiert sich der Mehrkostenaufwand, den der hochwertige Stein zum Beginn bedeutet, dank seiner Beständigkeit und Wartungsarmut recht schnell.
Die Decken und Tunnelwände der Stationen werden aus kostengünstigeren Materialien hergestellt. Die Wandpaneele sind aus pulverbeschichteten Blechen. Die hinterleuchteten Deckenpaneele sind Sandwich-Elemente aus demselben Blech, und einem oberseitigen opalisierten Acryl. Das Acryl wird von den Kanten her mit LEDs beleuchtet und schließt zwecks Schmutzabweisung die Perforation des Bleches. Diese Sandwichelemente sind mit äußerst geringem Kostenaufwand einfach herzustellen. Diese simple Technik findet seine übliche Anwendung bei der Herstellung von Beschilderungen
Die oberirdischen Bauteile der Stationen sind zurückhaltend gestaltet. Die Stationseingänge bestehen aus einer Stahlkonstruktion, die mit einer Glaselementfassade verkleidet wird. Die Erscheinung der oberirdischen Station ist filigran und dank ihrer Transparenz offen und einladend.
Querschnitt Stoltenstraße

Querschnitt Stoltenstraße

Längsschnitt Stoltenstraße

Längsschnitt Stoltenstraße

Perspektive Dannerallee

Perspektive Dannerallee

Längsschnitt Dannerallee

Längsschnitt Dannerallee

Querschnitt Dannerallee

Querschnitt Dannerallee

Perspektive Horner Rennbahn

Perspektive Horner Rennbahn

Längsschnitt Horner Rennbahn

Längsschnitt Horner Rennbahn

Querschnitt Horner Rennbahn

Querschnitt Horner Rennbahn