Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019
Sanierung und Neubau eines Ausbildungszentrums für das Handwerk in Saarbrücken
©planbar.architektur
2. Rundgang
Erläuterungstext
Leitidee | Städtebau | Entwurf
Der markante gläserne Turm des Neubaus der Handwerkskammer des Saarlands übernimmt in der komplexen Aufgabenstellung nicht nur die Bereitstellung der Nutzflächen, sondern erhält eine wichtige städtebauliche Leitfunktion zugewiesen. Der aus der Einhaltung der Vorgaben zu Abstandsflächen resultierende notwendige Rücksprung des Turms in den oberen Geschossen wird skulptural interpretiert und stärkt in seiner Ausprägung das kompakte Volumen. Gleichzeitig stellt die schräge Form einen Bezug zur ehemaligen französischen Botschaft her, in dem es die Attikahöhe des Pingusson-Gebäudes mit dem Traufpunkt der Turmschräge in angemessene Relation bringt und so gleichsam eine Verankerung beider Gebäude bei gleichzeitiger Bewahrung der jeweiligen Eigenständigkeit bewirkt. Der Neubau wird so zu einer deutlichen städtebaulichen Adresse, ohne die Bedeutung des Pingusson-Baus zu schmälern.
Es entsteht unter Berücksichtigung der fortgeschriebenen städtebaulichen Maximalvorgaben ein städtebauliches Ensemble aus dem Sockelbau und dem Turm, der in seiner Ausrichtung die Stadteinfahrt aufnimmt und sich selbstbewusst im Stadtraum präsentiert.
Die Haut des Neubaus wird durch eine Glasfassade gebildet, die durch ihre Haptik das klare Volumen des Turms unterstützt. Die Gläser werden durch Digitaldruck mit einem Muster in unterschiedlicher Dichte und Durchsicht belegt, das sich aus einer Abstraktion eines Luftbildes eines Waldes entwickelt. Die Bedruckung nimmt dabei direkten Bezug auf die Parklandschaft des Pingusson-Gebäudes und bringt diese als sichtbares und identitätsstiftendes Element auf die Fassade des Neubaus. Aus der Ferne wirkt die Glashaut wie eine texturierte Fläche, die an verschiedenen Stellen durch mehrgeschossige Klarglasflächen ohne Bedruckung aufgebrochen wird. Diese schaufensterartigen Bereiche brechen den Maßstab des Gebäudes und sorgen für eine optische Verkleinerung des gebauten Volumens. Im Sockelbau ergänzen geschlossene Betonflächen in gleicher Rasterung das Fassadenkonzept. Hier wird das abstrakte Bild als Negativform in die Oberfläche des Betons eingelegt.
Das intensiv begrünte und als Pausen- und Erholungsraum genutzte Dach des Sockelbaus schafft eine Fortführung der bestehenden Parklandschaft auf den Neubau.
Nutzungsverteilung | Funktionen
Am Fußpunkt des Turms zur Hohenzollernstraße hin wird ein deutlicher Eingangsbereich ausgebildet, der durch das zweigeschossige Foyer eine klare Empfangsgeste darstellt. Im Sockelbau sind im Erd- und 1. Obergeschoss die besonders raumintensiven und schweren Nutzungen der Fachbereiche Metallbau und Kunststoff untergebracht. Im 2. Obergeschoss befindet sich die Kantine mit Küche. Aus dem Gastraum kann direkt die Dachfläche des Sockelbaus erreicht werden, auf der sich neben dem Pausenhof auch eine Freifläche als Terrasse mit Sitzgelegenheiten befindet. Im 3. Obergeschoss ist der Fachbereich Bäcker und Konditor untergebracht, der sich mit der Küche eine Erschließung teilt.
Die Anordnung der Nutzungen im Turm folgt dem Grundsatz einer nach oben hin abnehmenden Frequenz der Nutzung. Im 2. OG befinden sich mit Bibliothek und Bildungsberatung Bereiche mit größerer Öffentlichkeit und schaffen durch die direkte Anbindung an die Kantine einen öffentlichen Nukleus im Gebäude. Die Räume der „Theorie GTZ“ als nutzungsintensive Einheit befinden sich im 3. OG und ermöglichen eine schnelle Erreichbarkeit durch die Nutzer. Der Fachbereich Elektrotechnik schließt sich ab dem 4. OG an, wo durch die Anbindung an die Dachfläche des Sockelbaus auch der geforderte Außenbereich für PV- und SAT-Schulung bereit steht. Im 6. OG ist der Fachbereich Augenoptik verortet, im 7. OG schließt sich der Fachbereich Friseur und Kosmetik an. Das 8. Bis 10. OG ist mit dem Bereich „Theorie AdH“ belegt, die Geschosse 11 und 12 beherbergen die Verwaltungsbereiche.
Der Großteil der PKW-Stellplätze werden in der Tiefgarage angeordnet, einige wenige auch überirdisch auf dem Gelände. Die notwendigen Technikflächen liegen ebenfalls größtenteils im Untergeschoß, um die wertvollen überiridischen Flächen zu schonen. Zusätzlich werden durch diesen Eingriff tragfähige Bodenschichten erreicht, die insbesondere für die hohe Auflast aus dem Turm geeignet für eine wirtschaftliche Ausführung der Gründung sind. Auf eine Aufstellung von Technik auf den Dachflächen wird bewusst verzichtet, um dort hochwertige Aufenthaltsbereiche realisieren zu können.
Konstruktion | Technik
Das Gebäude wird aus nachhaltigen und langlebigen Materialien konstruiert, die einerseits geringen Wartungsaufwand bieten als auch nach Ende der Nutzungsdauer gut trennbar und möglichst vollständig wieder zu verwerten sind. Die Stützen und Decken des Gebäudes bestehen aus Stahlbeton, die auch die für eine klimatische Konstanz des Gebäudes notwendige Masse mitbringt. Die Treppenhauskerne dienen als aussteifende Elemente sowohl des Turms als auch des Sockelbaus.
Die Decken werden als Rippendecken ausgeführt. Die Fassade als Closed-Cavity-Elementfassade kann sortenrein getrennt werden, die Gläser stellen durch die Bedruckung und einen im Scheibenzwischenraum liegenden Sonnen- und Blendschutz den sommerlichen Wärmeschutz sicher.
Die Energie zum Gebäudebetrieb wird über zwei wärmegeführte Biogas-BHKW gewonnen, die alternierend die Grundlast bereitstellen und im Spitzenlastbetrieb parallel betrieben werden. Die thermische Leistung der BHKW wird neben dem Heizbetrieb im Winter auch im Bereich der Warmwassererzeugung für die Duschen und die Kantine genutzt. Im Sommer kann über das BHKW auch eine Adsorptionskältemaschine betrieben werden, die die notwendige Kühlleistung für bestimmte Gebäudebereiche bereitstellt und die Auslastung des BHKW auch in den warmen Monaten sicherstellt. Die erzeugte elektrische Energie wird tagsüber weitgehend selbst genutzt, Überschüsse werden ins Netz eingespeist.
Ideenteil
Durch den Neubau des Bildungszentrums werden am bisherigen Standort wertvolle Flächen zur Projektierung frei. Im ersten Schritt nach Bezug des Neubaus werden die Bauteile 2,4 und 5 des Bestands abgerissen wodurch eine komfortable Hofsituation entsteht, die nicht mehr der bisherigen Verschattung durch die Bestandsbauten unterliegt und großes Potenzial bietet. Durch den Freizug des Kantinenbereichs im bisherigen Verwaltungsgebäude entsteht auch hier eine zusätzliche Option zur Fremd- oder Eigennutzung. In einem zweiten Schritt wird das Bauteil 1 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Dieses Gebäude wird näher an die Straße gerückt, um die bisher nur nachrangig als Parkplatz genutzte und wenig attraktive Restfläche zwischen Bestandsbau und Straße der deutlich attraktiveren Hofnutzung zuzuschlagen, die als grüne Mitte der Blockbebauung fungiert.
Der markante gläserne Turm des Neubaus der Handwerkskammer des Saarlands übernimmt in der komplexen Aufgabenstellung nicht nur die Bereitstellung der Nutzflächen, sondern erhält eine wichtige städtebauliche Leitfunktion zugewiesen. Der aus der Einhaltung der Vorgaben zu Abstandsflächen resultierende notwendige Rücksprung des Turms in den oberen Geschossen wird skulptural interpretiert und stärkt in seiner Ausprägung das kompakte Volumen. Gleichzeitig stellt die schräge Form einen Bezug zur ehemaligen französischen Botschaft her, in dem es die Attikahöhe des Pingusson-Gebäudes mit dem Traufpunkt der Turmschräge in angemessene Relation bringt und so gleichsam eine Verankerung beider Gebäude bei gleichzeitiger Bewahrung der jeweiligen Eigenständigkeit bewirkt. Der Neubau wird so zu einer deutlichen städtebaulichen Adresse, ohne die Bedeutung des Pingusson-Baus zu schmälern.
Es entsteht unter Berücksichtigung der fortgeschriebenen städtebaulichen Maximalvorgaben ein städtebauliches Ensemble aus dem Sockelbau und dem Turm, der in seiner Ausrichtung die Stadteinfahrt aufnimmt und sich selbstbewusst im Stadtraum präsentiert.
Die Haut des Neubaus wird durch eine Glasfassade gebildet, die durch ihre Haptik das klare Volumen des Turms unterstützt. Die Gläser werden durch Digitaldruck mit einem Muster in unterschiedlicher Dichte und Durchsicht belegt, das sich aus einer Abstraktion eines Luftbildes eines Waldes entwickelt. Die Bedruckung nimmt dabei direkten Bezug auf die Parklandschaft des Pingusson-Gebäudes und bringt diese als sichtbares und identitätsstiftendes Element auf die Fassade des Neubaus. Aus der Ferne wirkt die Glashaut wie eine texturierte Fläche, die an verschiedenen Stellen durch mehrgeschossige Klarglasflächen ohne Bedruckung aufgebrochen wird. Diese schaufensterartigen Bereiche brechen den Maßstab des Gebäudes und sorgen für eine optische Verkleinerung des gebauten Volumens. Im Sockelbau ergänzen geschlossene Betonflächen in gleicher Rasterung das Fassadenkonzept. Hier wird das abstrakte Bild als Negativform in die Oberfläche des Betons eingelegt.
Das intensiv begrünte und als Pausen- und Erholungsraum genutzte Dach des Sockelbaus schafft eine Fortführung der bestehenden Parklandschaft auf den Neubau.
Nutzungsverteilung | Funktionen
Am Fußpunkt des Turms zur Hohenzollernstraße hin wird ein deutlicher Eingangsbereich ausgebildet, der durch das zweigeschossige Foyer eine klare Empfangsgeste darstellt. Im Sockelbau sind im Erd- und 1. Obergeschoss die besonders raumintensiven und schweren Nutzungen der Fachbereiche Metallbau und Kunststoff untergebracht. Im 2. Obergeschoss befindet sich die Kantine mit Küche. Aus dem Gastraum kann direkt die Dachfläche des Sockelbaus erreicht werden, auf der sich neben dem Pausenhof auch eine Freifläche als Terrasse mit Sitzgelegenheiten befindet. Im 3. Obergeschoss ist der Fachbereich Bäcker und Konditor untergebracht, der sich mit der Küche eine Erschließung teilt.
Die Anordnung der Nutzungen im Turm folgt dem Grundsatz einer nach oben hin abnehmenden Frequenz der Nutzung. Im 2. OG befinden sich mit Bibliothek und Bildungsberatung Bereiche mit größerer Öffentlichkeit und schaffen durch die direkte Anbindung an die Kantine einen öffentlichen Nukleus im Gebäude. Die Räume der „Theorie GTZ“ als nutzungsintensive Einheit befinden sich im 3. OG und ermöglichen eine schnelle Erreichbarkeit durch die Nutzer. Der Fachbereich Elektrotechnik schließt sich ab dem 4. OG an, wo durch die Anbindung an die Dachfläche des Sockelbaus auch der geforderte Außenbereich für PV- und SAT-Schulung bereit steht. Im 6. OG ist der Fachbereich Augenoptik verortet, im 7. OG schließt sich der Fachbereich Friseur und Kosmetik an. Das 8. Bis 10. OG ist mit dem Bereich „Theorie AdH“ belegt, die Geschosse 11 und 12 beherbergen die Verwaltungsbereiche.
Der Großteil der PKW-Stellplätze werden in der Tiefgarage angeordnet, einige wenige auch überirdisch auf dem Gelände. Die notwendigen Technikflächen liegen ebenfalls größtenteils im Untergeschoß, um die wertvollen überiridischen Flächen zu schonen. Zusätzlich werden durch diesen Eingriff tragfähige Bodenschichten erreicht, die insbesondere für die hohe Auflast aus dem Turm geeignet für eine wirtschaftliche Ausführung der Gründung sind. Auf eine Aufstellung von Technik auf den Dachflächen wird bewusst verzichtet, um dort hochwertige Aufenthaltsbereiche realisieren zu können.
Konstruktion | Technik
Das Gebäude wird aus nachhaltigen und langlebigen Materialien konstruiert, die einerseits geringen Wartungsaufwand bieten als auch nach Ende der Nutzungsdauer gut trennbar und möglichst vollständig wieder zu verwerten sind. Die Stützen und Decken des Gebäudes bestehen aus Stahlbeton, die auch die für eine klimatische Konstanz des Gebäudes notwendige Masse mitbringt. Die Treppenhauskerne dienen als aussteifende Elemente sowohl des Turms als auch des Sockelbaus.
Die Decken werden als Rippendecken ausgeführt. Die Fassade als Closed-Cavity-Elementfassade kann sortenrein getrennt werden, die Gläser stellen durch die Bedruckung und einen im Scheibenzwischenraum liegenden Sonnen- und Blendschutz den sommerlichen Wärmeschutz sicher.
Die Energie zum Gebäudebetrieb wird über zwei wärmegeführte Biogas-BHKW gewonnen, die alternierend die Grundlast bereitstellen und im Spitzenlastbetrieb parallel betrieben werden. Die thermische Leistung der BHKW wird neben dem Heizbetrieb im Winter auch im Bereich der Warmwassererzeugung für die Duschen und die Kantine genutzt. Im Sommer kann über das BHKW auch eine Adsorptionskältemaschine betrieben werden, die die notwendige Kühlleistung für bestimmte Gebäudebereiche bereitstellt und die Auslastung des BHKW auch in den warmen Monaten sicherstellt. Die erzeugte elektrische Energie wird tagsüber weitgehend selbst genutzt, Überschüsse werden ins Netz eingespeist.
Ideenteil
Durch den Neubau des Bildungszentrums werden am bisherigen Standort wertvolle Flächen zur Projektierung frei. Im ersten Schritt nach Bezug des Neubaus werden die Bauteile 2,4 und 5 des Bestands abgerissen wodurch eine komfortable Hofsituation entsteht, die nicht mehr der bisherigen Verschattung durch die Bestandsbauten unterliegt und großes Potenzial bietet. Durch den Freizug des Kantinenbereichs im bisherigen Verwaltungsgebäude entsteht auch hier eine zusätzliche Option zur Fremd- oder Eigennutzung. In einem zweiten Schritt wird das Bauteil 1 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Dieses Gebäude wird näher an die Straße gerückt, um die bisher nur nachrangig als Parkplatz genutzte und wenig attraktive Restfläche zwischen Bestandsbau und Straße der deutlich attraktiveren Hofnutzung zuzuschlagen, die als grüne Mitte der Blockbebauung fungiert.
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