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Einladungswettbewerb | 05/2013

Schlosspark

1. Preis

Preisgeld: 8.600 EUR

club L94

Landschaftsarchitektur

a·g Licht GbR

Lichtplanung

ErlÀuterungstext

Die FreirĂ€ume um Schloss Bedburg bieten heute ein heterogenes Erscheinungsbild und können die potentiellen QualitĂ€ten des Raumes nicht befriedigend ausschöpfen. Ziel des Entwurfs ist die Aufwertung des Schlosses durch eine adĂ€quate Außenraumgestaltung, sowie die Einbindung in das StadtgefĂŒge, auch unter BerĂŒcksichtigung des geplanten Bauprojektes der "Neuen Mitte". Der Entwurf schlĂ€gt eine Neuordnung des Schlossvorplatzes mit einer sich aus der Baugeschichte ableitenden, klar begrenzten Platzfigur mit darum ringförmig angeordneten GrĂŒnflĂ€chen vor.

FunktionalitÀt
Schloss Bedburg fehlt eine Vernetzung mit wichtigen Bezugspunkten, wie dem Marktplatz, dem historischen Rathaus oder der „Alten MĂŒhle“. ZukĂŒnftig kommt mit dem Neubauprojekt „Neue Mitte“ eine weitere stĂ€dtebauliche Großstruktur hinzu, welche eine Einbindung und VerknĂŒpfung mit dem Bestand erforderlich macht. Der Entwurf blickt hierbei ĂŒber den Tellerrand des direkten Schlossumfeldes und macht den Versuch, die Planung fĂŒr die „Neue Mitte“ mit der Planung des Schlossparks zu verbinden und hierbei zu einer funktionalen Einheit zu gelangen. Durch eine direkte Wegeverbindung wird die „Neue Mitte“ mit dem Schloss verbunden. Die als Parkplatz degradierte ehemalige Garteninsel wird neugeordnet und begrĂŒnt und ist somit wieder als rĂ€umliche Struktur wahrnehmbar, ohne dabei die Parkplatznutzung aufgeben zu mĂŒssen. Ein "grĂŒner Keil" schließt die "Neue Mitte" direkt an die Graf-Salm-Straße an und fĂŒhrt bis zu einer Sitzstufenanlage am Wasser. ĂŒber HolzbrĂŒcken werden direkte Wegeverbindungen zwischen Schloss und der „Alten MĂŒhle und dem historischen Rathaus hergestellt.
Das direkte Schlossumfeld wird freigerĂ€umt und als einheitliche, klar abgegrenzte Form angelegt - mit dem Ziel das Thema Schlosshof nach historischem Vorbild wieder von dem Thema Schlosspark zu trennen. Die historische, pentagonale Form des Schlosshofes und das historische Grabensystem werden hierbei als Leitbild herangezogen und zeitgemĂ€ĂŸ in Bezug auf die funktionalen Anforderungen interpretiert. Eine Rekonstruktion vergangener ZustĂ€nde wird abgelehnt. Der Abriss der denkmalgeschĂŒtzten Ritterakademie und der Schlosskapelle wird trotz des Verlustes wichtiger Denkmalsubstanz auch als Chance gesehen eine rĂ€umliche Neuordnung anzustoßen.
Der klar gefasste und mit einer Sitzmauer abgegrenzte Schlosshof folgt in seiner Form den historischen Umrisslinien, wird aber aus funktionalen und gestalterischen GrĂŒnden angepasst und vereinfacht. Die zugeschĂŒtteten ehemaligen GrĂ€ben werden nicht befestigt, sondern als VegetationsflĂ€che angelegt. Im Hinblick auf die massive FlĂ€chenversiegelung durch die „Neue Mitte“, könnten angrenzende RetentionsflĂ€chen geschaffen werden, die das anfallende Regenwasser aufnehmen und in der FlĂ€che versickern können. Die ehemaligen GrabenflĂ€chen werden demzufolge als eine Reihe von Versickerungsmulden angelegt. Es erfolgt damit eine zeitgemĂ€ĂŸe Neuinterpretation des Themas Wasserschloss. Durch eine geeignete Vegetation aus Hochstauden (z. B. Iris spec., Chelone obliqua, Knautia macedonica, Leucanthemum serotina), GrĂ€sern und Röhricht mit entsprechenden BlĂŒhaspekten findet ein visueller Zusammenschluss der noch erhaltenen Graben- und Teichrelikte und der zugeschĂŒtteten Grabenbereiche statt. Die Wahrnehmung von Schloss Bedburg als Wasserschloss wird wieder nachvollziehbar und der funktionelle Zusammenhang der WasserflĂ€chen und FreirĂ€ume fĂŒr den Betrachter erkennbar. Um den Schlosshof von allen Seiten zugĂ€nglich zu machen, werden die einzelnen Versickerungsmulden von „DĂ€mmen“ getrennt, auf deren RĂŒcken die Zuwegung stattfindet. Historisch sensible Bereiche, wie die Position der historischen Zufahrt und der Bereich der ehemaligen Ritterakademie werden ebenfalls als Damm ausgebildet, sowohl um die verschiedenen Entwicklungsphasen des GelĂ€ndes ablesbar zu machen, als auch um die noch erhaltenen Fundamente im Boden zu erhalten. Der schon vorhandene Rundweg um den Schlossteich wird verlĂ€ngert und folgt der Ă€ußeren Umrisslinie der Versickerungsmulden. Auf diese Weise wird die Ringform um das Schloss zusĂ€tzlich gestĂ€rkt und eine direkte Wegeverbindung zwischen Schlosspark und „Neuer Mitte“ hergestellt. Die Anforderung an den Schlosshof ist eine angemessene Zuwegung fĂŒr die Schlossbewohner, sowie fĂŒr die Besucher von Veranstaltungen im Schloss, wie Ratssitzungen, Hochzeiten, Feste und Kongresse. ZusĂ€tzlich ist eine Nutzung der PlatzflĂ€che fĂŒr temporĂ€re Veranstaltungen, wie MĂ€rkte, Mittelalterfestivals und Kulturveranstaltungen vorgesehen. Sobald, wie vorgesehen, eine dauerhafte gastronomische Nutzung in das Schloss einzieht, sind großzĂŒgige FlĂ€chen fĂŒr Außengastronomie vorgesehen, ParkplatzflĂ€chen fĂŒr Anwohner und EhrengĂ€ste sind angedacht.   

Materialien
Die OberflĂ€che des Schlosshofes erhĂ€lt einen edlen, reprĂ€sentativen Belag, anlehnend an eine klassische, gekieste Schlosszufahrt. Durch Anlieferung und temporĂ€r erhöhtes Besucheraufkommen muss der Belag befahrbar und fĂŒr hohe Lasten ausgelegt sein. Eine Asphaltdecke mit beigem Einschlag und Kiesabstreuung kann sowohl die gestalterischen, als auch die funktionalen Anforderungen erfĂŒllen. Die BestandsbĂ€ume im Bereich des Hofes werden zum großen Teil erhalten und in die PlatzflĂ€che eingebunden. Die EntwĂ€sserung erfolgt in die angrenzenden Versickerungsmulden. Begrenzt wird der Hof durch eine 50 cm hohe Mauer, welche sich in MaterialitĂ€t und Farbgebung an den Bestandsmauern orientiert, jedoch klar als moderne ErgĂ€nzung zu erkennen ist. Der neu angelegte Rundweg wird als wassergebundene Decke, in an den Schlosshof angepasster Farbwahl, angelegt.

Licht- / Kunstkonzept / Mobiliar
Als feste Möblierung erhĂ€lt der Hof eine lange Sitzbank, die durch eine mittig angeordnete Sitzlehne beidseitig nutzbar ist. Eine runde „Blumenschale“, mit einem Durchmesser von fast 8 m, greift das Motiv des Ziehbrunnens auf, der oft Teil historischer Schlossanlagen war und bildet einen Mittelpunkt fĂŒr den Hof aus.
Das Lichtkonzept sieht eine Betonung der Hofkante durch Unterwasserleuchten im Bereich des Schlossteiches und durch Bodenleuchter im Bereich der Versickerungsmulden vor. Desweiteren wird die Hoffassade des Schlosses durch eine Fassadenbeleuchtung als Kulisse fĂŒr den Hof inszeniert und bildet auch bei Dunkelheit einen Fokus von der "Neuen Mitte" aus. Die BestandsbĂ€ume bilden durch unregelmĂ€ĂŸig unter den Kronen angeordnete Lichtstelen einen weichen Gegenpol zu der harten HofflĂ€che. Blumenschale und Bankelement werden durch eine Unterleuchtung akzentuiert und vom Boden gelöst.  

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Insellage des Schlosses wird deutlich herausgearbeitet und nimmt die historischen
Linien auf. Das Thema der umgebenden WasserflÀchen wird neu interpretiert und in Form
von Versickerungsbereichen hergestellt. Der historische Schlosshof wird als befestigte
FlÀche klar konturiert und gibt dem Schloss eine angemessene VorflÀche.

Die Wegebeziehungen zur Stadt, zum Rathaus, zur MĂŒhle und in Richtung ehemaliger
Barockgarten werden sehr gut aufgenommen. Der Radweg ermöglicht die Erschließung
aller Bereiche und bietet die Möglichkeit das Schloss aus allen Richtungen wahrnehmen zu können.

Die sĂŒdwestliche Wegeanbindung an die Neue Mitte muss im Zuge der weiteren Planung
angepasst werden. Insbesondere die Anbindung an die Anlieferungsstraße ist besser
einzupassen. Die Möblierung des Schlossplatzes mit den Möblierungselementen - lange
Bank, Blumenschale und Gastronomiebereich - ist gut vorstellbar.

Die PKW StellplÀtze unmittelbar an der Bastion sollten unbedingt verlagert werden.

Die Erholungsfunktion und die AttraktivitÀt des Areals wird auch durch die attraktiven
grĂŒnen RegenwasserversickerungsflĂ€chen gestĂ€rkt. Das Thema Nachhaltigkeit wird
besonders durch den sinnvollen Umgang mit dem Regenwasser aufgegriffen.

Die Kosten sind sehr detailliert dargestellt und bieten viel Potential zur Kostenoptimierung. Ein zurĂŒckhaltendes Lichtkonzept mit Betonung der Hauptwegeanbindungen tun dem Konzept gut. Die Beleuchtung der Insel von außen aus dem Wasser ist zu ĂŒberdenken. Die Betonung einzelner Elemente durch Beleuchtung (jedoch möglichst keine Lichtstelen) ist sehr positiv zu bewerten.

Die besondere StÀrke des Entwurfes steckt in der klaren Konturierung durch die
WasserflÀchen / Versickerungsbereiche und die eindeutige Insellage des Schlosses mit
dem Schlosshof. Gleichwohl wird die Verbindung mit der Innenstadt in ganz hervorragender Weise erreicht.