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Offener Wettbewerb | 04/2023

Sieben auf einen Streich - Innerstädtische Nachverdichtung der Stadt Obertshausen

Konzeptplan

Konzeptplan

2. Preis

Preisgeld: 19.000 EUR

mharchitekten GmbH

Stadtplanung / Städtebau

werkbüro Freiraum + Landschaft

Landschaftsarchitektur

Planungsbüro StadtVerkehr Bernd Schönfuß

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

O H 7 | Sieben auf einen Streich

1 Rückbau der vierspurigen B448 hin zu einer zweispurigen Stadtstraße
Unser Konzept beinhaltet die Ausbildung eines multifunktionalen Bewegungsraums in Form eines Stadtboulevards mit unterschiedlich gestalteten Sequenzen:
  • bebaute Abschnitte
  • angelagerte Freiraumnutzungen
Das neue Straßenraumprofil wird in der 2. Phase zusammen mit dem Verkehrsplaner weiter ausformuliert und detailliert:
  • reduzierte Fahrgeschwindigkeiten
  • ebenerdige Querungen für Fußgänger und Radfahrer
  • Bäume und Grünflächen für Stadtklima und Aufenthaltsqualität

2 Schaffung von Wohnraum durch innerstädtische Nachverdichtung
  • vielseitiges Angebot von unterschiedlichen Wohn-Typologien
  • Wohntypologien reagieren auf Lärmschutz und Orientierung
  • es entsteht dadurch eine funktionierende, vielseitige und gemischte Sozialstruktur
  • flexible Nutzungsmöglichkeiten in den zum Stadtboulevard + nach Süden orientierten Erdgeschossen
  • im Realisierungsteil entstehen ca. 500 neue Wohneinheiten
Angelagert an den Bewegungsraum entwickeln wir 4 unterschiedliche Stadtbausteine: offene Blockrandbebauung – Wohnen und mögliches Kleingewerbe im EG am Boulevard; Wohnmodule Nord – 2 Wohnzeilen mit Dachgarten auf gewerblich genutzten EGs; Wohnmodule Süd – Randbebauung mit Ausrichtung + Freiräumen nach Süd-Ost; Stadtregale – Wohntypologien mit vorgestellter grüner Erschließungs- und Freiraumzone

3 Verbindung zweier Stadtteile und Schaffung von Zusammengehörigkeit
Als eine Vision für Obertshausen können wir uns die Entwicklung eines LOOP mit autonom fahrenden Kleinfahrzeugen vorstellen: die beiden Ortsmitten, die Ankerpunkte mit ihren Nutzungsschwerpunkten und die öffentlichen Räume werden miteinander verbunden
  • der neue Stadtboulevard ist als Bewegungsachse, als neue Verbindung in Längsrichtung erlebbar
  • der neue Stadtboulevard bietet neue, attraktive Ziele und Treffpunkte mit verschiedenen Aufenthaltsqualitäten
  • der Platz an der Gathof-Kreuzung wird zu einer gemeinsamen Mitte

4 Stärkung des Fuß- und Radverkehrs, Schaffung von Querungen an bisher anbaufreier Straße

Den neuen Bewegungsraum 448 entwickeln wir mit einem Schwerpunkt für die aktive Mobilität, für den Fuß- und Radverkehr und schaffen attraktive Querungen und Verknüpfungen der wichtigen Verbindungen. Der KFZ-Verkehr fährt mit maximal möglicher reduzierter Geschwindigkeit.
  • neue Verbindungen in Querrichtung mit ebenerdigen Querungen über den Stadtboulevard
  • die beiden bisher getrennten Stadtteile werden miteinander verwoben
  • Nutzungsangebote auf beiden Seiten sind auf kurzen, attraktiven Wegen erreichbar

5 Nutzung der Nachverdichtungspotentiale für einen integrierten Lärmschutz auch für vorhandene Wohnbebauung

Wir entwickeln unterschiedliche Stadtbausteine, welche je nach Situation zusätzlich einen aktiven Lärmschutz für die bestehende Bebauung bilden

6 Klimawandelgerechte Stadt- und Freiraumplanung
Unser Entwurf beinhaltet grüne Freiräumen, Retentionszonen und extensive Freiraum-Nutzungen
  • der bestehende, historische Stadtwald wird als prägendes Element erhalten und wird in die Freiflächenstruktur eingebunden und erhält neue Möglichkeiten für Wegeverbindungen und naturnahe Nutzungen
  • in den bebauten Quartieren ist ein Regenwassermanagement von hoher Wichtigkeit
  • Regenwasserspeicherung in den Kleinquartieren mit unterschiedlichen Retentionsmaßnahmen
  • die waldartige Freiraumstruktur wird im Bereich der Neubebauung über Stadtwaldparzellen ergänzt und verbindet auch bezüglich dieser Typologie die beiden Ortsteile – Grünraumvernetzung Wald-Grünachse-Stadtwaldparzelle-Stadtwald-Freie Landschaft
  • im rückwärtigen Bereich der nördlich der B 448 entstehenden Nachverdichtung entsteht eine durchgängige linear angelegte Grünachse, die als grünes Band ein Nutzungsmosaik für alle Generationen zur Verfügung stellt. Hierzu wird der Freiraum zwischen Neubebauung und bestehender Wohnbebauung als gemeinsamer grüner Zwischenraum neu definiert
  • klimaangepasste Freiflächenstrukturen durch geeignete Baumartenauswahl, Schaffung von unterschiedlich dichtem Grün mit Schattenplätzen, Freihalten von städtischen Grünachsen für Luftzirkulation und Luftaustausch
  • Platzgestaltungen in Verknüpfung mit dem Boulevard mit hoher Aufenthaltsqualität, Integration von Wasser im Freiraum zur Kühlung durch Verdunstung, Möglichkeiten zur Wasserrückhaltung / Retention auf geeigneten Frei- und Grünflächen

7 Identitätsfördernde Gestaltung des öffentlichen Raums

Unser Konzept für den Bewegungsraum beinhaltet die qualitätvolle Ausbildung unterschiedlicher Raumsequenzen entlang des Stadtboulevards
  • 2 unterschiedlich thematisierte Stadteingänge – baulich + landschaftlich
  • 2 unterschiedliche Raumprofile für den Boulevard – nördlich und südlich des Festplatzes
  • der multifunktionale Platzraum mit unterschiedlichen Angeboten
  • Pocket-Parks und kleine Platzräume in individueller Ausformung als identitätsstiftende Freiraumelemente mit unterschiedlichen Themen, gemeinsam vernetzt über durchgehende Grünachse
  • „Follies“ als Kernbereiche von Plätzen und Freiräumen mit gemeinschaftlicher Nutzung z.B. als Überdachung, Kiosk, etc.

8 Verkehrs- und Mobilitätsplanung

  • Planung der Verkehrsanlagen unter Berücksichtigung der Richtlinien für die Anlage von Stadtstraßen - RASt 06.
  • Die Planung verfolgt das Ziel die Verträglichkeit der Nutzungsansprüche aller Verkehrsarten (Fuß, Rad, ÖPNV, motorisierter Individualverkehr - MIV) untereinander und in Bezug auf die Umfeldnutzungen zu berücksichtigen.
  • Maximal Tempo 40 auf dem gesamten Streckenabschnitt zur Reduzierung von Lärm- und Schadstoffemissionen.
  • Der Platz an der Gathof-Kreuzung wird als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit Tempo 20 ausgebildet, um der geplanten Nutzung des Platzes als Bewegungs- und Kommunikationsraum verkehrlich gerecht zu werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf unterscheidet in einen baulich gefassten Stadteingang im Nordwesten und in einen landschaftlichen Stadteingang im Osten.
Die rückgebaute B448 wird in unterschiedlichen Abschnitten als neuer Bewegungsraum gestaltet. Als Stadtboulevard mit mittiger Grünachse und Radweg im Nordwesten, als sorgfältig gestalteter Platzraum mit gut durchdachtem Nutzungsprogramm an der Gathof-Kreuzung und als Stadtboulevard mit seitlichen Rad-Fußwegen im Südwesten, bieten die einzelnen Sequenzen einen stimmigen Gesamtzusammenhang. Nicht eine lange Ost-West-Achse, sondern die Aufenthaltsqualitäten, die ebenerdigen Querungen und die angelagerten Nutzungen vernetzen die Stadtgebiete und bilden einen attraktiven neuen Straßenraum in ihrer Mitte für Obertshausen aus. Die Maßstäblichkeit der flankierenden Gebäude und die detailreiche Programmierung lassen einen lebendigen und belebten Straßenraum erwarten.
Das Bild einer spannenden „Dorfstraße“ wird hier ganz neu interpretiert und zukunftsweisend gestaltet. Während sich im Nordwesten die Neubebauung zu einem neuen Quartier mit Schule und Kindergarten verdichtet, wird die raumbildende Bebauung entlang der Straße ausdifferenziert, um die Nord-Südverbindungen zu stärken. Ein vielfältiges Angebot von Wohntypologien wird eröffnet, z.B. mit Wohnzeilen im Norden mit Dachgarten und gewerblich nutzbarem EG und offenen Blockstrukturen mit Süd ausgerichteten Freiräumen. Der Platz an der Gathof-Kreuzung verbindet die beiden Stadtteile. Er setzt mit Bibliothek, Café und offener Halle einen Rahmen für einen öffentlichen Markt und Festplatz, der beide Stadtteile verbindet. Die Schönbornstraße wird räumlich gefasst durch die Aufstockung des bestehenden Marktes, und den Saum von Kita, Jugendhaus, Jugendwohngemeinschaft und Ärztehaus. Kritisch diskutiert werden die vorgeschlagene Dichte und die Setzung des Hochpunktes an der Stadteinfahrt.
Der bestehende Stadtwald wird geschützt und nur im Norden von Wohnzeilen gerahmt. Die gewerblichen Nutzungen und Freizeitangebote sind im Südwesten angelagert, treten aber in die zweite Reihe, um die grüne Fassung der landschaftlich geprägten Stadteinfahrt zu stärken. Spielerisch verbinden fünf kleine Folies mit untergeordneten Nutzungen noch die öffentlichen Plätze im Stadtraum: Eine Geste, die vielleicht der Wiedererkennung dient, aber gut auch die Nebennutzungen gemeinschaftlicher Angebote integriert. Das Verkehrskonzept ist schlüssig und setzt auf das Ziel der Verträglichkeit der Nutzungsansprüche aller Verkehrsarten bei Reduzierung der Verkehrsgeschwindigkeit auf 40KM/H. Bevorzugt werden aktive Verkehrsformen. Als innovatives Angebot für ein neues Mobilitätskonzept schlägt der Entwurf neben Radwegeverbindungen und dezentralen Quartiersgaragen auch eine Ringerschließung durch einen autonom fahrenden Busverkehr vor, der beide Stadtteile in einem Loop verbindet.
Das Angebot an neuen Freiräumen, neuen Bäumen und der Erhalt des besehenden und identitätsprägenden Stadtwaldes bieten viele Möglichkeiten, die Freiräume sinnvoll zu vernetzen und einen nachhaltigen Beitrag in einer klimagerechten Stadtund Freiraumplanung zu liefern. Die Konzeptbausteine zur Kühlung, Regenwasserrückhaltung und Regenwassermanagement werden gewürdigt. Im Blick auf die wirtschaftlichen Kennzahlen liegt die BGF leicht über dem Durchschnitt der eingereichten Arbeiten.
Der Entwurf denkt die B448 und Obertshausen in einem konsequenten und visionären Gegenentwurf zum Bestand neu. Entstanden ist dabei ein Bild einer zukünftigen Entwicklung, die gleichermaßen der Innenentwicklung und der Qualifizierung der Freiräume gerecht wird.
Leitbild | Piktos

Leitbild | Piktos

Grün- und Freiflächenkonzept | Nutzung Freiräume

Grün- und Freiflächenkonzept | Nutzung Freiräume

Querschnitt

Querschnitt

Zoom am Platz | Konzeptskizze

Zoom am Platz | Konzeptskizze

Modell

Modell