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Mehrfachbeauftragung im Werkstattverfahren | 05/2010

Spiel- und Parklandschaft Sennestadt

1. Preis

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Situation
In Sennestadt wird ein einzigartiges Miteinander von Stadt und Landschaft praktiziert, das Stadtplaner aus aller Welt fasziniert und wesentlich zur Identifikation der Einwohner beiträgt. Durch mangelnde Pflege, eine zunehmende Zerschneidung und die fehlende Weiterentwicklung der Grünräume hat die Stadt-Landschaft inzwischen viel von ihrer Ausstrahlung verloren.

Konzept
Ziel der Planung ist es deshalb, die Sennestädter Parklandschaft mit einfachen Mitteln neu zu beleben. Dabei sollen der Zusammenhalt des Grünsystems gefördert und die einzelnen Teilräume in ihrem Charakter gestärkt werden.
Es wird ein durchgängiges, größtenteils barrierefreies Wegesystem entwickelt, das alle Teile der Parklandschaft zusammenbindet. Die trennende Wirkung der Straßen wird durch vier „Landschaftsklammern“ aufgehoben; hier entstehen neue, attraktive Zugänge zu den Grünzügen. Vier „Landschaftsbasen“ richten die Aufmerksamkeit des Besuchers auf die Besonderheiten der einzelnen Teilbereiche.
Dabei wird die vorhandene Parklandschaft niemals überformt, sondern durch zusätzliche Angebote gestärkt. Nach dem Motto „Entwicklung durch Pflege“ werden einerseits Sichtbeziehungen durch behutsame Auslichtung wieder hergestellt, andererseits fehlende Raumkanten durch Neupflanzungen ergänzt.


Die Elemente
Entwurfsstrategie ist es, durch punktuelle Eingriffe die Qualität der Stadt-Landschaft nachhaltig zu verbessern. Wiederkehrende, prägnante Elemente erschließen den Raum und eröffnen neue Nutzungen.

1. Wege
Das Wegesystem bindet die Stadtlandschaft nach innen zusammen und erschließt sie nach außen. Ausgehend vom Bestand wird durch die punktuelle Ergänzungen des Wegesystems eine durchgängige, barrierefreie Verbindung durch den gesamten Landschaftsraum geschaffen. Im Bereich der Bullerbach-Teiche werden zusätzliche Zugänge zur Siedlung angedacht, im Bullerbach-Tal sollen zukünftig barrierefreie Rampen die Querung des Tals erleichtern.

2. Landschaftsklammern
Heute ist die Durchgängigkeit des Grünsystems nicht mehr gegeben, Verkehrsadern durchschneiden mehrfach die Parklandschaft. Durch die Landschaftsklammern gelingt es, diese Zäsuren zu überwinden und die Grünzüge im Straßenraum sichtbar zu machen. Dabei wird eine Besonderheit des Bestandes genutzt: an den Querungen befindet sich immer eine Mittelinsel im Straßenraum. Diese wird nun erweitert und durch Platzbänder an den gegenüberliegenden Straßenseiten ergänzt. Sie werden mit einem Raster aus landschaftstypischen Bäumen überstellt, großzügige Übergänge stellen die Anbindung an den gegenüberliegenden Grünzug her.
Die Landschaftsklammern schaffen so den Brückenschlag zwischen den Grünräumen. Sie nehmen Fahrradständer und Bushaltestellen auf und erschließen damit die Parklandschaft nach außen. An die Klammern binden immer kurze, barrierefreie Rundwege an. Senioren oder Eltern mit Kinderwagen haben so die Möglichkeit, die Grünzüge mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und für Spaziergänge zu nutzen.

3. Landschaftsbasis
Während die Landschaftsklammern die Durchgängigkeit der Parklandschaft gewährleisten, setzten die Landschaftsbasen im Inneren besondere Akzente. Idee der Landschaftsbasis ist es, einen Ort für Aufenthalt, Orientierung und Information zu schaffen. Die Basen werden ausgehend vom ursprünglichsten Typ eines Treffpunktes in der Landschaft, einem einfachen Tisch mit Bänken, entwickelt: das Grundgerüst der Basis besteht immer aus einem abstrahierten Tisch mit Sitzmöglichkeiten. Dazu kommen Informationsstelen, die unter dem Motto „Verbinden, Verstehen, Verweilen“ jeweils einen Zugang zu den Besonderheiten des Ortes herstellen: zu Geschichte und Gegenwart, zu Landschaft und Natur.


Die Landschaftsräume
Folgt man den Wegen durch die Sennerstädter Parklandschaft, so kann man vier Teilräume mit sehr unterschiedlichem Charakter durchwandern. Ziel des Entwurfes ist es, die Eigenarten der Landschaftsräume herauszuarbeiten, unterschiedliche Nutzungsangebote zu eröffnen und die Landschaft in Ihrer Vielfalt erlebbar zu machen.

1. „Am Wasser gebaut“ - Landschaftsraum Bullerbach-Teiche
Große Teiche prägen die Landschaft im Süden der Sennestadt. Doch bis heute gibt es keine attraktive Aufenthaltsmöglichkeit an den Gewässern. Durch die Landschaftsbasis wird ein neuer Zugang zum Wasser geschaffen: Es entsteht ein attraktiver Aufenthaltsbereich zum Genießen, Ausruhen, Schiffchen fahren lassen. Die Basis ist außerdem der zentrale Anlaufpunkt für Wanderer, die den Wegen in die freie Landschaft folgen wollen.

2. „Pfadfinder“ - Landschaftsraum Bullerbachtal
Das Bullerbachtal stellt den naturbelassensten Raum der Sennestadt dar, gleichzeitig ist es die zentrale Verbindungsachse von der Nordstadt zum Zentrum. Dieser doppelten Funktion will der Entwurf Rechnung tragen: Auf der oberen Ebene sollen durch Ergänzungen des vorhandenen Wegesystems zwei barrierefreie Verbindungen geschaffen werden. Das Bachtal wird durch ein entsprechendes Pflegekonzept zu einer offenen Hochstaudenflur entwickelt und behutsam erschlossen. Die Bäume im Tal sollen entfernt und der Bachlauf über einen Holzsteg erlebbar gemacht werden. Der Steg nimmt gleichzeitig die Landschaftsbasis auf. Hier werden Informationen über Flora und Fauna vermittelt und für einen behutsamen Umgang mit dem Naturraum geworben.

3. „Heimatmelodie“ - Landschaftsraum Friedhof / Heimatmuseum
Auch wenn die Sennestadt erst wenige Jahrzehnte alt ist, so kann der Ort doch auf eine lange Geschichte zurückblicken. Davon zeugt der alte Friedhof. Diese Geschichte soll nun das geplante Heimatmuseum vermitteln. Deshalb wird vorgeschlagen, Kotten, Kirche und Landschaftsbasis zu einem Ensemble zusammen zu fassen. Die nördliche Wiese soll gärtnerisch gestaltet werden: Ein Obsthain und ein Bauerngarten vermitteln Bilder der historischen Kulturlandschaft, es bleibt genügend Raum für kleinere Feste und Veranstaltungen. Die südliche Fläche bleibt offen und kann für größere Events genutzt werden. Über die Landschaftsbasis wird auch außerhalb der Öffnungszeiten des Museums Geschichte vermittelt, Wanderer erhalten zudem Information über die Wege in die angrenzenden Wälder.

4. „Spiel Sport Spaß“ - Landschaftsraum Ost-West Grünzug
Der Ost-West-Grünzug ist durch eine Ansammlung unterschiedlichster Sportangebote für alle Altersklassen gekennzeichnet. Doch bei aller Angebotsfülle fehlt dem Raum das, was den eigentlichen Wert einer Parkanlage ausmacht: attraktive Räume für freie Nutzungsaneignung und individuelle Erfahrung der Landschaft. Die Wiese südlich der Eibestraße kann diesem Anspruch heute nicht gerecht werden. Zwar besteht hier ein großer Freiraum, aber durch die umgebenden Parkplätze, Zäune, fehlende Raumgrenzen und mangelhafte Gestaltung wirkt der Raum unattraktiv.
Hier setzt der Entwurf an: Der Raum wird durch Bäume neu gefasst, die Parkplätze werden zurückgebaut und der Boden leicht modelliert. Es entsteht eine „Große Rasenfreiheit“; vorprogrammierte Stimmulanzen sollten minimiert werden, stattdessen eine anregende Umwelt geschaffen werden, die individuell erfahrbar ist. Der Raum soll Nutzungsmöglichkeiten anbieten, aber nicht zwingend vorgeben. So kann ein Nebeneinander von Jung und Alt, von aktiven und passiven Nutzungen entstehen, ein Ort der offen ist für jede Art von selbstorganisierten Aktivitäten.
Weitere Nutzungen (Beachvolleyball, Boccia) können an die bestehenden Sportanlagen angegliedert werden. Eine Allee führt in direkter Blickbeziehung aus dem Bullerbachtal auf die Landschaftsbasis zu, welche im Zentrum des Grünzugs, an der zentralen Wegkreuzung, angeordnet ist. Sie soll den Wanderern den Weg in den Teutoburger Wald weisen und gleichzeitig Anlaufstelle für Jogger, Walker und Nordic Walker sein.


Realisierung
Alle Maßnahmen sind so konzeptioniert, dass sie sofort realisiert werden können. Da die einzelnen Maßnahmen ein modulares System bilden, ist eine Umsetzung in Stufen problemlos möglich. Dies betrifft auch die Ausstattung der Orte: So könnten z.B. die Landschaftsbasen in einem ersten Schritt errichtet werden, die Beschilderung könnte zu einem späteren Zeitpunkt nachgerüstet werden. Die Pflanz- und Rodungsarbeiten sind ebenfalls unabhängig von den anderen Maßnahmen durchführbar.
Perspektive "Pfadfinder"

Perspektive "Pfadfinder"

Perspektive "Landschaftsklammer"

Perspektive "Landschaftsklammer"

Perspektive "Große Rasenfreiheit"

Perspektive "Große Rasenfreiheit"

Perspektive "Am Wasser gebaut"

Perspektive "Am Wasser gebaut"

Detail Landschaftsbasis

Detail Landschaftsbasis

Detail Infostelen

Detail Infostelen

Strukturplan M 1:2000

Strukturplan M 1:2000

Entwurfsplan Vertiefungsbereich I+II M 1:500

Entwurfsplan Vertiefungsbereich I+II M 1:500

Entwurfsplan Vertiefungsbereich III M 1:500

Entwurfsplan Vertiefungsbereich III M 1:500

Detail Landschaftsklammer

Detail Landschaftsklammer