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Mehrfachbeauftragung | 09/2014

Stadtteilplatz Wiley-Süd

2. Rang

florian krieger architektur und städtebau gmbh

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

In Neu - Ulm hat sich in den vergangenen Jahrzehnten durch die Konversion der Militärflächen ein neuer Stadtteil entwickelt, das Wiley-Areal. Wiley-Süd wurde als Teil dieses Areals schwerpunktmäßig als Wohngebiet konzipiert und bis gegenwärtig größtenteils fertiggestellt. Im Rahmen des gegenständigen Wettbewerbs wird eine noch offene Fläche zwischen den Häuserblocks betrachtet, welche als „Stadtteilplatz Wiley-Süd“ entworfen werden soll. Der Stadtteilplatz Wiley-Süd liegt an der Schnittstelle zwischen Wohnen und Gewerbe, welches sich als Zeile entlang der Edison-Allee entwickelt. Die an die etwa 3000 m² große Fläche angrenzenden Straßen und Parkplätze sind bereits hergestellt.
Die große Herausforderung der gestellten Planungsaufgabe liegt darin, einen Freiraum für ein Quartier zu gestalten, welches den Erholungs- und Freizeitraum betreffend durch den benachbarten Grünzug Peter-Biebl-Park zur Genüge versorgt ist. Um dagegen einen urban anmutenden Stadtplatz zu gestalten, verfügt das Quartier nicht über die notwendige bauliche Dichte. Die seitens der Stadt und des Quartiers angedachten Nutzungen bedürfen jedoch einer Platzfläche, die entsprechend der kleinstrukturellen örtlichen Gegebenheiten ausgestaltet wird. Um einen identitätsstiftenden Ort für das Quartier zu entwickeln, arbeitet das vorliegende Entwurfsmodell mit einem hybriden Freiraum.

KONZEPT

Die Fläche des Stadtteilplatzes wird an drei Seiten durch Parkplätze und Straßen umrahmt, östlich grenzt ein Wohngebäude mit einer Plaza coperta, die überwiegend als Stellplatzfläche genutzt wird, an den Platz an. Der Fläche fehlt es gegenwärtig sowohl an Raumkanten als auch an einer Belebung durch die Ränder. Zur Schaffung eines platzartig dimensionierten Raumes mit angenehmer Aufenthaltsqualtität bildet unser Konzept – ein Hybrid aus Platz und Bürgergarten - einen gärtnerisch anmutenden, baumüberstellten Rahmen mit einer offenen, frei zu bespielenden Mitte aus. Analog der in Blockstruktur errichteten Umgebungsgebäude und der für das Gebiet prägnanten doppelten Baumreihen wird der Platz mit einer zweireihigen Baumpflanzung rundum räumlich gefasst und in die städtebauliche Struktur eingegliedert. Die Fläche unter dem Kronendach bildet eine Art Passepartout aus, welches mit rechteckigen, in einem Raster angeordneten Hecken-, Beet und Bankelementen besetzt wird. Der Platz erhält eine attraktive Außenansicht, einen nutzbaren Rahmen und eine nach außen transparent abgeschirmte Mitte. Der neue Bürgergarten mit offener Mitte kreiert aus sich heraus einen Ort, der Anziehungspunkt für die Bewohner des Quartieres ist und als angemessen dimensionierte Veranstaltungsfläche den Bürgern zur Verfügung steht.

ENTWURF

Der Platz bildet sowohl über seine Belagsmaterialien als auch über die Ausstattung und Bepflanzung einen Rahmen und eine Mitte aus. Der äußere Rahmen ist befestigt. Neben den bereits dreiseitig vorhandenen Parkplatzreihen bilden Gehwege aus Betonpflaster den steinernen Rahmen. Das Belagsmaterial wird umlaufend wie bereits im Bestand vorhanden verwendet. Der Rahmen bildet östlich des Platzes eine breite Schneise. Die Ausführung der Pflasterung erfolgt hier analog der notwendigen Belastungsklasse und dient als Feuerwehrbewegungsfläche sowie Anfahrt für Veranstaltungen auf dem Platz. Die Platzmitte wird aus wassergebundener Wegedecke ausgeführt. Durch den weicheren Belag und die warme Farbgebung entsteht eine ansprechende Atmosphäre.
Um einen Übergang des nördlichen Gehwegs an den Fuß-und Radweg westlich der Edison-Allee zu gewähren und die Baumstellung zu optimieren, werden wenige Parkplatze umstrukturiert. Es bleiben gesamt 45 Stellplätze erhalten.
Die doppelreihige Baumpflanzung bildet ebenso einen Rahmen mit geschlossenem Laubdach und einer freien nach oben offenen Mitte aus. Die verwendete Baumart Gleditsia triacanthos zeigt ein lichtes, feingliedriges Kronenbild. Zwischen den Parkplätzen verteilte Baumstandorte bilden mit einer ergänzten Baumreihe auf der Ostseite den äußeren Gehölzrahmen. In diesem stehen die Bäume, bedingt durch die Anordnung der Baumscheiben im Bestand, weniger dicht als im inneren Baumrahmen.
Unter dem Kronendach bilden Formhecken, Beete und Beet-Bank-Kombinationen den gärtnerischen Rahmen. Auch dieser ist in einen inneren und einen äußeren Rand eingeteilt. Die äußeren Beete werden mit hüfthohen, immergrünen Hecken wie beispielsweise Buchs und Eibe bepflanzt. Sie geben der Fläche auch in den Wintermonaten eine räumliche Fassung. Die inneren Beete werden mit Gräsern und eingestreuten Geophyten, welche temporäre Blühaspekte aufzeigen, bepflanzt. Die im Raster angeordneten Beete erlauben eine gute Durchwegung des gesamten Rahmens. Zu dem östlich angrenzenden Gebäude lichten sich die Beetaufstellungen ebenso wie der Gehölzrahmen, um einen stärkeren Bezug zur Plaza Coperta herzustellen, welche bei Stadtteilfesten frei vom ruhenden Verkehr als witterungsgeschützte Fläche integriert werden kann.
Einige Beete erhalten einen 40 cm hohen Rahmen aus Edelstahl und werden teils mit Holzauflagen zum Sitzen bestückt. Einige Einzelbänke bieten Ruhe, sich gegenüber aufgestellte Bänke dienen dem Treffen und der Kommunikation der Anwohner. Auch in den Sommermonaten findet sich hier immer ein schattiger Aufenthaltsort.
Im südlichen Rand sind Spielflächen aus Fallschutzbelag integriert. Hier sind vereinzelt Spielgeräte und eine Sandspielfläche eingebaut. Der Platz dient jedoch gänzlich der Aneignung spielender Kinder. Fangen, Verstecken zwischen Hecken, kleine raumartige Aufweitungen zwischen den Heckenelementen regen auch das informelle Spielen an. Die wassergebundene Wegedecke eignet sich für vielseitige Aktivitäten für Jung und Alt wie zum Beispiel Boule, Murmel oder Gymnastik. Optional können Ausstattungselemente wie ein Bücherschrank, ein Trinkbrunnen, Fahrradstellplätze, und ein Versorgungspoller, der bei Veranstaltungen den Wasser- und Stromanschluss gewährt, in die orthogonale Elementanordnung integriert werden. Der anspruchsvolle identitätsgebende Entwurf für den Stadtteilplatz Wiley Süd berücksichtigt viele der gewünschten Bürgerbelange und bindet sie in die Gestaltung ein. Die multifunktionale Mitte dient vieler Art Veranstaltungen, wie kleinen Wochenmärkten, Flohmarkt, Quartiersfesten oder kleinen Bühnenveranstaltungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bürgergarten Wiley:
Die Verfasser entwickeln den Platzraum nach dem Prinzip Rahmen und Mitte. Die Ableitung des Konzepts aus dem städtebaulichen Kontext erscheint logisch, die gestalterische Lösung ist gelungen; alle geforderten Funktionen sind überzeugend nachgewiesen. Ein luftiger Gartensaum – doppelreihig gepflanzte Gleditschien und ein weites Rechteck von kleinen Pflanzbeeten und Sitzinseln unter dem Kronendach – fassen einen offenen Innenraum, der den Bürgerinnen und Bürgern für vielfältige Aktivitäten zur Verfügung stellen soll. Das konsequente Freihalten der Mitte führt zu einer städtebaulich wie auch landschaftsarchitektonisch gut nachvollziehbaren Lösung. Die von den Bürgern gewünschte Offenheit und Zugänglichkeit dieser Aktivitätszone wird durch die Membranwirkung des Randes erleichtert. Einer noch mehr einladenden Geste steht allerdings die grundsätzliche Entscheidung für ein Baumkarree entgegen.
Das kleinteilige Raster der Intarsien erlaubt vielfältige Angebote: vorgeschlagen werden immergrüne Hecken, Gräser mit eingestreuten Geophyten. Spielzonen und Sitzgelegenheiten können problemlos integriert werden. Der modulare Aufbau der Grünfelder bringt die notwendige Flexibilität für die Weiterentwicklung des Konzepts; zum Beispiel durch Einfügung weiterer, zum Platz hin orientierter Bänke.
Das von den Verfassern gewählte Motto des Bürgergartens suggeriert eine breite Mitwirkung bei der Gestaltung und Pflege des Grüns. Dies ist aber nicht intendiert. Sollte die alleinige Zuständigkeit für die Unterhaltung des Platzes bei der Stadt verbleiben, dürfte ein unverhältnismäßig großer Pflegeaufwand entstehen, dessen Dimension die Möglichkeiten der Stadt Neu-Ulm übersteigt.

Insgesamt lobt die Auswahlkommission einen gut abgeleiteten und
konsequent gestalteten Entwurf für den Stadtteilplatz Wiley-Süd.
Dem kleinteilig strukturierten Rahmen aus Beeten, integrierten
Bänken und Spielflächen fehlt es hingegen an der notwendigen
Robustheit im Betrieb. Die Übernahme der Pflege durch die Bürgerschaft
wird an diesem Ort nicht für möglich gehalten.
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