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Einladungswettbewerb | 05/2009

Stadtumbau "Innenstadt Lünen 2012 - Empfangsraum Lange Straße"

1. Preis

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept

Der Empfangsraum Lange Straße bildet einen eigenständigen landschaftlich geprägten Freiraum vor der historischen Altstadt Lünens, der sich in der Gestaltung deutlich von der Fußgängerzone unterscheidet, so dass die historische Gliederung der Stadtstruktur ablesbar bleibt. Über eine geradlinige Promenade parallel zur vorhandenen Fahrstraße wird der Besucher zum Stadteingang der Altstadt geführt. Eindeutige und signethafte Zugangssituationen betonen die Zugänge zum Wallgang, zur Herz-Jesu-Kirche, zur Kita St. Raphael und zum Neubau des Bauvereins. Durch den Erhalt aller raumbildenden Gehölze entsteht ein charakteristischer Freiraum, der durch die zusätzliche Betonung der Raumkanten durch Hecken klar begrenzt wird. Die Promenade ist ein eindeutiger und offener Bewegungsraum, der keine Stellplätze entlang der Promenade benötigt.

Die vorhandene Coers-Wiese wird durch die Neubauten Atrium und Kulturzentrum zu einer städtischen Torsituation. Es entsteht mit dem neuen Coers-Platz ein Eingangs- und Ankunftsraum inkl. Bushaltestelle als Schnittstelle zwischen Empfangsraum und Fußgängerzone Lange Straße. Durch die Verschwenkung der Fahrbahn über den Platz wird die fußläufige Anbindung der Fußgängerzone an den Empfangsraum deutlich aufgewertet. Gleichzeitig wird so Platz zur Verlagerung beider Richtungs-Bushaltestellen auf den Platz geschaffen. Die ebenerdig über den Platz geführte Fahrbahn erleichtert die Anbindung des neuen Kulturzentrums an die Innenstadt. Der vorhandene grüne Charakter der Coers-Wiese wird durch den Erhalt aller Großbäume und Ergänzung repräsentativer Unterpflanzungen auf den neugeschaffenen Coers-Platz transferiert.

Die Eingangssituation in den Wallgang wird durch Auslichtung des Gehölzbestandes zur Schaffung von Sichtachsen, den Rückbau der Stellplatzanlage sowie der Renovierung des vorhandenen Spielplatzes deutlich als stadträumlicher Verknüpfungsraum gestärkt.

Die historischen Bezüge zu den ehemaligen Gewässerverläufen werden durch überwiegend blau blühende Pflanzungen und dunkle Pflasterungen aus Basaltsteinen stark abstrahiert in den neuen Freiräumen angedeutet.

Verkehr

Der Empfangsraum Lange Straße ist eine Weiterentwicklung der vorhandenen Verkehrssituation unter Erhalt und Ergänzung der vorhandenen linearen Gehölzstrukturen. Westlich der prägenden Baumreihe liegt die Fuß- und Radwegepromenade mit Eingangs- und Aufenthaltsräumen zu den angrenzenden Nutzungen; östlich dieser Baumreihe wird die Fahrstraße auf eine zweispurige Tempo 30-Zone ohne Stellplätze reduziert. Die Abgrenzung der Fahrbahn zur Promenade und zum östlichen Gehweg erfolgt durch Bordsteine. Die Fuß- und Radfahrerquerung der Victoriastraße bleibt in direkter Verlängerung der Promenade erhalten.

Die Holtgrevenstraße bildet die als Einbahnstraße geführte Erschließungsachse der Herz-Jesu-Kirche und des Kindergartens St. Raphael. Die entfallenen Stellplätze aus der Lange Straße werden durch die Anlage zweier Stellplätze im Norden (Kirche = 18 Stellplätze) und im Süden (Kita = 16 Stellplätze) als funktionale Einheiten zu den angrenzenden Nutzungen kompensiert.

Die Überfahrt zwischen Lange Straße und Neuberinstraße wird im weiten Bogen über den neuen Coers-Platz geführt. Durch die Verlagerung beider Haltestellen in den Platzbereich ist ausreichend Raum für den behindertengerechten Ausbau der Haltestellen vorhanden.

Oberflächen

Alle Wege- und Platzoberflächen im Bearbeitungsgebiet werden entsprechend den verkehrlichen Anforderungen neu gebaut. Aufgrund der Verwendung weniger Materialien wird ein einheitliches Erscheinungsbild in allen Teilräumen gewährleistet.

Fahrbahnen KFZ-Verkehr generell Asphalt; heller, granitfarbener Splitt = hellgraue Asphaltstraße
Überfahrt Coers-Platz Pflasterung im Läuferverband quer zur Fahrtrichtung; Betonsteine, Natursteinsplittvorsatz granitgrau, 15 x 25 x 12 cm, gebundene Bauweise; im Bereich Platzintarsie Basaltsteine, anthrazit, 15 x 25 x 16 cm, gebundene Bauweise
Bordsteine breite Granitborde (b = 20 cm) mit unterschiedlichen Höhen zur eindeutigen Führung des Verkehrs
Geh- und Radwege Promenade und Coers-Platz Betonsteine, Natursteinsplittvorsatz granitgrau, Schiffsverband senkrecht zur Lange Straße, verschiedene Stein- und Plattenformate bis maximal 40 x 60 x 12 cm; ungebundene Bauweise
Promenadenkante und Platzintarsie Basaltsteine, anthrazit, 20 x 30 x 16 cm, ungebundene Bauweise; Einfassung mit ebenengleich eingebauten Stahlkanten
Zuwege und Platzflächen der angrenzenden Nutzungen Betonsteine, Natursteinsplitt granitgrau, 20 x 30 x 12 cm, ungebundene Bauweise; Einfassung mit ebenengleich eingebauten Stahlkanten

Ausstattung

Die Ausstattung wird aus wenigen leicht modifizierbaren Elementen gebildet. Durch die massive vandalismussichere Ausführung wird ein hochwertiges Erscheinungsbild garantiert. Die Materialien der Oberflächen finden sich auch in den Ausstattungselementen.

Bänke Promenade und Platz Sonderelemente aus Basaltwerksteinen, massiv, inkl. Aussparung für Mülleimer, Holzauflagen unlackiertes FSC-Zertifiziertes Tropenholz, im Sockelbereich Wandeinbaulichtlinie als Effektbeleuchtung, gerade Ausführung (Länge = 3 m) auf der Promenade, runde Ausführung (Durchmesser = 5 m) im Platzbereich
Eingangsmarken auf der Promenade Mauerscheiben aus Basaltwerksteinen, Abmessung 4,00 x 0,30 x 0,60 m, hinterleuchtete Edelstahlbuchstaben als Adressbezeichnung

Beleuchtung

Die Beleuchtung erzeugt ein ruhiges, Sicherheit vermittelndes nächtliches Raumgefühl. Es wurde besonders auf die Vermeidung uneinsehbarer Räume geachtet.

Promenade Lange Straße einflammige Fackelleuchte Typ „Emporium“, Lichtpunkthöhe 4,50 – 5,00 m, Stahlmast lackiert DB 703, gleichmäßige Ausleuchtung der Lange Straße, Lichtfarbe brilliant-weiß
Coers-Platz vier- bis fünfflammige Mastleuchten, Lichtpunkthöhe 5,00 – 7,00 m, Stahlmast lackiert DB 703, gleichmäßige Grundhelligkeit mit bühnenartig herausgehobenen Lichträumen, Lichtfarbe brilliant-weiß
Effektbeleuchtung Banksockel LED-Lichtlinien und -punkte, Lichtfarbe brilliant-weiß

Vegetation

Die Vegetationsverwendung unterstreicht die ruhige und klare Raumbildung sowie den fast landschaftlichen Charakter des Freiraums vor der historischen Altstadt. Durch die großflächige Verwendung von Rasengräsern, Zwiebeln und Stauden entstehen leicht und preiswert zu unterhaltende Vegetationsflächen.

Ergänzung vorhandene Baumreihe Lange Straße Stadt-Linde (Tilia cordata 'Greenspire')
zusätzliche Solitärgehölze im Bereich Lange Straße rotlaubiger Ahorn (Acer platanoides 'Faassen's Black' oder 'Deborah')
Blütengehölze in 3er-Gruppen Lange Straße Zier-Äpfel (Malus 'Evereste' oder 'John Downie')
Hecken geschnittene Hainbuchen (Carpinus betulus)
Blütenbänder blau blühende Zwiebel- und Staudenpflanzungen (z.B. Scilla, Crocus, Geranium)
Baumscheiben konfektionierte Unterpflanzungen aus Gräsern, Zwiebeln und Stauden

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit stellt einen markanten städtebaulich-landschaftsplanerischen Ansatz dar, der sowohl eine eigenständige kraftvolle gestalterische Entwurfsidee aufzeigt, als auch realistisch auf die Anforderungen aus den Nachbarschaften und die finanziellen Umsetzungsmöglichkeiten eingeht.
Als »Grüne Achse« führt der neu gestaltete Empfangsraum Lange Straße einladend von der Viktoriastraße zum eigentlichen Innenstadtrand, begleitet von einer beleuchteten Promenade im Parklandschaftsraum, in dem der ehemalige Seseke-Verlauf herausgearbeitet ist.
Mangelnde Ausarbeitung des Zugangs von der Viktoriastraße kann noch nicht überzeugen. Gestaltete Durchblicke und Querbezüge mit dazwischen liegenden Aufenthaltsmöglichkeiten – wie zur Scharoun-Schule, zur Kirche und zur Kulturinsel.
Kritisch wird dabei dennoch die mangelnde Einbindung der im Hintergrund befindlichen o.g. wichtigen Gebäude gesehen. Die Gebäude werden zu wenig an die Straße herangeführt.
Besonderes Gewicht und Höhepunkt der Konzeption hat der neue Stadtplatz am Beginn der eigentlichen Innenstadt. Sowohl aus der Südrichtung als auch aus der Stadt von Norden kommend wird der Besucher – hier wie über einen Verteiler – gelenkartig in die verschiedenen Richtungen weitergeführt. Der Platz verzahnt sich mit den ankommenden Straßen. Hier wird der Charakter dieses Raumes als Ort der Übereinkunft unterschiedlicher Verkehrsteilnehmer besonders gewürdigt.
Die geringfügige Verlegung der bisherigen Straßenkurve nach Südosten ermöglicht neben einer angemessenen Verkehrsführung den Erhalt der bestehenden Kastanien. Zudem schafft eine trichterartige Einführung in die Lange Straße und damit in die Innenstadt, für Fußgänger und Radfahrer auch individuell gestaltete Vorräume für die platzbildenden Gebäude.
Das Auslagern der Stellplätze aus der Lange Straße wird begrüßt; gleichzeitig wird die Stellplatzanordnung auf dem Kirchenvorplatz als auch an der Einmündung Holtgrevenstraße als schwierig bewertet. Der Zugang zur Kirche wird so nicht akzeptiert. Auch erscheint eine detaillierte Ausarbeitung der Neuberinstraße als Hinführung und Aufwertung zum Theater und Kulturinsel erforderlich.
Die Realisierbarkeit dieses Entwurfs in verschiedenen Abschnitten scheint möglich. Die dargestellte Konzeption gehört zu den wirtschaftlichen Lösungsansätzen.