modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Städtebauliche Entwicklung 37° Nordost in Gladbeck

Einbindungsplan 1:2.500

Einbindungsplan 1:2.500

Anerkennung

Preisgeld: 15.250 EUR

bgmr Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Stadt Land Fluss, Büro für Städtebau und Stadtplanung BDA, SRL

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

37° Nordost - Gladbeck wächst zusammen – Grün, Urban, Vernetzt

Einleitung/Leitidee

Die Stadt Gladbeck möchte zusammenwachsen und nutzt mit dem Umbau ihrer stark frequentierten Bundesstraße 224 zur A52 ihre Chance, die bisher entstandenen Defizite wie Stadtbarrieren, Rückseiten und Brüche umzukehren und ihre Stadtteile Stadtmitte, Butendorf und Wittringer Wald miteinander neu zu vernetzen. Es entsteht ein Zukunftsraum, welcher ein Ort für Leben, Arbeiten und Freizeit bietet.
Ein kleiner Zoomout und Rückblick auf das Ruhrgebiet, die Emscher-Lippe Region, welche gerade eine auf Jahrzehnte angelegte Umprogrammierung und -gestaltung vollzieht und sich in der größten deutschen Agglomeration neu erfindet aber auch seine historischen Spuren bewahrt.

Das Ruhrgebiet als Ganzes hat eher eine flache Dichte und gilt als Ballungsraum, bei dem die konkrete Verzahnung von Siedlung und Freiraum im Sinne der inneren Ränder mit seinen Kontaktlinien zwischen bebautem und unbebautem Raum geprägt sind. Dieses Potenzial wird erkannt und von Gladbeck als Gartenstadt des 21. Jahrhunderts zukünftig genutzt und weiter qualifiziert.

Die durch die Industrialisierung überformte Landschaft, in der die wichtigen natürlichen Elemente wie Flüsse und Bäche der Industrialisierung zum Opfer fielen, werden fortan der Natur zurückgegeben und für eine zukunftsfähige klimaangepasste Stadt auch für die Bewohner erlebbar gemacht. Wie die Landschaft hat sich auch die Urbanität und Mobilität verändert. Sie sorgen dafür, das Gladbeck mit dem Fokus auf den menschlichen Maßstab zur Alltagsstadt der kurzen Wege wird und das Gleichgewicht zwischen den entscheidenden Faktoren Dichte und Vielfalt anwendet und bereits vorhandene Potenziale gekonnt nutzt. Neue Quartiere, die sich an unsere ständig ändernden Bedürfnisse flexibel anpassen können und neue Wohnqualitäten in städtischen Nachbarschaften hervorbringen.

Die Leitidee des Entwurfes beruht auf dem Konzept der vielfältigen Nutzbarkeit und ihren Angeboten entlang der neuen Stadtstraße. Sie ist kein reiner Transitraum mehr, sondern erschließt nun auch Treffpunkte von Nachbarschaften und neue Orte der Gemeinschaft. Durch ihre themenbezogene Unterteilung wird sie zur Erlebnis-, Blau-Grünen- und Lebendigen Straße. Die vorhandenen Stadt- und Freiräume, die vorher von der Bundestraße teils in Tieflage zerschnitten wurden, wirken durch die Umsetzung des Vis-á-Vis Konzeptes als ein starkes Ganzes und damit identitätsstiftend und verbindend.

Auf der Stadtebene werden zukünftig nicht nur die Bewohner, sondern auch deren Besucher, das Publikum der Stadt, eingeladen, sich durch die Stadt zu ihren Veranstaltungen und Zielen führen zu lassen. Das geschieht sowohl an den Stadteingängen als auch an den Orten des Ankommens wie dem Bahnhof Ost und West und dem ZOB. Von hier aus wird der Besucher durch die Stadt über wichtige Plätze und Parks gelenkt und kann sich somit intuitiv zum grünen Sportforum oder zur urbanen Stadtmitte/Campus bewegen.

Städtebau - Erschließung - Mobilität

Der hochverdichtete Stadtteil Stadtmitte steht mit seinen Innenstadt- und Stadtklima dem Stadtrand- und Vorstadtklima in Butendorf gegenüber. Um beide Vorteile miteinander zu verschmelzen, bedarf es eines ausgewogenen Verhältnisses von Bebauung und Freiraum. Ein Umbau nicht mehr benötigter Straßenräume zu Grünflächen und öffentlichen Platzräumen schafft neue Möglichkeiten.

Dazu wurden im Stadtteil Stadtmitte stark versiegelte Innenblockbereiche und Stellplatzanlagen durch die Herausnahme des MIV/ruhenden Verkehrs aufgelöst, welche zukünftig in Sammel-Quartiers- und -tiefgaragen untergebracht werden.

Die neue Baufeldaufteilung zwischen Wilhelmstraße und Uhlandstraße orientiert sich an den bestehenden Bebauungen und Parzellierungen, um auch eine Entwicklung in Bauabschnitten zu ermöglichen. Hierbei wurde sich an der Morphologie und Körnung der historischen Stadtblöcke Gladbecks orientiert. Ausgehend für die neue Entwicklung ist die neue Stadtstraße mit ihren öffentlichen Plätzen und der raumbildendenden Bebauung. Dazu wurden Brachflächen und alte Gewerbegrundstücke überplant und Rücksicht auf den historischen Bestand entlang der Horster Straße, sowie dem historischen Schulgebäude/Kita mit ihrem großkronigen Baumbestand genommen. Es dient zukünftig der Identität und Nachbarschaftsbildung und bildet die aufgelockerte Grüne Mitte als Kontrast zu den umliegenden städtischen Plätzen.
An der Kreuzung Horster Straße, bilden die 4-7 geschossigen Gebäude Hochpunkte, die eine neue Stadtsilhouette entlang der Stadtstraße erzeugen. Diese deuten gleichzeitig auf die Entwicklung des neuen Green-Tech Campus, welche östlich der großen Halde mit seinen wichtigen Start-Up-City- und Produktions-Block sowie der Akademie auf dem ehemaligen Festplatz beginnt. Den Übergang zur Wohnbebauung in Butendorf bilden nach Ertüchtigung der großen Halde die kleinteiligeren aufgelockerten Blöcke für unterschiedliche Wohntypologien und neue Arbeitsformen.

Freiraum - Straße – Stadtklima

Der Umbau zur Stadtstraße wird als Motor der Freiraumentwicklung genutzt. Die Stärkung identitätsstärkender Orte wie das neue Verbindungsquartier, der Sportpark und die kleine Halde geht zusammen mit Klimaanpassungsmaßnahmen, wassersensiblem Städtebau und der Stärkung der der Nahmobilität.

Grundbaustein der wassersensiblen Stadt- und Infrastrukturentwicklung ist die Implementierung von blau-grünen Korridoren angrenzend zum Straßenraum und stadtraumintegriert im neuen Stadtquartier. Von Verkehrsflächen abfließenden Regenwasser wird vegetativ und über Bodenfilter gereinigt, in Mulden und Grünflächen gesammelt, gespeichert, versickert, verdunstet und bedarfsweise genutzt. Im Siedlungsbereich werden die Dachflächen der Bebauung nach dem Schwammstadtprinzip in die Regenwasserkaskade einbezogen. Auch Ursprungsgewässer wie der Wittringer Mühlenbach sind Bestandteil des blau-grünen Netzes.

Ziel ist es die Stadt fit für den Klimawandel zu machen und das Regenwassermanagement zur Stärkung der hitzeangepassten, kühlen und durchgrünten Stadt zu nutzen. Auch urbane Siedlungsbereiche profitieren von dieser Strategie. Sie werden vielfältiger und durch gute Schnittstellen zur Bebauung, grünen Innenhöfen, eine Raumfolge grüner Plätze und guter Verbindungsräume in die großen Parklandschaften (z.B. Naherholungsgebiet Wittringer Wald neues Sportforum mit Stadtgärten und Festplatz) und die angrenzende Kulturlandschaft lebenswerter.

Wichtige Voraussetzung ist eine gut angepasste Nahmobilität und die Nutzung der neuen Stadtstraße als verbindendes Element. So werden die neue erschlossenen Stadträume über ausgebaute und gut eingebundene Radwege untereinander und mit dem angrenzenden Stadtraum verbunden. Im Bereich der neuen Wohn- und Arbeitsstandorte steht die Entwicklung von Begegnungsräumen im Fokus. Hierzu werden KFZ-Verkehre an den Rändern, unmittelbar in Verbindung zur neuen Stadtstraße abgefangen. Im öffentlichen Raum entstehen durch autoverkehrsarme (= Reduktion von motorisiertem Verkehr auf Not- und Rettungsfahrzeuge, Anlieferung und barrierefreie Erschließung) Alltagsräume mit hohem Freizeit- Begegnungs- und Erholungspotenzial.

Das zentrale Stadtquartier verbindet! Die neue Stadtstraße führt durch einen großzügigen Stadtplatz der zugleich als Antrittsraum Richtung Stadtmitte und die südlich gelegenen Stadtquartiere erkennbar wird.
Im Teilquartier südlich der neuen Stadtstraße entsteht mit der neuen Markthalle ein neuer Treffpunkt für die neue und bestehende Nachbarschaft. Er ist zugleich das Bindeglied zwischen den alten und neuen Parkanlagenbereichen der Stadt (Sportforum – Kleine Halde – Bürgerpark).

Gladbeck wächst zusammen - grün, urban, vernetzt

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch ein starkes städtebaulich-freiraumplanerisches Konzept aus, welches aus einer abschnittsweisen Betrachtung der neuen Straße entwickelt wird. Hieraus werden drei Typologien erarbeitet, die jeweils eigenen Identitäten entwickeln sollen.
Die „lebendige Straße“ bildete den urbansten Abschnitt, der sich folgerichtig mit der Stadtmitte über den Straßenraum vernetzt. Die städtebaulichen Strukturen werden dabei im Norden eher weiterentwickelt, wohingegen sie im Süden eine stärkere Eigenständigkeit besitzen. Diese Eigenständigkeit im Bereich des Campus wirkt jedoch in ihrer Körnung vor allem in Bezug auf die Gebäudetiefen zu Großmaßstäblich und zu unflexibel. Die neue Mitte des Quartiers ist unverständlicherweise mit einer Markthalle besetzt, welche an dieser Stelle unnötig und schwer umsetzbar erscheint sowie eine Konkurrenz zur Innenstadt zur Folge haben könnte.
Der Abschnitt der „Blau-Grüne Straße“ entwickelt einen waldartige Typologie in der die Straße wie ein Parkway zu verschwinden scheint.
Der südlichste Abschnitt der „Erlebnisstraße“ entwickelt sich aus dem angrenzenden Sport- und Freizeitbereich des Stadions und des Freibades. Er bietet folgerichtig eine parkartige, offene Typologie vorwiegend mit ergänzenden Freiraumnutzungen wie Rundweg, Festplatz, Fitness und einer Sporthalle an. Dieses Freiraumangebot ist an dieser Stelle ein Alleinstellungsmerkmal der Arbeit, wird aber aufgrund eines möglichen Überangebotes an Freiräumen und Freiraumnutzungen kontrovers diskutiert.
Den südlichen Abschluss des Bearbeitungsgebietes bildet eine gemischtes Wohnquartier, welches kein überzeugendes städtebauliches Bild erzeugt und ebenfalls in seiner städtebaulichen Körnung nicht ausreichend auf die Nachbarschaften reagiert.
Die Arbeit besticht insgesamt durch ihr klares Konzept und in der Schaffung von spannenden Teilräume, hat aber vor allem aufgrund der zu großmaßstäblichen und starren städtebaulichen Strukturen im Bereich des Campus und vor allem des südlichen Wohnquartiers Defizite.

Perspektive Campus Platz

Perspektive Campus Platz

Neues Sportforum Gladbeck

Neues Sportforum Gladbeck

Lageplan 1:1.000 Stadtmitte

Lageplan 1:1.000 Stadtmitte

Lageplan 1:1.000 Butendorf

Lageplan 1:1.000 Butendorf

Leitidee

Leitidee

Pikto Gebäudenutzung mit Freiraum

Pikto Gebäudenutzung mit Freiraum

Stadtstraße und Freiraum

Stadtstraße und Freiraum

Nutzung

Nutzung

Mobilität Nachbarschaften Klimaanpassung Baustufen

Mobilität Nachbarschaften Klimaanpassung Baustufen

Konzepte Neue Stadtstraße

Konzepte Neue Stadtstraße