Nichtoffener Wettbewerb | 09/2024
Städtebauliche Entwicklung Ortsmitte See Lupburg
©lichtelandschaften
Lageplan 500
Anerkennung
Preisgeld: 4.500 EUR
Stadtplanung / Städtebau
Stadtplanung / Städtebau
lichtelandschaften - Landschaftsarchitektur + Städtebau PartGmbB
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Erläuterungstext
Es wird eine Fortschreibung der bestehenden Dorfstruktur mit weiteren Höfen vorgesehen. Diese neuen Höfe sollen es in See ermöglichen, über eine gezielte städtebauliche Nachverdichtung im Dorfkern flächenschonend zu wachsen. Darüberhinaus sollen hier in unterschiedlichen Wohntypologien Alternativen zum bestehenden Wohnangebot entstehen. Die insgesamt drei neuen Höfe erfüllen dabei unterschiedliche Aufgaben.
Der westliche Hof wird als Mobility Hub gestaltet, der als Ort des Ankommens dient. Hier werden zusätzliche Stellplätze für Besucher von See in einer Parkscheune angeboten, es gibt Ladestationen für E-Mobilität, eine Fahrradreparaturstation und Stellplätze für Carsharing. Zusätzlich zur Bushaltestelle entsteht hier ein Ort, der als zentrale Anlaufstelle für neue Mobilitätsformen im ländlichen Raum dienen kann. Flankiert werden diese Nutzungen durch ein neues, zweigeschossiges Wohnhaus, dass den Platz räumlich fasst und an diesem belebten, gut vernetzten Ort im Dorfkern zum Beispiel für altersgerechtes Wohnen genutzt werden kann.
Der zweite neue Hof am Kirchweg dient als Wohnhof. Hier entstehen um die zentrale Hoffläche Reihenhäuser, Doppelhäuser und ein Geschosswohnungsbau, insgesamt 8 Wohneinheiten. Das Parken wird in einer weiteren Parkscheune organisiert um den Hof frei von Autos zu halten und dort Raum für die Hofgemeinschaft zu schaffen. Die Typologie der Parkscheune bietet hier zusammen mit dem gemeinschaftlichen Allraum für die Hofbewohner bei veränderten Mobilitäts- und Raumbedarf Werkstätten, Gemeinschaftsflächen oder Co-Workingräume zu schaffen.
Der dritte Hof, das bereits bestehende Gebäudeensemble an der Hauptstraße soll zum zentralen Ort der Dorfgemeinschaft werden. Mit Dorfstadl, Räumen für die örtlichen Vereine, dem Jugendclub und der Feuerwehr kommen hier die wichtigsten öffentlichen Funktionen des Dorfes zusammen und bilden einen Ortskern an der Hauptstraße.
Freiraumkonzept
Die städtebauliche Fortschreibung der bestehenden Dorfstruktur wird im Freiraum fortgesetzt. Die Typologie des Straßendorfes bildet im öffentlichen Raum entlang der Hauptstraße die Grundlage für drei neue Gemeinschaftsorte: Der zentrale Dorfplatz, der ruhige Treffpunkt am Löschteich und der Auftaktplatz im Westen.
Diese zentralen Orte im Dorf werden durch einen einheitlichen neuen Natursteinbelag verbunden. Dieser wird schwellenlos ausgebildet und durch Entwässerungsrinnen zoniert. Als Belagsmaterial wird Natursteinpflaster im wilden Verband in warmen Farbtönen vorgeschlagen. Für eine gute Begehbarkeit soll die Oberfläche gesägt ausgebildet werden. Dieser Shared-Space soll allen Verkehrsteilnehmern eine paritätische Nutzung des Straßenraums ermöglichen.
Im Kirchweg und in der Sankt-Martin-Straße soll der bereits bestehende Charakter als Nebenstraße erhalten und diese um Bürgersteige ergänzt werden. Auch diese Bereiche sollen schwellenlos ausgebildet werden. Die Zonierung der Straße erfolgt über einen Belagswechsel hin zu versickerungsfähigem Asphalt auf der eigentlichen Fahrbahn.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Entwurfsteam erhält alle Bestandsgebäude.
Die Feuerwehr wird in einem Neubau nördlich der alten Wache untergebracht. Der neue Dorfplatz entspricht somit der bestehenden Hofsituation, die räumlich gut gefasst und in ihrer Abmessung wohl proportioniert ist. Die städtebaulichen Eingriffe sind insgesamt minimal und kompakt gehalten, wodurch viel Raum für die Ausgestaltung der Freiflächen bleibt.
Die Erschließung des Weihers ist gut gelöst. Städtebaulich nicht überzeugen konnte die Lage der Feuerwehr gegenüber dem Kindergarten sowie die Ausbildung eines zweiten platzartigen Raums zwischen dem bestehenden Scheunenanbau, der alten und neuen Feuerwehr. In seiner Abmessung wirkt der Platz wie eine Dopplung des Dorfplatzes.
Auffallend ist die mutige Gestaltung der Gebäudehüllen mit Materialien aus dem Industriebau. Bemängelt wird, dass es der Entwurf nicht vermag einen formalen Bezug zum ländlichen Raum herzustellen. Somit wirken die gewählten Materialien und damit die Gebäude im Kontext des Ortes fremd. Die Freiflächengestaltung des Dorfplatzes könnte in der Nutzbarkeit eine größere Flexibilität erlauben. Der Baumhain wirkt begrenzend, seine Lage und Ausdehnung etwas willkürlich.
Positiv bewertet wird die Vielzahl an Angeboten zur Landschaftsplanung der nördlich gelegenen Wiesen. Das Raumprogramm ist erfüllt, der Erhalt des Bauernhauses begrüßt. Zur Belebung des Platzes und im Sinne einer direkten und unkomplizierten Erschließung wäre es besser gewesen die gesellschaftsbildenden Nutzungseinheiten (Vereinsraum, Multifunktionsraum) erdgeschossig vorzusehen. Die Unterbringung des Jugendtreffs im alten Feuerwehrhaus überzeugt. Die versiegelten Außenflächen um das Gebäude weisen allerdings zu wenige Aufenthaltsqualitäten auf.
Die Jury zweifelt an der versprochenen einfachen Bauweise. Die Umsetzung der scharf gekanteten Blecheindeckungen sowie der Ausbau einer oberen Ebene in der Scheune gegen Dach sind konstruktiv, statisch und wärmedämmtechnisch aufwendig.
Das Energiekonzept basiert auf verschiedenen Ansätzen, die auf Umsetzbarkeit und Angemessenheit geprüft werden müssten.
Der Entwurf sticht heraus durch experimentelle Ansätze auf verschiedenen Ebenen, schafft es jedoch nicht, diese konsequent im Kontext des Orts weiterzuentwickeln.
©lichtelandschaften_C/O NOW
Lageplan 200