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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2024

Städtebauliche Entwicklung zwischen Janup und Löhrstraße in Herford

Perspektive Gänsemarkt

Perspektive Gänsemarkt

ein 2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

asp Architekten GmbH

Stadtplanung / Städtebau

TREIBHAUS Landschaftsarchitektur Hamburg

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Grüne Radewig - Nachhaltiges Wohnen und Arbeiten zwischen Gänsemarkt und Aa
Nahe der Herforder Innenstadt befindet sich der Stadtteil Radewig, in dem ein in nachhaltiges Quartier mit gemischter Nutzung aus Wohnen, Dienstleistungen und Handel entstehen soll. Die Flächen zwischen Janup und Löhrstraße liegen heute zum Teil brach und bedürfen einer städtebaulichen Aufwertung. Die Herausforderung besteht darin, die unterschiedlichen Nutzungsanforderungen auf den wertvollen Entwicklungsflächen maßvoll in das sensible, historisch gewachsene Stadtgefüge einzugliedern. Der vorliegende Entwurf begegnet dieser Herausforderung mit zwei robusten Baublöcken, die das Areal schrittweise in einen Standort für nachhaltiges Wohnen und Arbeiten transformieren.

Vom Gänsemarkt zur Aa – Baukultur trifft Uferpark
Die Grundidee des städtebaulichen Konzepts basiert auf dem Brückenschlag von den ortsbildprägenden Gebäuden am Gänsemarkt zu den Freizeitangeboten des zukünftigen Uferparks Das Lächeln der Aa. Auf dem Weg von den gastronomischen Angeboten des Gänsemarkts zum Fluss passiert eine neue Fuß- und Radwegverbindung die JanuPocket. Dieser kleine Taschenpark dient der Nachbarschaft als sozialer Treffpunkt und grüner Rückzugsort. Er bildet zugleich das Herzstück des Stadtentwicklungsprojekts und gliedert das Projektgebiet in zwei Bauabschnitte: Der erste komplementiert die südlichen Gebäudestrukturen an der Kirchgasse zum Jacobihof. Gegenüber der namensgebenden Kirche liegend, bietet das u-förmige Gebäude hohe Wohnqualitäten mit privaten und gemeinschaftlich genutzten Grünräumen im Innenhof. Unabhängig von bestehenden Stellplatzpachtverträgen und weiteren Entwicklungen kann dieser Bauabschnitt auf dem Areal zeitnah umgesetzt werden. Den zweiten Bauabschnitt bildet eine markante Blockrandbebauung, die zu allen Seiten klare Raumstrukturen definiert. Durch kleinteiligere Fassaden- und Gebäudegliederungen ermöglicht der Hanseblock architektonische Individualität und bewahrt den Radewiger Maßstab. Zum Janup reagiert der Baublock mit giebelständigen Gebäuden angemessen auf die vorherrschenden Gebäudeformen- und höhen am Gänsemarkt. Nach Norden hin markiert ein leicht erhöhter Gebäudeteil mit prägnanter Formensprache – im Zusammenspiel mit dem JanuPlatz und dem gegenüberliegenden Technischen Rathaus – den bis dato fehlenden Quartierseingang aus Richtung des Bahnhofs kommend.

Multitalent Blockrand – bedarfsgerechte Nutzungsmischung

Die beiden Blockstrukturen mit klassischen Gebäudetiefen ermöglichen eine flexible Nutzungsmischung, die auf sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren können. Während der erste Bauabschnitt aufgrund seiner ruhigeren, geschützten Lage das Wohnen priorisiert, antwortet der Hanseblock auf das angrenzende, heterogene Raumgeflecht. Sowohl zum Janup als auch zum JanuPlatz erlauben tiefere Erdgeschosse die Ansiedlung von Gewerbe, Handel, Gastronomie oder Dienstleistungen, die in unterschiedlichen Größen und Konfigurationen Platz finden. Im Zusammenspiel mit einem aufgewerteten Janup entsteht hier ein attraktives Angebot, das die Position der Hansestadt Herford als Mittelzentrum mit vielfältigem Handel weiter stärkt. Die Erdgeschossnutzungen entlang der Löhrstraße und zum JanuPocket entwickeln attraktive Adressen für hochwertige Büroflächen oder sonstige Dienstleistungen. Der begrünte Innenhof kann sowohl geschützte Außenfläche für gastronomische Angebote als auch erforderliche Spielflächen nach LBO beherbergen. Die Obergeschosse des Hanseblocks können bei Bedarf neben dem Wohnen auch für weitere Büronutzungen dienen. In den Baukörpern sind unterschiedliche Typologien vorgesehen, die Raum bieten für alle BewohnerInnen – unabhängig von ihrer Lebensphase. Balkone und Loggien für alle Wohnungen sichern eine durchgängig hohe Wohnqualität.

Aktive Freiräume – für Mensch und Klima
Zukunftsorientierte Stadtentwicklung soll nicht nur den Menschen, sondern auch der Natur zugutekommen und beides in Einklang miteinander bringen. Neben Fragen zum Umgang mit dem Klimawandel und rückläufiger Artenvielfalt steht die Qualität von Begegnungs- und Erholungsräumen im Vordergrund. Der Entwurf erreicht diese Qualität mit multikodierten Freiräumen, die Angebote für die Mittagspause und Freizeitaktivitäten beinhalten. Dadurch werden Begegnungsorte zwischen dem Quartier und den umliegenden Wohn- und Gewerbegebieten ausgebildet. Darüber hinaus entwickelt der Entwurf ein robustes Netz an Grünräumen, die das Quartier durchziehen. Die dabei entstehenden, differenzierten Freiräume – Grünverbindungen, Innenhöfe, Rigolen, Retentionsflächen – bieten ein vielfältiges Angebot für Mensch sowie Natur und stärken die Identität des Ortes.

Das Quartier als Schwamm – klug gekühlt und auf Starkwettereignisse vorbereitet

Die über das Areal verteilten Freiflächen und die begrünten Innenhöfe sorgen für einen geringeren Versiegelungsgrad und eine effiziente blaugrüne Infrastruktur, die einen wichtigen Baustein der klimagerechten Stadtentwicklung darstellt. Durch den Umgang mit anfallendem Regenwasser auf dem Areal wird sowohl der Abfluss in die Kanalisation drastisch reduziert als auch die Kühlung des Quartiers gefördert sowie die Bewässerung der Vegetation gefördert. Das Konzept des Regenwassermanagements besteht dabei aus zwei wesentlichen Komponenten: Zum einen ermöglichen Grünflächen, Mulden und Retentionsflächen die Rückhaltung und Verdunstung des Regenwassers im öffentlichen Raum. Zum anderen beinhaltet das Konzept die Nutzung von Grauwasser sowohl innerhalb des Gebäudes als auch außerhalb des Gebäudes, zum Beispiel für die Bewässerung des angrenzenden Grüns. Auf diese Weise können große Bäume, die einen effizienten Beitrag zur Klimaanpassung im Quartier leisten, langfristig gesichert werden.

Zirkuläre Bauweise - Ökologisch, ökonomisch und sozial

Nachhaltigkeit bildet eines der Hauptmerkmale des Entwurfs. Das städtebauliche Konzept gibt klare Baukörper vor, die dank ihrer Bauweise problemlos auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagieren und mit unterschiedlichen Konfigurationen ausgefüllt werden können. Der Lebenszyklusgedanke des Zirkulären Bauens prägt die gesamte Planung und Ausführung des neuen Stadtbausteins. Bereits bei der Wahl der Materialien werden neben dem biobasierten Rohstoff Holz so konsequent wie möglich ressourcenschonende Materialien und Bauteile eingesetzt. Dem Konzept des Urban Minings folgend, werden die Materialien aus den abgebrochenen Bestandsbauen entweder in den neuen Baukörpern oder als Freiraumelemente wiederverwendet. Konstruktion und Gebäudetechnik sind von Anfang an auf Demontage und Wiederverwertbarkeit ausgelegt. So können nach der Nutzungszeit des Gebäudes alle Materialien einfach getrennt und entweder erneut verwendet oder hochwertig recycelt werden. Module und wiederverwendbare Bauteile erleichtern den Rückbau.

Gut angebunden – kurze Wege für alle

Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilitätswende ist ein attraktiver Anschluss an den Umweltverbund unerlässlich. Die neue Verbindung von Gänsemarkt zur Aa knüpft an ein engmaschiges Fuß- und Radwegenetz, dass das Quartier mit der Innenstadt, den Einrichtungen des täglichen Bedarfs und den umliegenden Naherholungsgebieten verbindet. Der Parkierungsverkehr des Hanseblocks taucht unmittelbar nach der Zufahrt von der Löhrstraße in eine unterirdische Stellplatzanlage ab, sodass ein autoarmer Binnenraum um die JanuPocket möglich ist. Die Zufahrt zum Jacobihof erfolgt über die Kirchgasse. Während die Durchfahrt für den PKW-Verkehr durch das Areal nicht möglich ist, können die Bewegungsräume durchgängig von Müll-, Sonder- und Rettungsfahrzeugen befahren werden. Deren Aufstellflächen ordnen konfliktfrei und ohne große Präsenz den öffentlichen Raum. Ein im Hanseblock gelegenes Logistik- und KEP-Zentrum fängt den Großteil der Warenströme bereits am Quartierseingang in der Löhrstraße ab.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich spricht der Entwurf 1014 eine sehr klare und deutliche Gestaltsprache - auch die sich ergebenden freiräumlichen Strukturen folgen einer stringenten Durchkomposition. Die Formensprache der Bebauung, insbesondere in der Kubatur des „Jacobihofs“ ist in seiner schlichten Ausformulierung der Dachlandschaft auf der Seite zur Jacobikirche prinzipiell wünschenswert, es ist jedoch zu prüfen, ob die Gesamthöhe des Neubaus unterhalb des Firstes der Querschiffe bleibt, was wünschenswert wäre.
Die Blockrandbebauungen ermöglichen eine effiziente und nutzungsflexible Bewirtschaftung der neuen Gebäude. Die Nutzungszuweisung Handel im „Hanseblock“ wird in seiner Notwendigkeit hinterfragt. Ferner wird kontrovers diskutiert inwieweit die geschlossene Blockrandbebauung des Hanseblocks wünschenswert ist und/oder ob diese in ihrer Haltung im Zuge weiterer möglicher Überarbeitung partiell gebrochen werden sollte.
Der Innenhof des Hanseblocks bildet einen klar abgegrenzten privaten Außenraum ab, muss sich andererseits jedoch die Frage gefallen lassen, wie hell der Innenhof letztlich in seiner Erlebbarkeit sein kann. Das Preisgericht hinterfragt den realen Grad des Grüns in diesem Hof. In einer weiteren Betrachtung ist dieser in Relation Größe Innenhof zum erlebbaren Grün und der Gebäudekubatur im Zuge einer Überarbeitung zu vertiefen.
Der Freiraum des Jacobihofs hat einen halböffentlichen Charakter und bildet einen in Dimension und Nutzung angemessenen grünen Außenraum ab.
Die Tiefgaragen unter den jeweiligen Baukörpern werden im Zuge des Entwurfes nicht weiter thematisiert was die Ausformulierung anbelangt. Es wird seitens des Preisgerichtes angenommen, dass beide Baukörper in Summe unterbaut werden. In Summe können im ersten BA. 34 Stellplätze und im zweiten BA 2 x 73 Stellplätze auf 2 Etagen umgesetzt werden.
Die Umsetzung der angedachten Bauabschnitte scheint in der Umsetzung realisierbar – wenngleich auf dem Planwerk andersherum ausgeschrieben.
Kritisch ist jedoch anzumerken, dass der 2. Bauabschnitt nur in Summe zu realisieren ist, was hinsichtlich der Zeitschiene als sehr kritisch bewertet wird.
Die Freistellung des Hotels und die daraus resultierende Ausbildung eines neuen Solitärs wird seitens des Preisgerichtes als positiv bewertet. Die Freistellung gewährt eine größtmögliche Bespielbarkeit des Gebäudes.
Das sich aus der neuen Blockbebauung ergebende Freiraumsystem, welches als Zentrum den „JanuPocket“ (Park) ausbildet, verknüpft auf subtile Art und Weise Gänsemarkt und Aa in großräumiger Betrachtung. Die Integration von Elementen, welche dem Umgang mit klimatischen Anforderungen aufgreifen und diesen durch Integration von Grün und auch Wasserrückhalte-/Verdunstungsflächen Rechnung trägt, lässt sich in den neuen Freiraum integrieren. Der nur sehr geringe Baumerhalt wird kritisch angemerkt.
Die vorgeschlagene nördliche Kopfsituation mit dem angegliederten „JanuPlatz“ wird kritisch hinterfragt, sowohl in der Ausformulierung der Adresse hinsichtlich des Gebäudes als auch in der Wahrnehmung und Nutzbarkeit des Platzes.
Der bereits erfolgte Abbruch des Bestandsgebäudes an der Kirchgasse wurde im Rahmen des Entwurfes nicht berücksichtigt, könnte jedoch städtebaulich in modifizierter Art integriert und wiederhergestellt werden. Das Wegerecht müsste dort Berücksichtigung finden. Im Zuge einer Überarbeitung ist dieser Punkt durchzuarbeiten.
Städtebaulich ist der Baulückenschluss seitens des Gänsemarktes ggf. im weiteren Prozess anzudenken, um die städtebauliche Kante dessen halten zu können und den Freiraum dort in seiner Wirkung erhalten zu können.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Entwurf auf Grund seiner klaren und deutlichen Sprache einen sehr positiven Beitrag im Wettbewerbsverfahren liefert und in seiner Haltung überzeugt. Er liefert einen Beitrag, der sich der Thematik aus einer sehr urbanen Haltung heraus annähert.
Konzept

Konzept

Lageplan

Lageplan

Lageplan

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Isometrie

Isometrie

Persepektive Auf der Freiheit

Persepektive Auf der Freiheit