Ideenwettbewerb im kooperativen Verfahren | 11/2023
Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Ostfeld in Wiesbaden
©Office for living architecture
Vogelperspektive
Engere Wahl / 1. Phase
OLA - Office for living architecture
Stadtplanung / Städtebau
Architektur, Stadtplanung / Städtebau
Landschaftsarchitektur
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf 1013 „Pluriversal Landscape – Das Ostfeld als symbiotische Stadtlandschaft“ schlägt im südlichen Stadtquartier mehrere Bebauungsschollen unterschiedlicher städtebaulicher und architektonischer Typologie, Dichte und Ausrichtung vor, die durch ein „aktives Erschließungsband“ zusammengehalten werden. Entlang des Bandes sollen in den Erdgeschosszonen gewerbliche Nutzungen, Dienstleistungen und andere publikumsintensivere Nutzungen aufgenommen werden. Gleichzeitig werden die „Schollen“ von einem Freiraumsystem zusammengehalten, in dessen Zentrum das Bieler Wäldchen bzw. Fort Bieler wie selbstverständlich integriert wird. Ausgehend von diesem zentralen Bereich führen verschiedene Freiraumachsen in die umgebende Landschaft, stellen eine hochwertige Vernetzung dar und führen auch zu wirksamen Luftaustauschprozessen mit der Bebauung. Jede „Scholle“ umfasst einen zentralen Platz mit differenzierter funktionaler Ausrichtung, an dem die verschiedenen Campusbereiche des Quartiers angelagert sind.
Aus städtebaulich-freiräumlicher Sicht ist der gewählte Ansatz der Schollen als positiv zu bewerten. Die Schollen sind überwiegend klar definiert und bilden einen markanten Stadtrand aus. Allerdings wirkt die städtebauliche Figur im südlichen Bereich des Quartiers u.a. durch die Setzung des zentralen Platzes an der SPNV-Haltestelle über den Grünzug hinweg undifferenziert, so dass eine im Inneren nicht mehr klar definierte „Doppelscholle“ zu entstehen scheint. Die dreidimensionalen Visualisierungen des Quartiers legen nahe, dass die Bebauungsstruktur weiterzuentwickeln und eine angemessene und qualitätsvolle Dichte zu gewährleisten ist.
Aus klimatischer Sicht wird angeregt, den südöstlichen Grünzug weiter nach Westen zu verschieben, um höhere Wirksamkeiten der Kaltluftaustauschprozesse zu gewährleisten. Dies könnte auch interessant sein mit dem o.g. Vorschlag, die Schollen zu schärfen. Ein Durchziehen des Grünzugs über den zentralen südlichen Platz könnte ebenso stadtklimatische wie stadtgestalterische Vorzüge aufweisen. Positiv wird die aufgelockerte Bebauung im Nordwesten des Quartiers an der Hauptfrischluftschneise bewertet.
Aus Sicht Freiraumentwicklung sollten Flächen gemäß ihren vielfältigen und sehr differenzierten Eigenschaften und Fähigkeiten in einem ganzheitlichen Konzept gemeinsam gedacht, weiterentwickelt und qualifiziert werden.
Aus Sicht Mobilität wird gefordert, den Langsamverkehr bewusst auch in den Straßenraum der aktiven Erschließungsachse zu bringen, und nicht nur in den Freiräumen zu führen. Außerdem dürfen keine MIV Durchgangsverkehre entstehen, insb. am Oberen Zwerchweg/Am Fort Bieler – hier sollte nur eine Langsamverkehrsverbindung (mit Notüberlauf) hergestellt werden. Ebenso sollte die Quartiersachse am Hauptgrünzug im Westen nur für Busse und Langsamverkehr geöffnet sein. Hubs/Quartiersgaragen sind am Rand der Schollen, dafür aber Car Sharing dezentral im Quartier bzw. den Schollen unterzubringen.
Seitens Denkmalschutz ist auf die in den Ausschreibungsunterlagen angegebene Pufferzone am Wartturm Landwehr (insb. Sichtachsen) zu achten. Auch im Süden des Fort Bieler besteht ein Freihaltebereich, an den die geplanten Nutzungen zu nahe heranrücken. Dieser Bereich scheint grundsätzlich undefiniert. Außerdem werden differenzierte Aussagen zu Fort Bieler und Wartturm Landwehr erwartet: Wie wird mit dem Kulturdenkmal Fort Bieler umgegangen? Wird es gesichert, restauriert, …?
Der BKA-Bereich wird als denkbare Campus-Variante bewertet, die eine interessante städtebaulich-funktionale Figur in die Debatte einbringt, insbesondere hinsichtlich eines markanten neuen Stadteingangs nach Wiesbaden. In diesem Bereich sind Radverkehrsverbindungen von/nach Osten zu gewährleisten. Im Südlichen BKA-Gebiet sollte aus verkehrlicher Sicht kein Parkhaus bestehen.
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Lageplan
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Konzeptdiagramm