Wettbewerblicher Dialog | 02/2023
Städtebauliche Gesamtentwicklung Campus Charité Mitte in Berlin
©heinlewischer
Blick über den Robert-Koch-Platz
3. Rang
Studio Vulkan Landschaftsarchitektur
Landschaftsarchitektur
yellow z urbanism architecture
Stadtplanung / Städtebau
Erläuterungstext
Campus im Wandel – Stadtraum im Umbruch
Die Charité blickt zurück auf eine wechselvolle Geschichte, welche in über 300 Jahren beeindruckende Meilensteine der medizinischen Entwicklung hervorgebracht hat. Neben umfassender medizinischer Versorgung und universitärer Ausbildung sind die Forschung und die Suche nach Innovation ein Wesenskern der Charité. Darauf musste stets auch die Campus-Struktur reagieren, denn medizinisch-technische Entwicklung geht mit sich wandelnden räumlich-funktionalen Ansprüchen einher. Nicht immer jedoch wurde bei Um- und Weiterbau des Campus in den vergangenen Jahrzehnten über die Einzelbauwerke hinausgedacht.
Nicht nur der CCM, auch der unmittelbare städtische Kontext hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Durch den Bau des Hauptbahnhofs, des Regierungsviertels und aktuell der Europacity entstehen südlich und westlich des Campus neue Stadtstrukturen von hoher Dichte und herausragender Bedeutung. Damit rückt die Charité aus der ehemaligen Randlage mitten ins Zentrum.
Die Planung für den CCM muss also auf zwei Ebenen wirksam werden: Sie muss den Campus funktional und zukunftsoffen organisieren und ihn mit eindrucksvollen historischen Bauten qualitätsvoll fortschreiben. Sie muss darüber hinaus ein neues Verhältnis zum umgebenden urbanen Kontext herstellen: als räumlich vernetzter, offener und selbstbewusst präsenter Ort exzellenter medizinischer Versorgung und Forschung.
Neuverortung
Mit einem neuen Gesicht an Humboldthafen und Invalidenstraße und einem zweiten Hochpunkt als Ergänzung zum Bettenhaus präsentiert sich die Charité selbstbewusst, zukunftsgewandt und gleichwohl geschichtsbewusst.
Die Einbindung in den Kontext erfolgt über ein feinmaschiges internes Wegenetz, welches an geeigneten Stellen an die äußeren, übergeordneten Straßen und Wege anschließt. Insbesondere die neuen Verbindungen Richtung Humboldhafen/Hauptbahnhof und nach Norden zur Invalidenstraße verknüpfen den CCM mit definierten Zugängen und klaren Entréesituationen mit der Umgebung.
Drei Talente, drei Perspektiven
Heute lassen sich am CCM drei Teilbereiche mit jeweils eigenen Ausprägungen und Entwicklungsperspektiven unterscheiden:
1. Der Klinik-Cluster an der Luisenstraße ist geprägt von hoher baulicher Dichte und Dynamik, mit dem Bettenhochhaus als architektonische Landmarke mit großer Strahlkraft. Dieser Bereich besitzt hohen funktionale Abhängigkeiten, aber auch das größte Transformationspotential. Die grundlegend neu geordnete Bebauung an der Luisenstraße und am Robert-Kochplatz, das Bettenhochhaus und die neue, eingerückte Brain-Center-Scheibe bilden das städtebauliche und funktionale „Herz“ des CCM.
2. Im Westen, am Bahnviadukt, hat sich um die Jahrtausendwende ein Forschungscluster mit eigener Architektursprache etabliert, mit Platzsituationen nach innen, jedoch abweisenden Rückseiten zur Bahn. Kurzfristig bietet dieser Bereich die Möglichkeit zur punktuellen Nachverdichtung und Adressbildung nach Westen. Langfristig ist dies ein Potentialraum für umfassenden Neustrukturierung des südwestlichen Randes, der als Forschungs- und Innovationscluster auch architekturtypologisch Neues wagen kann.
3. Das CCM-Areal ist im mittleren Bereich geprägt von den denkmalgeschützten roten Ziegelbauten der Jahrhundertwende und ihren Freiräumen, eingebunden in ein markantes Achsen- und Wegenetz. Zwischen Invalidenstraße in Norden und Schumannstraße im Süden bildet der historische Campus-Mitte den flächenmäßig größten Teilraum und entfaltet hier eine eindrückliche, identitätsstiftende Atmosphäre. Diese besondere Qualität wird als „innere Gartenlandschaft“ zum Ausgangspunkt unseres Konzepts.
Das Freiraumleitbild als Grundgerüst für den Masterplan der Charité
In der zukünftigen Entwicklung bildet der Freiraum zusammen mit dem Denkmalschutz den Schlüssel für das neue Bild der Charité im Zentrum von Berlin. Ziel ist, die historische Campusstruktur der Charité mit seinen Gebäuden und Freiräumen freizulegen und neu zu aktivieren.
So entsteht ein neues Bild des Campus der Charité: Über die Parkanlage am Alexanderufer wird der Campus als Institution mit Geschichte und Zukunft sichtbar in der Stadtstruktur.
1. Klar gefasst und gleichzeitig offen und vernetzt - die historischen Grenzen aufnehmend zeichnet sich der Campus zu den öffentlichen Stadträumen im Charakter eindeutig ab. Das Freiraumkonzept setzt präzise Eingangssituationen, die den Campus mit den benachbarten Quartieren verbinden.
2. Grün und durchlässig als Parkraum mit stadtklimatischer Bedeutung und hoher Aufenthaltsqualität.
3. Durch ein Freiraumangebot auf unterschiedlichen Maßstäben zwischen historischen und zukunftsgerichteten Strukturen ist das Campusareal in den Typologien vielfältig und in der identitätsstiftenden Gestaltung hochspezifisch.
Der städtische Rahmen – ein Saum öffentlicher Räume fasst den Campus
Stadtraumschicht West – das Alexanderufer als neuer Parkauftakt zur Stadt
Als Pendant zu den städtischen Kanten des Beckens zum Hauptbahnhof und der Europacity ist das Alexanderufer von Neubauten freigespielt. Im Blick vom Hauptbahnhof bestimmt so der Parkraum zusammen mit den historischen Bauten das neue Bild der Charité zur Stadt. Der Mauerweg wird als breite Parkpromenade zur Wasserkante freigespielt und verbindet die perlschnurartig aufgereihten Platzräume entlang des Ufers. Ein neuer Brückenschlag über den Spreekanal ermöglicht eine direkte fußläufige Erschließung der Charité vom Hauptbahnhof. Der Stadtraum zum Bahnviadukt wird breiter geöffnet, beleuchtet und in einer durchgehenden Gestaltungssprache konsolidiert. Die Rückseite wandelt sich zu einer verbindenden Erschließungsgasse die in verspringenden Freiraumtaschen zum Campus hin qualitätsvolle, baumbestandene Zwischenräume schafft.
Stadtraumschicht Ost – die Luisenstraße mit Traufe und Taschen ist die Adresse der Charité
Während die Straßenflucht zum Humboldt-Campus im Osten durchgehend geschlossen ist, bildet der westliche Abschluss Raumtaschen die als Adress- und Aufenthaltsräume. Er formt so eine Schicht zwischen Luisenstraße und dem inneren Campus die als aktiver Stadtraum neue Qualitäten und Adressen bilden kann. An den Zugang zum Bettenhochhaus anknüpfend bildet die Luisenstraße die Adresse für die neuen Kliniknutzungen im Zukunftsraum Gesundheit der Charité.
Stadtraumschicht Nord – die Invalidenstraße als städtische Flucht mit Einzelbauten
Mit dem Fokus der Entwicklung der Charité längs der Luisenstraße war die Invalidenstraße lange die Rückseite des Campus. Durch die Einbettung des Pockenhauses über einen tiefen Vorgarten an den Straßenraum wird auch der Ministerialbau auf der Nordseite der Straße freigelegt und sichtbar gemacht. Gemeinsam mit dem öffentlichen Raum des Alexanderufers entsteht so ein neuer Auftakt in den Campus von Norden und eine Klärung des historischen Straßenraumes längs der Invalidenstraße.
Erschließung & Mobilität – Konzentration an zentralen Orten
Im dichten Stadtraum hat der Freiraum einen hohen Wert. Um diesen zu schützen ist das Ziel, die für die Erschließung erforderliche Infrastruktur an den strategisch richtigen Orten zu bündeln und in bestehende oder neue Gebäude zu integrieren. So werden den 3 Stadtraumschichten Mobilitäts-Stationen (“Hubs”) unterschiedlicher Größe und Ausstattung zugeordnet. Sie vereinen unterschiedliche Verkehrsmittel und ermöglichen so Parkierung, Umstieg und Verleih an einem Ort. Dies erleichtert die Orientierung im Campus und spielt den Freiraum von zusätzlichem Mobiliar etc. frei. Unterhalb der Neubebauung Luisenstraße befindet sich die zentrale Tiefgarage. Zu Fuß/ per Fahrrad ist sie über einen nördlichen und einen südlichen Zugang von der Luisenstraße aus erreichbar. Als Haupt-Mobilitätsstation des CCM bietet sie ein Sharing-Angebot für elektrische PKW und Lastenräder, Ladeinfrastruktur und ggf. Reparaturservices. An den weiteren Campus-Rändern sind an geeigneten Stellen kleinere Stationen für Fahrrad- und Mikromobilität vorgesehen, möglichst ebenfalls die in Neubauten integriert. Sie bieten neben überdachten Abstell- und Lademöglichkeiten auch Sharing-Angebote für Fahrräder/ E-Bikes und E-Roller.
Die Charitégärten – die innere Welt des Campus
An die großzügige Gartenanlage um das Psychiatriegebäude anschließend ist der innere Campusraum bestimmt von Klinikbauten mit vorgelagerten Gartenräumen. Hier bedarf es keiner urbanen städtischen Platzräume. Im Kontrast zum städtischen Rahmen ist die innere Welt ein zusammenhängender Grünraum, der kleinteilig strukturiert ist. Die Gärten bilden individuelle Grünflächen die gemeinsam mit den angrenzenden Kliniknutzungen bespielt werden – die innere Welt des Campus spiegelt so als Grünraum die Vielfalt der Charité wider und ist dazu ein hoch nutzbarer Freiraum im Alltag.
Zwei Campuspromenaden als innere Adressen – Charité-Straße und Werkstattgasse
Der Anschluss der beiden Entwicklungsräume zu den Charitégärten wird von zwei Fußgängerpromenaden gebildet. Die Charité-Straße im Westen verbindet vom neuen Entree längs des Alexanderufers über den bestehenden Virchow-Platz zur Charité-Pforte und dem Karlsplatz im Süden. Aufgespannt zwischen den beiden Promenaden wird das zentrale Gebäude der Psychiatrie mit seinem Gartenraum aktives Element in der Vernetzung und dem Alltag im Charité Campus. Östlich der Psychiatrie bildet die Werkstattgasse eine neue Verbindung vom neuen Invalidengarten südlich des Pockenhauses zum Anschluss an die Luisenstraße. Die Werkstattgasse ist gesäumt vom bestehenden Garten der Psychiatrie im Westen und dem neuen Gartenraum zum Werkstattgebäude sowie dem Luisengarten angelagert an die neuen Klinikbauten.
Der Campus der kurzen Wege – Mobilität innerhalb der Charité
Der innere Campusraum ist ein Raum der Reflektion, des Aufenthalts im schattigen Grünraum zur Erholung und Lehre. Die Kompaktheit der Anlage ermöglicht eine fußläufige Erschließung aller Bereiche innerhalb kürzester Zeit.
Der Werkstatt- und der Luisengarten – eine neue Gartenschicht im Campus
Der Anschluss des historischen Werkstattgebäudes sowie der neuen Klinikgebäude zum inneren Campus erfolgt über eine grüne Gartenzone. Ein kleinteilig strukturierter Nutzgarten gliedert den Vorbereich zum Werkstattgebäude. Hier finden sich neben Anbauflächen auch aneigenbare Außenbereiche für Studenten und Klinikgruppen. Je nach Nutzung und Nutzern wandelt sich so das Bild – ein neuer, lebendiger Sozialraum im Campus entsteht. Der südlich anschließende Luisengarten ist kontemplativer Natur. Ein dichter Hain blühender Obstgehölze säumt die Werkstattgasse. In den Hain eingelassen finden sich Gartenzimmer, die als Treffpunkte und geschützte Aufenthaltsbereiche dienen. An die neuen Klinikbauten anschließend bilden diese Zimmer Außenterrassen, die direkt mit den innenliegenden Nutzungen korrespondieren.
Das Krankenhaus der Zukunft
Klinik-Cluster – Notfallzentrum, Brain-Center und Klinikgebäude
Das neue Klinik-Cluster mit dem Brain-Tower soll als kompakte, modulare und flexible Einheit die gewachsenen klinischen Bereiche um das Bettenhochhaus zukunftsoffen ergänzen.
Öffentlichkeit/Sockel
Die Sockelzonen, insbesondere die Platzkante am Robert-Koch-Platz dient der Öffentlichkeit. Hier sind Cafés, Shops, Aufenthaltsbereiche, Familien- und Wartezonen, Lehr- und Lernflächen, Konferenzbereiche und Informationsmöglichkeiten für die Charité angeordnet.
Somatischer Schwerpunkt und Funktionen an der Luisenstraße
Die drei Einheiten haben jeweils eigene Adressen an der Luisenstraße. Hier sind im Erdgeschoss Empfangs- und Verteilungszonenangeordnet. In den darüber liegenden Ebenen können modular und flexible U+B-Zonen, Ambulanzen, OP-Cluster etc. integriert und zusammengeschaltet werden.
Pflege
Die Pflegebereiche in den oberen Geschossen haben direkten Anschluss an patientennahe, hochwertige Freiflächen in Form von Dachgären und Höfen. Auch hier steht die flexible Belegung, Überschaltbarkeit und Ausrichtung auf moderne Modulpflege im Vordergrund.
Brain-Tower
Das westlich an das Klinik-Cluster angeschlossene Hochhaus bildet das Herz des Brain-Centers mit Sonderfunktionen, Forschungsclustern, Konferenz- und Lehrflächen am Garten.
Verbindungsgebäude
Zum historischen Campus hin, in Richtung Charité-Gärten können Erschließung, vertikale Kerne, Sonderfunktionen, Logistik und Technikzonen zusammengefasst werden. Diese Hauptschlagader verbindet die einzelnen Module des Klinik-Cluster und bietet eine klare Wegestruktur mit hohen Aufenthaltsqualitäten und ständigem Bezug zum Grün.
Liegendkrankenvorfahrt/Zentrale Notaufnahme
Die neue, großzügige und zentral gelegene Notaufnahme im Sockel des Notfallzentrums wird über eine eigene, früh vom restlichen Verkehr getrennte Zufahrt von der Hannoverschen Straße aus erschlossen. Am Gelenk zwischen Notfallzentrum und Brain-Center wird hier eine veritable Notfallvorfahrt mit ausreichen Platz für RKWs, Wendemöglichkeiten und Flächen für Sondersituationen (Katastrophen, Corona) etabliert. Synergien zwischen Brain-Center und Notfallzentrum können so maximal genutzt werden. Auch die direkte Anbindung eines optionalen Hubschrauberlandeplatzes auf dem Dach des Brain-Towers ist möglich.
Logistik
Kurz hinter der Einfahrt zur Hannoverschen Straße wird der Logistik- und Lieferverkehr für den Klinik-Cluster zu einem großzügigen Lieferhof unterhalb der Ergänzungsbauten Hannoversche Straße geführt. Hier wird be- und entladen. Im bisherigen Werkstattgebäude können die Warenaufnahme, Reparaturen und der Weitertransport verwaltet und organisiert werden. Die direkte Anbindung an das Klinik-Cluster erfolgt in einem eigenen Verbindungstunnel im Westen über ein automatisiertes Transportsystem und/oder Kleintransporter. Kommissionierung, Lagerung und Verteilung erfolgt über ein rückwärtig an das Klinik-Cluster angeschlossenes gemeinsames Untergeschoss und die vertikalen Kerne im Verbindungsgebäude und in den Modulen des Klinik-Clusters.
Parken/Mobilität
Eine gemeinsame Tiefgarage in den Untergeschossen des Klinik-Clusters wird über die Zufahrt im nördlichen Bereich der Luisenstraße getrennt von der Wegeführung Logistik/Notfall erschlossen. Am nördlichen und südlichen Ende des Klinik-Clusters sind außerdem Zugänge und Infrastrukturen für übergreifende Mobiliätshubs angeordnet – Fahrradparkhaus, Lademöglichkeiten, Umkleiden, Werkstatt, niedrigschwellige Mietangebote für E-Roller etc..
Forschungsspange – das Experiment
Am westlichen Rand soll die sich stetig in Bewegung und Fortentwicklung befindliche Forschungslandschaft in eine offene, modular aufgebaute Zukunftsstruktur eingebunden werden. Die Forschungscluster 1 und 2 bilden als flexibel belegbare Bausteine den Auftakt für eine langfristige, zukunftsgerichtete und agile Entwicklungszone. Die beiden großen Bausteine MPI und Cross-Over können in diese Entwicklung eingebunden werden, langfristig sollten jedoch dezidiert (Teil-) Rückbauten, Umbauten, Erweiterungen und Ergänzungen in diesem Bereich möglich bleiben. Ein eigenes Logistikzentrum für die Forschungsspange mit Zufahrt vom Viadukt-Raum aus sollte eine weitere Entzerrung für den Gesamtcampus und eine Stärkung der Forschungsspange bringen.
Phasen
Phase 1 – bis 2030
Das Diagnostikzentrum am Bettenhochhaus entsteht. Das Forschungsmodul 1 mit Flächen für Neurowissenschaften und allgemeine Forschung bildet den Auftakt für die Entwicklung der Forschungsspange im Westen. Der Uferbereich entlang Humboldthafen und Alexanderufer wird Gesicht und Adresse des CCM in das übergreifende Grün- und Wegenetz integriert.
Phase 2 – bis 2040
Die städtebaulichen Kanten entlang der Luisenstraße werden mit Brain-Center und Klinikgebäude neu definiert. Das neue Logistikzentrum an der Hannoverschen Straße bildet die Grundlage für Entwicklung und Verdichtung des Klinik-Clusters. Die neuen Gartenbereiche bilden hier den Anschluss zum historischen Campus. Das Aschheim-Zondek-Haus erhält mit dem Charitéforum und Invalidengarten eine neue Funktion Entrée zum CCM. Mit dem Forschungsmodul 2 können auch das neue Logistikzentrum Forschung in Betrieb gehen und der Viadukt-Raum und die „Vorgärten“ der Forschungsmodule am Virchowplatz gestaltet werden.
Phase 3 – bis 2050
Mit dem Notfallzentrum am Robert-Koch-Platz werden der letzte Baustein in das Klinik-Cluster integriert und die städtebaulichen Kanten geschlossen. Die neue Liegendkrankenvorfahrt über die Hannoversche Straße und die neue ZNA sowie die Zufahrt zur Tiefgarage an der Luisenstraße und die Zugänge zum Mobilitätshub im Norden und Süden des Klinik-Clusters vervollständigen das Konzept klaren Erschließung und Trennung der Wege. Die Platztaschen entlang er Luisenstraße und er Virchowplatz können in die Gesamtgestaltung des historischen Campus integriert werden.
Ausblick 20XX – langfristige Entwicklungspotenziale
Die Forschungsspange kann als Innovationsmotor des CCM modular und flexibel von den beiden ersten Bausteinen Forschungscluster 1 und 2 ausgehende weiterentwickelt werden. Hierbei sind Szenarien mit (Teil-)Rückbauten von MPI und/oder Cross-Over, Erweiterungen, Umbauten und Aufstockungen mit neuen, modularen Bauformen denkbar. Das Nord-West-Entrée am Aschheim-Zondek-Haus könnte langfristig durch ein neues, angemessenes Eingangsgebäude ergänzt werden, als Ersatz für die Reste des bereits teil-rückgebauten Kopfbaus im Nordwesten. Auf dem historischen Campus können weitere eher funktional geprägten Anbauten der Neuzeit wie die Medizinische Klinik zurückgebaut und der Campus seiner ursprünglichen Prägung ein Stück nähergebracht werden.
Team
Edzard Schultz (verantwortlicher Partner), Jan Giesen, Leonie Woltermann, mit Studio Vulkan Landschaftsarchitektur Zürich/München und yellow z urbanism architecture Basel/Berlin
Die Charité blickt zurück auf eine wechselvolle Geschichte, welche in über 300 Jahren beeindruckende Meilensteine der medizinischen Entwicklung hervorgebracht hat. Neben umfassender medizinischer Versorgung und universitärer Ausbildung sind die Forschung und die Suche nach Innovation ein Wesenskern der Charité. Darauf musste stets auch die Campus-Struktur reagieren, denn medizinisch-technische Entwicklung geht mit sich wandelnden räumlich-funktionalen Ansprüchen einher. Nicht immer jedoch wurde bei Um- und Weiterbau des Campus in den vergangenen Jahrzehnten über die Einzelbauwerke hinausgedacht.
Nicht nur der CCM, auch der unmittelbare städtische Kontext hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Durch den Bau des Hauptbahnhofs, des Regierungsviertels und aktuell der Europacity entstehen südlich und westlich des Campus neue Stadtstrukturen von hoher Dichte und herausragender Bedeutung. Damit rückt die Charité aus der ehemaligen Randlage mitten ins Zentrum.
Die Planung für den CCM muss also auf zwei Ebenen wirksam werden: Sie muss den Campus funktional und zukunftsoffen organisieren und ihn mit eindrucksvollen historischen Bauten qualitätsvoll fortschreiben. Sie muss darüber hinaus ein neues Verhältnis zum umgebenden urbanen Kontext herstellen: als räumlich vernetzter, offener und selbstbewusst präsenter Ort exzellenter medizinischer Versorgung und Forschung.
Neuverortung
Mit einem neuen Gesicht an Humboldthafen und Invalidenstraße und einem zweiten Hochpunkt als Ergänzung zum Bettenhaus präsentiert sich die Charité selbstbewusst, zukunftsgewandt und gleichwohl geschichtsbewusst.
Die Einbindung in den Kontext erfolgt über ein feinmaschiges internes Wegenetz, welches an geeigneten Stellen an die äußeren, übergeordneten Straßen und Wege anschließt. Insbesondere die neuen Verbindungen Richtung Humboldhafen/Hauptbahnhof und nach Norden zur Invalidenstraße verknüpfen den CCM mit definierten Zugängen und klaren Entréesituationen mit der Umgebung.
Drei Talente, drei Perspektiven
Heute lassen sich am CCM drei Teilbereiche mit jeweils eigenen Ausprägungen und Entwicklungsperspektiven unterscheiden:
1. Der Klinik-Cluster an der Luisenstraße ist geprägt von hoher baulicher Dichte und Dynamik, mit dem Bettenhochhaus als architektonische Landmarke mit großer Strahlkraft. Dieser Bereich besitzt hohen funktionale Abhängigkeiten, aber auch das größte Transformationspotential. Die grundlegend neu geordnete Bebauung an der Luisenstraße und am Robert-Kochplatz, das Bettenhochhaus und die neue, eingerückte Brain-Center-Scheibe bilden das städtebauliche und funktionale „Herz“ des CCM.
2. Im Westen, am Bahnviadukt, hat sich um die Jahrtausendwende ein Forschungscluster mit eigener Architektursprache etabliert, mit Platzsituationen nach innen, jedoch abweisenden Rückseiten zur Bahn. Kurzfristig bietet dieser Bereich die Möglichkeit zur punktuellen Nachverdichtung und Adressbildung nach Westen. Langfristig ist dies ein Potentialraum für umfassenden Neustrukturierung des südwestlichen Randes, der als Forschungs- und Innovationscluster auch architekturtypologisch Neues wagen kann.
3. Das CCM-Areal ist im mittleren Bereich geprägt von den denkmalgeschützten roten Ziegelbauten der Jahrhundertwende und ihren Freiräumen, eingebunden in ein markantes Achsen- und Wegenetz. Zwischen Invalidenstraße in Norden und Schumannstraße im Süden bildet der historische Campus-Mitte den flächenmäßig größten Teilraum und entfaltet hier eine eindrückliche, identitätsstiftende Atmosphäre. Diese besondere Qualität wird als „innere Gartenlandschaft“ zum Ausgangspunkt unseres Konzepts.
Das Freiraumleitbild als Grundgerüst für den Masterplan der Charité
In der zukünftigen Entwicklung bildet der Freiraum zusammen mit dem Denkmalschutz den Schlüssel für das neue Bild der Charité im Zentrum von Berlin. Ziel ist, die historische Campusstruktur der Charité mit seinen Gebäuden und Freiräumen freizulegen und neu zu aktivieren.
So entsteht ein neues Bild des Campus der Charité: Über die Parkanlage am Alexanderufer wird der Campus als Institution mit Geschichte und Zukunft sichtbar in der Stadtstruktur.
1. Klar gefasst und gleichzeitig offen und vernetzt - die historischen Grenzen aufnehmend zeichnet sich der Campus zu den öffentlichen Stadträumen im Charakter eindeutig ab. Das Freiraumkonzept setzt präzise Eingangssituationen, die den Campus mit den benachbarten Quartieren verbinden.
2. Grün und durchlässig als Parkraum mit stadtklimatischer Bedeutung und hoher Aufenthaltsqualität.
3. Durch ein Freiraumangebot auf unterschiedlichen Maßstäben zwischen historischen und zukunftsgerichteten Strukturen ist das Campusareal in den Typologien vielfältig und in der identitätsstiftenden Gestaltung hochspezifisch.
Der städtische Rahmen – ein Saum öffentlicher Räume fasst den Campus
Stadtraumschicht West – das Alexanderufer als neuer Parkauftakt zur Stadt
Als Pendant zu den städtischen Kanten des Beckens zum Hauptbahnhof und der Europacity ist das Alexanderufer von Neubauten freigespielt. Im Blick vom Hauptbahnhof bestimmt so der Parkraum zusammen mit den historischen Bauten das neue Bild der Charité zur Stadt. Der Mauerweg wird als breite Parkpromenade zur Wasserkante freigespielt und verbindet die perlschnurartig aufgereihten Platzräume entlang des Ufers. Ein neuer Brückenschlag über den Spreekanal ermöglicht eine direkte fußläufige Erschließung der Charité vom Hauptbahnhof. Der Stadtraum zum Bahnviadukt wird breiter geöffnet, beleuchtet und in einer durchgehenden Gestaltungssprache konsolidiert. Die Rückseite wandelt sich zu einer verbindenden Erschließungsgasse die in verspringenden Freiraumtaschen zum Campus hin qualitätsvolle, baumbestandene Zwischenräume schafft.
Stadtraumschicht Ost – die Luisenstraße mit Traufe und Taschen ist die Adresse der Charité
Während die Straßenflucht zum Humboldt-Campus im Osten durchgehend geschlossen ist, bildet der westliche Abschluss Raumtaschen die als Adress- und Aufenthaltsräume. Er formt so eine Schicht zwischen Luisenstraße und dem inneren Campus die als aktiver Stadtraum neue Qualitäten und Adressen bilden kann. An den Zugang zum Bettenhochhaus anknüpfend bildet die Luisenstraße die Adresse für die neuen Kliniknutzungen im Zukunftsraum Gesundheit der Charité.
Stadtraumschicht Nord – die Invalidenstraße als städtische Flucht mit Einzelbauten
Mit dem Fokus der Entwicklung der Charité längs der Luisenstraße war die Invalidenstraße lange die Rückseite des Campus. Durch die Einbettung des Pockenhauses über einen tiefen Vorgarten an den Straßenraum wird auch der Ministerialbau auf der Nordseite der Straße freigelegt und sichtbar gemacht. Gemeinsam mit dem öffentlichen Raum des Alexanderufers entsteht so ein neuer Auftakt in den Campus von Norden und eine Klärung des historischen Straßenraumes längs der Invalidenstraße.
Erschließung & Mobilität – Konzentration an zentralen Orten
Im dichten Stadtraum hat der Freiraum einen hohen Wert. Um diesen zu schützen ist das Ziel, die für die Erschließung erforderliche Infrastruktur an den strategisch richtigen Orten zu bündeln und in bestehende oder neue Gebäude zu integrieren. So werden den 3 Stadtraumschichten Mobilitäts-Stationen (“Hubs”) unterschiedlicher Größe und Ausstattung zugeordnet. Sie vereinen unterschiedliche Verkehrsmittel und ermöglichen so Parkierung, Umstieg und Verleih an einem Ort. Dies erleichtert die Orientierung im Campus und spielt den Freiraum von zusätzlichem Mobiliar etc. frei. Unterhalb der Neubebauung Luisenstraße befindet sich die zentrale Tiefgarage. Zu Fuß/ per Fahrrad ist sie über einen nördlichen und einen südlichen Zugang von der Luisenstraße aus erreichbar. Als Haupt-Mobilitätsstation des CCM bietet sie ein Sharing-Angebot für elektrische PKW und Lastenräder, Ladeinfrastruktur und ggf. Reparaturservices. An den weiteren Campus-Rändern sind an geeigneten Stellen kleinere Stationen für Fahrrad- und Mikromobilität vorgesehen, möglichst ebenfalls die in Neubauten integriert. Sie bieten neben überdachten Abstell- und Lademöglichkeiten auch Sharing-Angebote für Fahrräder/ E-Bikes und E-Roller.
Die Charitégärten – die innere Welt des Campus
An die großzügige Gartenanlage um das Psychiatriegebäude anschließend ist der innere Campusraum bestimmt von Klinikbauten mit vorgelagerten Gartenräumen. Hier bedarf es keiner urbanen städtischen Platzräume. Im Kontrast zum städtischen Rahmen ist die innere Welt ein zusammenhängender Grünraum, der kleinteilig strukturiert ist. Die Gärten bilden individuelle Grünflächen die gemeinsam mit den angrenzenden Kliniknutzungen bespielt werden – die innere Welt des Campus spiegelt so als Grünraum die Vielfalt der Charité wider und ist dazu ein hoch nutzbarer Freiraum im Alltag.
Zwei Campuspromenaden als innere Adressen – Charité-Straße und Werkstattgasse
Der Anschluss der beiden Entwicklungsräume zu den Charitégärten wird von zwei Fußgängerpromenaden gebildet. Die Charité-Straße im Westen verbindet vom neuen Entree längs des Alexanderufers über den bestehenden Virchow-Platz zur Charité-Pforte und dem Karlsplatz im Süden. Aufgespannt zwischen den beiden Promenaden wird das zentrale Gebäude der Psychiatrie mit seinem Gartenraum aktives Element in der Vernetzung und dem Alltag im Charité Campus. Östlich der Psychiatrie bildet die Werkstattgasse eine neue Verbindung vom neuen Invalidengarten südlich des Pockenhauses zum Anschluss an die Luisenstraße. Die Werkstattgasse ist gesäumt vom bestehenden Garten der Psychiatrie im Westen und dem neuen Gartenraum zum Werkstattgebäude sowie dem Luisengarten angelagert an die neuen Klinikbauten.
Der Campus der kurzen Wege – Mobilität innerhalb der Charité
Der innere Campusraum ist ein Raum der Reflektion, des Aufenthalts im schattigen Grünraum zur Erholung und Lehre. Die Kompaktheit der Anlage ermöglicht eine fußläufige Erschließung aller Bereiche innerhalb kürzester Zeit.
Der Werkstatt- und der Luisengarten – eine neue Gartenschicht im Campus
Der Anschluss des historischen Werkstattgebäudes sowie der neuen Klinikgebäude zum inneren Campus erfolgt über eine grüne Gartenzone. Ein kleinteilig strukturierter Nutzgarten gliedert den Vorbereich zum Werkstattgebäude. Hier finden sich neben Anbauflächen auch aneigenbare Außenbereiche für Studenten und Klinikgruppen. Je nach Nutzung und Nutzern wandelt sich so das Bild – ein neuer, lebendiger Sozialraum im Campus entsteht. Der südlich anschließende Luisengarten ist kontemplativer Natur. Ein dichter Hain blühender Obstgehölze säumt die Werkstattgasse. In den Hain eingelassen finden sich Gartenzimmer, die als Treffpunkte und geschützte Aufenthaltsbereiche dienen. An die neuen Klinikbauten anschließend bilden diese Zimmer Außenterrassen, die direkt mit den innenliegenden Nutzungen korrespondieren.
Das Krankenhaus der Zukunft
Klinik-Cluster – Notfallzentrum, Brain-Center und Klinikgebäude
Das neue Klinik-Cluster mit dem Brain-Tower soll als kompakte, modulare und flexible Einheit die gewachsenen klinischen Bereiche um das Bettenhochhaus zukunftsoffen ergänzen.
Öffentlichkeit/Sockel
Die Sockelzonen, insbesondere die Platzkante am Robert-Koch-Platz dient der Öffentlichkeit. Hier sind Cafés, Shops, Aufenthaltsbereiche, Familien- und Wartezonen, Lehr- und Lernflächen, Konferenzbereiche und Informationsmöglichkeiten für die Charité angeordnet.
Somatischer Schwerpunkt und Funktionen an der Luisenstraße
Die drei Einheiten haben jeweils eigene Adressen an der Luisenstraße. Hier sind im Erdgeschoss Empfangs- und Verteilungszonenangeordnet. In den darüber liegenden Ebenen können modular und flexible U+B-Zonen, Ambulanzen, OP-Cluster etc. integriert und zusammengeschaltet werden.
Pflege
Die Pflegebereiche in den oberen Geschossen haben direkten Anschluss an patientennahe, hochwertige Freiflächen in Form von Dachgären und Höfen. Auch hier steht die flexible Belegung, Überschaltbarkeit und Ausrichtung auf moderne Modulpflege im Vordergrund.
Brain-Tower
Das westlich an das Klinik-Cluster angeschlossene Hochhaus bildet das Herz des Brain-Centers mit Sonderfunktionen, Forschungsclustern, Konferenz- und Lehrflächen am Garten.
Verbindungsgebäude
Zum historischen Campus hin, in Richtung Charité-Gärten können Erschließung, vertikale Kerne, Sonderfunktionen, Logistik und Technikzonen zusammengefasst werden. Diese Hauptschlagader verbindet die einzelnen Module des Klinik-Cluster und bietet eine klare Wegestruktur mit hohen Aufenthaltsqualitäten und ständigem Bezug zum Grün.
Liegendkrankenvorfahrt/Zentrale Notaufnahme
Die neue, großzügige und zentral gelegene Notaufnahme im Sockel des Notfallzentrums wird über eine eigene, früh vom restlichen Verkehr getrennte Zufahrt von der Hannoverschen Straße aus erschlossen. Am Gelenk zwischen Notfallzentrum und Brain-Center wird hier eine veritable Notfallvorfahrt mit ausreichen Platz für RKWs, Wendemöglichkeiten und Flächen für Sondersituationen (Katastrophen, Corona) etabliert. Synergien zwischen Brain-Center und Notfallzentrum können so maximal genutzt werden. Auch die direkte Anbindung eines optionalen Hubschrauberlandeplatzes auf dem Dach des Brain-Towers ist möglich.
Logistik
Kurz hinter der Einfahrt zur Hannoverschen Straße wird der Logistik- und Lieferverkehr für den Klinik-Cluster zu einem großzügigen Lieferhof unterhalb der Ergänzungsbauten Hannoversche Straße geführt. Hier wird be- und entladen. Im bisherigen Werkstattgebäude können die Warenaufnahme, Reparaturen und der Weitertransport verwaltet und organisiert werden. Die direkte Anbindung an das Klinik-Cluster erfolgt in einem eigenen Verbindungstunnel im Westen über ein automatisiertes Transportsystem und/oder Kleintransporter. Kommissionierung, Lagerung und Verteilung erfolgt über ein rückwärtig an das Klinik-Cluster angeschlossenes gemeinsames Untergeschoss und die vertikalen Kerne im Verbindungsgebäude und in den Modulen des Klinik-Clusters.
Parken/Mobilität
Eine gemeinsame Tiefgarage in den Untergeschossen des Klinik-Clusters wird über die Zufahrt im nördlichen Bereich der Luisenstraße getrennt von der Wegeführung Logistik/Notfall erschlossen. Am nördlichen und südlichen Ende des Klinik-Clusters sind außerdem Zugänge und Infrastrukturen für übergreifende Mobiliätshubs angeordnet – Fahrradparkhaus, Lademöglichkeiten, Umkleiden, Werkstatt, niedrigschwellige Mietangebote für E-Roller etc..
Forschungsspange – das Experiment
Am westlichen Rand soll die sich stetig in Bewegung und Fortentwicklung befindliche Forschungslandschaft in eine offene, modular aufgebaute Zukunftsstruktur eingebunden werden. Die Forschungscluster 1 und 2 bilden als flexibel belegbare Bausteine den Auftakt für eine langfristige, zukunftsgerichtete und agile Entwicklungszone. Die beiden großen Bausteine MPI und Cross-Over können in diese Entwicklung eingebunden werden, langfristig sollten jedoch dezidiert (Teil-) Rückbauten, Umbauten, Erweiterungen und Ergänzungen in diesem Bereich möglich bleiben. Ein eigenes Logistikzentrum für die Forschungsspange mit Zufahrt vom Viadukt-Raum aus sollte eine weitere Entzerrung für den Gesamtcampus und eine Stärkung der Forschungsspange bringen.
Phasen
Phase 1 – bis 2030
Das Diagnostikzentrum am Bettenhochhaus entsteht. Das Forschungsmodul 1 mit Flächen für Neurowissenschaften und allgemeine Forschung bildet den Auftakt für die Entwicklung der Forschungsspange im Westen. Der Uferbereich entlang Humboldthafen und Alexanderufer wird Gesicht und Adresse des CCM in das übergreifende Grün- und Wegenetz integriert.
Phase 2 – bis 2040
Die städtebaulichen Kanten entlang der Luisenstraße werden mit Brain-Center und Klinikgebäude neu definiert. Das neue Logistikzentrum an der Hannoverschen Straße bildet die Grundlage für Entwicklung und Verdichtung des Klinik-Clusters. Die neuen Gartenbereiche bilden hier den Anschluss zum historischen Campus. Das Aschheim-Zondek-Haus erhält mit dem Charitéforum und Invalidengarten eine neue Funktion Entrée zum CCM. Mit dem Forschungsmodul 2 können auch das neue Logistikzentrum Forschung in Betrieb gehen und der Viadukt-Raum und die „Vorgärten“ der Forschungsmodule am Virchowplatz gestaltet werden.
Phase 3 – bis 2050
Mit dem Notfallzentrum am Robert-Koch-Platz werden der letzte Baustein in das Klinik-Cluster integriert und die städtebaulichen Kanten geschlossen. Die neue Liegendkrankenvorfahrt über die Hannoversche Straße und die neue ZNA sowie die Zufahrt zur Tiefgarage an der Luisenstraße und die Zugänge zum Mobilitätshub im Norden und Süden des Klinik-Clusters vervollständigen das Konzept klaren Erschließung und Trennung der Wege. Die Platztaschen entlang er Luisenstraße und er Virchowplatz können in die Gesamtgestaltung des historischen Campus integriert werden.
Ausblick 20XX – langfristige Entwicklungspotenziale
Die Forschungsspange kann als Innovationsmotor des CCM modular und flexibel von den beiden ersten Bausteinen Forschungscluster 1 und 2 ausgehende weiterentwickelt werden. Hierbei sind Szenarien mit (Teil-)Rückbauten von MPI und/oder Cross-Over, Erweiterungen, Umbauten und Aufstockungen mit neuen, modularen Bauformen denkbar. Das Nord-West-Entrée am Aschheim-Zondek-Haus könnte langfristig durch ein neues, angemessenes Eingangsgebäude ergänzt werden, als Ersatz für die Reste des bereits teil-rückgebauten Kopfbaus im Nordwesten. Auf dem historischen Campus können weitere eher funktional geprägten Anbauten der Neuzeit wie die Medizinische Klinik zurückgebaut und der Campus seiner ursprünglichen Prägung ein Stück nähergebracht werden.
Team
Edzard Schultz (verantwortlicher Partner), Jan Giesen, Leonie Woltermann, mit Studio Vulkan Landschaftsarchitektur Zürich/München und yellow z urbanism architecture Basel/Berlin
Beurteilung durch das Preisgericht
Städtebauliches Konzept
Der Entwurf bietet eine einfache modulare Grundstruktur, mit der das Areal neu geordnet wird. Ausgehend von den Rändern des Campus werden drei verschiedene Stadtraumschichten entwickelt. An der Luisenstraße werden Klinikgebäude, Braincenter und Notfallzentrum als modulare Struktur von Süd nach Nord aufgereiht und im Westen durch den 15-geschossigen Brain-Tower als orthogonal zum Bettenhaus ausgerichtete Hochhausscheibe ergänzt. Trotz der konsequenten Aufnahme der Traufhöhe an Luisenstraße und Robert-Koch-Platz wirkt die eigenständige, 168 m lange Baustruktur fremd im Stadtkörper. Der Hochhausscheibe gelingt es weder mit dem bestehenden Bettenhaus im Osten in den Dialog zu treten noch einen Übergang zum historischen Campus nach Westen zu formulieren. Vermisst wird auch eine klare Adressbildung. Die in der südlichen Luisenstraße schön herausgearbeitete Struktur mit Raumtaschen als grüne Adress- und Aufenthaltsbereiche wird durch den 168 m langen Neubaukomplex abrupt unterbrochen. Die drei gleichwertigen Eingängen und die Tiefgaragenzufahrt erzeugen eine Monotonie im Stadtraum. Das Alexanderufer als Parkauftakt zur Stadt zu verstehen, der den Grünraum und die historischen Bauten der Charité im Stadtraum sichtbar macht, wird positiv gewertet. Die dezenten baulichen Ergänzungen im Westen sind gut vorstellbar und stärken das Konzept.
Freiraumkonzept
Der Vorschlag, die historische Mitte mit seinen Gebäuden und Grünräumen freizulegen und neu zu aktivieren ist gelungen. Es entsteht ein grüner und durchlässiger Park mit hoher Aufenthaltsqualität. Auch die breite Parkpromenade am westlichen Hafenbecken ist gut vorstellbar. Die beiden Campuspromenaden verbinden neue Zugänge mit den inneren Campus-Adressen und qualifizieren die Orientierung am Campus. Grüne Plätze sind gut positioniert und schaffen angenehme Übergänge. Der Luisengarten präsentiert sich jedoch als vom Hochhaus dominierte Restfläche mit wenig Qualität.
Nutzungskonzept
Klinikgebäude, Brain-Center und Notfallzentrum werden in einer modular aufgebauten Raumschiene als Dreibundanlage mit westlich vorgelagerter Service-Schiene als Magistrale angeordnet. Dadurch ist eine gute Verbindung der verschiedenen Bereiche gewährleistet. Die Grundrissorganisation zeigt einen sehr hohen Erschließungsaufwand und einen großen Anteil an nicht oder nur eingeschränkt mit Tageslicht versorgten Flächen. Die lineare modulare Struktur erzeugt ein starres Raumgerüst und bietet wenig Flexibilität. Die Forschungsgebäude im westlichen Bereich und die Ersatzbauten an der Hannoverschen Straße und westlich des Friedrich Busch-Hauses bieten funktionsgerechte Grundflächen.
Erschließungskonzept
Die interne Campuserschließung baut auf dem bestehenden Wegesystem auf und bindet die Neubauten ein. Die Lage der Mobility-Hubs am südlichen und nördlichen Ende des Klinikclusters werden kritisch hinterfragt, eine Zuordnung zu den Haupteingängen wäre sinnvoller. Die campusseitige Erschließung des Notfallzentrums mit Zu- und Abfahrt über den Huflandweg führt zu unnötiger Lärmbelastung. Die Kombination von Brain-Center und Notfallzentrum eröffnet die Option eines Hubschrauberlandeplatzes.
Nachhaltigkeit
Das Grundkonzept der konsequenten Nachverdichtung der Ränder ermöglicht eine großzügige grüne Mitte mit positiver Auswirkung auf das Stadtklima. Ergänzende Vorschläge müssten vertieft werden.
Prozessgestaltung und Wirtschaftlichkeit
Das Phasierungskonzept weist Mängel auf. Die Modulbauweise lässt eine wirtschaftliche Erstellung der Neubauten erwarten. Der Flächenverbrauch liegt im unteren, die Bebauungsdichte im mittleren Bereich
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Übergeordneter Strukturplan M 1:2000
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Städtebaulicher Rahmenplan M 1:1000
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Blick über den Humboldthafen
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Entwicklungskonzept