Wettbewerblicher Dialog | 03/2022
Städtebauliche Gesamtentwicklung Charité Campus Benjamin Franklin in Berlin
©HENN | C.F. Møller Architects
Vogelperspektive
2. Rang
Architektur
Architektur
Stadtplanung / Städtebau
Neumann Gusenburger Landschaftsarchitekten
Landschaftsarchitektur
Tragwerksplanung
Beurteilung durch das Preisgericht
Städtebauliches Konzept
Die Anordnung von vier kompakten Baufeldern, die wie Inseln um den urbanen Campusboulevard im Westen angeordnet werden, ist überzeuegnd. Die vorgeschlagenen Typologien sorgen mit den orthogonal angeordneten Sockelbereichen für eine klare Raumbildung und öffnen sich mit winkelförmigen Aufbauten zur Wohnbebauung an der Brahmsstraße und zum Park im Süden. Der Hochpunkt ist städtebaulich verträglich und plausibel gesetzt. Mit gut gewählten Proportionen verleiht er der Charité eine weithin sichtbare Adresse im Stadtraum. Positiv werden auch die öffentlichen Programme in den Erdgeschosszonen gewertet, wenn auch die Höhenlage dieser Zonen nicht immer nachvollziehbar ist. Der Abstand zwischen dem denkmalgeschützten Hauptgebäude und den beiden westlichen Baufeldern wird kritisch bewertet. Die Gebäudetypologien mit Ausbildung von Sockel und Aufbauten als formale Interpretation des denkmalgeschützten Hauptgebäudes sind gut nachvollziehbar.
Freiraumkonzept
Durch die kompakte Anordnung der Baukörper gewinnt der übergeordnete südliche Freiraum deutlich an Qualität. Auch die Differenzierung mit unterschiedlichen Angeboten und die Aussichtsplattform über dem Teltowkanal überzeugen. Der zentrale Quartiersboulevard als Orientierung gebende Freiraum-Magistrale ist gut nachvollziehbar, die wallartige Ausformulierung im Bereich der östlichen Baufelder erzeugt jedoch eine trennende Wirkung. Positiv hervorgehoben wird, dass der Parkplatz an der Klingsorstraße von Bebauung freigehalten wird. Wenig überzeugen kann die Querachse, die ohne Anfangs- und Endpunkt willkürlich gesetzt scheint.
Nutzungskonzept
Die räumlich-gestalterische Anordnung der Nutzungsbausteine ist gut gelöst, die Verteilung der Programme auf die vier Baufelder funktional überzeugend. Die Nähe von Klinik Komplex 1 mit ZNA und Hubschrauberlandeplatz zum Hauptgebäude ist gut gelöst. Die interne Anbindung über Rampen in die Magistrale, die nicht exklusiv für Patiententransporte zur Verfügung steht, ist problematisch. Durch den vergleichsweise kleinen Fußabdruck des Sockelgeschosses wird eine Anordnung der Bereiche ZNA, Aufnahmestation und ITS auf verschiedenen Ebenen erforderlich, was funktionale Nachteile mit sich bringt. Der nahezu quadratische Grundriss der Sockelgeschosse führt zu ungünstiger Zonierung und Belichtung der Räume.
Erschließungskonzept
Die Trennung der Verkehre von MIV und RTW ist grundsätzlich positiv. Jedoch wird die Brahmsstraße zur rückwärtigen Erschließungsstraße degradiert, die Erschließung der Tiefgaragen über beiderseits der Straße angeordnete Rampen kann nicht überzeugen. Die gegenläufige Erschließung der ZNA ist funktional nachteilig, die vorgesehene alternative Wegeführung im Katastrophenfall über das Südgelände ist nicht praktikabel. Die Lage der ZNA erzeugt ein hohes Verkehrsaufkommen in Campusmitte, was die Qualität des südlichen Freiraums mindert. Die Lage des Hubschrauberlandeplatzes, abgerückt von der Wohnbebauung, ist gut gelöst.
Nachhaltigkeit
Der Entwurf weist eine ökologische und flächeneffiziente Grundkonzeption durch Nutzung bereits versiegelter Flächen und Ausweisung von kompakten Baufeldern auf. Eine Reihe ineinandergreifender weiterer Maßnahmen unterstützen eine umweltverträgliche und nachhaltige Entwicklung des Campus.
Prozessgestaltung und Wirtschaftlichkeit
Die vorgeschlagene Phasierung in vier Schritten ist gut nachvollziehbar, die erforderlichen Interimsflächen für Haus II sind nicht nachgewiesen. Die Bebauungsdichte liegt im mittleren Bereich.
©HENN | C.F. Møller Architects
Lageplan
©HENN | C.F. Møller Architects
Plan 01
©HENN | C.F. Møller Architects
Plan 02
©HENN | C.F. Møller Architects
Plan 03