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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2024

Städtebauliche Neuordnung Areal Kieler Straße / Volksparkstraße in Hamburg Stellingen

Perspektive Fokusraum Süd

Perspektive Fokusraum Süd

3. Preis

Preisgeld: 7.350 EUR

HUPE FLATAU PARTNER

Stadtplanung / Städtebau

nowak + abootalebi Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Figur und Stadtraum

Bei aller Sympathie für die beiden pavillonartigen Bauten von Werner Kallmorgen, wirken diese heute als Relikte aus einer Zeit, die von der stadträumlichen Entwicklung an der Kreuzung Kieler Straße / Volksparkstraße zwischenzeitlich weit überholt wurden.

Den Straßenraum klarer zu fassen, erscheint der heutigen Situation angemessen. Dem verstärkten Verkehrsaufkommen eine Verdichtung der Bebauung entgegen zustellen wirkt plausibel. Die Einzelhausbebauung zu beiden Seiten der Volksparkstraße ergibt aus heutiger Sicht weder ein stimmiges Bild, noch bietet sie angemessene Nutzungs- und Aufenthaltsqualitäten. Dabei stellt sich die Fragen, wie eine solche Verdichtung in die nördlich und südlich angrenzenden Stadträume übergehen kann und welche Qualitäten sich dort entwickeln?

Nördlich der Volksparkstraße

Insbesondere im Zusammenhang mit der „härte“ des Ortes an der großen Straßenkreuzung wirkt die Situation entlang der Alten Volksparkstraße idyllisch. Auch wenn die Nordseite der Straße mittlerweile von gesichtslosen Gewerbebauten mit unklaren Raumbildungen besetzt wurde, so hat der Straßenraum an sich mit den dort „zivilisiert“ aufgereihten Einfamilienhäusern und seinem Baumbestand etwas Beruhigendes. Unsere Vorstellung der Stimmung an der Alten Volksparkstraße knüpft an diesem Bild an. Sie beantwortet dieses mit einem Gebäudetyp, der nach Norden niedrige „Köpfe“ ausbildet zwischen denen gemeinschaftlich genutzte Gärten liegen und sich nach Süden entlang der Volksparkstraße zu einer geschlossenen Bebauung aus ablesbaren und individuell zu gestaltenden Einzelhäusern verkettet. Die Wohnungen der Siebenspänner sind entweder von Süden durchgesteckt oder auf der ruhigen Seite ost- oder westorientiert und bilden so hocheffiziente und gut nutzbare Grundrisse. Dabei gehen die einzelnen Häuser flexibel mit den sich verändernden Grundstückstiefen um. Die Abstaffelung zur Alten Volksparkstraße bietet es an Dachterrassen auszubilden. Eine mögliche Realteilbarkeit der sowie Bauabschnittsbildung ergibt sich selbstverständlich.

Eine gewisse Ähnlichkeit mit den sog. „Hamburger Schlitzbauten“, wie man sie z.B. an der Isestraße in Eppendorf findet, ist durchaus beabsichtigt. Auch hier an der Volksparkstraße markiert dieser sehr urbane Haustyp einen städtebaulichen Neuanfang. Der 5,5m hohen Sockel ist entlang der Volksparkstraße gewerblich genutzt. Dabei sind neben Handel und Dienstleistungen Nutzungen wie Quartierstreffs, Yoga- und Fitnessstudios und ähnliches denkbar. Zwischen diesen Gewerbeeinheiten werden die einzelnen Häuser von der Volksparkstraße aus erschlossen. Dahinter liegt eine Gebäudeschicht die Im EG als Garage und im Zwischengeschoss für Mieterabstellräume genutzt wird. Entlang der alten Volksparkstraße entstehen Gemeinschaftsgärten denen jeweils Räume zugeordnet sind, welche den Hausgemeinschaften dienen. Zwischen den Stadthäusern und dem Hochpunkt liegt eine Sporthalle um die Hälfte ihrer Höhe eingesenkt. Auf Ihrem Dach befindet sich ein weiteres Sportfeld. Das Westliche Ende der Bebauung bildet ein Hotel, welchen Stadionbesuchern und Durchreisenden von der nahegelegenen Autobahn eine budgetgerechte Übernachtungsmöglichkeit bietet.

Südlich der Volksparkstraße

Der zentrale Beweggrund hier eine blockweise Bebauung entlang der Volksparkstraße vorzuschlagen ist es gezielt Lichteinfall in den Straßenraum zu ermöglichen. Dabei nehmen wir explizit Bezug auf die Bebauung im weiteren Verlauf der Volksparkstraße nach Osten. Hier schützt eine „lange Wand“ zwar die südliche Bebauung perfekt vor dem Lärm der Straße, definiert dies jedoch gleichzeitig als Rückseite und Unort.

Im Weiteren geht es darum Teile der Bestandsbauten sinnvoll und harmonisch zu integrieren sowie möglichst viel des Baubestands zu erhalten. Darüber hinaus sind die bestehenden Realteilungen zu berücksichtigen.
Die so entstehende „lockere“ Bebauung aus Gebäudeblöcken wird an ihrem östlichen und westlichen Ende klammerartig gefasst und „stabilisiert“.
Die erdgeschossigen Wohnungen erhalten im Inneren des Blocks privatgenutzte Gärten. Dazwischen spannt sich ein lockeres nachbarschaftlich genutztes Wegenetz.

Entlang der Kieler Straße

Entlang der Kieler Straße bilden beide Baufelder eine geschlossene Bebauung aus, die im Kreuzungsbereich durch einen Hochpunkt auf der nördlichen Ecke akzentuiert werden. Im Bereich der großen Rotbuche springen die Gebäude zurück, überbauen jedoch dabei die alte Volksparkstraße ohne die vorhandenen Trasse zu beeinflussen. Durch die hohe Öffnung im Erdgeschoss bleibt die Blick- und Wegebeziehung zum Dörpkamp erhalten und wird durch den hier entstehenden Quartiersplatz ergänzt, der durch die Gastronomie im Erdgeschoss sowie das Sportangebot belebt wird. Laubengänge und Wintergärten entlang der Kieler Straße dienen im nördlichen Teil und den Hochpunkten als Lärmschutz.

Weitere Nutzungen

Als Nahversorgungsstandort dient weiterhin der südliche Teil an der Kieler Straße. Hier erstrecken sich die Gewerblichen- und Dienstleistungsnutzungen bis in die oberen Geschosse. Im Erdgeschoss belebt ein Mix aus Handel und Gastronomie den Straßen und Platzbereich. Die Feuerwehr ist am östlichen Ende der Johann-Wendt-Straße untergebracht und fährt auf den Quartiersplatz durch, um Reinigungs- und Wartungsarbeiten am Gerät durchzuführen. Daneben wird die Parkgarage für diesen Standort angefahren.

Der Baukörper zwischen Kieler- und alter Volksparkstraße ist für gewerbliches Wohnen vorgesehen. Das bestehenden 8-geschossigen Wohnhaus erhält einen zweigeschossigen Annex in dem die Kita untergebracht ist. (Die Anleiterbarkeit der darüber liegenden Wohnungen kann weiterhin von Norden und Süden erfolgen). Der Ruhenden Verkehr wird nördlich und südlich der Volksparkstraße jeweils an den östlichen und westlichen Enden organisiert: Von der Molkenbuhrstraße aus wird eine grundstücksübergreifende Quartiersgarage für die Häuser südlich der Volksparkstraße angefahren.

Der Hauptteil der Fahrradstellplätze hat seinen Platz in den Erdgeschossen der Wohnhäuser und den Tiefgaragen. Weitere Fahrrad Parker für Gastronomie, Gewerbe und Besucher werden dezentral an den Plätzen und Zugangsbereichen verortet. Nördlich der Volksparkstraße werden neben den Erdgeschossigen Parkmöglichkeiten unter den Wohnhäusern eine Parkgarage unter dem Hotel im Westen, sowie unter dem Hochpunkt positioniert. Alle Parkmöglichkeiten werden aus der alten Volksparkstraße angefahren.

Freianlagen

Die Freianlagen des neuen Quartiers in Stelling sind zurückhaltend und naturnah gestaltet.
Entlang der Alten Volksparkstraße wird die Alleepflanzung erhalten und mit Pflanzungen von Obst und Laubbäumen ergänzt. Es entsteht parallel zum Straßenraum, der langfristig als verkehrsberuhigte Zone vorstellbar ist, eine offene Werkstatt und Gartenanlage für die Nutzer des Hauses. Endpunkt der Achse ist der Gemeinschaftsplatz mit Café, der zum Platz an der alten Rotbuche überleitet. Die Bebauung nördlich der Volksparkstraße erhält eine intensive Dachlandschaft, die für die Bewohner nutzbar gemacht wird, um neben den Gartenanteilen im Erdgeschoss ein weiteres attraktives Angebot an Freibereichen zu schaffen. Entlang der Volksparkstraße und der Kieler Straße werden Alleepflanzungen aus den für Hamburg typischen Stadtbäumen Eiche, Ahorn und Linde gepflanzt. Im Südlichen Bereich des Quartiers wird an die Grünfläche der Stellinger Kirche entlang der Johann Wenth-Straße angeknüpft. Es entsteht eine großzügige Grünfläche, die im westlichen Bereich entlang der Wohngebäude üppige Gartenhöfe und private Gärten anbietet. Privatgartenbereiche werden mit einer Hecke aus Spiersträuchern und Heckenrosen gerahmt.

Nach Osten hin entsteht entlang der ehemaligen Melanchthonstraße, die als Wegeverbindung für Fußgänger, Fahrradfahrer und Rettung ausgebildet wird, ein großzügiger öffentlicher Grünraum mit Spiel- und Sportangeboten sowie einem zur Westsonne hin ausgerichteten Quartiersplatz mit Außengastronomie. Die Übungsfläche der Feuerwehr findet eingebettet in das Gesamtgefüge hier ebenfalls ihren Platz.
Mit Ausnahme der Stellplätze für die Feuerwehr, die entlang der Johann-Wenth-Straße oberirdisch verortet werden, sind die weiteren Parkplätze für PKW in Gemeinschaftsgaragen und Tiefgaragen untergebracht.
Der Hauptteil der Fahrradstellplätze hat seinen Platz im Erdgeschoss der Mehrfamilienhäuser. Weitere Fahrrad Parker für Gastro, Gewerbe und Besucher werden dezentral an den Platz und Zugangsbereichen verortet.
Der intensiven Begrünung wird ein Hauptaugenmerk gezollt. So wird ein hoher Anteil an Bestandbäumen erhalten. Fällungen werden über die Pflanzung von je zwei Bäumen pro Fällung ausgeglichen. Die Kulisse aus alten Bestandsbäumen wird durch Obstgehölze und Blühbäume ergänzt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf geht gut auf die unterschiedlichen Entwicklungsbedingungen der verschiedenen Teilareale ein und zeigt insbesondere zur Kieler Straße mit einer annähernd geschlossenen Bebauung ein prägnantes Gesicht. Der 14-geschossige Hochpunkt ist an der Nordwest-Ecke des Kreuzungsbereiches im Teilareal Nord B städteräumlich gut gesetzt, wenngleich er zu den begleitenden Straßenräumen keine Vorzonen zeigt. Auf der Südseite im Teilareal Süd A findet der Hochpunkt ein Pendant, das den Raum fasst, jedoch in der Höhe angemessen moderat ist. In der Summe entsteht so entlang der Kieler Straße eine städtebaulich gute Konstellation der Gebäude.

Die Kehrseite der teilräumlich differenzierten Konzepte ist jedoch, dass es dadurch an einem stimmigen Gesamtkonzept mangelt. So gelingt es insbesondere nicht, die beiden Seiten der Volksparkstraße gestalterisch aufeinander abzustimmen. Die Bauweise und die Höhenentwicklung der Randbebauung ist recht unterschiedlich.

So begrüßenswert die Idee ist, bewährte typologische Muster – zumal, wenn sie Hamburger Herkunft sind – in leicht abgewandelter Form heutzutage wieder einzusetzen, so fragwürdig ist es, ob der Typus der Ise-Häuser die Anforderungen an eine schrittweise Transformation der kleinteiligen Struktur auf der Nordseite der Volksparkstraße erfüllen kann. Neben der zusammenhängenden Front werfen auch die Orientierungen einiger Wohnungen und das Füllen des „Bauches“ dieser Gebäudestruktur mit einem Garagendeck als Reaktion auf die große Trakttiefe einige Fragezeichen auf.

Kritik erntet auch das Sportdeck im Rücken des Hochpunktes sowie die Art der Überbauung der Alten Volksparkstraße, die zu stark aufgeweitet und gestalterisch nicht überzeugend ist. Auch die Funktionalität eines größeren Lebensmittelmarktes wird in dem dreieckigen Zuschnitt im Erdgeschoss des Baukörpers im Teilareal Süd A in Frage gestellt.

Auch wenn in einzelnen Teilarealen gute, teils innovative Lösungen angeboten werden, zeigt der Entwurf kein stimmiges Ganzes und weist auch einige Schwachpunkte auf.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Fokusraum Nord

Perspektive Fokusraum Nord

Einbindung

Einbindung

Axonometrie

Axonometrie

Freiraumkonzept

Freiraumkonzept

Klimarelevante Aspekte

Klimarelevante Aspekte

Mobilitätskonzept

Mobilitätskonzept

Dichte und Lärm

Dichte und Lärm

Gebäudetypologie

Gebäudetypologie

Wohnungsgrundrisse mit Hoforientierung

Wohnungsgrundrisse mit Hoforientierung

Konzeptschnitt

Konzeptschnitt