Verhandlungsverfahren | 12/2008
Städtebauliche Neuordnung eines Stadtquartiers im Umfeld des Eventzentrums Historischer Lokschuppen
©sinai
1. Rang / Gewinner
SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH
Landschaftsarchitektur
Stadtplanung / Städtebau
Bauingenieurwesen
Erläuterungstext
Mitarbeiter:
AW Faust, Maja van der Laan, Ole Saß, Charlotte Wülfing,
Matthias Grobe (Visualisierung)
Präambel
Der Lokschuppen mit seinem historischen Umfeld erfährt einen umfassenden Wandel. Ziel des
Entwurfs ist es, diesen Wandel erlebbar und nutzbar zu machen. Dabei greift der Entwurf mit
behutsamen Mitteln die vorhandenen Spuren des Areals auf und verbindet diese mit den Themen
Kultur und Event, Bahn und Jugendfreizeit. Der Entwurf berücksichtigt neben den gestalterischen
Aspekten die funktionalen Anforderungen wie Erreichbarkeit, Stellplätze, Robustheit und die
Belange der benachbarten privaten, teilweise gewerblich genutzten Grundstücke.
Bestandssituation
Der Ort ist geprägt von seiner Entwicklungsgeschichte. Das Areal des Dillinger Lokschuppens
wurde zuerst von der Bahn belegt, noch umgaben Feldfluren den Standort. Allmählich entwickelte
sich die Stadt um das Plangebiet herum. Das Umfeld besteht heute aus einem Nebeneinander
verschiedener Architekturen mit unterschiedlichen Nutzungen, der Lokschuppen prägt mit seinem
Freiraum als historischer Solitär nur sein unmittelbares Umfeld. Durch seine ursprüngliche Nutzung
orientiert sich der Lokschuppen zur Bahntrasse und liegt abseits der Stadtaufmerksamkeit. Die neue
Nutzungssituation als Veranstaltungszentrum erfordert aber eine Neuorientierung und Zuwendung
zur Stadt. Die architektonische Qualität des Bauwerks wie auch die Besonderheit des
bahngeprägten Areals ist erkannt und wird entwurflich durch das Herausstellen des Lokschuppens
in die erste Reihe gewürdigt.
Der Kern, die Schale und die Schicht dazwischen
Städtebau
Der Lokschuppen erhält durch den Bau einer neuen Straße („Am Lokschuppen“) parallel zur
Merziger Straße ein eigenes städtisches Feld und wird rückt dadurch aus der „Hofsituation“ in die
erste Reihe. Der Lokschuppen bildet den zentralen Kern des Feldes, die Gestaltung des
Außenraumes orientiert sich auf diesen Mittelpunkt und inszeniert ihn zusätzlich. Die den
Lokschuppen unmittelbar umgebenden Freiflächen werden als Außenflächen für Veranstaltungen
genutzt. Die Jugendfreizeit und der Modellbahnverein erhalten eigene Freiräume.
Der neu geschaffene Block zwischen Am Lokschuppen und Merziger Straße entspricht in Größe
und Orientierung den umgebenden Blöcken. So wird ein „normaler“ städtischer Block mit allen
Entwicklungsoptionen geschaffen, der dem Lokschuppen eine neue Vorderseite zuwendet. Das
Freiräumen und Freistellen erlaubt nun von den unterschiedlichen Ankommensrichtungen Blicke
auf den Lokschuppen. An der Kreuzung Merzigerstraße/Industriestraße entsteht über die Gestaltung
der Blockecke mit einer Spielskulptur und berankten Kuben eine Neugierde, die die
Vorbeikommenden in das Gebiet ziehen soll.
Optionale Entwicklungsstufen
Mit der Gliederung des neuen Blocks zwischen Am Lokschuppen und Merziger Straße wird auch
die Möglichkeit geschaffen, bei entsprechender Nachfrage den Ort in Entwicklungsschritten mit
weiteren Nutzungen zu ergänzen und so dem Lokschuppen ein städtisches und lebendiges Umfeld
zu geben. Vorgeschlagen wird eine neue Parzellengliederung, die eine kleinteilige, gemischt
genutzte und städtische Bebauung in attraktiver Lage mit Blick auf Lokschuppen und den Limberg
ermöglicht. An der Ecke Merziger Straße/Industriestraße ließe sich zukünftig, wenn die
Stadtentwicklung die Kraft hat, der Block mit Geschäftshäusern schließen.
Die Im ersten Entwicklungsschritt vorgeschlagene freiräumliche Gestaltung der Blockecke bietet bei
der gegenwärtigen Nachfrage eine hochwertige und attraktive Lösung, sie hält aber auch alle
Optionen für die Zukunft offen.
Freiraum
Die Gestaltung des Freiraums ist in verschiedene Horizonte gegliedert. Die Kernzone besteht aus
der Drehscheibe und den angelagerten Wartungsgruben sowie den historischen Kohlebansen. Die
Vertiefungen werden als florale Intarsien, die Kohlebansen als blühende Kabinette mit tiefroten, an
Kohle-Briketts erinnernden Dahlien begriffen. Während sich die Besucher in den Kabinetten
verlustieren können, stellt die Drehscheibe mit der Gitterrostauflage eine exponierte Plattform für
Veranstaltungen im Außenbereich dar. Die ehemaligen Gleise werden als Spuren im Boden
markiert und können bei Bedarf für einen Gleisanschluss verwendet werden.
An die Kernzone schmiegt sich eine Sitzstufenanlage die sich am Radius der Drehscheibe orientiert
– hier wird Platz für Verweilen, Beobachtung und Gespräche geboten. Die Grundfläche außerhalb
der Stufenanlage umgürtet diese wie eine Korona. Sie ist geprägt durch den bestehenden Belag
aus Kies- bzw. Asphaltflächen. Darin lagern sich erhöhte Rasenkissen ein. Durch ihre geschliffene
Konturlinie kontrastiert sie bewusst mit dem schroffen Bestand. Es entsteht ein Dialog zwischen
alten und neuen Strukturen. Die Rasenkissen vermitteln durch ihre Form zwischen dem Kernbereich
und den Stellplätzen, nehmen wesentliche Sichtbezüge auf und bieten großzügig Raum zur
Orientierung.
An die „Korona“ lagert sich eine lockere Baumpflanzung als Kontaktzone an. Die Fläche verfügt
großflächig über einen robusten schotterartigen Belag als ein auf die Eisenbahngeschichte
verweisendes Material. Die Fläche dient als neutraler überquerbarer Raum, der bei großen
Veranstaltungen als Parkplatz, aber auch als Fläche für Feste genutzt werden kann.
Die neue Straße bildet zusammen mit der optionalen Bebauung die städtische Kante für das
Lokschuppengelände. Die Freifläche an der Ecke Merziger Straße/Industriestraße betont mit einem
diagonal gestellten Kletterobjekt die Blickrichtung auf den Lokschuppen. Die Jugendlichen der
Einrichtungen auf dem Gelände erhalten so eine außergewöhnliche Betätigungsmöglichkeit im
Außenraum. Durch berankte und aufgeständerte Kuben aus Gitterblechen der Dillinger Hütte
erhalten die Straßenräume eine räumliche Fassung. Die Blicke auf den Lokschuppen gehen
darunter hindurch.
Verkehr
Die Anbindung des Lokschuppengeländes erfolgt an der Werderstraße und an der Industriestraße.
Der Anschluss an die Industriestraße erfolgt als einfache Einmündung mit einer kurzen Rampe um
den Höhenunterschied von ca. 0,8 m am Anknüpfpunkt auszugleichen. Die Länge der Rampe
beträgt dabei ca. 9,0 m. Am nördlichen Rand der neuen Straße ist Längsparken vorgesehen, am
südlichen Rand erfolgt das Parken durch Senkrechtaufstellung. Hier sind auch Frauenparkplätze,
Abstellplätze für Fahr- und Motorräder sowie Behindertenparkplätze vorgesehen.
Die erforderlichen 400 Stellplätze verteilen sich wie folgt:
Straße Am Lokschuppen: 60 Stellplätze
Parkplatz unter Bäumen am Lokschuppen: 160 Stellplätze
Parkdeck Pachtener Straße: 180 Stellplätze
Die dezentrale Anordnung der Parkierungsfläche ermöglicht die räumliche und zeitliche Aufteilung
der Zielverkehrsströme und verhindert damit die Überlastung der Anschlussknoten. Hier wird die
Einrichtung eines einfachen teil-dynamischen Parkleit- und Informationssystems für die Zufahrten zu
den Parkierungsflächen vorgeschlagen.
Ein Rückbau der Rechtsabbiegerspur aus Richtung Merzig in die Industriestraße zur Realisierung
einer durchgehenden Bauflucht ist vertretbar. Vorbehaltlich weiterer Detailprüfungen ist die
Leistungsfähigkeit bei einer voll verkehrsabhängigen Signalisierung nach AKF-Abschätzung auch
für die Nachmittagsspitzenstunde für das Jahr 2030 noch ausreichend.
AW Faust, Maja van der Laan, Ole Saß, Charlotte Wülfing,
Matthias Grobe (Visualisierung)
Präambel
Der Lokschuppen mit seinem historischen Umfeld erfährt einen umfassenden Wandel. Ziel des
Entwurfs ist es, diesen Wandel erlebbar und nutzbar zu machen. Dabei greift der Entwurf mit
behutsamen Mitteln die vorhandenen Spuren des Areals auf und verbindet diese mit den Themen
Kultur und Event, Bahn und Jugendfreizeit. Der Entwurf berücksichtigt neben den gestalterischen
Aspekten die funktionalen Anforderungen wie Erreichbarkeit, Stellplätze, Robustheit und die
Belange der benachbarten privaten, teilweise gewerblich genutzten Grundstücke.
Bestandssituation
Der Ort ist geprägt von seiner Entwicklungsgeschichte. Das Areal des Dillinger Lokschuppens
wurde zuerst von der Bahn belegt, noch umgaben Feldfluren den Standort. Allmählich entwickelte
sich die Stadt um das Plangebiet herum. Das Umfeld besteht heute aus einem Nebeneinander
verschiedener Architekturen mit unterschiedlichen Nutzungen, der Lokschuppen prägt mit seinem
Freiraum als historischer Solitär nur sein unmittelbares Umfeld. Durch seine ursprüngliche Nutzung
orientiert sich der Lokschuppen zur Bahntrasse und liegt abseits der Stadtaufmerksamkeit. Die neue
Nutzungssituation als Veranstaltungszentrum erfordert aber eine Neuorientierung und Zuwendung
zur Stadt. Die architektonische Qualität des Bauwerks wie auch die Besonderheit des
bahngeprägten Areals ist erkannt und wird entwurflich durch das Herausstellen des Lokschuppens
in die erste Reihe gewürdigt.
Der Kern, die Schale und die Schicht dazwischen
Städtebau
Der Lokschuppen erhält durch den Bau einer neuen Straße („Am Lokschuppen“) parallel zur
Merziger Straße ein eigenes städtisches Feld und wird rückt dadurch aus der „Hofsituation“ in die
erste Reihe. Der Lokschuppen bildet den zentralen Kern des Feldes, die Gestaltung des
Außenraumes orientiert sich auf diesen Mittelpunkt und inszeniert ihn zusätzlich. Die den
Lokschuppen unmittelbar umgebenden Freiflächen werden als Außenflächen für Veranstaltungen
genutzt. Die Jugendfreizeit und der Modellbahnverein erhalten eigene Freiräume.
Der neu geschaffene Block zwischen Am Lokschuppen und Merziger Straße entspricht in Größe
und Orientierung den umgebenden Blöcken. So wird ein „normaler“ städtischer Block mit allen
Entwicklungsoptionen geschaffen, der dem Lokschuppen eine neue Vorderseite zuwendet. Das
Freiräumen und Freistellen erlaubt nun von den unterschiedlichen Ankommensrichtungen Blicke
auf den Lokschuppen. An der Kreuzung Merzigerstraße/Industriestraße entsteht über die Gestaltung
der Blockecke mit einer Spielskulptur und berankten Kuben eine Neugierde, die die
Vorbeikommenden in das Gebiet ziehen soll.
Optionale Entwicklungsstufen
Mit der Gliederung des neuen Blocks zwischen Am Lokschuppen und Merziger Straße wird auch
die Möglichkeit geschaffen, bei entsprechender Nachfrage den Ort in Entwicklungsschritten mit
weiteren Nutzungen zu ergänzen und so dem Lokschuppen ein städtisches und lebendiges Umfeld
zu geben. Vorgeschlagen wird eine neue Parzellengliederung, die eine kleinteilige, gemischt
genutzte und städtische Bebauung in attraktiver Lage mit Blick auf Lokschuppen und den Limberg
ermöglicht. An der Ecke Merziger Straße/Industriestraße ließe sich zukünftig, wenn die
Stadtentwicklung die Kraft hat, der Block mit Geschäftshäusern schließen.
Die Im ersten Entwicklungsschritt vorgeschlagene freiräumliche Gestaltung der Blockecke bietet bei
der gegenwärtigen Nachfrage eine hochwertige und attraktive Lösung, sie hält aber auch alle
Optionen für die Zukunft offen.
Freiraum
Die Gestaltung des Freiraums ist in verschiedene Horizonte gegliedert. Die Kernzone besteht aus
der Drehscheibe und den angelagerten Wartungsgruben sowie den historischen Kohlebansen. Die
Vertiefungen werden als florale Intarsien, die Kohlebansen als blühende Kabinette mit tiefroten, an
Kohle-Briketts erinnernden Dahlien begriffen. Während sich die Besucher in den Kabinetten
verlustieren können, stellt die Drehscheibe mit der Gitterrostauflage eine exponierte Plattform für
Veranstaltungen im Außenbereich dar. Die ehemaligen Gleise werden als Spuren im Boden
markiert und können bei Bedarf für einen Gleisanschluss verwendet werden.
An die Kernzone schmiegt sich eine Sitzstufenanlage die sich am Radius der Drehscheibe orientiert
– hier wird Platz für Verweilen, Beobachtung und Gespräche geboten. Die Grundfläche außerhalb
der Stufenanlage umgürtet diese wie eine Korona. Sie ist geprägt durch den bestehenden Belag
aus Kies- bzw. Asphaltflächen. Darin lagern sich erhöhte Rasenkissen ein. Durch ihre geschliffene
Konturlinie kontrastiert sie bewusst mit dem schroffen Bestand. Es entsteht ein Dialog zwischen
alten und neuen Strukturen. Die Rasenkissen vermitteln durch ihre Form zwischen dem Kernbereich
und den Stellplätzen, nehmen wesentliche Sichtbezüge auf und bieten großzügig Raum zur
Orientierung.
An die „Korona“ lagert sich eine lockere Baumpflanzung als Kontaktzone an. Die Fläche verfügt
großflächig über einen robusten schotterartigen Belag als ein auf die Eisenbahngeschichte
verweisendes Material. Die Fläche dient als neutraler überquerbarer Raum, der bei großen
Veranstaltungen als Parkplatz, aber auch als Fläche für Feste genutzt werden kann.
Die neue Straße bildet zusammen mit der optionalen Bebauung die städtische Kante für das
Lokschuppengelände. Die Freifläche an der Ecke Merziger Straße/Industriestraße betont mit einem
diagonal gestellten Kletterobjekt die Blickrichtung auf den Lokschuppen. Die Jugendlichen der
Einrichtungen auf dem Gelände erhalten so eine außergewöhnliche Betätigungsmöglichkeit im
Außenraum. Durch berankte und aufgeständerte Kuben aus Gitterblechen der Dillinger Hütte
erhalten die Straßenräume eine räumliche Fassung. Die Blicke auf den Lokschuppen gehen
darunter hindurch.
Verkehr
Die Anbindung des Lokschuppengeländes erfolgt an der Werderstraße und an der Industriestraße.
Der Anschluss an die Industriestraße erfolgt als einfache Einmündung mit einer kurzen Rampe um
den Höhenunterschied von ca. 0,8 m am Anknüpfpunkt auszugleichen. Die Länge der Rampe
beträgt dabei ca. 9,0 m. Am nördlichen Rand der neuen Straße ist Längsparken vorgesehen, am
südlichen Rand erfolgt das Parken durch Senkrechtaufstellung. Hier sind auch Frauenparkplätze,
Abstellplätze für Fahr- und Motorräder sowie Behindertenparkplätze vorgesehen.
Die erforderlichen 400 Stellplätze verteilen sich wie folgt:
Straße Am Lokschuppen: 60 Stellplätze
Parkplatz unter Bäumen am Lokschuppen: 160 Stellplätze
Parkdeck Pachtener Straße: 180 Stellplätze
Die dezentrale Anordnung der Parkierungsfläche ermöglicht die räumliche und zeitliche Aufteilung
der Zielverkehrsströme und verhindert damit die Überlastung der Anschlussknoten. Hier wird die
Einrichtung eines einfachen teil-dynamischen Parkleit- und Informationssystems für die Zufahrten zu
den Parkierungsflächen vorgeschlagen.
Ein Rückbau der Rechtsabbiegerspur aus Richtung Merzig in die Industriestraße zur Realisierung
einer durchgehenden Bauflucht ist vertretbar. Vorbehaltlich weiterer Detailprüfungen ist die
Leistungsfähigkeit bei einer voll verkehrsabhängigen Signalisierung nach AKF-Abschätzung auch
für die Nachmittagsspitzenstunde für das Jahr 2030 noch ausreichend.
Gesamtplan
©sinai
Perspektive von der Römerbrücke (Visualisierung: Matthias Grobe)
Freistellung des Lokschuppens auf einem eigenen Feld