Nichtoffener Wettbewerb | 09/2008
Städtebaulicher Wettbewerb mit Realisierungteil RWTH Aachen Kernbereich
©trint + kreuder d.n.a.
lageplan
Anerkennung
trint + kreuder d.n.a. architekten PartGmbB
Architektur
Erläuterungstext
Wettbewerb RWTH Aachen Kernbereich
Der Alleenring – gewachsene Zäsur auch für den RWTH Kernbereich
Wie für das Gesamtbild der Stadt Aachen stellt der baumbestandene Alleenring auch im Wettbewerbsgebiet des RWTH Kernbereichs die markanteste städtebauliche Figur dar, entlang derer sich die Stadt in Quartiere aufteilt. Auf den ehemaligen Wallanlagen des äußeren Befestigungsrings errichtet, macht er den Bereich der Innenstadt bis zum Beginn der Industrialisierung und die danach resultierenden Stadterweiterungen unterscheidbar.
Auf dieser Logik fußend schlagen wir vor, das Wettbewerbsgebiet RWTH Kernbereich als zwei bewußt unterschiedliche Quartiere weiterzuentwickeln, den Campus Kern, welcher den gesamten Bereich innerhalb des Alleenrings mit seinen zentralen Gebäuden entlang des Templergrabens „Hauptgebäude“, „Super C“ und Hauptbibliothek“ umfasst, sowie die Campus Spange, welche den Übergang zum RWTH Entwicklungsgebiet Campus West als einem zukünftigem Forschungsschwerpunkt bildet.
Im Campus Kern mit seinem heterogen Gebäudebestand besteht die in der globalen Hochschullandschaft einmalige Chance, einen wirklich städtischen Campus zu entwickeln mit dem Nebeneinander von städtischer, repräsentativer Monumentalität und verdichteter, mit der historischen Altstadt vernetzter Bewegung. Dieser städtische Campus könnte als offenes System generiert werden, der die heterogene Substanz mit seinen solitären Strukturen als Chance zu einer spielerischen Verdichtung begreift.
Primäre Verkehrserschließung – Alleenring
Im gesamtstädtischen Kontext stellt der Alleenring auch in Zukunft – nach seiner Weiterentwicklung zu einem städtischen Boulevard – die wichtigste verkehrliche Lebensader der Innenstadt dar, in welche alle wichtigen Radialen aus dem Umland münden.
Zur Anbindung des RWTH Kernbereichs an den Alleenring schlagen wir zwei Kreuzungsbereiche vor, die gemäß ihrer Höhenlage in jeweils spezifischer Weise weiterentwickelt werden, den Übergang Wüllnerstraße – Intzestraße sowie die Unterführung Geschwister-Scholl-Straße – Schinkelstraße.
Um eine bequeme oberirdische Querung des Alleenrings im Bereich Turmstraße zu ermöglichen, wird der Kreuzungsbereich Wüllnerstraße-Intzestraße zu einem verkehrsberuhigendem weiten Rondell umgebaut. In seiner begrünten Mitte könnte eine technische Plastik platziert werden, z.B. eine 100 m hohe Nadel aus hochfestem Werkstoff, eine „Haltestelle Orbit“. Eine solches Monument markiert in sinnfälliger Weise den Zugang zum RWTH Kernbereich und illustriert das innovative Potential der Hochschule.
Als weitere, etwas untergeordnete Anbindung an den Alleenring sollten Geschwister-Scholl-Straße und Schinkelstraße dienen, zumal an dieser Stelle sehr günstig großvolumige Parkierungsmöglichkeiten angebunden werden können.
Sekundäre Verkehrserschließung - Grabenring
Im Vergleich zum Alleenring hat der Grabenring im Bereich Templergraben für den Individualverkehr eher untergeordnete Bedeutung und dient im Wesentlichen der Binnenerschließung der umliegenden Quartiere. Aus diesem Grund kann dort grundsätzlich auf Abbiegespuren verzichtet und können Maßnahmen ergriffen werden, die den Verkehrsstrom an die Geschwindigkeiten der Radfahrer anpassen.
Da die Verbindung über die Geschwister-Scholl-Straße über Republikplatz zum Campus West zukünftig von erheblicher Bedeutung sein wird, schlagen wir vor, auch die Schinkelstraße vom Templergraben aus wieder für den Verkehr durchlässig zu machen.
Ruhender Verkehr
Um den ruhenden Verkehr möglichst weitgehend aus dem Erscheinungsbild des Hochschul-Campus zu verdrängen, legen wir nahe, ihn zu großen Teilen konzentriert in zwei Garagenbauwerken unterzubringen, die jeweils auf kurzem Weg vom Alleenring aus ansteuerbar sind, in einem doppelgeschossigen Tiefgaragenbauwerk südlich des Audimax und als Puffer zur Bahnlinie in einem begrünten Parkhaus entlang der Geschwister-Scholl-Straße.
Grünraumvernetzung
Der Alleenring bildet das grüne Rückgrat am Rand der Innenstadt. Sein Baumbesatz im Bereich Turmstraße – Pontwall wird entsprechend den parkartigen Verhältnissen an Ponttor und Langem Turm intensiviert, so dass nun der gesamte nördliche Alleenring als grünes Kontinuum wahrgenommen werden kann.
Von hier aus greift im Westen die Campus Spange als Hybrid aus Stadt und Park wie ein grüner Finger bis zum Campus West. Im Osten tröpfeln bepflanzte Inseln durch den Campus Kern und bilden grüne Trittsteine bis hinunter zu den „Bächen“ der Altstadt.
Campus Spange
Zentrale Bedeutung für die Entwicklung der RWTH in Richtung Campus West hat der Bereich südlich der Intzestraße, so dass die universitären Nutzungen nördlich davon bis hinüber zum Pontwall nach ihrem Rückbau als Wohnquartiere für Studenten und Hochschulangehörige entwickelt werden können. In Kontinuität zu den umgebenden Wohnquartieren sind hier blockartige Strukturen denkbar, in welche quartiersbezogene Infrastrukturen integriert werden können.
Die Campus Spange selbst, die sich bis hinter den Bendplatz erstrecken kann, wird u.a. Kongress- und Hotelnutzungen beinhalten, sowie Standort für Unternehmen sein können, die sich auf den KnowHow-Transfer zwischen universitärem Umfeld und der Wirtschaft spezialisieren. Sie wird als ein durchgrünter Stadtbaustein verstanden, dessen primäre Aufgabe die Schaffung von Aufenthaltsqualitäten im Außenraum ist, welche sich nicht nur die darauf platzierten Gebäude zunutze machen, sondern vor allem auch diejenigen, die unterwegs sind zwischen Campus West und Campus Kern.
Ausgehend von den erhaltenswerten Gebäuden wie dem denkmalgeschützten Gießerei-Institut werden für diesen grünen Stadtbaustein kleine Blöcke und große Solitäre vorgeschlagen, die fast vollständig von Wiesen umspült sind, deren pointierte spielerische Möblierung und Bepflanzung zum Verweilen einlädt.
Campus Kern
Der eigentliche Kernbereich der RWTH, errichtet zu erheblichen Teilen auf ehemaligen Klosterarealen, erstreckt sich von „Annuntiatenbach“ und „Augustinerbach“ auf leicht ansteigendem Hang bis hinauf zur Turmstraße und ermöglicht so von mannigfaltiger Stelle beeindruckende Ausblicke auf den gegenüberliegenden Markthügel mit Dom und Rathaus. Er versammelt eine Vielzahl historischer und baulicher „Schätze“ verschiedener Epochen, die häufig noch im Verborgenen glänzen. Da nun die Zeit der rein funktionalen Optimierung des RWTH-Kernbereichs einer mehr an Repräsentation und Aufenthaltsqualität orientierten Entwicklung weichen soll, besteht die einmalige Chance, aus der heterogenen baulichen Struktur mit seinen Solitären, Blockbildungsansätzen, historischen und vegetativen Fragmenten ein großes Ganzes zu formen, das sich in einem kontinuierlichen Weiterwachsen zum neuen Typus eines städtischen Campus entwickelt.
Konstituierendes Element eines solchen Ganzen ist die Homogenität des Belags, der Wege, Plätze, Rampen und Treppen bildet und zu einer Einheit verschmilzt. Auf diesem der Topographie folgenden Plateau stehen die nun von ihren Hinterhöfen und Verbuschungen befreiten Bauten und die häufig noch versteckten prachtvollen Bäume nun im Licht der Aufmerksamkeit.
Im Zuge des geplanten Rückbaus von Hochschulgebäuden können im Weiteren die Fehlstellen optimal mit neuen Solitären, neuen Einzelbäumen und qualitätvollen Grüninseln ergänzt und zu einem städtischen Campus verdichtet werden.
Pflaster und Gebäude folgen einem Raster von 1,35 m, was im Freiraum eine großzügige und doch ausreichend differenzierte Gestaltung zuläßt, was für neue Bauten als ökonomisches Achsmaß erprobt ist und in seinem Vielfachen von 8,1 m ein optimales Stützenraster für Flachdecken im Hochbau und für Tiefgaragen abgibt.
Neue Solitäre – Sockelzonen als Vitrinen
Ein entscheidendes Anliegen des homogenen Belags im Campus Kern ist es, den gesamten öffentlichen Raum zwischen den Gebäuden als attraktiven Außenraum zu generieren, der hohe Aufenthaltsqualitäten nicht nur für Studenten und Hochschulmitarbeiter sondern ebenso für die Bewohner der umliegeden Quartiere besitzt. Die hierzu erforderliche offene, einladende Geste wird auch von den neuen und nach Möglichkeit auch von den bestehenden Gebäuden erwartet werden können. Für die neuen Solitäre im städtischen Campus werden aus diesem Grund gläserne Sockelzonen vorgeschlagen, die wie Vitrinen wirken und unmittelbaren Einblick und Zutritt in Bereiche repräsentativer Institutsfoyers, in belebte studentische Zonen von Fachschaften und Asta, in kleinere Läden und Cafés etc. ermöglichen und so Schmuddelecken und Angsträume auf dem Campus vermeiden.
Mensa im Herzen des Campus Kern
Im Bereich der neuen Mensa „hinter“ dem Audimax wird auf dem ehemaligen Parkplatzareal eine besonders intensive Verdichtung mit neuen Solitären möglich sein. Hier wird der Sockelzone der Mensa eine weitläufige Grünfläche, das „Mensaplateau“ zugeordnet, die auch die zugehörige Außengastronomie attraktiv einbinden kann. Die Mensa selbst wird als höchstes Gebäude seines Quartiers gedacht und ermöglicht im obersten Geschoss eine „Sky Mensa“ mit Rundum-Blick vom Domhügel bis zum neuen Campus West.
Campusgärten
Drei große Freiräume, „Karmelitinnengarten“ und „Barbarossawiese“ in Bezug zu den historischen Spuren von Kloster und mittelalterlicher Mauer sowie das „Mensaplateau“ fungieren als Trittsteine innerhalb des Hochschulcampus. Zusätzlich zu den großen Trittsteinen gibt es kleinere Campusgärten, die unterschiedlich ausgeprägt sein können und je nach Bedarf als Rasenfläche, Holzdecks, Sandflächen oder Wasserbecken ausgebildet werden. Sie sollen als Treffpunkt fungieren, eine hohe Aufenthaltsqualität vorhalten und als identitätsstiftende Bausteine die Orientierung im Quartier verbessern.
An den Campusgärten soll die natürliche Topographie des Quartieres ablesbar werden. Da die nach Süden ausgerichtete Hanglage ideal zum Verweilen ist, werden die Campusgärten durch Sitzstufen ergänzt, die den Blick auf die Domsilouette der Innenstadt inszenieren.
Grüne Zeitzeugen
Im Campus Kern gibt es nicht nur bedeutsame historische Gebäude und mittelalterliche Relikte, sondern darüber hinaus eine Vielzahl sehr alter Bäume noch aus der Gründungszeit der Hochschule. Auch sie verfügen über ein besonderes identitätsstiftendes Potential, das sich der neue Campus Kern zunutze machen sollte.
Als grüne Zeitzeugen sollen sie im Quartier besondere Aufenthaltsfunktionen übernehmen. So werden sie entsprechend ihrer ursprünglichen Höhenlage z.B. über `Sunken Circels`, runde Sitzstufen im Bereich des Wurzelhalses, in die neue Topographie eingefügt und lassen so geschützte Aufenthaltsorte entstehen, in denen über Zeitangaben und historische Bilder Information über die Zeitgeschichte des Ortes vermittelt werden kann.
Quartiersbildung
Trotz einheitlichen Bodenbelags wird man innerhalb des Campus Kerns unterschiedliche Quartiere ablesen und Vielfalt generieren können. So wird z.B. der Bereich des ehemaligen Klosters der Kamelitinnen als grüner Ort an die Geschichte der Klostergärten erinnern. Das Areal wird durch kleinere Pflanzflächen ergänzt. Diese könnten von Gartenpaten gepflegt werden. Vielleicht hätte man hier die Möglichkeit in Analogie zu den Alumnisteinen, die den Weg von den Bächen bis über den Templergraben hoch zur Mensa begleiten, weitere Formen der Identitätsbindung zu kreieren.
Das Quartier um die Solitäre am Templergraben wird über unterschiedliche Vorplatzsituationen strukturiert. Während der Vorplatz vor dem Hauptgebäude freigestellt wird und von der historischen Fassade belebt ist, werden die Neubauten von Super C und Bibliothek mit zeitgemäßen Gestaltungsthemen auf den Vorplätzen besetzt.
Der Bereich zwischen Hauptgebäude und Audimax wird über Freitreppen und Rampen strukturiert, unter welchen auch die vorhandenen Trafostationen integriert werden können. Hier wird durch Freitreppen und Terrassen, die zum Sitzen und Verweilen einladen, die natürliche Topographie des Geländes besonders deutlich erlebbar.
Ausstattung und Beleuchtung
Die grundsätzliche Haltung zur Ausstattung des Areals besteht darin, Elemente und Themen zu bündeln. Dadurch kann der flächenhaften Besetzung des Areals mit kleinen Elementen entgegen gewirkt werden. Fahrradabstellbereiche werden zusammengezogen und zu Einheiten von 30, 50 oder 100 Stellplätzen zusammengefasst. Informationen werden in die Beläge und Fassaden integriert, um möglichst wenige Einbauten zu erhalten.
Sitzmöglichkeiten wird man grundsätzlich an den Campusgärten und den Sunken Circels vorfinden. Zusätzlich gibt es „Versammlungsstätten“, sogenannte open lounges. Hier sind Sitzmöglichkeiten objekthaft miteinander kombiniert. Dadurch werden die Treffpunkte als Orte verankert und bleiben nicht nur austauschbare Möbel.
Das Beleuchtungskonzept stärkt die städtebaulich freiraumplanerische Struktur. Die neuen Solitäre, die sich über Glasfassaden in den Erdgeschossen zum Freiraum öffnen, werden auch im Beleuchtungskonzept zu eigenständigen Themen. Ergänzend erhalten die Campusgärten eine Kontur aus Licht, die in ihren Rahmen integriert ist und auf die umliegenden Flächen als Streiflicht fungiert. Größere Platzbereiche und Lauflinien werden mit Gruppen von Masten besetzt, die mit unterschiedlicher Anzahl von Leuchtkörpern besetzt sind.
Die Sitzbereiche der open lounges werden mit besonderen Leuchten überstellt, die wie Stehleuchten dem Sitzteppich zugeordnet sind.
RAM – der neue weiterwachsende Wissensspeicher
Eine besondere Attraktion im Herzen des Campus Kern soll der Neubau der Bibliothekserweiterung werden, der sich an markanter Stelle an der Kreuzung Templergraben/Wüllnerstraße gegenüber dem Super C erhebt. Eine verglaste Sockelzone bietet auch hier größtmögliche Offenheit und einladende Attraktivität für die dort untergebrachte Medienausleihe. Oberhalb der Sockelzone erhebt sich der Medienspeicher, der in einem festzulegenden Maß in der Vertikalen weiterwachsen kann. Die bestehenden Bibliotheksbereiche, die weiterhin als Lesesäle und Handbibliotheken genutzt werden könnten, werden unterirdisch mit dem neuen Solitär verbunden. Glaslinsen, die in den darüberliegenden Deckenbelag eingelassen sind, bieten auch für diese unterirdische Passage Tageslicht und illuminieren nachts den Platz zwischen den Bibliotheksbauten.
Der Alleenring – gewachsene Zäsur auch für den RWTH Kernbereich
Wie für das Gesamtbild der Stadt Aachen stellt der baumbestandene Alleenring auch im Wettbewerbsgebiet des RWTH Kernbereichs die markanteste städtebauliche Figur dar, entlang derer sich die Stadt in Quartiere aufteilt. Auf den ehemaligen Wallanlagen des äußeren Befestigungsrings errichtet, macht er den Bereich der Innenstadt bis zum Beginn der Industrialisierung und die danach resultierenden Stadterweiterungen unterscheidbar.
Auf dieser Logik fußend schlagen wir vor, das Wettbewerbsgebiet RWTH Kernbereich als zwei bewußt unterschiedliche Quartiere weiterzuentwickeln, den Campus Kern, welcher den gesamten Bereich innerhalb des Alleenrings mit seinen zentralen Gebäuden entlang des Templergrabens „Hauptgebäude“, „Super C“ und Hauptbibliothek“ umfasst, sowie die Campus Spange, welche den Übergang zum RWTH Entwicklungsgebiet Campus West als einem zukünftigem Forschungsschwerpunkt bildet.
Im Campus Kern mit seinem heterogen Gebäudebestand besteht die in der globalen Hochschullandschaft einmalige Chance, einen wirklich städtischen Campus zu entwickeln mit dem Nebeneinander von städtischer, repräsentativer Monumentalität und verdichteter, mit der historischen Altstadt vernetzter Bewegung. Dieser städtische Campus könnte als offenes System generiert werden, der die heterogene Substanz mit seinen solitären Strukturen als Chance zu einer spielerischen Verdichtung begreift.
Primäre Verkehrserschließung – Alleenring
Im gesamtstädtischen Kontext stellt der Alleenring auch in Zukunft – nach seiner Weiterentwicklung zu einem städtischen Boulevard – die wichtigste verkehrliche Lebensader der Innenstadt dar, in welche alle wichtigen Radialen aus dem Umland münden.
Zur Anbindung des RWTH Kernbereichs an den Alleenring schlagen wir zwei Kreuzungsbereiche vor, die gemäß ihrer Höhenlage in jeweils spezifischer Weise weiterentwickelt werden, den Übergang Wüllnerstraße – Intzestraße sowie die Unterführung Geschwister-Scholl-Straße – Schinkelstraße.
Um eine bequeme oberirdische Querung des Alleenrings im Bereich Turmstraße zu ermöglichen, wird der Kreuzungsbereich Wüllnerstraße-Intzestraße zu einem verkehrsberuhigendem weiten Rondell umgebaut. In seiner begrünten Mitte könnte eine technische Plastik platziert werden, z.B. eine 100 m hohe Nadel aus hochfestem Werkstoff, eine „Haltestelle Orbit“. Eine solches Monument markiert in sinnfälliger Weise den Zugang zum RWTH Kernbereich und illustriert das innovative Potential der Hochschule.
Als weitere, etwas untergeordnete Anbindung an den Alleenring sollten Geschwister-Scholl-Straße und Schinkelstraße dienen, zumal an dieser Stelle sehr günstig großvolumige Parkierungsmöglichkeiten angebunden werden können.
Sekundäre Verkehrserschließung - Grabenring
Im Vergleich zum Alleenring hat der Grabenring im Bereich Templergraben für den Individualverkehr eher untergeordnete Bedeutung und dient im Wesentlichen der Binnenerschließung der umliegenden Quartiere. Aus diesem Grund kann dort grundsätzlich auf Abbiegespuren verzichtet und können Maßnahmen ergriffen werden, die den Verkehrsstrom an die Geschwindigkeiten der Radfahrer anpassen.
Da die Verbindung über die Geschwister-Scholl-Straße über Republikplatz zum Campus West zukünftig von erheblicher Bedeutung sein wird, schlagen wir vor, auch die Schinkelstraße vom Templergraben aus wieder für den Verkehr durchlässig zu machen.
Ruhender Verkehr
Um den ruhenden Verkehr möglichst weitgehend aus dem Erscheinungsbild des Hochschul-Campus zu verdrängen, legen wir nahe, ihn zu großen Teilen konzentriert in zwei Garagenbauwerken unterzubringen, die jeweils auf kurzem Weg vom Alleenring aus ansteuerbar sind, in einem doppelgeschossigen Tiefgaragenbauwerk südlich des Audimax und als Puffer zur Bahnlinie in einem begrünten Parkhaus entlang der Geschwister-Scholl-Straße.
Grünraumvernetzung
Der Alleenring bildet das grüne Rückgrat am Rand der Innenstadt. Sein Baumbesatz im Bereich Turmstraße – Pontwall wird entsprechend den parkartigen Verhältnissen an Ponttor und Langem Turm intensiviert, so dass nun der gesamte nördliche Alleenring als grünes Kontinuum wahrgenommen werden kann.
Von hier aus greift im Westen die Campus Spange als Hybrid aus Stadt und Park wie ein grüner Finger bis zum Campus West. Im Osten tröpfeln bepflanzte Inseln durch den Campus Kern und bilden grüne Trittsteine bis hinunter zu den „Bächen“ der Altstadt.
Campus Spange
Zentrale Bedeutung für die Entwicklung der RWTH in Richtung Campus West hat der Bereich südlich der Intzestraße, so dass die universitären Nutzungen nördlich davon bis hinüber zum Pontwall nach ihrem Rückbau als Wohnquartiere für Studenten und Hochschulangehörige entwickelt werden können. In Kontinuität zu den umgebenden Wohnquartieren sind hier blockartige Strukturen denkbar, in welche quartiersbezogene Infrastrukturen integriert werden können.
Die Campus Spange selbst, die sich bis hinter den Bendplatz erstrecken kann, wird u.a. Kongress- und Hotelnutzungen beinhalten, sowie Standort für Unternehmen sein können, die sich auf den KnowHow-Transfer zwischen universitärem Umfeld und der Wirtschaft spezialisieren. Sie wird als ein durchgrünter Stadtbaustein verstanden, dessen primäre Aufgabe die Schaffung von Aufenthaltsqualitäten im Außenraum ist, welche sich nicht nur die darauf platzierten Gebäude zunutze machen, sondern vor allem auch diejenigen, die unterwegs sind zwischen Campus West und Campus Kern.
Ausgehend von den erhaltenswerten Gebäuden wie dem denkmalgeschützten Gießerei-Institut werden für diesen grünen Stadtbaustein kleine Blöcke und große Solitäre vorgeschlagen, die fast vollständig von Wiesen umspült sind, deren pointierte spielerische Möblierung und Bepflanzung zum Verweilen einlädt.
Campus Kern
Der eigentliche Kernbereich der RWTH, errichtet zu erheblichen Teilen auf ehemaligen Klosterarealen, erstreckt sich von „Annuntiatenbach“ und „Augustinerbach“ auf leicht ansteigendem Hang bis hinauf zur Turmstraße und ermöglicht so von mannigfaltiger Stelle beeindruckende Ausblicke auf den gegenüberliegenden Markthügel mit Dom und Rathaus. Er versammelt eine Vielzahl historischer und baulicher „Schätze“ verschiedener Epochen, die häufig noch im Verborgenen glänzen. Da nun die Zeit der rein funktionalen Optimierung des RWTH-Kernbereichs einer mehr an Repräsentation und Aufenthaltsqualität orientierten Entwicklung weichen soll, besteht die einmalige Chance, aus der heterogenen baulichen Struktur mit seinen Solitären, Blockbildungsansätzen, historischen und vegetativen Fragmenten ein großes Ganzes zu formen, das sich in einem kontinuierlichen Weiterwachsen zum neuen Typus eines städtischen Campus entwickelt.
Konstituierendes Element eines solchen Ganzen ist die Homogenität des Belags, der Wege, Plätze, Rampen und Treppen bildet und zu einer Einheit verschmilzt. Auf diesem der Topographie folgenden Plateau stehen die nun von ihren Hinterhöfen und Verbuschungen befreiten Bauten und die häufig noch versteckten prachtvollen Bäume nun im Licht der Aufmerksamkeit.
Im Zuge des geplanten Rückbaus von Hochschulgebäuden können im Weiteren die Fehlstellen optimal mit neuen Solitären, neuen Einzelbäumen und qualitätvollen Grüninseln ergänzt und zu einem städtischen Campus verdichtet werden.
Pflaster und Gebäude folgen einem Raster von 1,35 m, was im Freiraum eine großzügige und doch ausreichend differenzierte Gestaltung zuläßt, was für neue Bauten als ökonomisches Achsmaß erprobt ist und in seinem Vielfachen von 8,1 m ein optimales Stützenraster für Flachdecken im Hochbau und für Tiefgaragen abgibt.
Neue Solitäre – Sockelzonen als Vitrinen
Ein entscheidendes Anliegen des homogenen Belags im Campus Kern ist es, den gesamten öffentlichen Raum zwischen den Gebäuden als attraktiven Außenraum zu generieren, der hohe Aufenthaltsqualitäten nicht nur für Studenten und Hochschulmitarbeiter sondern ebenso für die Bewohner der umliegeden Quartiere besitzt. Die hierzu erforderliche offene, einladende Geste wird auch von den neuen und nach Möglichkeit auch von den bestehenden Gebäuden erwartet werden können. Für die neuen Solitäre im städtischen Campus werden aus diesem Grund gläserne Sockelzonen vorgeschlagen, die wie Vitrinen wirken und unmittelbaren Einblick und Zutritt in Bereiche repräsentativer Institutsfoyers, in belebte studentische Zonen von Fachschaften und Asta, in kleinere Läden und Cafés etc. ermöglichen und so Schmuddelecken und Angsträume auf dem Campus vermeiden.
Mensa im Herzen des Campus Kern
Im Bereich der neuen Mensa „hinter“ dem Audimax wird auf dem ehemaligen Parkplatzareal eine besonders intensive Verdichtung mit neuen Solitären möglich sein. Hier wird der Sockelzone der Mensa eine weitläufige Grünfläche, das „Mensaplateau“ zugeordnet, die auch die zugehörige Außengastronomie attraktiv einbinden kann. Die Mensa selbst wird als höchstes Gebäude seines Quartiers gedacht und ermöglicht im obersten Geschoss eine „Sky Mensa“ mit Rundum-Blick vom Domhügel bis zum neuen Campus West.
Campusgärten
Drei große Freiräume, „Karmelitinnengarten“ und „Barbarossawiese“ in Bezug zu den historischen Spuren von Kloster und mittelalterlicher Mauer sowie das „Mensaplateau“ fungieren als Trittsteine innerhalb des Hochschulcampus. Zusätzlich zu den großen Trittsteinen gibt es kleinere Campusgärten, die unterschiedlich ausgeprägt sein können und je nach Bedarf als Rasenfläche, Holzdecks, Sandflächen oder Wasserbecken ausgebildet werden. Sie sollen als Treffpunkt fungieren, eine hohe Aufenthaltsqualität vorhalten und als identitätsstiftende Bausteine die Orientierung im Quartier verbessern.
An den Campusgärten soll die natürliche Topographie des Quartieres ablesbar werden. Da die nach Süden ausgerichtete Hanglage ideal zum Verweilen ist, werden die Campusgärten durch Sitzstufen ergänzt, die den Blick auf die Domsilouette der Innenstadt inszenieren.
Grüne Zeitzeugen
Im Campus Kern gibt es nicht nur bedeutsame historische Gebäude und mittelalterliche Relikte, sondern darüber hinaus eine Vielzahl sehr alter Bäume noch aus der Gründungszeit der Hochschule. Auch sie verfügen über ein besonderes identitätsstiftendes Potential, das sich der neue Campus Kern zunutze machen sollte.
Als grüne Zeitzeugen sollen sie im Quartier besondere Aufenthaltsfunktionen übernehmen. So werden sie entsprechend ihrer ursprünglichen Höhenlage z.B. über `Sunken Circels`, runde Sitzstufen im Bereich des Wurzelhalses, in die neue Topographie eingefügt und lassen so geschützte Aufenthaltsorte entstehen, in denen über Zeitangaben und historische Bilder Information über die Zeitgeschichte des Ortes vermittelt werden kann.
Quartiersbildung
Trotz einheitlichen Bodenbelags wird man innerhalb des Campus Kerns unterschiedliche Quartiere ablesen und Vielfalt generieren können. So wird z.B. der Bereich des ehemaligen Klosters der Kamelitinnen als grüner Ort an die Geschichte der Klostergärten erinnern. Das Areal wird durch kleinere Pflanzflächen ergänzt. Diese könnten von Gartenpaten gepflegt werden. Vielleicht hätte man hier die Möglichkeit in Analogie zu den Alumnisteinen, die den Weg von den Bächen bis über den Templergraben hoch zur Mensa begleiten, weitere Formen der Identitätsbindung zu kreieren.
Das Quartier um die Solitäre am Templergraben wird über unterschiedliche Vorplatzsituationen strukturiert. Während der Vorplatz vor dem Hauptgebäude freigestellt wird und von der historischen Fassade belebt ist, werden die Neubauten von Super C und Bibliothek mit zeitgemäßen Gestaltungsthemen auf den Vorplätzen besetzt.
Der Bereich zwischen Hauptgebäude und Audimax wird über Freitreppen und Rampen strukturiert, unter welchen auch die vorhandenen Trafostationen integriert werden können. Hier wird durch Freitreppen und Terrassen, die zum Sitzen und Verweilen einladen, die natürliche Topographie des Geländes besonders deutlich erlebbar.
Ausstattung und Beleuchtung
Die grundsätzliche Haltung zur Ausstattung des Areals besteht darin, Elemente und Themen zu bündeln. Dadurch kann der flächenhaften Besetzung des Areals mit kleinen Elementen entgegen gewirkt werden. Fahrradabstellbereiche werden zusammengezogen und zu Einheiten von 30, 50 oder 100 Stellplätzen zusammengefasst. Informationen werden in die Beläge und Fassaden integriert, um möglichst wenige Einbauten zu erhalten.
Sitzmöglichkeiten wird man grundsätzlich an den Campusgärten und den Sunken Circels vorfinden. Zusätzlich gibt es „Versammlungsstätten“, sogenannte open lounges. Hier sind Sitzmöglichkeiten objekthaft miteinander kombiniert. Dadurch werden die Treffpunkte als Orte verankert und bleiben nicht nur austauschbare Möbel.
Das Beleuchtungskonzept stärkt die städtebaulich freiraumplanerische Struktur. Die neuen Solitäre, die sich über Glasfassaden in den Erdgeschossen zum Freiraum öffnen, werden auch im Beleuchtungskonzept zu eigenständigen Themen. Ergänzend erhalten die Campusgärten eine Kontur aus Licht, die in ihren Rahmen integriert ist und auf die umliegenden Flächen als Streiflicht fungiert. Größere Platzbereiche und Lauflinien werden mit Gruppen von Masten besetzt, die mit unterschiedlicher Anzahl von Leuchtkörpern besetzt sind.
Die Sitzbereiche der open lounges werden mit besonderen Leuchten überstellt, die wie Stehleuchten dem Sitzteppich zugeordnet sind.
RAM – der neue weiterwachsende Wissensspeicher
Eine besondere Attraktion im Herzen des Campus Kern soll der Neubau der Bibliothekserweiterung werden, der sich an markanter Stelle an der Kreuzung Templergraben/Wüllnerstraße gegenüber dem Super C erhebt. Eine verglaste Sockelzone bietet auch hier größtmögliche Offenheit und einladende Attraktivität für die dort untergebrachte Medienausleihe. Oberhalb der Sockelzone erhebt sich der Medienspeicher, der in einem festzulegenden Maß in der Vertikalen weiterwachsen kann. Die bestehenden Bibliotheksbereiche, die weiterhin als Lesesäle und Handbibliotheken genutzt werden könnten, werden unterirdisch mit dem neuen Solitär verbunden. Glaslinsen, die in den darüberliegenden Deckenbelag eingelassen sind, bieten auch für diese unterirdische Passage Tageslicht und illuminieren nachts den Platz zwischen den Bibliotheksbauten.
©trint + kreuder d.n.a.
campus spange
©trint + kreuder d.n.a.
campus kern
©trint + kreuder d.n.a.
centrum
©trint + kreuder d.n.a.
realisierungsteil
©trint + kreuder d.n.a.
medienspeicher