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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2008

Stuttgart 21, Baufeld 7

1. Preis

GRÜNTUCH ERNST ARCHITEKTEN

Architektur

Erläuterungstext

Die Umgestaltung des Bahnhofareals im Rahmen des Gesamtkonzepts Stuttgart 21 eröffnet der Stadt Stuttgart Freiräume für die Schaffung neuer innerstädtischer Stadtquartiere in hoher Qualität und mit guter Verkehrsanbindung. Besondere Bedeutung hat das Baufeld 7 als Eingang zur Innenstadt.

Gemäß der Wettbewerbsanforderungen gliedert sich der Baukörper in einen Sockel und ein Hochhaus. Die Turmgeschosse erheben sich in einem skulpturalen Spiel gegeneinander verschobener Kuben, die das Gebäude in lesbare Einheiten gliedern und zu jeder Seite eine individuelle Kontur abbilden.



Variante 1 – Wohnen

In der Nutzungsvariante für Wohneigentum sind drei Erschließungskerne vorgesehen, die je nach Geschoss eine unterschiedliche Zahl von Wohnungen bedienen. Die Exklusivität der Wohnungen nimmt nach oben hin zu – entsprechend auch deren Größe bis hin zum Penthouse im obersten Geschoss. Um eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnungsgrößen anbieten zu können, variieren die Grundrisse in ihrer Lage zu den Erschließungskernen, was sich in der Fassade durch die gegeneinander versetzten Kuben abzeichnet.

Die Wohnungen sind größtenteils nach Süden ausgerichtet oder von mindestens zwei Seiten belichtet. Sie sind als freier Wohnraum konzipiert mit eingestellten Funktionsboxen und verschiebbaren Wänden. Um eine ausreichende Belichtung für die Wohnungen im Sockel zu gewährleisten, ist über der Ebene 1 ein Hof eingeschnitten.

Die öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss – unter anderem ein kleines Theater/Kino, Restaurant, Reinigungsservice und Kinderdienst – sowie der große Wellnessbereich im 1. OG bieten einen klaren Mehrwert für die Eigentümer. Die Erschließung erfolgt für alle Wohnungen zentral von der Gebäudespitze. Über eine kleine Halle mit Concierge und Clubraum erreicht man von hier die drei Treppenkerne. Ein weiterer Ausgang ist im hinteren Gebäudeteil an der Wolframstraße vorgesehen.

Die Fassade öffnet sich maximal zu einem weiten Panoramablick über die Stadt. Als Interpretation des klassischen Kastenfensters konstruiert, bietet sie zugleich eine hohe Behaglichkeit durch die extreme Wärmedämmung und individuelle Lüftungsmöglichkeiten. Die sichtbaren Geschossdecken betonen in der Vertikalität des Turms die offenen fließenden Raumfolgen der großzügigen Wohnungen und die horizontale Weite des Ausblicks.




Variante 2 – Hotel:

Bei der Hotelvariante bildet sich die städtebauliche Gliederung in Turm und Sockel im Inneren durch unterschiedliche Nutzungen ab: Während die Hotelzimmer ausschließlich im Turm mit Blick über die Stadt untergebracht sind, nimmt der Sockel einerseits die öffentlichen Bereiche wie Entrée, Konferenz, Ballsaal, Restaurant, Lounge und Wellness auf, andererseits die hinter den Kulissen für den Hotelbetrieb notwendigen Verwaltungs- und Serviceräume.

Die Hotelzufahrt ist wettergeschützt unter der Auskragung des Turmes gelegen und über eine eigene Abbiegespur von der Heilbronner Straße aus zu befahren. Indem sie die gesamte Länge des Gebäudes ausnutzt, kann das geographische Gefälle überwunden werden, und eine Ausfahrt in beide Richtungen wird ermöglicht. Durch ein leichtes Zurückweichen von der Baulinie werden hier großzügigere Fußgängerbereiche geschaffen.

Von der Vorfahrt aus erfolgt der Hauptzugang in die repräsentative Eingangshalle, die, rund 18 Meter hoch, Turm und Sockel genau in ihrem Schnittvolumen verbindet. Der Eingang an der gegenüberliegenden Seite der Halle führt über eine Freitreppe auf einen kleinen Platz in der Fußgängergasse, der die schmale Gasse am Schnittpunkt von Turm und Sockel aufweitet und strukturiert. Ein Café, Shops und ein Restaurant bilden öffentliche Angebote im Erdgeschoss, ergänzt durch das aufgrund der Hanglage im 1. UG ebenerdig gelegene Themenrestaurant mit Terrasse.

Zwei Treppenkerne erschließen die beiden Nutzungsbereiche des Hotels und führen zum einen in die Zimmer, zum anderen in die öffentlichen Ebenen. Dabei sind die Wege für Hotelgäste und Personal strikt getrennt, mit eigenen Aufzügen für Service und Feuerwehr. Eine großzügige Wendeltreppe inszeniert zusätzlich den Weg von der Halle in den Konferenzbereich und zum Ballsaal. Darüber befinden sich die Wellnessbereiche mit dem Beautycenter im 3. OG, Fitnessräumen im 4. OG und dazugehörigem Dachgarten in Höhe des 5. OG.

Die Fassade ist im Wechsel aus tragenden Scheiben und vertikalen Glasfeldern rhythmisiert, die ihre charakteristische Erscheinung in Überlagerung mit einer zweiten, bedruckten Glasebene erhält. Die Richtung der Bedruckung wechselt von Kubus zu Kubus und betont so die Differenzierung der gegeneinander versetzten Würfel noch zusätzlich. Die Spiegelumlenkung der vertikalen Laibungsflächen generiert Einblicke und Ausblicke mit wechselnden Tiefenperspektiven. In der Bewegung entlang der Fassade entsteht ein Spiel geläufig changierender Weißtöne.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Die Arbeit überzeugt mit ihrem selbstbewussten Auftritt am Nordeingang zu Stuttgart 21 und mit der gleichermaßen sehr guten Nutzbarkeit als Wohngebäude und als Hotel. Der skulpturale Baukörper kann die Ecke Heilbronner-/Wolframstraße überaus spannungsvoll besetzen und so einen wertvollen Beitrag zum städtebaulichen Gesamtkonzept Stuttgart 21 leisten.
Insgesamt handelt es sich bei der Arbeit um eine intelligente und sehr ansprechende Interpretation der Vorgaben des Bebauungsplans mit hervorragenden Qualitäten sowohl als Wohn- als auch als Hotelgebäude.“
(Auszug aus dem Preisgerichtsprotokoll):
Hotel-Foyer

Hotel-Foyer

Hotel Ansicht von Westen

Hotel Ansicht von Westen

Wohnen Ansicht von Norden

Wohnen Ansicht von Norden

Wohnen Ansicht von Osten

Wohnen Ansicht von Osten