Mehrfachbeauftragung | 03/2014
Sülzgürtel 47, Baufelder 1 und 2 mit Kirche
©elm[a] Architektur GbR / Steves & Borsum Architekten
Fußgängerperspektive Quartiersplatz
2. Preis
elm[a] Architektur - EidenLenznerMathow GbR
Architektur
Architektur
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Das durch die GWG vorgegebene Programm wird als zukunftsweisendes Modellprojekt in Köln verstanden, da es aktuelle Pflege- und Betreuungskonzepte bereits in die städtebauliche und architektonische Planung aufnimmt. Hinzu kommt ein hohes Maß an Nutzungsmischung, das diesen Quartiersansatz unterstützt, sowie die Integration von denkmalgeschütztem Baubestand. Dieser ist im besonderen Maße als identitätsstiftend für den Ort zu begreifen und bietet die Chance einer selbstverständlichen Einfügung in das gewachsene Viertel.
Zentraler Gedanke des Entwurfs „SülzErleben“ ist damit die Entwicklung einer stabilen Quartiersstruktur, die über das eigentliche Planungsgebiet hinaus Aufgaben für das Quartier und seine Bewohner übernehmen kann. Dies gilt ebenso für die bereits entwickelten Baufelder auf dem gleichen Gelände, sowie für den angrenzenden Gebäudebestand, der teilweise auch im Besitz der GWG ist. Hierbei kommt der Gestaltung von vielfältig und gemeinschaftlich nutzbaren Außenräumen, sowie der Schaffung sinnvoller Orte der Begegnung eine besondere Bedeutung zu.
Städtebau und Architektur
Herzstück der Planung ist der zentrale Platz um die Kirche mit dem flankierenden, denkmalgeschützten Baubestand; er wird als öffentlicher Quartierplatz und lebendiger Ort entwickelt. Als sog. Taschenplatz zum Sülzgürtel ist er der zukünftige Eingang in das neue Areal und geeignet unterschiedliche städtische Nutzungen aufzunehmen. Auf eine räumliche Abgrenzung zum Gürtel wird bewusst verzichtet. Sämtliche öffentlich relevanten Nutzungseinheiten, wie Café, Supermarkt, Praxisflächen, Kindertagesstätte, usw. werden über diesen Platz erschlossen und beleben ihn. Die Kirche mit ihren beiden Brückenbauwerken wird zum Tor und leitet in den ruhigen Platz auf der südlichen Turmseite über. Die Kirche bleibt allseitig umlaufbar und wird zum zentralen Drehpunkt zwischen den beiden Richtungen des Quartiers. Im Sinne des Gesamtkonzeptes werden im Sockelgeschoss das Café, sowie ein ambulanter Pflegestützpunkt angeordnet.
Entsprechend der Baufelder des Bebauungsplanes werden die Neubauten als Blockrandbebauungen entwickelt, die Verbindungen zu den Innenbereichen zulassen. Die Architektur der Neubauten reagiert auf die Bestandsgebäude und bindet sie in eine neue Gesamtfigur ein. Eine zurückhaltende Fassadengestaltung mit klarer Ordnung und Materialität bildet in Richtung Sülzgürtel die Klammer um die Bestandsbauten, an die jeweils mit Fugen angeschlossen wird.
Die Verteilung der weiteren Nutzungen folgt einer vorangegangenen Analyse des Bestandes. Grundsätzlich werden die Nutzungen dem jeweiligen Potenzial entsprechend zugeordnet, sodass ein denkmalgerechter Umgang möglich ist. Als Ergebnis werden die denkmalgeschützten Gebäude überwiegend dem frei finanzierten Wohnungsbau zugeordnet, da die engen Vorgaben der Wohnraumförderung hier hinderlich erscheinen. Zudem ermöglicht der Neubau die Entwicklung eines modularen und flexiblen Wohnungskonzeptes für die Wohnungstypen des geförderten Wohnungsbaus, der auch auf die hohen Schallschutzanforderungen der Straße reagiert.
Grundmodul dieses Systems ist das Bewohnerzimmer als Wohn-Schlafraum mit eigenem Bad und kleiner Kochgelegenheit. Alle Bewohnerzimmer werden zum geschützten Innenhof ausgerichtet und erhalten eine Loggia, oder einen Balkon. Vor diesem „harten Kern“ wird eine weiche, veränderbare Zone in Straßenrichtung angeordnet, die sich schützend vor die Zimmer legt. Sie kann als Laubengang zur linearen Erschließung der Kleinwohnungen genutzt werden. Das Bewohnerzimmer erweitert sich dann um eine vorgelagerte Küche mit Kontakt zum Laubengang. Es entsteht eine halböffentlicher Pufferraum, der über die reine Erschließung hinaus genutzt werden kann. Bei den Gruppenwohnungen wird der Laubengang aufgelöst und zum Gemeinschaftsraum. Eine eingestellte Küchenbox an der Fassade zoniert den Raum und schafft Bereiche für das gemeinsame Essen und andere Tagesaktivitäten. Die Aussicht auf den Sülzgürtel wird hierbei positiv bewertet. Das Konzept ermöglicht die Realisierung unterschiedlicher Gruppengrößen, sowie die Anpassung an veränderte Nachfragen einzelner Wohnungstypen. Jeweils zwei Wohnungen können über die Gebäudeschotten hinweg verbunden und auch von Paaren bewohnt werden. Die Belegung durch Studenten gemäß Wohnraumförderung ist in allen Wohnungstypen möglich, die Planung in allen Teilen barrierefrei nach DIN 18040.
Kirchenraum
Die im Raumprogramm vorgesehene profane Nachnutzung des Kirchenraumes wird kritisch hinterfragt und zugleich die Meinung vertreten, dass die Kirche innerhalb des gesamten Quartierskonzeptes einen sinnvollen Anteil beitragen kann. Eine Aneignung des Kirchenraumes durch die Quartiersbewohner ist auch mit dem Status quo des Gebäudes denkbar. Diverse Kölner Gemeindekirchen, die sich kultureller Nutzung öffnen, stehen hierfür beispielhaft. Die Gründung einer Stiftung zum Zweck der Erhaltung wäre ein denkbares Modell, in das auch die Stadt Köln eingebunden werden könnte. Im vorgelegten Konzept wird der Kirchenraum durch Einbau eines internen Aufzugs, in Verbindung mit einer vorgelagerten Rampenanlage barrierefrei zugänglich gemacht und die notwendigen Arbeiten zum Erhalt des Raumes im Sinne einer Kulturkirche in die Kostenkalkulation eingestellt.
Team
elm[a] Architektur GbR, Köln
Steves & Borsum Architekten, Köln
Mitarbeiter
Elsa Rosentreter
Talia Cuadros
Kilian Eisgruber
Johanna Riegert
Beurteilung durch das Preisgericht
Das architektonische Konzept bleibt jedoch zu fragmentiert und zerfällt in zu viele unterschiedliche Elemente, es entsteht keine durchgängige architektonische Sprache mit schlüssiger Fassadengestaltung. Auch die Fugen zwischen den Gebäuden werden kritisch gesehen (z. B. Belichtung, Brandwände, soziale
Kontrolle). Andere funktionale Beiträge wiederum werden positiv bewertet.
Die Verbindung zwischen dem Supermarkt und den für diese Nutzung in der 1. Ebene der Tiefgarage nachgewiesenen Stellplätzen ist gut gelöst.
Der Ansatz, alle Wohneinheiten über zwei bauliche Rettungswege zu erschließen und im Brandfall entfluchten zu können, überzeugt.
Die Arbeit bietet gut proportionierte Freiräume im Innern. Die Wohngrundrisse sind sehr gut ausgearbeitet und schlagen sinnvolle Einheiten hinter den durch hohe Lärmpegel belasteten Fassaden vor, anstelle einfacher „klassischer“ Laubenganglösungen.
Die für das Haus Elisabeth vorgeschlagenen angehängten Balkone werden kritisch diskutiert. Sie sind aus denkmalpflegerischer Sicht nicht genehmigungsfähig.
©elm[a] Architektur GbR / Steves & Borsum Architekten
Lageplan
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Grundriss Erdgeschoss
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Grundriss 1.Obergeschoss
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Ansicht Heinz Mohnen Plazt
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Ansicht Münstereifeler Straße Baufeld M1
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Süd-Ost Schnittansicht Baufeld M1
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Fassadenschnitt Neubau
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Fassadenschnitt Altbau
©elm[a] Architektur GbR
Modell
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Modell
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Modell
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Modell