modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Verhandlungsverfahren mit zwischengeschaltetem Architekturwettbewerb | 09/2019

Theaterneubau in Rostock

Ansicht Strasse

Ansicht Strasse

ein 3. Preis

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Konzept

Ein gläsern schimmernder Kubus steht als Solitär am Eingang zum Stadtzentrum und bildet zusammen mit dem gegenüberliegenden Hotel das Tor zur Langen Strasse.
Im gleichen Maße wie sich das Gebäude durch seine Platzierung im Stadtgrundriss, durch die Aufnahme von Fluchtlinien und die maßvolle Höhenentwicklung in den Stadtkörper integriert, zeigt es sich durch die Materialität der Fassade, die skulpturale Behandlung und die nicht ablesbare Geschossigkeit als herausgehobener Sonderbau. Ein transluzentes Kleid aus Glasbausteinen verhüllt das Gebäude und entmaterialisiert es tagsüber durch die Reflexion des Lichts an der Fassadenoberfläche. Nachts wendet sich die aus Erschließung und Foyers entwickelte innere Raumskulptur als magisches Leuchten in den Stadtraum und lädt die Rostocker ein ins neue Volkstheater. Die innere Raumskulptur durchzieht das Haus, als ringförmig geschlossene Folge von Foyers und deren zenital belichteten großzügigen Verbindungstreppen. Zusammen mit dem Restaurant belegen die Foyers jeweils eine Aussenseite des Gebäudes und betonen so in Raum und Fassade die Allseitigkeit des Hauses.


Funktion

Der Haupteingang, gegenüber dem Schifffahrtsamt, direkt an der Langen Straße gelegen, führt in das Eingangsfoyer mit Abendkasse und Garderobe. Hier kommt ein Besucher aus der Tiefgarage ebenfalls an. Die Gäste gelangen von dort aus über einen breite, zenital belichtete Treppe zum Hauptfoyer des großen Saales, welches sich über den Platz an der Fischerbastion hinweg mit grandioser Aussicht zur Warnow hin orientiert. Von diesem Foyer aus werden das Saalparkett sowie der Rang erschlossen. Eine weitere große Treppe führt nach oben zur Raumbühne, deren Foyer sich nach Westen in Richtung der Kröpeliner Vorstadt erstreckt. Von dort können die Gäste über eine Himmelsleiter wieder direkt zurück ins Eingangsfoyer, bzw. auch umgekehrt direkt aus dem Foyer zur Raumbühne gelangen. Im Erdgeschoss zur Langen Straße, also zur Innenstadt hin befindet sich das Restaurant, welches aus dem Eingangsfoyer, oder auf kurzem Wege auch direkt von außen separat erreichbar ist.

Der große Saal ist, im Kontrast zur kubisch-eckigen Erscheinung des Baukörpers als organisch-gerundeter Innenraum aufgefasst, der von Eschenholz-bekleideten Wänden und einer geschwungenen, grün bespannten und hinterleuchteten Textildecke bestimmt wird.
Die Theaterbühne ist als Kreuzbühne mit Bühnenturm sowie Untermaschinerie unter Spielfläche und Seitenbühne ausgebildet. Die Hinterbühne und seitliche Montageflächen sind mit großen Brandschutztoren untereinander verbunden. Maßliche Vorgaben und Ausstattungswünsche sind eingehalten. Die Raumbühne ist ebenfalls entsprechend der Anforderungen konzipiert.

An der Nord-Ost-Ecke des Gebäudes befindet sich der Künstlereingang mit Pförtner, der in diesem Bereich auch die Andienung überwachen kann. Die Künstler gelangen über Aufzug und Treppe auf direktem Wege nach oben zu den Umkleiden/Garderoben, die sich auf den Ebenen 6 und 7 befinden. Der Künstlerbereich liegt auf kurzem Wege zu den Probenräumen und dem Bühnenaufzug. Die Räume der Intendanz und Verwaltung befinden sich im Westflügel auf Ebene 6 und 7.

Die Andienung des Gebäudes erfolgt über die Zufahrt zur Tiefgarage auf dem Niveau des Platzes der Fischerbastion. Über eine ausreichend bemessene Laderampe gelangen die Kulissen in den alle Geschosse verbindenden Lastenaufzug, der in den unterschiedlichen Geschossen jeweils direkt an der Hauptbühne, der Raumbühne und den Probensälen zu liegen kommt. Die Besucherparkplätze sind über eine innere Abzweigung unmittelbar nach der Zufahrt erschlossen und raumsparend in Form eines Rampensystems angeordnet.


Konstruktion und Materialität

Das Gebäude wird als konventionelle Stahlbetonkonstruktion errichtet. Die grossen Spannweiten des Hauptsaales werden mittels Stahlfachwerkträgern wirtschaftlich und für die Bühnentechnik nutzbar überspannt. Vorgespannte Fertigteilträger überspannen die mittleren Spannweiten der Probenräume und der Raumbühne. Auf „echte“ Untergeschosse wird auf Grund der Grundwassersituation verzichtet.
Ein wertiger und ebenso zurückhaltender wie innovativer Materialkanon prägt das Gebäude. Glasbausteine, teils transluzent, teils voll durchsichtig, teils vor opaker Wand und hinterleuchtet, teils vor beleuchteten Foyers verleihen dem Gebäude eine mineralisch textile Eleganz, die wie über die massiven Gebäudeteile übergestreift wirkt. Hierbei erinnern das mineralische Material und die mauerartige Verarbeitung an den Rostocker Klinker, während die Lichteffekte durch Reflexion und Hinterleuchtung das Gebäude mit unserer Zeit und dem experimentellen Duktus einer künstlerischen Aufführungsstätte in Verbindung bringen. Ein massiver Weissbetonsockel hebt das Gebäude dabei aus den Zwängen der Topographie und thematisiert den Gegensatz von „schwer“ und „leicht“.
Die Weissbetonoptik setzt sich im Inneren des Gebäudes in der Wandgestaltung der Foyers, wie auch als heller Terrazzo für den Fussbodenbelag fort. Darin eingelassen befinden sich massive Eschenholzmöbel, wie zum Beispiel Garderoben- und Kassentheken, Sektbars, Sitzbänke usw. Einen farblichen Akzent setzt der große Saal mit grünem Gestühl und grüner, geschwungener Decke.


Gebäudetechnik und Ökologie

Grundsätzlich ist es Ziel und Anspruch dieses Entwurfes Nachhaltigkeitskriterien bereits in der Konzeptphase zu berücksichtigen. So handelt es sich bei diesem Gebäude um ein maximal kompaktes Haus, wodurch der Energieverlust und –eintrag auf das Minimum begrenzt ist.
Ein künftiger Fernwärmeanschluss sorgt für energetisch optimale Wärmeversorgung des Hauses. Die unerlässliche Kühlung zumindest von Teilbereichen (Säle) erfolgt über Nutzung des Grundwassers durch Saug- und Schluckbrunnen. Die Lüftung erfolgt luftmengenreduzierend in der Nähe des jeweiligen Bedarfes über Quellluftauslässe. Die notwendigen akustischen Vorgaben werden durch entsprechende Kanalquerschnitte und langsame Luftgeschwindigkeiten eingehalten.



Akustik

Der große Saal bietet für die vielfältigen Nutzungen von Schauspiel, Ballett, Musiktheater bis zu philharmonischen Konzerten sehr gute akustische Voraussetzungen. Die Sitzreihenüberhöhung und ein maximaler Abstand der Zuhörer von etwa 20 m bis zur Bühne versprechen hervorragende Sichtbeziehungen und eine hohe akustische Durchsichtigkeit sowie Sprachverständlichkeit. Die leicht aufspreizende Grundrissform mit einem Öffnungswinkel von 15° ermöglicht, in Verbindung mit einer detaillierten Wandgestaltung, wichtige frühe Schallreflexionen aus seitlichen Richtungen. In Verbindung mit einer mobilen Orchestermuschel und einem akustischen Raumvolumen von ca. 4.500 cbm (Volumenkennzahl ca. 7 cbm/Person) wird für philharmonische Konzerte ein gutes Nachklingen und eine hohe Klangdurchmischung erreicht. Variable akustische Maßnahmen zur Klangbeeinflussung sind vorgesehen. Durch Anordnung des großen Saals innerhalb des Gebäudekörpers wird in Verbindung mit der Baukonstruktion ein hoher Schallschutz gegenüber Außenlärm sichergestellt. Die akustische Entkopplung der Raumbühne gewährleistet uneingeschränkte Parallelnutzungen der beiden Säle. Für die Probebühnen und Stimmzimmer, aber auch für die Büro- und die öffentlichen Bereiche ist eine nutzungsgerechte akustische Gestaltung vorgesehen.


Freianlagen

Die Freianlagen integrieren das neue Gebäude selbstverständlich in die Stadtlandschaft. Westlich, wird das Thema der Wallanlagen, welches durch die vorhandene, starke Topographie noch spürbar ist, durch landschaftliche Baumpflanzungen gestärkt. Der Eingangsplatz wird neu gefasst, eine neue Treppenanlage verbindet die Höhenniveaus, Robinien spenden Schatten für Theaterbesucher und Passanten. Die Öffnung des Restaurants zu Stadt und Langer Strasse wird ermöglicht durch eine Verlegung der Bushaltestelle um ca. 70m nach Osten, unmittelbar neben das Haus der Schifffahrt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebau und Architektur
Der Entwurf ergänzt die Torsituation am Eingang der Langen Straße. Die Baufluchten reagieren auf den Bestand.
Es ist ein grüner Abschluss der westlichen Langen Straße als lockere Baumpflanzung geplant – kein gestalterisches Pendant zum Baumhain auf der Südseite, aber die Berücksichtigung der vorgegebenen städtebaulichen Idee ist gut erkennbar.
Eine locker angeordnete Baumgruppe gliedert den Theaterplatz vorteilhaft und eine platzbreite geradläufige Freitreppe führt den Nutzer in Richtung Stadthafen.
Durch die Höhe des Baukörpers von 30 m und seine klare und kompakte Form ist eine große Fernwirkung vorhanden.
Der gläsern schimmernde Kubus führt mit der Reflexion des Lichts am Tag zu besonderer Aufmerksamkeit.
Nachts wendet sich die innere Raumskulptur aus Erschließung und Foyers leuchtend zum Stadtraum.
Der Kubus zeigt vier einheitliche Fassaden mit funktional sinnvollen und gut proportionierten Öffnungen. Die Hauptseite zeigt zum Stadthafen.
Da der konzipierte Baukörper sich in Gänze markant, trotzdem leicht und leuchtend zur Stadt öffnet, weisen auch seine Erdgeschossseiten einen starken Durchsichtigkeitsgrad auf. Lediglich der massive Betonsockel Richtung Norden zum Platz am Bussebart (1- bis 2-geschossig) mit einer großen Zufahrtsöffnung wirkt zurückweisend und nicht ansprechend.

Nutzungs- und Grundrisskonzept
Von der östlich am Theaterplatz liegenden Eingangshalle wird man über eine repräsentative Treppe in das nördlich liegende Foyer vor dem Großen Saal geführt. Die Aussicht auf den Stadthafen ist dann spektakulär. Über das Hauptfoyer und weitere Treppen über zwei Etagen gelangt man in das westlich orientierte Foyer vor der Raumbühne. Es ist ein Personenaufzug vorgesehen, jedoch für die Anzahl der Besucher zu klein dimensioniert.
Insgesamt bietet der Entwurf dem Besucher sehr angenehme Räumlichkeiten mit einem beispielhaften Wandelangebot und einer großen Leichtigkeit.
An die Foyers sind Dachterrassen angeschlossen, sodass eine variable Pausennutzung möglich ist. Das Restaurant und die Kantine sind kombinierbar mit Ausrichtung auf die Lange Straße, der Zugang zu Restaurant und Kantine ist über den Hauptzugang sowie separat von außen möglich.
Die Belichtung und Belüftung der Nebenräume erfolgt durch Fenster in einer Bandfassade hinter Filtermauerwerk aus Glasbausteinen. Die Barrierefreiheit ist grundsätzlich gegeben. Eine barrierefreie Erschließung der Raumbühne ist sehr umständlich. Rollstuhlplätze im Großen Haus sind wohl nur im Rang möglich.
Das Raumprogramm wurde erfüllt. Räume wurden z. T. funktional nicht optimal zueinander geordnet. Probebühnen und Ballettsaal, Stimmzimmer, Funktionsräume Orchester, Technikräume sind über mehrere Ebenen verteilt. Das führt zu vielen und langen Wegen für die Nutzer des Hauses wie z. B. die Orchestermitglieder Auch die Künstler müssen für die Wege zwischen ihren Garderoben und den Bühnen längere Wege einplanen. Die Magazinierung ist recht zersplittert angeordnet.
Es wird eingeschätzt, dass ein Parallelbetrieb beider Spielstätten möglich ist.
Eine direkte Anfahrt der Laderampe ist nicht möglich und die Anlieferung beengt. Bei der Hauptbühne sind beide Orchesterpodien im Zuschauerraum angeordnet. Das Prospektpodium wiederum fehlt. Eine direkte Andienung der Dekoration ist nur über die Seitenbühne möglich. Damit steht die Fläche als Lager für andere Produktionen nur zum Teil zur Verfügung. Ein Bühnenaufzug fehlt.
Raumkonzept

Raumkonzept

Blick von Nordwesten

Blick von Nordwesten

Lageplan

Lageplan

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Ansicht

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1.OG

1.OG

2.OG

2.OG

3. und 4. OG

3. und 4. OG

5. und 6. OG

5. und 6. OG

Detailausschnitt Saal

Detailausschnitt Saal

Blick in den Saal

Blick in den Saal

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Schnitt

Detail

Detail

Strassenansicht

Strassenansicht