Nichtoffener Wettbewerb | 11/2011
ThyssenKrupp Haus Berlin
Situation am Schlossplatz
ein 2. Preis
Preisgeld: 13.000 EUR
Bauingenieurwesen
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Städtebau und Architektur
Idee
Das neue ThyssenKrupp Haus Berlin ist integraler Bestandteil der städtebaulichen Planung zur Rekonstruktion des Stadtraums „Schlossplatz“. Die exponierte Lage des Neubaus fordert auf, ein Gebäude ohne Rückseiten zu formulieren - einen Stadtbaustein, der den künftigen Schlossplatz schließt und hier seine Adresse hat, sich aber gleichermaßen zum Spreekanal und zum ehemaligen Staatsratsgebäude offen und einladend zeigt.
Mit der Höhe von 27 Metern nimmt das ThyssenKrupp Haus die Gesimshöhe des Staatsratsgebäudes auf und belässt zu diesem einen großzügigen Freiraum, was den solitären und nach allen Seiten kommunizierenden Charakter des Neubaus unterstreicht.
Das Prinzip einer tendenziell geschlossenen Sockelzone bei den Nachbarn Auswärtiges Amt und ESMT wird umgekehrt – das Erdgeschoss öffnet sich großflächig und zieht den umgebenden Stadtraum ins Gebäudeinnere hinein. Gegenüber der ersten Phase konnten alle untergeordneten Nutzungen aus der Erdgeschossebene entfernt werden.
Der obere Teil des Baukörpers setzt sich aus zwei ineinander verschachtelten Volumen zusammen. Diese bilden einen über alle Geschosse gehenden Luftraum („Luftfuge“), der besondere Nutzungen wie Foyerbereiche aufnimmt und spannungsvolle Raumfolgen und Blickbeziehungen über alle Geschossebenen entstehen lässt.
Die Raumskulptur wird von einer Fassade aus vertikalen Steinlamellen umhüllt. Es entsteht ein abstrakter, schwebender Körper, der in seiner Materialität die Umgebung aufnimmt und somit den Baukörper als besonderen Stadtbaustein in die Umgebung einfügt.
Organisation und Erschließung
Das Gebäude ist vertikal organisiert. Die gestapelten Nutzungseinheiten sind über die „Luftfuge“ miteinander verbunden und werden über die zentralen Panoramaaufzüge erschlossen. Während der Fahrt mit dem Aufzug erfahren die Besucher die komplexe Gebäudegeometrie und erhalten verschiedenste Aussichten durch die Gebäudefugen in die Umgebung, auf den Schlossplatz sowie zum Spreekanal.
In den zwei Saalgeschossen im 3. und 4. Obergeschoss (Sondernutzung/Konferenz TK) wird die Fuge zur repräsentativen Foyerzone, die sich bei Bedarf mit den Sälen zusammen schalten lässt. Beiden Foyerbereichen sind großzügige Außenflächen (Loggien) vorgelagert.
Die Büroflächen für Thyssenkrupp und Partner liegen direkt über bzw. unter den Saalebenen. Sie sind als voneinander unabhängige Einheiten zu nutzen und flexibel gestaltbar. Hierbei sind Nutzungen auf offener Fläche genauso möglich wie klassische Bürostrukturen.
Erdgeschossig befindet sich der großzügige Empfang sowie das Café mit Außenplätzen auf der Südwestseite zum Kanal. Die historische Ufermauer des alten Mühlengrabens wird über einen verglasten Bereich im Boden des Foyers erfahrbar gemacht und hierdurch gleichzeitig die öffentlichen Bereiche des Untergeschosses, wo sich neben den technischen Bereichen auch Garderobe und Santitärflächen befinden, belichtet.
Neben den zentralen Panoramaaufzügen wird ein zusätzlicher Lastenaufzug zur Andienung der einzelnen Geschosse vorgesehen. Zwei außenliegende, notwendige Treppenhäuser gewährleisten die Entfluchtung (siehe hierzu auch Brandschutz).
Fassade
Die Fassaden wurden nach der ersten Wettbewerbsphase hinsichtlich ihrer Funktionsweise und Materialität überarbeitet. Vor allem der Bezug zum Ort und wurde in der Konzeptionsphase der zweiten Wettbewerbsrunde dabei in den Vordergrund gestellt.
Gestaltet sich das Innere als „ThyssenKrupp“ Welt unter Verwendung von Edelstahl und anderen TK Materialien und Technologien, so ist das Gebäude außen geprägt von einer steinernen, aber gleichzeitig durchlässigen Hülle. Die Außenfassade des Gebäudes wird durch eine Aneinanderreihung von vertikalen Lamellen aus Stein gebildet. Das Gebäude geht durch diese Materialwahl und die vertikale Gliederung eine enge Verwandtschaft mit seiner Umgebung ein.
Die rechtwinkelig zur thermischen Hülle angeordnete Lamellenstruktur bildet je nach Betrachtungswinkel eine geschlossene, vertikal strukturierte oder eine fast gänzliche transparente Fassade. Für einen sich in Bewegung befindlichen Betrachter ändert sich das Erscheinungsbild ständig. Das Spektrum reicht von geschlossener Fassade, wobei das Gebäude durch seine steinerne Hülle seine Verwandtschaft und Nähe mit den umliegenden Gebäuden bestätigt, bis hin zur einer großen Transparenz. Die steinerne Hülle mit ihrer dominierenden Vertikalität, die sich auch an den angrenzenden Gebäuden ablesen lässt, gibt dem ThyssenKrupp Haus Berlin seine einfache und abstrakte Erscheinungsform, ein Volumen, das nur durch seine zwei Treppenkerne und zwei zusätzliche Stützen getragen zu schweben scheint.
Die durchlässige Lamellenfassade gibt Einblicke ins Innere frei und lässt die Verschachtelung der inneren Gebäudeteile und die dadurch entstehenden „öffentlichen“ Bereiche der horizontalen und vertikalen „Bewegungsfugen“ mit ihren Foyers, Terrassen und Aufzügen erkennen.
Die architektonische Qualität des Gebäudes besteht aus seiner doppelten Lesbarkeit als ein Gebäude mit einer sehr homogenen, ruhigen Außenerscheinung und andererseits als komplexe Verschachtelung innerer Volumina und den daraus resultierten interessanten Raumsituationen.
Das Prinzip der vertikalen Lamellen macht es möglich, hinsichtlich der verschiedenen Orientierung der Fassaden mit der Tiefe der Lamellen auf die Anforderungen aus der Sonneneinstrahlung zu reagieren.
Der effiziente Sonnenschutz wird somit durch das optimierte Zusammenspiel beider Fassadenelemente, der vorgesetzten vertikalen Steinlamellen und der thermischen Fassade aus einer geschosshohen 3-Scheiben-Isolierverglasung gewährleistet. Die Isolierverglasung trägt zu diesem Zweck eine hochselektive Sonnen- und Wärmeschutzbeschichtung, die Tageslicht weitgehend passieren lässt aber Wärmestrahlung reflektiert, und kann je nach Lage und Orientierung am Gebäude eine zusätzliche Bedruckung erhalten. Ergänzt wird das System durch einen innenliegenden beweglichen Sonnen- und Blendschutz.
In die thermische Fassade sind Öffnungsflügel integriert, die durch die Steinlamellen einen vergrößerten Windschutz erfahren und einen wesentlichen Beitrag zur natürlichen Lüftung und damit zum Energiesparen sowie zum psychologischen Büronutzerkomfort leisten.
Die Tiefe der Steinlamelle kann je nach Ausrichtung und dahinterliegender Nutzung differieren. So wird die Tiefe in den Fugenbereichen bei gleichbleibender Außenkante deutlich verringert. Hierdurch sind weitreichende, ungerichtete Ausblicke sowie eine subtile Ablesbarkeit der Fuge von außen möglich. Das Raumvolumen der Fugen ist dem damit verbundenen Problem des erhöhten Wärmeeintrages weniger ausgesetzt, da es sich um ein durchgehendes, über die ganze Gebäudehöhe gehendes Raumkontinuum handelt.
Im Bereich des horizontalen Abschluss der Fuge wird ein außenliegender Sonnenschutz vorgesehen, der beispielsweise durch Bedruckung mit Photovoltaik-Elementen erstellt wird.
Die vertikalen Steinlamellen können aus über Edelstahlprofile verbundenen Natursteinlamellen oder aus glasfaserverstärkten, selbsttragenden, geschosshohen Werksteinlamellen hergestellt werden. Damit reflektiert sich das gestalterische Prinzip der „Ausstellung“ von ThyssenKrupp-Produkten nach innen (thermische Fassade, Unterkonstruktion Steinlamellen) und der Orientierung an der umgebenden Bebauung nach außen (Stein- bzw. Betonlamellen) auch innerhalb der Konstruktionsformen des Fassadenaufbaus.
Tragstruktur
Um die dargestellte visuelle Erscheinungsform des durchgehenden Erdgeschosses ohne Stützen an den Außenfassaden und die innere, tragkonstruktionsfreien horizontalen und vertikalen Gebäudefugen realisieren zu können, werden die Gebäudelasten aus den Geschossdecken ausschließlich über die zwei Treppenkerne und zwei Verbundstützen abgetragen, die im Gebäudeinneren angeordnet sind. Die Geschossdecken werden über zwei auf dem 3.Obergeschoss und dem Dach angeordneten Tragebenen in Verbundbauweise abgehängt.
Diese Konstruktionsweise lässt zum einen sehr raschen Baufortschritt zu. Das konstruktiv anspruchsvolle Tragwerk des ThyssenKrupp Hauses Berlin zeigt zum anderen damit eindrucksvoll die konstruktiven Möglichkeiten von Stahl im Zusammenwirken mit Beton.
Das Tragsystem der hängenden Geschossdecken und der nahezu konstruktionsfreien Gebäudefugen im Inneren des Gebäudes, findet seine architektonische Entsprechung auch in der vertikalen Strukturierung der Außenfassaden.
Vertikaler Lastabtrag
Im hochtransparent gestalteten Erdgeschoß werden alle vertikalen Lasten nur über die beiden Stahlbetonkerne und zwei zusätzliche Stahlverbundstützen abgetragen. Daraus ergibt sich die Erfordernis, die Lasten der aufgehenden Geschosse abzuhängen und über Transferebenen auf diese Stützungspunkte zu sammeln.
Im Wesentlichen gibt es zwei Transferebenen: In Höhe der Decke über dem Dachgeschoß ist ein Stahlträgerrost angeordnet, der im hauptsächlich negative (Krag-)Momente aufnehmen muss und daher im Verbund mit einer unterseitig angeordneten Betondeckenplatte steht. An ihm hängen über Rundstahlhänger die wesentlichen Teile der darunter liegenden Obergeschosse. In Höhe des 3. OGs ist eine zweite Transferebene vorgesehen, weil hier größere stützen- bzw. hängerfreie Räume ermöglicht werden müssen und daher weitgespannte Verbundträger unterhalb der Deckenplatten angeordnet werden, die wiederum die zwei darunter befindlichen Obergeschoßdecken tragen. Mögliche Verformungsdifferenzen zwischen den oberen Geschossen (die an der Transferebene 1 im Dach hängen) und den unteren Geschossen (die an Transferebene 2 hängen) können durch einen konventionellen Dehnanschluß in der Fassade und den Ausbauten aufgenommen werden.
Die Decken selbst sind als Ortbetondecken konzipiert, mit der Möglichkeit zu Bauteilaktivierung. In den beiden Transfergeschossen sind sie auf bzw. unter den Stahlverbundträgern liniengelagert. In den anderen Geschossen sind sie im Sinne einer Flachdecke auf konsolenartigen Einbauteilen gestützt, die an die Hänger geschweißt sind und vollständig einbetoniert werden.
Horizontaler Lastabtrag
Horizontallasten (Windlasten etc.) werden von den Deckenplatten zu den Stahlbetonkernen hin geleitet. Durch die Gebäudefuge in der Mitte zwischen den beiden Kernen werden zwängungsrelevante Auswirkungen aus Temperaturänderung und Schwinden minimiert.
Gründung
Derzeit wird von einer Flachgründung ausgegangen. Das Tiefbauwerk wird fugenlos in Ortbetonbauweise ausgebildet. Zur Abdichtung steht eine außenliegende Abdichtung oder eine Ausführung als „Weiße Wanne“ (mit WU-Beton) zur Auswahl.
Brandschutztechnische Konzeption:
Aufgrund der durchgängigen Lufträume zwischen den Ebenen EG bis 5. OG wird die nach der Bauordnung Berlin für Gebäude der Gebäudeklasse 5 geforderte rauchabschließende Ausbildung von Geschossdecken nicht ausgebildet. Als wirksame Kompensation dieser Abweichung erhält das Gebäude eine flächendeckende Brandmelde- und Löschanlage.
Auf Basis der Grundfläche von ca. 27 x 27 m entsteht somit eine BGF-Fläche je Geschoss einschließlich der Lufträume von ca. 729 m². Die Ausbildung der tragenden Bauteile wird für die tragenden Wände und Stützen sowie die Geschossdecken feuerbeständig ausgebildet. Die Außenwände werden aus nichtbrennbaren Baustoffen hergestellt.
Die raumabschließende Geschosstrennung wird zwischen dem Erdgeschoss und dem Untergeschoß ausgebildet.
Rettungswegkonzeption:
Jede Geschossebene ist grundsätzlich über zwei bauliche Rettungswege abgesichert. Diese werden in Form von notwendigen Treppenräumen gemäß Bauordnung für Berlin ausgebildet. Zur Absicherung der Rettungswege im Bereich der offenen Lufträume werden Feuer-schutzvorhänge mit allgemein bauaufsichtlicher Zulassung vorgesehen.
Nutzung:
Im Bereich des 3. OG ist eine Sondernutzung von Veranstaltungsräumen geplant. Da die Versammlungsräume gemeinsame bauliche Rettungswege benutzen, wird diese Ebene gemäß den Vorgaben der Versammlungsstättenverordnung konzipiert. Dies bedeutet, dass diese Ebene sowie die erforderlichen Flucht- und Rettungswege bis zum Ausgang EG mit einer Sicherheitsbeleuchtung ausgestattet werden.
Konstruktive Besonderheit:
Die Stahlbetonbauteile werden hinsichtlich Betondeckung, Bewehrung, Bauteildicke so ausgeführt, dass sie die Vorgaben des baulichen Brandschutzes nach DIN erfüllen. Die Rundrohr-Verbundstützen werden je nach Hersteller gem. allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung bzw. Typenprüfung ausgeführt und bieten durch die Stahlbetonfüllung, die innenliegende Bewehrungsstäbe und/oder Einstellkern-Stahlprofile schützt, eine ausreichende Brandwiderstandsdauer im Sinne einer „Heißbemessung“. Die Stahlträger der Transferebenen werden je nach Anforderung entweder mit Brandschutzplatten ummantelt, mit schaumbildendem Feuerschutzanstrich beschichtet oder durch Ausbetonieren der Profilkammern für den Brandfall ertüchtigt. Die Hänger werden mit einer handelsüblichen Brandschutzbeschichtung aus Korrosionsanstrich, Dämmschichtbildner und Deckanstrich (z.B. bewährte und bereits mehrmals eingesetzte F90-Beschichtung mit formaler Z.i.E. wg. Hängereinsatz) mit hochwertiger Oberfläche geschützt. .
Entrauchungsvorrichtungen:
Zu einer wirksamen Entrauchung werden die Lufträume im Bereich der oberen Geschossdecke Entrauchungsvorrichtungen erhalten. Die Geschosse können über öffenbare Fenster wirksam entraucht werden. Im Bereich des Untergeschosses kann die Entrauchung in Abstimmung mit der Feuerwehr ggf. über Lichtschächte erfolgen.
Idee
Das neue ThyssenKrupp Haus Berlin ist integraler Bestandteil der städtebaulichen Planung zur Rekonstruktion des Stadtraums „Schlossplatz“. Die exponierte Lage des Neubaus fordert auf, ein Gebäude ohne Rückseiten zu formulieren - einen Stadtbaustein, der den künftigen Schlossplatz schließt und hier seine Adresse hat, sich aber gleichermaßen zum Spreekanal und zum ehemaligen Staatsratsgebäude offen und einladend zeigt.
Mit der Höhe von 27 Metern nimmt das ThyssenKrupp Haus die Gesimshöhe des Staatsratsgebäudes auf und belässt zu diesem einen großzügigen Freiraum, was den solitären und nach allen Seiten kommunizierenden Charakter des Neubaus unterstreicht.
Das Prinzip einer tendenziell geschlossenen Sockelzone bei den Nachbarn Auswärtiges Amt und ESMT wird umgekehrt – das Erdgeschoss öffnet sich großflächig und zieht den umgebenden Stadtraum ins Gebäudeinnere hinein. Gegenüber der ersten Phase konnten alle untergeordneten Nutzungen aus der Erdgeschossebene entfernt werden.
Der obere Teil des Baukörpers setzt sich aus zwei ineinander verschachtelten Volumen zusammen. Diese bilden einen über alle Geschosse gehenden Luftraum („Luftfuge“), der besondere Nutzungen wie Foyerbereiche aufnimmt und spannungsvolle Raumfolgen und Blickbeziehungen über alle Geschossebenen entstehen lässt.
Die Raumskulptur wird von einer Fassade aus vertikalen Steinlamellen umhüllt. Es entsteht ein abstrakter, schwebender Körper, der in seiner Materialität die Umgebung aufnimmt und somit den Baukörper als besonderen Stadtbaustein in die Umgebung einfügt.
Organisation und Erschließung
Das Gebäude ist vertikal organisiert. Die gestapelten Nutzungseinheiten sind über die „Luftfuge“ miteinander verbunden und werden über die zentralen Panoramaaufzüge erschlossen. Während der Fahrt mit dem Aufzug erfahren die Besucher die komplexe Gebäudegeometrie und erhalten verschiedenste Aussichten durch die Gebäudefugen in die Umgebung, auf den Schlossplatz sowie zum Spreekanal.
In den zwei Saalgeschossen im 3. und 4. Obergeschoss (Sondernutzung/Konferenz TK) wird die Fuge zur repräsentativen Foyerzone, die sich bei Bedarf mit den Sälen zusammen schalten lässt. Beiden Foyerbereichen sind großzügige Außenflächen (Loggien) vorgelagert.
Die Büroflächen für Thyssenkrupp und Partner liegen direkt über bzw. unter den Saalebenen. Sie sind als voneinander unabhängige Einheiten zu nutzen und flexibel gestaltbar. Hierbei sind Nutzungen auf offener Fläche genauso möglich wie klassische Bürostrukturen.
Erdgeschossig befindet sich der großzügige Empfang sowie das Café mit Außenplätzen auf der Südwestseite zum Kanal. Die historische Ufermauer des alten Mühlengrabens wird über einen verglasten Bereich im Boden des Foyers erfahrbar gemacht und hierdurch gleichzeitig die öffentlichen Bereiche des Untergeschosses, wo sich neben den technischen Bereichen auch Garderobe und Santitärflächen befinden, belichtet.
Neben den zentralen Panoramaaufzügen wird ein zusätzlicher Lastenaufzug zur Andienung der einzelnen Geschosse vorgesehen. Zwei außenliegende, notwendige Treppenhäuser gewährleisten die Entfluchtung (siehe hierzu auch Brandschutz).
Fassade
Die Fassaden wurden nach der ersten Wettbewerbsphase hinsichtlich ihrer Funktionsweise und Materialität überarbeitet. Vor allem der Bezug zum Ort und wurde in der Konzeptionsphase der zweiten Wettbewerbsrunde dabei in den Vordergrund gestellt.
Gestaltet sich das Innere als „ThyssenKrupp“ Welt unter Verwendung von Edelstahl und anderen TK Materialien und Technologien, so ist das Gebäude außen geprägt von einer steinernen, aber gleichzeitig durchlässigen Hülle. Die Außenfassade des Gebäudes wird durch eine Aneinanderreihung von vertikalen Lamellen aus Stein gebildet. Das Gebäude geht durch diese Materialwahl und die vertikale Gliederung eine enge Verwandtschaft mit seiner Umgebung ein.
Die rechtwinkelig zur thermischen Hülle angeordnete Lamellenstruktur bildet je nach Betrachtungswinkel eine geschlossene, vertikal strukturierte oder eine fast gänzliche transparente Fassade. Für einen sich in Bewegung befindlichen Betrachter ändert sich das Erscheinungsbild ständig. Das Spektrum reicht von geschlossener Fassade, wobei das Gebäude durch seine steinerne Hülle seine Verwandtschaft und Nähe mit den umliegenden Gebäuden bestätigt, bis hin zur einer großen Transparenz. Die steinerne Hülle mit ihrer dominierenden Vertikalität, die sich auch an den angrenzenden Gebäuden ablesen lässt, gibt dem ThyssenKrupp Haus Berlin seine einfache und abstrakte Erscheinungsform, ein Volumen, das nur durch seine zwei Treppenkerne und zwei zusätzliche Stützen getragen zu schweben scheint.
Die durchlässige Lamellenfassade gibt Einblicke ins Innere frei und lässt die Verschachtelung der inneren Gebäudeteile und die dadurch entstehenden „öffentlichen“ Bereiche der horizontalen und vertikalen „Bewegungsfugen“ mit ihren Foyers, Terrassen und Aufzügen erkennen.
Die architektonische Qualität des Gebäudes besteht aus seiner doppelten Lesbarkeit als ein Gebäude mit einer sehr homogenen, ruhigen Außenerscheinung und andererseits als komplexe Verschachtelung innerer Volumina und den daraus resultierten interessanten Raumsituationen.
Das Prinzip der vertikalen Lamellen macht es möglich, hinsichtlich der verschiedenen Orientierung der Fassaden mit der Tiefe der Lamellen auf die Anforderungen aus der Sonneneinstrahlung zu reagieren.
Der effiziente Sonnenschutz wird somit durch das optimierte Zusammenspiel beider Fassadenelemente, der vorgesetzten vertikalen Steinlamellen und der thermischen Fassade aus einer geschosshohen 3-Scheiben-Isolierverglasung gewährleistet. Die Isolierverglasung trägt zu diesem Zweck eine hochselektive Sonnen- und Wärmeschutzbeschichtung, die Tageslicht weitgehend passieren lässt aber Wärmestrahlung reflektiert, und kann je nach Lage und Orientierung am Gebäude eine zusätzliche Bedruckung erhalten. Ergänzt wird das System durch einen innenliegenden beweglichen Sonnen- und Blendschutz.
In die thermische Fassade sind Öffnungsflügel integriert, die durch die Steinlamellen einen vergrößerten Windschutz erfahren und einen wesentlichen Beitrag zur natürlichen Lüftung und damit zum Energiesparen sowie zum psychologischen Büronutzerkomfort leisten.
Die Tiefe der Steinlamelle kann je nach Ausrichtung und dahinterliegender Nutzung differieren. So wird die Tiefe in den Fugenbereichen bei gleichbleibender Außenkante deutlich verringert. Hierdurch sind weitreichende, ungerichtete Ausblicke sowie eine subtile Ablesbarkeit der Fuge von außen möglich. Das Raumvolumen der Fugen ist dem damit verbundenen Problem des erhöhten Wärmeeintrages weniger ausgesetzt, da es sich um ein durchgehendes, über die ganze Gebäudehöhe gehendes Raumkontinuum handelt.
Im Bereich des horizontalen Abschluss der Fuge wird ein außenliegender Sonnenschutz vorgesehen, der beispielsweise durch Bedruckung mit Photovoltaik-Elementen erstellt wird.
Die vertikalen Steinlamellen können aus über Edelstahlprofile verbundenen Natursteinlamellen oder aus glasfaserverstärkten, selbsttragenden, geschosshohen Werksteinlamellen hergestellt werden. Damit reflektiert sich das gestalterische Prinzip der „Ausstellung“ von ThyssenKrupp-Produkten nach innen (thermische Fassade, Unterkonstruktion Steinlamellen) und der Orientierung an der umgebenden Bebauung nach außen (Stein- bzw. Betonlamellen) auch innerhalb der Konstruktionsformen des Fassadenaufbaus.
Tragstruktur
Um die dargestellte visuelle Erscheinungsform des durchgehenden Erdgeschosses ohne Stützen an den Außenfassaden und die innere, tragkonstruktionsfreien horizontalen und vertikalen Gebäudefugen realisieren zu können, werden die Gebäudelasten aus den Geschossdecken ausschließlich über die zwei Treppenkerne und zwei Verbundstützen abgetragen, die im Gebäudeinneren angeordnet sind. Die Geschossdecken werden über zwei auf dem 3.Obergeschoss und dem Dach angeordneten Tragebenen in Verbundbauweise abgehängt.
Diese Konstruktionsweise lässt zum einen sehr raschen Baufortschritt zu. Das konstruktiv anspruchsvolle Tragwerk des ThyssenKrupp Hauses Berlin zeigt zum anderen damit eindrucksvoll die konstruktiven Möglichkeiten von Stahl im Zusammenwirken mit Beton.
Das Tragsystem der hängenden Geschossdecken und der nahezu konstruktionsfreien Gebäudefugen im Inneren des Gebäudes, findet seine architektonische Entsprechung auch in der vertikalen Strukturierung der Außenfassaden.
Vertikaler Lastabtrag
Im hochtransparent gestalteten Erdgeschoß werden alle vertikalen Lasten nur über die beiden Stahlbetonkerne und zwei zusätzliche Stahlverbundstützen abgetragen. Daraus ergibt sich die Erfordernis, die Lasten der aufgehenden Geschosse abzuhängen und über Transferebenen auf diese Stützungspunkte zu sammeln.
Im Wesentlichen gibt es zwei Transferebenen: In Höhe der Decke über dem Dachgeschoß ist ein Stahlträgerrost angeordnet, der im hauptsächlich negative (Krag-)Momente aufnehmen muss und daher im Verbund mit einer unterseitig angeordneten Betondeckenplatte steht. An ihm hängen über Rundstahlhänger die wesentlichen Teile der darunter liegenden Obergeschosse. In Höhe des 3. OGs ist eine zweite Transferebene vorgesehen, weil hier größere stützen- bzw. hängerfreie Räume ermöglicht werden müssen und daher weitgespannte Verbundträger unterhalb der Deckenplatten angeordnet werden, die wiederum die zwei darunter befindlichen Obergeschoßdecken tragen. Mögliche Verformungsdifferenzen zwischen den oberen Geschossen (die an der Transferebene 1 im Dach hängen) und den unteren Geschossen (die an Transferebene 2 hängen) können durch einen konventionellen Dehnanschluß in der Fassade und den Ausbauten aufgenommen werden.
Die Decken selbst sind als Ortbetondecken konzipiert, mit der Möglichkeit zu Bauteilaktivierung. In den beiden Transfergeschossen sind sie auf bzw. unter den Stahlverbundträgern liniengelagert. In den anderen Geschossen sind sie im Sinne einer Flachdecke auf konsolenartigen Einbauteilen gestützt, die an die Hänger geschweißt sind und vollständig einbetoniert werden.
Horizontaler Lastabtrag
Horizontallasten (Windlasten etc.) werden von den Deckenplatten zu den Stahlbetonkernen hin geleitet. Durch die Gebäudefuge in der Mitte zwischen den beiden Kernen werden zwängungsrelevante Auswirkungen aus Temperaturänderung und Schwinden minimiert.
Gründung
Derzeit wird von einer Flachgründung ausgegangen. Das Tiefbauwerk wird fugenlos in Ortbetonbauweise ausgebildet. Zur Abdichtung steht eine außenliegende Abdichtung oder eine Ausführung als „Weiße Wanne“ (mit WU-Beton) zur Auswahl.
Brandschutztechnische Konzeption:
Aufgrund der durchgängigen Lufträume zwischen den Ebenen EG bis 5. OG wird die nach der Bauordnung Berlin für Gebäude der Gebäudeklasse 5 geforderte rauchabschließende Ausbildung von Geschossdecken nicht ausgebildet. Als wirksame Kompensation dieser Abweichung erhält das Gebäude eine flächendeckende Brandmelde- und Löschanlage.
Auf Basis der Grundfläche von ca. 27 x 27 m entsteht somit eine BGF-Fläche je Geschoss einschließlich der Lufträume von ca. 729 m². Die Ausbildung der tragenden Bauteile wird für die tragenden Wände und Stützen sowie die Geschossdecken feuerbeständig ausgebildet. Die Außenwände werden aus nichtbrennbaren Baustoffen hergestellt.
Die raumabschließende Geschosstrennung wird zwischen dem Erdgeschoss und dem Untergeschoß ausgebildet.
Rettungswegkonzeption:
Jede Geschossebene ist grundsätzlich über zwei bauliche Rettungswege abgesichert. Diese werden in Form von notwendigen Treppenräumen gemäß Bauordnung für Berlin ausgebildet. Zur Absicherung der Rettungswege im Bereich der offenen Lufträume werden Feuer-schutzvorhänge mit allgemein bauaufsichtlicher Zulassung vorgesehen.
Nutzung:
Im Bereich des 3. OG ist eine Sondernutzung von Veranstaltungsräumen geplant. Da die Versammlungsräume gemeinsame bauliche Rettungswege benutzen, wird diese Ebene gemäß den Vorgaben der Versammlungsstättenverordnung konzipiert. Dies bedeutet, dass diese Ebene sowie die erforderlichen Flucht- und Rettungswege bis zum Ausgang EG mit einer Sicherheitsbeleuchtung ausgestattet werden.
Konstruktive Besonderheit:
Die Stahlbetonbauteile werden hinsichtlich Betondeckung, Bewehrung, Bauteildicke so ausgeführt, dass sie die Vorgaben des baulichen Brandschutzes nach DIN erfüllen. Die Rundrohr-Verbundstützen werden je nach Hersteller gem. allgemeiner bauaufsichtlicher Zulassung bzw. Typenprüfung ausgeführt und bieten durch die Stahlbetonfüllung, die innenliegende Bewehrungsstäbe und/oder Einstellkern-Stahlprofile schützt, eine ausreichende Brandwiderstandsdauer im Sinne einer „Heißbemessung“. Die Stahlträger der Transferebenen werden je nach Anforderung entweder mit Brandschutzplatten ummantelt, mit schaumbildendem Feuerschutzanstrich beschichtet oder durch Ausbetonieren der Profilkammern für den Brandfall ertüchtigt. Die Hänger werden mit einer handelsüblichen Brandschutzbeschichtung aus Korrosionsanstrich, Dämmschichtbildner und Deckanstrich (z.B. bewährte und bereits mehrmals eingesetzte F90-Beschichtung mit formaler Z.i.E. wg. Hängereinsatz) mit hochwertiger Oberfläche geschützt. .
Entrauchungsvorrichtungen:
Zu einer wirksamen Entrauchung werden die Lufträume im Bereich der oberen Geschossdecke Entrauchungsvorrichtungen erhalten. Die Geschosse können über öffenbare Fenster wirksam entraucht werden. Im Bereich des Untergeschosses kann die Entrauchung in Abstimmung mit der Feuerwehr ggf. über Lichtschächte erfolgen.
Blick vom Spreekanal auf das neue ThyssenKrupp Haus
Luftfuge mit Galerie
Blick von der Galerie in das Foyer