Nichtoffener Wettbewerb | 12/2023
Transformation DDR-Typenhaus in Erfurt
©CITYFÖRSTER, GREENBOX
Skizzenansicht der Nordwestfassade
Anerkennung
Preisgeld: 12.500 EUR
GREENBOX Landschaftsarchitekten
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Marco Schlottmann, Marharyta Kuzminova, Valentin Wischhöfer, Sascha Nolte, Ivan Lekic
DREWES + SPETH Beratende Ingenieure im Bauwesen Partnerschaftsgesellschaft mbB
Tragwerksplanung
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Verfasser:
Erläuterungstext
Max und Moritz
Der Hauptfokus unseres Projekts liegt auf der widerstandsfähigen und umweltbewussten Transformation von zwei Plattenbau-Gebäuden am Stadtrand von Erfurt mit dem Ziel, ein Modell zu etablieren, das universell im gesamten Viertel angewendet werden kann. Die Volumina der beiden Gebäude werden von einem vorgefertigten modularen Rastersystem umgeben, was zu einem ästhetisch raffinierten und pflegeleichten Design führt. Diese Herangehensweise erleichtert nicht nur die nahtlose Integration neuer Elemente wie Eingänge auf der Nordseite und großzügigere Balkone auf der Südseite, sondern fördert auch die Anpassung der Wohnräume und erzeugt ein lebendiges Gemeinschaftsgefühl. Darüber hinaus trägt ein durchgehender Sockel dazu bei, das Gebäude in das umgebende Straßenbild zu integrieren und damit eine harmonische Beziehung zur benachbarten Nachbarschaft wiederherzustellen.
Unsere Materialauswahl priorisiert wirtschaftliche und nachhaltige Nutzung. Leicht austauschbares Holz wird für die Verkleidung von Pflanzkästen und Fassade verwendet, ergänzt durch natürliche Faserisolierung und Pflanzenkohle zur Kompensation der mit der Betonstruktur verbundenen CO2-Emissionen. Gleichzeitig besteht die primäre Tragstruktur aus Beton, um sowohl Brandsicherheit als auch minimale Wartungskosten zu gewährleisten. Ein entscheidender Aspekt unserer klimaresilienten Transformation beinhaltet die Integration von Begrünung auf den Fassaden, um das Mikroklima in der Umgebung des Gebäudes positiv zu beeinflussen. Dies geht einher mit einem umfassenden Regenwassermanagementsystem, das Speicherung für die Nutzung und Rückhaltung während intensiver Regenereignisse beinhaltet. Als Beitrag zur Biodiversität werden verschiedene Pflanzenarten sorgfältig kombiniert, um ganzjährig eine Versorgung mit Blüten und Nahrung für Insekten und Vögel zu gewährleisten.
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Wettbewerbsbeitrag setzt sich sehr intensiv mit den Möglichkeiten der Sichtbarmachung einer klimagerechten Transformation eines DDR-Typenbaus auseinander.
Die nach der Herausnahme eines Segmentes entstehenden zwei neuen Gebäudevolumen werden von modularen Rasterstrukturen aus Stahlbeton ummantelt, die für verschiedene Funktionen das konstruktive Grundgerüst bilden können. Dieser Entwurfsansatz erweist sich als tragfähig, da serielle Errichtung, Wiederholung und Wandelbarkeit möglich sind. Zudem entspricht diese Idee dem ursprünglichen Konstruktionsprinzip industriell errichteter Wohnungsbauten.
An der Ostfassade werden in das Raster Photovoltaikanlagen eingefügt. Damit werden Themen der alternativen Energieerzeugung an Fassaden bearbeitet.
An den Nord- und Südfassaden nimmt das Raster schlüssig Erschließungselemente und privat genutzte Balkone auf.
Mit der überhohen Ausformung des zusätzlichen Dachgeschosses auf dem Gebäudeteil Körnerstraße 9 wird das Raster jedoch auf unnötige Weise strapaziert. Die Sinnfälligkeit des vorgeschlagenen zusätzlichen Dachaufbaus sowie die bauliche Ausformulierung der Idee werden innerhalb der Jury kontrovers diskutiert.
Mit den Vorschlägen für die Verwendung von Grün am Gebäude wird ein weiterer wichtiger Entwurfsgedanke zur Sichtbarmachung des Transformationsgedankens unterbreitet. Der differenzierte Umgang mit den Grünstrukturen wird logisch hergeleitet und begründet.
Dem Auslober ist jedoch bewusst, dass die im Wettbewerbsbeitrag dargestellte Gestaltung nur durch einen sehr hohen Pflegeaufwand hergestellt werden kann.
Die beiden Gebäudeteile Körnerstraße 9 und 10 werden über einen dreigeschossigen Sockel zusammengebunden, dem auf der Nordseite ein Erschließungsplateau vorgelagert ist. Von diesem aus wird versucht, die verschiedenen Funktionen des Hauses barrierefrei zu erreichen. Dieser Vorschlag überzeugt nur bedingt. Der hohe Versiegelungsgrad sowie die Ausformung des Plateaus mittels einer hohen Stützwand zum Straßenraum an der Nordwest-Ecke des Grundstücks werden kritisch bewertet.
Für die Gestaltung der Sockelzone werden besonders auf der Nord- und Ostseite des Gebäudes Elemente bemüht, die das Erscheinungsbild des Hauses unangemessen dominieren und aus Sicht der Jury das Gebäudeensemble im städtebaulichen Kontext und bezüglich des Typus »Wohngebäude« fremd erscheinen lassen.
Die Arbeit weist bezüglich der Erschließung des Gebäudeteils Körnerstraße 10 und im Bereich der AWO funktionale Mängel auf. Die Ausbildung der »Adresse« Körnerstraße 10 mit einer über drei Etagen geführten Kaskadentreppe, der Weiterführung der Erschließung in einem Bestandstreppenhaus und einem ungünstig positionierten, zu kleinen Aufzug überzeugen nicht.
Die Bereiche, die durch die AWO genutzt werden, funktionieren durch die Kreuzung der Bestandstreppenhäuser nur bedingt.
Brandschutztechnische Belange finden weitestgehend Berücksichtigung. Der Vorschlag, Holz für diverse Balkonelemente und an der Fassade zu verwenden, wird hinterfragt.
Aus statischer Sicht sind die vorgeschlagenen Konstruktionen sehr aufwändig und anspruchsvoll, besonders da die Lasten des neuen Dachaufbaus der Körnerstraße 9 zum großen Teil über Bestandelemente abgetragen werden müssen.
Insgesamt würdigt die Jury mit der vorliegenden Wettbewerbsarbeit einen Beitrag, der durch seine Vielschichtigkeit einen wichtigen inhaltlichen Beitrag zur Aufgabenstellung leistet.
Das transformierte Gebäudeensemble wird sich jedoch durch die gewählte Gestaltung sehr grundsätzlich vom umliegenden Bestand des Wohngebietes am Herrenberg unterscheiden. Ein Ortsbezug wird vermisst.
©CITYFÖRSTER, GREENBOX
Perspektivische Ansicht der Nordfassade
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Perspektivische Ansicht der Südfassade
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Konzept Schemas
©CITYFÖRSTER, GREENBOX
Nordfassade
©CITYFÖRSTER, GREENBOX
Detailansicht Nordfassade