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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2025

Transformation Helmstedter Revier

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Preisgeld: 46.000 EUR

Glück Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Labor für urbane Orte und Prozesse

Stadtplanung / Städtebau

Alyselsayed.org

Visualisierung

Erläuterungstext

LANDSCHAFTSPARK | HELMSTEDTER REVIER
Der neue Landschaftspark Helmstedter Revier fungiert als integrativer Baustein des UNESCO Global Geopark Harz · Braunschweiger Land · Ostfalen. Die geologischen und historischen Besonderheiten des UNESCO-Geoparks, beispielsweise die langjährige Bergbaugeschichte, archäologische Ausgrabungsfunde oder die Lage an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze, sind im Landschaftspark an verschiedenen Landschaftsstationen für die Besucher erfahrbar und erlebbar. Der „Helmstedter Loop“ erschließt den neuen Landschaftspark und bindet ihn als „Klammer“ zu einer erlebbaren Einheit zusammen. Die neu entstehenden Tagebauseen sind ebenfalls ein Artefakt des Braunkohleabbaus im Helmstedter Revier und dienen als Basis für die nachhaltige Entwicklung der gesamten Region. Sie werden in Zukunft wichtige touristische Anziehungspunkte innerhalb des Geoparks beziehungsweise des darin befindlichen Naturparks-Elm-Lappwald darstellen. Die vier Landschaftsbänder LAPP.LAND | PRODUKTIV.LAND | ENERGIE.LAND | ELM.LAND zonieren den Landschaftspark.

LANDSCHAFTSSTATIONEN
Aufgrund des steigenden Wasserspiegels des Lappwaldsees rückt die Stadt Helmstedt näher an das Wasser. Eine grüne Promenade mit vielfältigen Spiel-, Sport-, und Aufenthaltsmöglichkeiten verknüpft die historische Stadt mit dem See und bildet den Auftakt des Landschaftsclusters LAPP.LAND. Die Marina mit Schiffsliegeplätzen und Bootshaus ermöglicht Freizeitaktivitäten auf dem Wasser. Übernachtungsgäste finden im Hotel mit angegliederter Gastronomie einen Schlafplatz. Der Jakobsweg und der Städtepartnerschaftsradweg sind daran direkt angebunden. Der große Graben nördlich der Promenade wird renaturiert und dient als Habitat für Flora und Fauna. Entlang des nordöstlichen Seeufers spannt sich der Helmstedter Uferpark als zentrale Freiraumachse auf. Ein Campingplatz mit Zeltwiese am See und Badestrand wird durch zusätzliche Freizeit- und Erholungsflächen ergänzt. Über gemeinschaftliche Aufforstungsmaßnahmen und konsequenten Waldnaturschutz entsteht auf der Fläche zwischen dem Uferpark und dem Lappwald ein ökologisch wertvoller Mischwald für die Helmstedter Bürgerschaft. Über einen Abzweig gelangt man außerdem zur Gedenkstätte Marienborn, dem bedeutendsten Grenzübergang während der deutschen Teilung. Auf dem Lappwaldsee markieren Vernetzungsinseln den ursprünglichen Verlauf der innerdeutschen Grenze und symbolisieren die besondere Geschichte des Ortes und das zusammenwachsenden der ehemaligen beiden deutschen Staaten. Die schwimmenden Holzplattformen weisen einen Durchmesser von circa 20 Metern auf und sind mit feuchtigkeitsverträglichen Gehölzen und Stauden bepflanzt. Sie sind Orientierungspunkte, künstlerische Objekte und Liegemöglichkeiten zugleich. Die Flächen des ehemaligen Braunkohlekraftwerks nördlich der Gemeinde Harbke werden als postindustrieller Naturraum behutsam weiterentwickelt und ergänzende Vegetationsflächen im Sinne einer kontrollierten Sukzession angelegt. Von der östlichen Anhöhe eröffnet sich der Blick auf den Lappwaldsee und die angrenzende Ortschaft Harbke. Die Schlossachse bindet das historische Schloss Harbke mit Schlosspark, Café und Lustwald an den Helmstedter Loop an und mündet in einem Balkon am See. Über einen circa 400 Meter langen Steg an der schmalsten Stelle des Lappwaldsees gelangen Fußgänger und Radfahrer vom östlichen Seeufer zum Seezentrum auf der westlichen Seeseite. Das Besucher- und Informationszentrum ist ein wichtiger Start- und Etappenpunkt für Ausflüge in den Landschaftspark. Wechselnde Ausstellungen und ein Bootsverleih mit Bademöglichkeit komplettieren das Angebot. Der geplante Bahnhaltepunkt bindet das Seezentrum effektiv an das ÖPNV-Netz an. Die ehemalige Halde am Lappwaldsee ist eine der wenigen topografischen Erhebungen innerhalb des Landschaftsparks. Die Kuppe der Halde wird in Zukunft als „Almwiese“ bewirtschaftet, um den offenen Charakter der Fläche zu erhalten. Der Höhenunterschied ermöglicht zudem den Einsatz von innovativen Naturstromspeichern. Diese kombinieren Windkraftanlagen mit kleineren Pumpspeicherkraftwerken. Am südlichen Ende der Halde befindet sich eine begehbare Landform, auf der sich ein 360-Grad-Blick in die umgebende Landschaft und den Landschaftspark eröffnet. Über eine Landschaftstreppe gelangen Besuchende zum Wulfersdorfer Weiher. Der Weiher ist von der Gemeinde Büddenstedt über einen Steg erreichbar und bietet Lebensraum für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt sowie Potential für Schwimmer*innen.
Die bereits bestehenden landwirtschaftlich genutzten Flächen werden im PRODUKTIV.LAND zusammengefasst und weiterentwickelt. Neben Flächen für ökologische Landwirtschaft und Streuobst bestimmt insbesondere der neue Agrarcampus dieses Landschaftscluster.

AGRARCAMPUS
Im Agrarcampus vereinen sich innovative Landwirtschaft mit nachhaltiger und autarker Infrastruktur, Forschung zur nachhaltigen Lebensmittelversorgung sowie Bildungs- und Vermittlungsangebote. Die städtebauliche Struktur orientiert sich an den bestehenden landwirtschaftlichen Feldstrukturen. Die Bebauung basiert auf einer Streifenstruktur, die von einer zentralen Allmende ausgeht und sich an die landwirtschaftlichen Parzellen anpasst. Die Bebauung variiert dabei zwischen Gewächshausstrukturen sowie Lager- und Logistikgebäuden ergänzt durch Forschungsbauten und Bildungsräume. Diese

Elemente schaffen eine sichtbare produktive Landschaft, die sich innovativen Technologien und einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft widmet. Die Nutzung der integrierten Agrarflächen reicht von Versuchs- und Forschungsflächen für nachhaltige Landwirtschaft über Testflächen zur Erprobung neuer Produktionsmethoden wie der BlueBob-Technologie bis hin zu Flächen für Biotopenentwicklung (z. B. Bienenweiden) und autarke Infrastruktur wie eine Pflanzenkläranlage oder eine Parkscheune. Der Agrarcampus wird über drei Schleifen mit effizienten Erschließungsstrukturen ausgehend von der Food-Meile mit Hofläden zur regionalen Vermarktung von Erzeugnissen organisiert. Der Agrarcampus ist hinsichtlich seiner Energieversorgung und Wasserkreisläufe autark.
Im ENERGIE.LAND. wird die Nutzung erneuerbarer Energien im Einklang mit dem Landschaftsbild und dem Erholungswert der Landschaft dargestellt. Hierfür werden unter anderem ausgewiesene Flächen, welche sich nicht für eine landwirtschaftliche Nutzung eignen, mit Photovoltaik-Anlagen bestückt. Interaktive Landschaftsstationen, beispielsweise der Solar-Wind-Hybridpark, die Floating-PV, der Solarpfad, das Miscanthus Labyrinth, Energiefelder und der Energiewald informieren über das breite Themenfeld der Gewinnung und Speicherung von regenerativen Energieformen. Das Haus des Waldes erläutert anhand eine Erlebnispfades die verschiedenen Sukzessionsstufen des Waldes und bietet darüber hinaus ein umweltpädagogisches Angebot für Groß und Klein.

TECHNOLOGIECAMPUS
Durch Umnutzung und Weiterentwicklung entsteht ausgehend vom bestehenden Kraftwerksstandort ein neuer Technologiecampus als weitere INNOVATIONSZELLE mit kompakter Bebauung und hybriden Gebäudetypen unter Weiternutzung der bestehenden Infrastruktur für die Ansiedlung neuer und zukunftsträchtiger Unternehmen mit Fokus auf Energiewirtschaft und erneuerbare Energien. Das städtebauliche Konzept verfolgt das Ziel hybride Gebäudetypen mit flexiblen Strukturen und anpassbaren Bautypologien zu schaffen. Die programmatische Offenheit erlaubt es, flexibel bebaubare Parzellen zwischen 2.500 m² und 7.000 m² mit vertikaler Nutzungsmischung aus Produktion, Forschung & Entwicklung sowie Büro & Verwaltung für unterschiedlichste Betriebsgrößen vom Startup bis hin zum etablierten Weltmarktspieler auszuweisen. Ergänzend finden sich Einrichtungen für soziale Infrastruktur und Bildungsangebote zur nachhaltigen Entwicklung, die zusammen mit dem Angebot an öffentlichen Räumen den Quartierscharakter stärken. Ein zentraler Erschließungsloop sorgt für eine effiziente Anbindung des Quartiers an die Bundesstraße 244. Das Quartier wird über zwei Hauptzugänge erschlossen. Durch öffentliche Grünfugen und Plätze entsteht eine natürliche Verzahnung zwischen urbanen und landschaftlichen Strukturen, welche eine hohe Aufenthaltsqualitäten im Technologiecampus bieten. Die Bebauung wird in unterschiedliche Freiraumfugen eingebettet, wodurch die vermeintliche Dichotomie zwischen Stadt und Landschaft aufgelöst wird. Urbane und grünräumliche Qualitäten werden miteinander verwoben, sodass eine dynamische, durchgrünte Quartiersstruktur entsteht, die bedarfsgerecht und klimaresilient entwickelt werden kann. Mit dem Technologiecampus wird ein Entwicklungsschwerpunkt geschaffen, der Innovation und Anpassungsfähigkeit mit hoher städtebaulicher und landschaftlicher Qualität vereint.
Das Landschaftscluster ELM.LAND erstreckt sich auf den Elmsee selbst, sowie dessen umgebende Flächen. In der perspektivischen Entwicklung bis ca. ins Jahr 2045 mit einem vollgefülltem Elmsee, wird der östliche Uferbereich des Elmsees entlang der Missaue renaturiert und zu einer Pufferzone mit Feuchthabitaten und wechselfeuchten Biotopen entwickelt. Beobachtungsstege und Hochsitze fördern das Naturerlebnis und lenken die Besuchenden innerhalb des sensiblen Landschaftraums. Bereits in den Zwischenphasen wird der Loop geschlossen und je nach Sukzessionsstatus der Seenlandschaft weiterentwickelt. Im Norden wird der ehemalige Tagebau Treue als Archiv der Landschaft aufbereitet. Eine verbleibende Grube dient hier als geologische Aufschluss. Das angegliederte Tagebaumuseum erläutert anschaulich die Geologie der Landschaft.
Eine LANDMARK des Landschaftsparks Helmstedter Revier ist der TreuenTurm, ein circa 30 Meter hoher Aussichtsturm, der in seiner Gestaltung von Braunkohleförderbändern inspiriert ist. Die Stadt Schöningen und die Schlossanlage werden langfristig durch die Schöninger Promenade mit dem See verknüpft. Die Verlängerung der Bahntrasse und ein neuer Bahnhaltepunkt ermöglichen wiederum die Anbindung Schöningens an den restlichen Landschaftspark und an die Stadt Helmstedt. Bestehende Stationen im Landschaftsraum, zum Beispiel das Forschungsmuseum Paläon, der Tagebauinformationspunkt Schöningen, das Grenzdenkmal Hötensleben und die Burg Esbeck, werden ebenfalls durch den Helmstedter Loop erschlossen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet die Vision eines Landschaftsparks. Sie überzeugt durch eine klare Strukturierung des Gebiets in die vier Landschaftsbänder Lappland, Produktivland, Energieland und Elmland. In allen vier Bereichen werden Landschaftsentwicklungen aufgezeigt, die zukünftig Produktion und Naherholung integrieren sollen. Hierzu werden überzeugend Freiraumtypen identifiziert und ortsspezifisch ausgearbeitet.

Verbunden werden die Bereiche durch den sogenannten „Helmstedter Loop“, der an Landschaftsstationen die geologischen und historischen Besonderheiten des UNESCO-Geoparks erfahrbar macht. Der Loop verläuft schlüssig durch die Landschaftsbänder und verknüpft Orte, die für im Gebiet lebende Menschen im Alltag und Besuchende an Ausflugstagen von Interesse sind, wie etwa die Seepromenade am Lappwaldsee, die Gedenkstätte Marienborn oder die Grenzkohlepfeiler. Der Loop quert den Lappwaldsee nachvollziehbar and seiner schmalsten Stelle.

Die Zonierung des Gebiets findet eine passende Balance zwischen haltgebender Struktur und Flexibilität in der Nutzung. Statt unflexibler Infrastrukturen im Sinne von monofunktionalen Bauwerken wird die Vision einer anpassungsfähigen Landschaft gezeichnet. Dabei erscheinen der Jury die Körnigkeit und Erschließung des Gebiets passend für die zukünftigen Nutzungen.

Der geforderte thematische Schwerpunkt der Energiegewinnung wird konsequent durchgearbeitet. Der Landschaftspark ist deutlich als gestaltete Energielandschaft lesbar. Im Energieland werden unterschiedliche Formen der Energiegewinnung als Teil der landschaftlichen Struktur entwickelt. Auch die Energiegewinnung im landwirtschaftlichen geprägten Produktivland wird überzeugend dargestellt. Der Agrarcampus nimmt die vorhandene Parzellenstruktur auf und verbindet autarke Strukturen zur Forschung, zur Lebensmittelproduktion und innovativen Technologien zur Energiegewinnung und Kreislaufwirtschaft. Über eine Foodmeile öffnet sich der Agrarcampus den Nutzenden des Loops.

Der Technologiecampus entwickelt bestehende Infrastruktur weiter und bietet einen städtebaulichen Rahmen für die wirtschaftliche Entwicklung.

Im Elmland und im Lappland sieht der Entwurf zahlreiche Angebote zur landschaftsbezogenen Erholung vor. Der Entwicklung des Elmsees wird als Sukzessionsprozess gestaltet und etwa über Aussichtstationen erlebbar gemacht. Die ehemalige innerdeutsche Grenze wird durch Vernetzungsinseln im Lappwaldsee erlebbar.

Kritisch diskutiert die Jury das Angebot an touristischer Infrastruktur. Ist das Seezentrum überdimensioniert? Außerdem wird diskutiert, ob der Loop durch kleinräumige Ergänzungen im Wegenetz auf unterschiedliche Nutzungs- und Bewegungsbedürfnisse reagieren sollte.

Insgesamt zeichnet sich die Arbeit durch eine sorgfältig aus dem Bestand abgeleitete, konsequent strukturierte, innovative Energielandschaftsgestaltung aus.
Herleitung

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Vision

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