Die Arbeit ist geprägt von dem behutsamen Umgang mit dem Bestand und der Fortführung der vorhandenen Charakteristik der Hugenottenhalle. Die kleinteilige Struktur des Bestandes reagiert auf die Umgebung und wird konsequent weitergeschrieben. Als wesentliches Defizit der aktuellen Situation werden die Zugangssituation und Präsenz der Hugenottenhalle zur Frankfurter Straße benannt. Daraus resultierend konzentriert sich die Arbeit auf Ergänzungen und Überformungen im Bereich des vorhandenen, westlichen Vorplatzes.
Drei Pavillonartige Volumen gruppieren sich um einen zentralen Luftraum mit einer gemeinsamen, klar ausformulierten Erschließung die vom Foyer bis in die Bibliothek im 3. OG alle neuen Raumbereiche verknüpft. Zwei der drei Volumen schieben sich vor an die Frankfurter Straße und formulieren, gemeinsam mit den neu strukturierten Außenanlagen, eine klar ausformulierte Eingangssituation. Das vorhandene Restaurant wird in den Bereich der aktuellen Bibliothek verlegt und kann so eine stärkere Präsenz zur Frankfurter Straße aufbauen. Das zentrale Foyer im EG öffnet sich sowohl zur Frankfurter Straße als auch zum Rosenauplatz und wird mit weiteren öffentlichen Funktionen wie Tagungsräumen und der Musikschule ergänzt. Drei notwendige Kerne im Zentrum der jeweiligen Volumina bieten geschickt den Raum für die baurechtlich notwendigen Erschließungen und bilden gleichzeitig das notwendige Tragwerk der Erweiterungen und Aufstockung des Bestandes. Die neuen Dachflächen spannen sich wie Schirme über die Flächen auf und halten den Raum und die Fassade im Wesentlichen von Stützen frei. Daraus resultiert eine luftige, lichtdurchflutete und übersichtliche Ebene, welche die Bibliothek in prominenter Lage platziert.
Die Nahtstelle zwischen den besprochenen Ergänzungen und der vorhandenen Konzerthalle wird kritisch besprochen, die dort platzierten Räume können nicht oder nur schlecht natürlich belichtet und belüftet werden und bieten keinen zufriedenstellenden Außenraumbezug.
Im östlichen und nördlichen Bereich sehen die Verfasser/innen keinen wesentlichen Änderungsbedarf in Bezug auf Organisation der Bühne, Nebenbühne, Anlieferung und Tiefgaragenerschließung. Diese pragmatische Haltung hinsichtlich der Funktionen wird positiv besprochen. Dass jedoch die im aktuellen Bestand nicht zufriedenstellenden ‘Rückansichten‘ der Hugenottenhalle keine Aufwertungen erhalten, sieht das Preisgericht kritisch und müsste überarbeitet werden. Dies gilt auch für die Erschließung, Organisation und Auffindbarkeit der Verwaltung. Die Position im direkten Anschluss an die Konzerthalle bietet wenig Möglichkeiten der natürlichen Belichtung und Belüftung und damit auch nicht die notwendige Flexibilität.
Die Bibliothek ist nicht im EG vertreten und somit weder niederschwellig und barrierefrei zu er-reichen. Eine Stadtgalerie mit Flächen für wechselnde Ausstellungen ist im 1. OG vorgesehen. Die ausgewiesene Fläche ist nutzbar und hat Ausbaupotential. Ein Stadtarchiv mit Lesesaal wurde im 1. OG verortet. Die VHS ist im 1. OG vorgesehen. Die angrenzenden Räume (Medienraum, Studios, Lesesaal), insbesondere die Verwaltungsräume von Bibliothek und Musikschule, machen eine Vernetzung im Sinne des 3. Ortes allerdings schwierig.
Die Möglichkeit der Parallelität von Exklusivveranstaltungen (z.B. Kongress mit Plenum und Tagungsbereichen oder ein Großkonzert mit 1.800 Besuchern) wäre zu konkretisieren. Hier wird sowohl auf die Nutzung der WC-Anlagen und Garderoben als auch auf den Betrieb der VVK-Stelle bzw. die Einlasssituation bei größeren Veranstaltungen hingewiesen. Der Vorraum zum großen Saal erscheint zu klein für Großveranstaltungen, bzw. bedarf der Zuschaltung des Foyers. Die Technikregie ist zu klein dimensioniert. Im Bereich des Ladedocks wird ein ‘toter Raum‘ geschaffen.
Aspekte der Nachhaltigkeit werden von den Verfasser/innen klar benannt. Neben den technischen Komponenten wie PV, Solarthermie und Wärmepumpen setzten diese konsequent auf die Nutzung des Bestandes und der vorhandenen Materialien und Ressourcen. Das vorhandene Stützenraster wird fortgeführt, natürliche Lüftung, Nachtauskühlung und konsequent außenliegender Sonnenschutz im Bereich der großformatigen Verglasungen dienen dem sommerlichen Wärmeschutz und unterstützen das Erscheinungsbild.
Das statische System des Bestands wird übernommen, Ergänzungen wie die Stahlkonstruktion und Holzbrüstungselemente sind jedoch in der Ausarbeitung zu konkretisieren. Die thermische Trennung und die Abdichtung der auskragenden Stahlbetonbauteile im Bestand sind nicht gelöst.
Im Entwurf stehen große Flächen über die Aufzugsschächte miteinander in Verbindung, so dass die Abschnittsbildung schwierig wird. Auch die offene Verbindung im Bibliotheksbereich ist kritisch zu bewerten. Für die Treppenräume ist ein direkter Ausgang ins Freie zu konzipieren. Die Halle kann nur mit brandschutzqualifizierten Bauteilen und Türen umgesetzt werden. Für die Aufenthaltsräume im Untergeschoss ist eine Lösung für die Rettungswege zu finden.
Die behutsame Aufwertung des Umfeldes der Hugenottenhalle wird als vielversprechender Ansatz gewertet. Die Weiterentwicklung des Vorplatzes zum ‘Grünen Wohnzimmer‘ ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzepts. Die Vielzahl der Gestaltungsmotive, wie beispielsweise gärtnerisch gestaltete Pflanzbeete, Spielgeräte, Mulden mit Metallbrücken, Sitzbänken und Hockern vor der Stadthalle wird jedoch kritisch gesehen. Die Verlagerung der Außengastronomie an die Frankfurter Straße bedingt die Umwandlung der vorhandenen Rasenfläche unter den Bäumen in eine wassergebundene Decke, was eine weitere Verringerung des Grünanteils zur Folge hat. Die Ergänzung des Rosenauplatzes durch Sitzmobiliar und Hochbeete mit üppigen Pflanzinseln ist grundsätzlich begrüßenswert, allerdings zu spärlich.
Der rechtswirksame Bebauungsplan Nr. 15 a legt neben der festgesetzten Nutzung Stadthalle – Bürgerhaus ausschließlich die maximale Geschossigkeit von drei Vollgeschossen fest. Der Entwurf berücksichtigt sämtliche, oben genannten bauplanungsrechtlichen Vorgaben.
Insgesamt würdigt das Preisgericht die Angemessenheit des Beitrages und besonders die hohe räumliche Qualität der Bibliothek. Nicht vollumfänglich überzeugend ist die Positionierung und die Vernetzung einzelner Bereiche.