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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2015

Umbau Marktplatz und Bieberer Straße

Blick aus Richtung Norden

Blick aus Richtung Norden

Teilnahme

BHM Planungsgesellschaft mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Markt.PLATZ Offenbach

Gestalterische Strategie: Durchgehender Platzboden als Skulptur und Bühne
Der Entwurf setzt der nüchternen Atmosphäre der rationalen Architektur eine eigene prägnante Gestaltsprache entgegen, die aus besonderen Formen und der Materialität einen Stadtraum mit eigener Identität formulieren will.
Grundidee ist ein offener Platz als durchgehend niveaugleicher Platzboden, der locker mit Bäumen überstellt ist. Der Raum ist von großen gefärbten, polygonalen Ortbetonflächen geprägt, die eine durchgehend nutzbare Platzfläche bilden. Das Spiel aus länglichen Flächen in abgestuften Färbungen und Oberflächentexturen übersetzt das Fließen des Verkehrs in eine flächige, dynamische Raumskulptur, die sich durch Schatten-, Texturunterschiede und Nutzungsveränderungen in Ruhe und Bewegung ständig optisch verwandelt. Trotzdem fasst die relativ homogene, flächige Gestaltung den Platz zusammen und lässt Flaneure, Bäume und Einbauten wie skulpturale Objekte auf einer Bühne, auf dem Platz hervortreten.
Durch Form und Richtung der länglichen Polygone werden ebenfalls die notwendigen Fahrbereiche organisch in die homogene Gestaltung einbezogen. Die Integration des Verkehrs in eine einheitliche Platzfläche stellt alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt gegenüber und formuliert gefahrlosere Übergangsbereiche über die Fahrbahn, was v.a. auf dem Platz und der Einmündung der Bieberer Straße deutlich wird. Einzelne Aufkantungen ermöglichen die Ausbildung der Haltestellen und lenken den Verkehr.
Zonierung und Nutzungsstruktur: Haine, Plätze und skulpturale Objekt
Parallel zur Verbindung durch den einheitlichen Platzboden erfährt der Marktplatz durch die Baumstellung und Elemente eine Zonierung zwischen belebteren und ruhigeren Zonen, sowie zwischen Mitte und Rand.
Die belebtere Zone zieht sich vom Norden bis zum südlicheren Platz an der Einmündung der Bieberer Straße. Sie bleibt innerstädtisches Drehkreuz für den ÖPNV. Der durchgehende Platzboden, die Auflösung der Baumreihen, ein lockere, hainartige Baumstellung und Ausstattungselemente aber machen diese Zone zukünftig zum urbanen Freiraum mit Aufenthaltsqualität. Die skulpturalen Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. Die bestehende Außengastronomie findet auch zukünftig Platz und unterstreicht das Flair des zentralen Stadtraums.
Wichtiger Teil dieser belebten Zone sind auch die beiden offenen Räume an der Verbindung zur Fußgängerzone im Norden bzw. zur Bieberer Straße im Süden. Beide Plätze wirken als Gelenke, die die direkte Verbindung zwischen der Fußgängerzone im Nordwesten und dem Wilhelmsplatz im Südosten stärken. Die Bushaltestelle und der Brunnen im nördlichen Teil des Marktplatzes bzw. der neue Uhrenturm im Süden übernehmen die Gelenkfunktion und stellen Blickbezüge von der Fußgängerzone und Bieberer Straße her.
Eine ruhigere Aufenthaltszone mit Grün- und Sitzelementen bildet der Hain im Süden des Platzes. Er definiert durch das dichte Baumdach eine räumliche Fassung sowie den Eingang des Marktplatzes.
Insgesamt unterscheidet sich der Platz durch die großzügigen Ortbetonflächen und seine Materialität bzw. Textur deutlich vom Platzrand mit der einheitlichen Pflasterung. Damit wird der Platzraum ablesbar, eine klare Zonierung zwischen Rand und Mitte findet statt und deren Nutzungen Flanieren und Aufenthalt werden deutlich. Die Strategie des Kontrastes zwischen Fläche und Rand wird auch entlang der Bieberer Straße in ähnlicher Form weitergeführt. Dort bilden Ortbetonflächen die Fahrbereiche und Betonpflaster definiert die Gehwegbereiche sowie den Übergang am nördlichen Wilhelmsplatz.

Verkehrskonzept: Offenheit und differenzierte Gleichberechtigung
In Anlehnung an das Verkehrskonzept wird der Individualverkehr sowohl von Norden als auch Süden kommend in die Geleitstraße geführt. Der aus Norden kommende ÖPNV wird über eine am Uhrentürmchen sich trennende Busspur in Richtung Süden, in die Waldstraße, geleitet. Umgekehrt ist ein Einfahren des aus Süden eintreffenden ÖPNV sowohl in Richtung Norden als auch in Richtung Osten, in die Bieberer Straße, möglich. Sowohl die Fußgängerzone, die Große Marktstraße, der kleine Biergrund und das Salzgässchen sind ausschließlich dem Fußgängerverkehr vorbehalten. In der Bieberer Straße wird weiterhin der ÖPNV, die Taxistellplätze und eine Fahrradspur Platz finden. Für den ÖPNV werden alle bestehenden Haltestellen in ihrer Lage und Größe beibehalten. Sie erhalten lediglich eine neue optische Gestalt
Wichtig ist die optische Integration aller Verkehrsarten in einer einheitlichen Platzfläche, wodurch alle Verkehrsteilnehmer auf dem Platz gleichberechtigt gegenüber gestellt werden. Die Platzfunktion dominiert, der Kfz-Verkehr ordnet sich in kleine Bereiche/ Teilstrecken ein, welche an einigen Stellen für den sichereren Verkehrsfluss von Bus/ Kfz-Verkehr durch Aufkantungen und Rinnen sorgen. Diese Strategie des Platzes wirkt besonders im Bereich zur Bieberer Straße. Dort ist der Fahrbahnbereich in zwei Stränge aufgetrennt, die sich über die offene Platzfläche ziehen und so einen gefahrloseren Übergang ermöglichen.
Diese Übergangsbereiche finden sich im Bereich der Haltestelle im Norden und in der Platzmitte wieder.

Materialität: Einheit durch Differenzierung
Der Platzboden besteht in den Fußgängerbereich und Fahrzonen aus einheitlichen, großen gefärbten, polygonalen Ortbetonflächen. Er bildet unregelmäßige Trapeze, die sich durch feine Dehnungsfugen voneinander abgrenzen. Die Flächen sind durch Vorsatzbeton mit mineralischen Beimischungen in grau- blauen Abstufungen gefärbt. Sie weisen außerdem Abstufungen von glatten (Fahrbereiche) und raueren Oberflächen (in Gehwegbereichen) auf, sind bewehrt (Fahrbereiche) bzw. unbewehrt (Gehbereiche). Kleinformatigere Trapezflächen aus Ortbeton bilden den Übergang zur Fußgängerzone und den anschließenden Seitenstraßen. Sie grenzen an den bestehenden Belag an und führen spielerisch auf die zentrale Platzfläche.
Der Platz wird gerahmt von einem länglichen Betonpflaster mit Vorsatz (64x16cm). Er bildet die Vorzone der Gebäude und trägt die vielen Versorgungsleitungen. Das Pflaster ermöglicht den flexiblen Anschluss der Platzfläche an die unterschiedlichen Gebäudesituationen.
Beleuchtungskonzept: Sicherheit, Gestaltung und Erzählung
Mastleuchten als Grundbeleuchtung sorgen für Sicherheit. In den Seitenstraßen sorgen Hängeleuchten für Akzente und Sicherheit. Die Einzelbäume und der Baumhain werden gestalterisch indirekt beleuchtet. Ergänzt wird das Lichtkonzept durch einzelne blaue LED-Streifen in den Fugen, die die Platzbereiche akzentuieren
Das neue Uhrentürmchen dient als wichtiges skulpturales Element der Lichtgestaltung. Neben der Transparenz ist hier die Farbigkeit des Glases, die ihn als Blickpunkt des Platzes herausstellt, zentrales Thema. Über die Vermittlung der Zeit hinaus, spielt seine Gestaltung mit der Erinnerung an die Geschichte des Ortes und den Verlust durch die Zerstörungen.
Die Themen Transparenz, Farbe und Form werden in der Lichtgestaltung auch auf dem Platz zur Fußgängerzone mit der Bushaltestelle, der Stadt-Infosäule und der Beleuchtung des Brunnens wieder aufgenommen.
Bei Dunkelheit werden auf einzelne Flächen des Ortbetons historische Stadtansichten durch Gobo-Strahler projiziert.

Nachhaltigkeit: Dauerhafte Materialien und mehr Grün
Schonung und Entwicklung des Vegetationsbestandes
Die Baumgruppen im mittleren Bereich des Marktplatzes werden größtenteils erhalten. Einzelne Bäume die entfernt werden, werden durch Neupflanzungen, zum Teil auch im Hain, über die Anzahl des Bestands hinaus ersetzt. Eine flächige Pflanzungen aus Eiben ergänzt das Vegetationskonzept.

Stadtklimatische Effekte
Positive Effekte für das Kleinklima werden mittels durch die Minimierung der Aufheizung durch die hellen Betonoberflächen und den Schatten der zusätzlich Baumgruppen erzielt.
Auch der „grüner Filter“ aus baumüberstellten Eibenhecken sorgt für Staubbindung. Der Brunnen dient der Erhöhung der Luftfeuchte.
Niederschlags- und Bodenwassermanagement:
Die Entwässerung erfolgt als Versickerung auf den Gehwegbereichen durch die Fugen der Betonplatten. Auch in den flächigen Bereichen der grünen Baumquartiere kann Wasser versickern.

Energiebilanz:
Grundsätzlich zeichnet sich das gewählte Material des Ortbetons durch geringe Transportenergie und hohe Recyclingfähigkeit aus. Die Anbindung an den Gebäudebestand wird durch anpassbares Pflaster hergestellt. In diesen Bereichen werden auch Leitungstrassen vorgesehen. Spätere Einbauten in den Ortbetonflächen können durch Verkleinerung bzw. Neubau der Platten erreicht werden. Zusätzlich werden Leerrohre an wichtigen Längs- und Querachsen sowie Schachtanbindungen für spätere Leitungen vorgesehen. Nicht zuletzt können durch die Dauerhaftigkeit der Konstruktion (einfach) und des Materials (Beton, siehe Autobahndecken) Energieeinsparungen erwartet werden.
Grundriss

Grundriss

Tagesansicht Süden

Tagesansicht Süden

Nachansicht Süden

Nachansicht Süden