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Offener Wettbewerb | 04/2025

Umbau und Erweiterung Mittelschule Straßgang in Graz (AT)

Pittino & Ortner

Pittino & Ortner

2. Preis / 2. Rang

Preisgeld: 27.500 EUR

Architekturbüro Pittino & Ortner, ZT-Ges.m.b.H.

Architektur

Wörle Sparowitz Ingenieure Ziviltechniker GMBH

Tragwerksplanung

Svetina+Partner ZT GmbH

Tragwerksplanung

Rosenfelder & Höfler Consulting

Bauphysik

Busz GmbH

TGA-Fachplanung

TB Starchel Ingenieurbüro

TGA-Fachplanung

Hubert Schuller

Modellbau

Erläuterungstext

IM HOF ZUSAMMEN LERNEN – MIT HOLZ ZUSAMMEN WACHSEN

STÄDTEBAULICHE ASPEKTE
Klare Hofbildung durch Bestand und Neubau!
Der neue gewinkelte Baukörper wird mit Distanz zum Bestandsgebäude am Grundstück situiert. Ein eingeschossiger Eingangsbereich fungiert als Übergangselement zwischen alt und neu. Die Baukörper bilden klare städtebauliche Kanten zur bestehenden Straße. Die Situierung von Neubau und den Sportflächen nimmt Rücksicht auf den Baumbestand, welcher fast vollständig erhalten bleibt. Bestand und Neubau schaffen gemeinsam mit dem Baumbestand am Grundstück einen großzügigen Pausenhof als neues grünes Zentrum. Die große Terrasse im ersten Obergeschoss erweitert den Pausenhof auf einer weiteren Ebene, wodurch den Klassenräumen in den Obergeschossen einen direkten Zugang zu Hof und Grünraum ermöglicht wird.

ARCHITEKTONISCHE ASPEKTE
Rahmen Beton. Struktur Holz.
Die Architektur des Neubaus steht im Dialog mit dem Bestandsgebäude, ohne dessen Identität zu kopieren. Der Neubau entspricht einer zeitgemäßen Architektur, ist klar strukturiert, wobei die Farben des Bestandsgebäudes in abgestimmter Weise fortgeführt werden. Große Glasflächen und helle, natürliche Materialien schaffen eine offene, einladende Atmosphäre für Schüler und Lehrende.
Das neue Schulgebäude in seiner klaren und identitätsstiftenden Erscheinung steht für Lebendigkeit, Ökologie, sowie für ein zeitloses als auch zukunftsfähiges Image eines neuen Schulbaus. Der neue gedeckte Eingangsbereich, mit Blick bis in den Innenhof lädt Schüler und Besucher ein das neue Schulgebäude zu erleben. Neugierde wird geschaffen! Die Aula als Verbindungselement zwischen alt und neu, wird mit dem zentral situierten Multifunktionsraum, dem Freizeitraum und dem Speiseraum zu einem einheitlichen und gestalterischen Ganzen. Durch die mobilen Wandkonstruktionen sind hier verschiedene Nutzungen und Bespielungen möglich.
Die vertikale Haupterschließung der Schule erfolgt zentral über eine große Treppenanlage mit Sitzstufen welche als Erlebnis- und Pausenfläche über alle Ebenen fungiert. Von diesem Zentrum aus entwickelt sich unter klarer Anordnung und einfacher Orientierung das gesamte Schulgebäude.
Die große Terrassenfläche im OG erweitert die Freiflächen am Schulgelände um eine erhöhte Außenzone. Den Erschließungsflächen in den Obergeschossen sind große gedeckte Terrassenflächen vorgeschalten welche von allen Schülern genutzt werden können und durch Fluchttreppen eine Verbindung zum Schulhof ermöglichen. Die zum Hof orientierten Terrassenflächen ermöglichen einen Ortsbezug durch direkten Blickkontakt zur Kirche.
ERSCHEINUNGSBILD - Das Material Holz wird in Konstruktion, sowie im Innen- und Fassadenbereich für unterschiedliche Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten, als wesentliches Konstruktions- und Gestaltungselement großzügig eingesetzt und verleiht den Räumen einen warmen, natürlichen Charakter.
Ein Wechselspiel aus Rahmenelementen mit Glasflächen und Holzpaneelen und einer strukturierten Holzfassade bestimmen die Außenwirkung. Das Erdgeschoss wird als Sockelgeschoss in Holz ausgebildet. Die Terrassen sind großzügig überdacht, was eine natürliche Beschattung ermöglicht. Verschattungselemente in den Rahmenelementen nehmen durch die Farbgebung Bezug zum Bestandsgebäude.

FUNKTIONALE ASPEKTE
Auf die Plätze fertig, Hof!
Die funktionelle Anordnung der einzelnen Bereiche folgt einer klaren und übersichtlichen Gliederung je Geschoss. Der Neubau und der Bestand werden in allen Geschossen durch eine zentrale Erschließungsachse funktional zusammengefasst.
Zentral im Erdgeschoss sind alle allgemeinen Räume sowie GTS und die Partnerklassen situiert. Der Turnsaal befindet sich im UG. Ein zusätzlicher, straßenseitiger Zugang ermöglicht einen außerschulischen Turnsaalbetreib und dient gleichzeitig als eigener Zugang für den sozialpädagogischen Bereich und den partnerschaftlichen Schulbetrieb. Der Turnsaal wird natürlich belichtet und belüftet.
In den Obergeschossen sind die MS und PTS Räume angeordnet. Die 5 Cluster sind im Bestand sowie im südlichen Bereich des Neubaus situiert. Zentral dazwischen gelegen befinden sich die Sonderunterrichtsräume, wodurch kurze Wegführungen ermöglicht werden.
Jeder Cluster verfügt über eine offene Lernzone, die Cluster im Neubau haben auch eine zugeordnete, zum Hof orientierte, gedeckte Terrassenfläche. Die gemeinschaftlichen Terrassenflächen sind von den Bestandsclustern leicht zu erreichen. Sanitäreinheiten sind zentral verortet und von allen Klassen aus schnell erreichbar.
Durch geringe Eingriffe im Bestandsgebäude (Öffnung einer zentraler Mittelmauer in allen Geschossen) werden die Anforderungen einer Clusterschule erfüllt.

ÖKONOMISCHE ASPEKTE
Klar und sinnvoll bauen!
Der Umbau des Bestandes wurde so konzipiert, dass die Bausubstanz des Bestandsgebäudes bestmöglich genutzt und optimiert wird.
Durch die einfache Bauweise und Konstruktion des Neubaus sowie die hohen Vorfertigungsgrad einzelner Bauteile (Fassaden und Deckenelemente) werden die Errichtungskosten optimiert. Durch die vorgeschlagene „Low-Tech“ Konstruktionen und einfachen haustechnischen Ausstattungen sind eine nachhaltige Bewirtschaftung und kalkulierbare Lebenszykluskosten zu erwarten. Die Bauweisen sind auf eine sehr lange Nutzungsdauer und geringen Wartungsaufwand ausgelegt. Dadurch werden auch die Instandhaltungskosten minimiert.



Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt setzt einen winkelförmigen Neubau südlich des Bestandes, und bildet den Eingang in der dazwischen liegenden Fuge aus.
Um die Gebäude zu verbinden, wird eine 3-geschossige Spange geschaffen, an die in jedem Geschoss ein „Laubengang/Balkon“ angelagert ist. So schafft dieses Projekt als eines der wenigen auch dem Bestandsbaukörper Balkonflächen zur Verfügung zu stellen.
Durch diese städtebauliche Setzung entsteht ein sehr großer und differenziert ausgearbeiteter gemeinsamer Freibereich, zu dem auch der Balkon/Laubengang und die große Terrasse im 1. OG hin orientiert sind. Auch die Blickbeziehung zur Pfarrkirche von Strassgang und das Zusammenwachsen des Freibereiches mit dem übergeordneten Grünraum werden gewürdigt.

Die Qualität des Projektes liegt vor allem in der Anordnung der inneren Funktionen in den Obergeschossen, indem ein Schenkel des Neubaus die Sondernutzungen aufnimmt, und an den beiden Enden des Gesamtensembles die Cluster angeordnet werden. Es gelingt dem Projekt durch diese Anordnung als einem der wenigen eine gemeinsame Mitte zu artikulieren, und diese in großzügiger Weise mit dem Freiraum zu verbinden. Die verbindende Spange mit dem Bestand ist jedoch etwas zu schmal ausformuliert, und die Anbindung an den Bestand über Eck lässt an Klarheit vermissen. Dennoch entsteht ein großzügiges gemeinsames Gefüge, in dem die MS Cluster sowohl im Neubau als auch im Bestand angeordnet sind.

Durch die Nähe des Neubaus zum Bestand und auch der Dimension und Länge des neuen Baukörpers an der Straße tritt dieser jedoch in eine deutliche Konkurrenz zum Bestand. Die Fuge zum Bestand schafft für diesen nicht ausreichend Luft, auch der Vorbereich ist für 350 Schülerinnen und Schüler zu klein dimensioniert. Die Situierung der Cluster im Bestand- so sympathisch sie aus Gründen der Gleichwertigkeit auch sein mag- schafft die Notwendigkeit deutlicher Eingriffe.

Vom Eingang aus werden die Bereiche logisch und auf kurzem Weg erschlossen, Verwaltung, Garderobe, Partner:innenklassen, Turnsaal und Ganztagsbereiche sind direkt zugeordnet. Für die Partnerinnen entsteht so eine ausreichend abgegrenzte aber dennoch zentrale Lage, von der aus die Sondernutzungen auf kurzem Wege erreichbar sind. Diese Lage bedingt andererseits aber auch, dass die Partner:innenklassen auch im Außenbereich sehr (vielleicht zu) zentral angeordnet sind. Die erforderlichen externen und gesonderten Zugänge sind gut ausformuliert.

Die Garderoben sind im Untergeschoss des Bestandes zentral am Foyer angesiedelt, allerdings können weder die sehr großen Öffnungen der Bestandswände, als auch der Niveauunterschied überzeugen. Die Weiterleitung vom Foyer in den Neubau erfolgt großzügig und logisch, die Erschließung des Bestandes hinter der (zu schließenden) Garderobe ist unübersichtlich.
Als Fassade für den winkelförmigen Baukörper wird ein Holzgitter vorgeschlagen das fast textile Oberfläche suggeriert, die Verbindungsspange bleibt eine gestalterische Aussage schuldig.

Das Projekt stellt einen in allen Dimensionen sehr hochwertigen Beitrag dar, kann jedoch städtebaulich im Bezug auf den Bestand nicht vollständig überzeugen.

Energieeffizienz:
Die Anforderungen klimaaktiv an den Heizwärmebedarf, Primärenergiebedarf und CO2 werden deutlich unterschritten. Bei der Erstabschätzung ist im Bereich B.1 klimaaktiv ist die Höchstbewertung möglich.
Um Überwärmungen im Sommerfall entgegenzuwirken, ist ein außenliegender, automatisch gesteuerter Sonnenschutz geplant. Dadurch kann der Kühlbedarf auf ein Minimum reduziert werden. Zusätzlich unterstützt die reversible Nutzung der Wärmepumpe die Resilienz und Zukunftsfähigkeit des Gebäudes.
Das Hauptdach des Neubaus wird als Gründach mit PV-Anlagen ausgeführt. Mit den ausgewiesenen PVFlächen können die Mindestanforderungen der Kategorie B.2 PV-Anlagen erreicht werden.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit:
Die Maßnahmen zur Reduktion der betrieblichen Treibhausgasemissionen (u. a. Wärmepumpe mit Tiefensonden), die Maßnahmen und Überlegungen zur Zukunftsfähigkeit des Gebäudes (Heizen/Kühlen) sowie zum Regenwassermanagement (u.a. Zisternen, Brauchwassernutzung) sind besonders hervorzuheben. Weiters sind die geplanten Maßnahmen zur Reduktion der grauen Treibhausgasemissionen (Holzbauweise, Holzfaserdämmstoffe, RC-Beton) hervorzuheben.
Pittino & Ortner

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