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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2024

Umgestaltung August-Bebel-Platz und Weseler Straße in Duisburg-Marxloh

Perspektive Platz

Perspektive Platz

1. Preis

Preisgeld: 32.000 EUR

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

STUDIO DL | Lighting Design

Lichtplanung

Erläuterungstext

„Marxlohs grüne Meile“

Leitidee "Marxlohs grüne Modemeile und Stadtbühne"

Die Neugestaltung des August-Bebel-Platzes und der Weseler Straße zielt darauf ab, Marxloh eine neue Identität zu verleihen, indem die zentralen urbanen Räume des Stadtteils aufgewertet werden. Hierbei spielt die Berücksichtigung von ökologischen, raumqualitativen und sozialen Aspekten eine zentrale Rolle.

Die Leitidee „Marxlohs grüne Meile und Stadtbühne“ setzt auf eine Verbindung von urbaner Aufenthaltsqualität mit grünen Akzenten, um den Stadtteil sicherer, attraktiver, umweltfreundlicher und funktionaler zu gestalten.

Dabei wird die Weseler Straße als „grüne Achse“ zu einem lebendigen städtischen Raum umgestaltet, der nicht nur den notwendigen MIV-Verkehr und die Straßenbahn, sondern hauptsächlich die Fußgänger neuen Raum zum Flanieren und Verweilen gibt. Der August-Bebel-Platz wird zum neuen Mittelpunkt des Stadtteils, einem Ort der Begegnung und Erholung. Durch den stattlichen Baumbestand am Platz entsteht eine wohnzimmerartige Atmosphäre. Trotzdem bietet die offene Platzmitte Raum für größere Veranstaltungen und Märkte.

Der August-Bebel-Platz als neue "Stadtbühne"

Der August-Bebel-Platz wird als urbaner und gleichzeitig entsiegelter Platz zum zentralen Treffpunkt von Marxloh entwickelt. Die neue „Stadtbühne“ schafft eine offene, multifunktionale Fläche, die für verschiedene Veranstaltungen genutzt werden kann – von Märkten über kulturelle Events bis hin zu alltäglichen Aktivitäten. Das zentrale Wasserspiel bildet das markante, einladende Hauptelement des Platzes. Erhöhte Grünbeete mit Sitzkanten aus Flachstahl rahmen die Platzfläche und bieten sowohl gestalterische Akzente als auch zusätzliche Aufenthaltsmöglichkeiten. Die Stahlkanten sind in einem lachsrötlichen Farbton gehalten – eine subtile Anspielung auf die historische Stahlindustrie in Duisburg, die den Charakter des Stadtteils prägt.

Der Pavillon im Nordosten des Platzes mit Dachbegrünung bildet ein Pendant zum bestehenden Imbiss im südlichen Teil des Platzes. Im neuen Gebäude entsteht die neue Mobil-Station mit einem kleinen Café. Die Überdachung sorgt für Schutz bei Regen und bietet einen wetterunabhängigen Aufenthaltsort.

Die Weseler Straße als "Catwalk" der Stadt

Die Weseler Straße wird als „Grüne Modemeile“ von Duisburg-Marxloh durch eine hochwertige Gestaltung gestärkt. Die Idee des „Catwalks“ spiegelt sich in der Gestaltung wider, die die Straße als repräsentative Flaniermeile mit hoher Aufenthaltsqualität und attraktiven urbanen Elementen definiert. Beidseitige Multifunktionsstreifen entlang der Gehwege dienen nicht nur der Anlieferung der angrenzenden Geschäfte und der Unterbringung von Stellplätzen, sondern sie integrieren Aufenthaltsorte für Fußgänger:innen der Einkaufsstraße.

Ergänzt werden diese Multifunktionsstreifen durch hochwertige Sitzgelegenheiten und Pflanzflächen, die den Raum für Fußgänger aufwerten. Kleine, mehrstämmige Gehölze wie Amelanchier alnifolia 'Obelisk' und Liquidambar styraciflua sorgen für die Begrünung und tragen zur Verbesserung des Mikroklimas bei, ohne den Straßenverkehr zu behindern.

Nicht zuletzt bildet der Multifunktionsstreifen das zentrale Element des neuen Entwässerungssystems in der Weseler Straße. Das anfallende Regenwasser der Gehwege wird gezielt zu einer Entwässerungsrinne geführt, wonach das Regenwasser in die großzügigen etwas vertieften Grünbeete geleitet wird. Hier kann das unbelastete Regenwasser durch eine belebte Oberbodenschicht in die Baumquartiere versickern.

Die Allee entlang der Weseler Straße wird so zur „grünen Modemeile“, die urbanes Leben und Erholung miteinander verbindet.

Begrünungskonzept

Ein Hauptaugenmerk dieses Konzeptes ist die dauerhafte Durchgrünung des Stadtteils. Hierbei gilt es nicht nur den Boden möglichst zu entsiegeln, sondern auch mittels Baumpflanzungen in der Weseler Straße einen grünen und alleenartigen Charakter zu erzeugen. Der bereits stattliche Baumbestand am August-Bebel-Platz wird durch wenige zusätzliche Baumpflanzungen gestärkt. Bodenbündige und erhöhte Stauden- und Gräserbeete dienen der Entsiegelung und bieten Platz für eine nachhaltige Entwässerung unbelasteter Bereiche am Platz und in der Straße. Die Auswahl kleinkronigerer und säulenförmiger Gehölze in der Weseler Straße sorgt dafür, dass bestehende Leitungen und Kanäle an Ort und Stelle erhalten werden können. Darüber hinaus befinden sich die Kronen dieser säulenförmigen Gehölze weit genug außerhalb der Oberleitungszone der Straßenbahn. Durch die teilweise Verwendung von erhöhten Staudenbeeten wird zusätzlichen Raum für die Baumwurzeln geschaffen und entsteht mehr Abstand zum bestehenden Kanal. Wurzelsperren schützen die vorhandene Infrastruktur. Bei der Auswahl der Baumpflanzungen wird auf zukunftsfähige und klimaresiliente Arten geachtet. Als Zukunftsbäume erzeugen sie eine einladende, freundliche Atmosphäre und bilden ein angenehmes Schattendach. Besonders im Herbst entsteht sowohl durch die großen Bestandsbäume als auch durch die Neupflanzungen ein vielfältiges Farbspiel mit gelben und roten Tönen.

Möblierungskonzeption

Das Gestaltungskonzept des August-Bebel-Platzes und der Weseler Straße greift bewusst die industrielle Vergangenheit und grüne Zukunft Marxlohs auf, ohne die zukünftigen Bedürfnisse der Bewohner aus den Augen zu verlieren. Die Verwendung von Stahl als Gestaltungselement und dessen Farbgebung in einem Lachsrot dient als optisches Verbindungselement zur industriellen Bedeutung Marxlohs und verleiht dem Ort eine unverwechselbare Identität.

Erhöhte Grünbeete und robuste Sitzbänke mit einer allseitigen Orientierung schaffen klar strukturierte Aufenthaltsräume und tragen gleichzeitig zur Entsiegelung und Begrünung des Platzes bei. Die Verwendung robuster, langlebiger Materialien wie Stahl und Naturstein sichert eine nachhaltige und widerstandsfähige Gestaltung. Die geometrische Formensprache der Pflanzbeete harmonieren mit den klaren Linien der vorhandenen urbanen Struktur und verleihen dem Ort eine einladende, lebendige Atmosphäre.

Verkehrliche Konzeption

Die verkehrliche Neuordnung des August-Bebel-Platzes und der Weseler Straße berücksichtigt sowohl den motorisierten Individualverkehr als auch den Verlauf der Straßenbahn innerhalb des Fahrbahnbereiches in der Weseler Straße. Die notwendigen Stellplätze für Besuchende der ansässigen Läden werden mit einer gleichmäßigen Verteilung im Multifunktionsstreifen untergebracht. Gesondert ausgewiesene Anlieferungsflächen werden sinnvoll verortet, zusätzlich können die neuen Stellplätze während den Anlieferungszeiten für die Belieferung der ansässigen Läden dienen. Ausreichend Möglichkeiten zum Abstellen von Fahrrädern werden ebenso gleichmäßig über die Weseler Straße sowie den August-Bebel-Platz verteilt.

Der August-Bebel-Platz wird zur verkehrsberuhigten Zone und somit den Fußgänger:innen und Radfahrer:innen zur Verfügung gestellt. Lediglich der nordwestliche Rand des Platzes wird durch die Entstehung barrierefreier Bushaltestellen zum neuen Mobility-Hub und erhält so einen verkehrlichen Schwerpunkt. Diese barrierefreie Haltestelle bietet je Richtung Platz für bis zu 3 Gelenkbusse.

Die Shared-Space-Zone an der südöstlichen Platzkante dient als neue Verbindung für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen. Auch gewährleistet diese Zone die Erschließung für die Betreiber:innen des Marktes. Ein Stellplatz in unmittelbarer Nähe zur Polizei wird in diesem Bereich vorgesehen.

Nachhaltigkeit und Klimaanpassung

Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Integration nachhaltiger Materialien und möglichst großen Grünflächen. Durch die Entsiegelung und die Schaffung von Grünbeeten entstehen Flächen für Versickerung und Verdunstung. Das anfallende Regenwasser wird in den Boden abgeleitet, was zur Entlastung des städtischen Kanalsystems beiträgt. Das Regenwasser am August-Bebel-Platz dagegen wird oberflächig in Entwässerungsrinnen geleitet, wonach das Regenwasser durch die Straßeneinläufe in ein Filtersystem gelangt. Unterirdische Rigolen und Zisternen speichern das Regenwasser und machen es Benutzbar für beispielsweise die Bewässerung der Staudenbeete. Ein Notüberlauf sorgt dafür, dass das Regenwasser im Havariefall gedrosselt in den Kanal abfließen kann.

Dachbegrünungen auf den Pavillons am Platz verbessern das Mikroklima und erhöhen die Biodiversität im Stadtteil. Die Baumpflanzungen und Staudenflächen leisten einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität und reduzieren die sommerliche Hitzeentwicklung im urbanen Raum. Auch die Verwendung von langlebigen und hellen Materialien als Bodenbelag trägt zur Nachhaltigkeit des gesamten Freiraumes bei.

Das zentrale Wasserspiel auf dem August-Bebel-Platz ist das Herzstück des urbanen Raumes und bietet nicht nur ein ästhetisches Highlight, sondern verbessert auch das Mikroklima an heißen Tagen.

Barrierefreiheit und Materialität

Die gesamte Planung setzt auf eine durchgängige Barrierefreiheit im Straßen- und Platzbereich. Die Gehwege und Platzflächen sind mit geringem Gefälle ausgebildet. Ein DIN-konformes taktiles Leitsystem wird an den Straßenkreuzungen, Fußgängerquerungen und Haltestellen vorgesehen. Zusätzlich können Gestaltungselemente wie Einfassungen und Kanten als takltiles Leitsystem dienen.

Für die Gehwegbereiche in der Weseler Straße sowie den gesamten August-Bebel-Platz wird ein durchgängiger Pflasterbelag aus Naturstein vorgeschlagen. Die Verlegung erfolgt in einem Reihenverband mit langen schmalen Pflasterformaten. So entsteht ein wohnzimmerartiges „Stadtparkett“. Die platzartigen Pflasterbereiche in den Fahrbahnen der Weseler Straße werden als vollgebundene Bauweise ausgeführt.

Die Oberfläche wird gestrahlt oder feingestockt ausgeführt, wodurch eine optimale Begehbarkeit und Barrierefreiheit auch für ältere Menschen und Behinderte erzielt wird. Darüber hinaus wird der motorisierte Verkehr gebremst und Abrollgeräusche auf ein Minimum reduziert. Die Farbigkeit bewegt sich zwischen den charakteristischen vorherrschenden Braun- und grautönen und bildet einen warmen stimmungsvollen Bodenbelag.

Beleuchtung

Das atmosphärische Beleuchtungskonzept erzeugt in den Abendstunden ein einladendes Ambiente, welches für Orientierung, Sicherheit und Aufenthaltsqualität sorgt. Die Weseler Straße wird durch Mastleuchten in modernem Gewand in Szene gesetzt, deren bedruckte Leuchtköpfe eine Hommage an die Bedeutung des Brautmodenstandortes darstellen und die Straße als „Catwalk“ unterstreichen. Einzelne Sitzinseln werden lichttechnisch mit wärmeren Lichtfarben betont und ziehen sich gestalterisch durch bis zum August-Bebel-Platz. Hier lässt ein Netz aus kleinen LED-Spots einen Sternenbild am Himmel entstehen, welches sich im nordöstlichen Bereich verdichtet. Die Spots erzeugen insbesondere an den Sitzinseln ein gemütliches Raumlicht und gewährleisten in Orientierungsbereichen die Gesichtsaufhellung und Lichtführung. An den Masten werden Stromanschlüsse für Veranstaltungen sowie WLAN-Hotspots integriert. Eine maßgeschneiderte Gobo-Installation erzeugt eine spannende Inszenierung des Brunnens, ohne das Licht in den Himmel zu richten. Smarte Sicherheitskomponenten sorgen dafür, dass das Lichtniveau als Reaktion auf laute Geräusche sowie auf Anordnung der Polizei verstärkt werden kann. Umweltschutz und Energieeffizienz sind durch die intelligente Steuerung der Komponenten gewährleistet, die sich über den Jahresverlauf und das Insektenaufkommen anpassen lässt. So wird ein nachhaltiges und ansprechendes Lichtkonzept realisiert, das den Bedürfnissen der Besucher und der Umgebung gerecht wird

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit 1008 stellt ihr Konzept zur Aufwertung der zentralen Stadträume Marxlohs unter das Motto „Grüne Modemeile“ und „Stadtbühne“. Der Neugestaltung des August-Bebel-Platzes gelingt es, die unterschiedlichen Nutzungsansprüche von großzügiger Veranstaltungsfläche und kleinteiliger Aneignung durch Anwohner auf überzeugende Weise zu lösen.

Die große zusammenhängende innere Platzfläche wird von einem Rahmen polygonaler grüner Schollen gefasst, welche die bestehenden Baumstandorte aufnehmen oder als leicht erhöhte Pflanzfläche neu angelegt wurden. So entsteht ein durchlässiger Rahmen, der die Großzügigkeit der Platzfläche durch die von Hauskante zu Hauskante geführte Pflasterung weiterhin spüren lässt. Sitzelemente aus Stahl umgeben die Stauden- und Gräserbeete, die dem Platz eine deutlich grünere Anmutung geben. Auch kleinere Spielpunkte sind diesen Inseln sinnvoll zugeordnet, wobei das Fontänenfeld im südwestlichen Platzbereich sicher den größten Anziehungspunkt bilden wird. Dieser ist in Nachbarschaft zur Gastronomie und mit ausreichend Abstand zur Straße gut platziert. Auch die Aufwertung des bestehenden Imbisses durch ein grünes Vordach und die Schaffung eines Pendants mit Mobilstation und Café am entgegengesetzten Platzende werden positiv bewertet.

Der Entwurf bietet so kleinteilige, angenehme Aufenthaltsbereiche für Anwohner unterschiedlicher Altersgruppen, wie auch ausreichend Raum für den Markt oder Events der Brautmodenbranche. Die Bushaltestellen entlang der nordwestlichen Kante des Platzes entsprechen der verkehrlichen Leitlinie und sind funktional gut gelöst. Ein möglicher Nutzungskonflikt zwischen dem Busverkehr und der Anlieferung der angrenzenden Geschäfte ist im Weiteren zu überprüfen.

Für die Weseler Straße schlagen die Verfasser differenzierte, vorwiegend grün geprägte Multifunktionsstreifen vor. Diese wirken im Lageplan sehr geschlossen, was dem Wunsch nach guten Querungsmöglichkeiten der Weseler Straße zuwiderläuft. In der Perspektive wird jedoch deutlich, dass diese Offenheit gegeben ist und die Pflanzbeete in ausreichend großen Abständen angeordnet sind. Positiv werden auch hier die erhöhten Pflanzflächen mit Einfassung durch Bänke bewertet, die eine bessere Unterhaltung der Pflanzflächen erwarten lassen und Raum für zusätzliche Pflanzungen mit mehrstämmigen Gehölzen, wie Felsenbirne, bieten. Ein Teil der Beete wird als vertiefte Grünbeete angelegt, denen über eine Entwässerungspumpe das Regenwasser zugeführt wird. Hier stellt sich die Frage, ob diese Beete der Nutzungsintensität angemessen sind oder ob das Prinzip der Hochbeete nicht mit einer Regenwassernutzung kombiniert werden könnte.

Leider bleibt der Entwurf in den Aussagen zu den übrigen Straßenräumen eher schematisch. Insbesondere zur Aufwertung der Kaiserstraßen sind weitergehende Anpassungen wünschenswert, um die positiven Effekte der Neugestaltung auch weiter in das umgebende Quartier ausstrahlen zu lassen. Der mögliche Gestaltungsspielraum ist im Weiteren abzustimmen.

Im Hinblick auf die Beleuchtung erfüllen die gewählten Systeme die Anforderungen der Wettbewerbsaufgabe. Die Darstellung der Leuchten legt Abstrahlung in den oberen Halbraum nahe, was vom Preisgericht kritisch hinterfragt wird.

Der Entwurf überzeugt mit einem guten stadträumlichen Ansatz, angemessenen gestalterischen Mitteln und differenzierten räumlichen Antworten.
Perspektive Straße

Perspektive Straße

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Lageplan 1:200

Lageplan 1:200

Schnitt Weseler Straße

Schnitt Weseler Straße

Piktogramm Streifen

Piktogramm Streifen

Lageplan Beleuchtung

Lageplan Beleuchtung

Visualisierung Beleuchtung

Visualisierung Beleuchtung

Schnitt Beleuchtung

Schnitt Beleuchtung