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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2024

Umgestaltung Scharmbecker Bach in Osterholz-Scharmbeck

Visualisierung Auepark

Visualisierung Auepark

Anerkennung

Preisgeld: 5.750 EUR

nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB schonhoff schadzek depenbrock

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Schon heute ist der Scharmbecker Bach ein besonderer Ort im Orientierungssystem der Stadt. Durch eine umfassende landschaftsarchitektonische Neugestaltung soll er in seiner repräsentativen Bedeutung als Stadtmittelpunkt gestärkt und qualitativ aufgewertet werden. Die vorgeschlagenen Interventionen schaffen dabei neue räumliche und ökologische Qualitäten und verstärken die Erlebbarkeit des Wassers im innerstädtischen Kontext. Durch das Zusammenspiel von naturnaher Gewässergestaltung und urban geprägten Bachterrassen entstehen neue Aneignungsmöglichkeiten und Atmosphären, die dem Raum eine eigenständige Präsenz und Strahlkraft verleihen. Die großzügige Aufweitung und die Renaturierung des Baches setzen dabei ein spürbares Zukunftszeichen für einen klimaresilienten Stadtumbau.

Grüner Antritt (Teil B – Ideenteil)
Mit der Neuordnung dieses Bereichs entsteht die Chance, ein markantes Entree in die Innenstadt auszubilden. Durch die Begradigung der Beckenkörper entsteht sowohl eine gestalterische als auch eine gewässerökologische Aufwertung des Abschnitts. Die Schaffung einer durchgehenden und klaren Wegeführung in das Stadtzentrum sorgt für eine gute Orientierung und ermöglicht die Unterbringung zusätzlicher Fahrradstellplätze am Stadteingang. Mit der Wiederherstellung des Brückenschlags in Ost-West-Richtung entsteht eine direkte Sicht- und Wegebeziehung zwischen der Marktstraße und der Straße hinter der Wurth sowie eine bessere Wahrnehmbarkeit des Gewässers. Bei der Überplanung des Bachprofils werden zusätzliche Retentionsmulden geschaffen, die einen zeitverzögerten Abfluss ermöglichen und den Biotopcharakter erhöhen. Großzügige Blockstufen ermöglichen den Zugang zum Wasser und bilden einen angenehmen Verweilort.

Wasserbecken am Markt (Teil C)
Zwischen dem Ideenteil und dem Wasserbecken am Marktplatz wird der Scharmbecker Bach in sinnbildlicher Form weitergeführt und somit in seiner räumlichen Präsenz gestärkt: Linear ausgeformte Pflanzinseln, die sich formal an den Gebäude- und Wegefluchten orientieren, zeichnen den unterirdischen Bachlauf nach und leiten in Richtung Marktplatz. Durch diese Intervention kann der Scharmbecker Bach künftig als durchgehendes Fließgewässer im innerstädtischen Kontext wahrgenommen werden. Neben den farbenfrohen Blühaspekten wird auch hier die teilweise Einleitung und Versickerung von Oberflächenwasser ermöglicht. Die Position und Dimensionierung der Pflanzinseln ermöglichen auch weiterhin die Zuwegung der Feuerwehr in diesem Bereich.
Am Marktplatz wird künftig ein hochqualitativer, zentraler Aufenthalts- und Identifikationsort geschaffen. Durch die Entnahme der umlaufenden Stufen im Uferbereich kann das Becken vergrößert werden; zusammen mit der filigranen Brüstung entstehen klar definierte, urban geprägte Antritte an das Wasser. Am westlichen Ufer spannen sich lineare Sitz- und Trittstufen zu einer großzügigen und einladenden Geste auf; hier entsteht ein Ort mit besonderer Atmosphäre und Aufenthaltsqualität.
Die neue Bachterrasse wird zu einem zentralen Ort für alle entwickelt; hier wird die Aufstellung von Außengastronomie ermöglicht und reichlich Raum für freie Aneignung angeboten. Vereinzelte Trittsteine ermöglichen auch einen spielerischen, direkten Zugang zum Wasser. Im südlichen und östlichen Teil wird das Becken naturnah gestaltet und begrünt, um einen angenehmen Kontrast zur urbanen Uferkante zu bilden und den Ort mit einer facettenreichen Vegetationsstruktur zu bereichern. Insbesondere von der Bachterrasse aus eröffnet sich künftig ein besonderer Blick in Richtung Haus am Markt. Der Bach wird in seiner innerstädtischen Wahrnehmbarkeit gestärkt und zu einem „Naturelement im urbanen Kontext“ transformiert. Die neue Brücke wird konzeptionell als filigranes, „schwebendes“ Element vorgeschlagen, welches sich sensibel in den gestalterischen Kontext einfügt und mit der Höhenentwicklung einen barrierefreien Zugang vom Marktplatz zum Haus am Markt ermöglicht.

Bachpad (Teil B)
Zwischen dem Wasserbecken am Marktplatz und dem Antritt in den Park erhält der Scharmbecker Bach eine behutsame Aufweitung und Renaturierung der Ufer. Eine sensible Entnahme von Büschen und Sträuchern führt zu einer besseren Wahrnehmbarkeit des Gewässers. Als besonderes Gestaltungselement entsteht in diesem Bereich der Bachpad, welcher sich als „verwunschener Weg“ die Uferböschung hinabwindet und an spezifischen Stellen das Wasser und die ruhige Atmosphäre greifbar werden lässt. Zudem wird am nördlichen Ufer der Gastronomie am Schlauchturm eine Terrasse zugeordnet, die im Kontext des Ufers eine besondere Aufenthaltsqualität beinhaltet.

Auepark und Wendekreis (Teil A)
Der Bachpad wird formal in Richtung Norden fortgeführt und bildet einen Brückenschlag über die Straße Hinter der Wurth, wo er in den Generationentreff mündet und einen markanten Antritt in den Stadt- und den Auepark schafft. Das „Grüne Sitzkissen“ schafft mit der topografischen Modellierung einen besonderen Ort, der mit dem lichten Blätterdach einen angenehmen Aufenthalt an warmen Tagen bietet und zudem eine Retentionsfläche für anfallenden Niederschlag bildet. Im Auepark erfährt der Scharmbecker Bach eine umfangreiche Renaturierung und Aufweitung zur Verbesserung der gewässerökologischen Standortfaktoren und zur Schaffung eines einzigartigen Naherholungsortes. Die sanft modellierten Uferbereiche erlauben dem Bach, unterschiedliche Formen in Abhängigkeit der Wasserstände anzunehmen, wodurch ein abwechslungsreiches und dynamisches Landschaftsbild entsteht. Die facettenreiche und bunte Ufervegetation variiert zwischen Röhrichtzonen, Staudenpflanzungen und Blühwiesen sowie Findlingen und Kiesbänken, um ein mannigfaltiges Spektrum an Habitaten abzudecken. Der explizit geschaffene Zugang zum Bach ermöglicht die spielerische Aneignung, aber auch ein umweltpädagogisches Erlebnis. Mit der gleichzeitigen Inszenierung des Mühlenrads wird zudem ein verstärkter Bezug zur Ortshistorie hergestellt. Auf dem ehemaligen Grundstück Hinter der Kirche 10 wird in unmittelbarer Nähe zum künftigen Begegnungszentrum ein besonderer Freiraum ausgebildet, der das Miteinander und den Austausch in sich trägt: Der Spiel- und Gemeinschaftstreff bildet mit seiner direkten Nähe zum Auepark und der Innenstadt einen Freiraum, der hohe Bedeutung und Qualität ausstrahlt. Die Spiel- und Bewegungsangebote und die einladenden Sitzgelegenheiten bieten Raum für sämtliche Alters- und Nutzergruppen und bereichern das Freiraumangebot der Innenstadt. Am Wendekreis wird eine Entsiegelung der Mitte vorgeschlagen, um Retentionsraum herzustellen und den weiterführenden Verkehr zu beruhigen. Inmitten des Wendekreises entsteht eine vegetativ geprägte Absenkung, in der sich künftig Niederschlag ansammeln und versickern kann. Bei Starkregen wird das überschüssige Wasser durch Notabläufe in den Bach abgeleitet.

Möblierung und Beleuchtung
Insgesamt wird eine schlichte Gestaltfamilie gewählt, die sich in Form, Haptik und Farbigkeit zurückhält. Die Beleuchtung besteht aus insektenfreundlichen Tellerleuchten und Lichtbändern im Bereich der Bachterrassen. Die Tellerleuchten fügen sich durch den schlanken Mast dezent in das Gesamtbild ein und schaffen eine gleichförmige Ausleuchtung sämtlicher Bereiche. Die Lichtbänder in den Sitzstufen dienen der atmosphärischen Akzentuierung des Wasserbeckens, beispielsweise bei besonderen Anlässen. Für den Auepark wird entsprechend der naturnahen Atmosphäre ein robustes, einfaches Sitzmöbel gewählt, welches in den städtischen Teilbereichen ein filigranes Pendant erhält. Das kleinteilige Klinker- und Betonsteinpflaster bildet einen homogenen Teppich und lässt die Teilbereiche zu einer räumlich wahrnehmbaren Einheit zusammenwachsen. Die Haptik und das Format des Steins unterstützen dabei die spezifische Maßstäblichkeit des Ortes und bilden fließende Übergänge in den Randbereichen. Für die Ergänzung der Bestandsgehölze werden stadtklimaverträgliche Gehölzarten wie z. B. Alnus x spaethii, Gleditsia triacanthos, Liquidambar styraciflua und Koelreuteria paniculata verwendet. Fahrrad- und Lastenradstellplätze sowie E-Ladestationen werden dezentral in ausreichender Anzahl verortet.
Durch das vorgeschlagene Freiraumkonzept werden die Hauptverbindungen von der Innenstadt bis hin zum Park und zur Bahnhofstraße betont und qualitativ aufgewertet. Besucher und Anwohner werden animiert, sich auf Entdeckungsreise zu begeben und die qualitative Vielfalt an Orten zu entdecken. Insgesamt bilden die vorgeschlagenen Interventionen ein urbanes Freiraumsystem, welches zeitgleich auf ökologische Belange reagiert. Der Innenstadt wird hierdurch eine einzigartige Strahlkraft und eigenständige Identität verliehen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfassenden entwickeln konzeptionell eine klare Zonierung von renaturierten und urbanen Bachbereichen. Dieser Ansatz überzeugt das Gremium, die Umsetzung erscheint jedoch nicht konsequent, der Bereich am Marktplatz wirkt zu artifiziell.

Eine neue räumliche Fassung im Bereich des Stadtparks ermöglicht die Aufweitung der Wasserfläche als „Auepark“. Das Mühlenrad ist in einen Wasserspielplatz integriert und wirkt stimmig.

Ein Bachpad verläuft oberhalb des Wassers, aber unterhalb der Feuerwehrzufahrt Haus am Markt und mündet im Süden des Wasserbeckens. Der abrupte Abschluss des Weges unterhalb der Brücke und die sehr geometrische Form des Wasserbeckens wurden in der ersten Phase kritisch hinterfragt und zur zweiten Phase überarbeitet. Die Führung und Zuwegung zum Bachpad fügen sich jedoch nicht in das Gesamtbild ein, dieser wirkt eher künstlich und additiv. Das ausgewiesene Gefälle von 10% entspricht nicht den Anforderungen an die Barrierefreiheit.

Die Auseinandersetzung mit dem Straßenraum Hinter der Wurth wird begrüßt. Hier werden die Parkplätze durch breite Gehwege ersetzt, und in der Mitte des Wendekreises entsteht eine Retentionsfläche mit Ablauf zum Bach.

Der westlich des Wasserbeckens angeordnete „Stadtbalkon“ überzeugt auch in seiner überarbeiteten Form in Gestaltung und Ausrichtung nicht, auch die fehlende Barrierefreiheit wird kritisiert.

Die dargestellte Länge der Brücke erscheint nicht plausibel, um eine barrierefreie Überwegung zu gewährleisten.
Visualisierung Wasserbecken + Stadtbalkon

Visualisierung Wasserbecken + Stadtbalkon

Gesamtplan

Gesamtplan

Lageplan Auepark

Lageplan Auepark

Lageplan Wasserbecken + Stadtbalkon

Lageplan Wasserbecken + Stadtbalkon

Schnitt Wasserbecken + Stadtbalkon

Schnitt Wasserbecken + Stadtbalkon