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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024

Umwandlung Fliegerhorst Fürstenfeldbruck in ein Wohn- und Arbeitsquartier

Masterplan

Masterplan

1. Preis / 2. Stufe

Preisgeld: 42.500 EUR

ADEPT

Stadtplanung / Städtebau

PGT Umwelt und Verkehr GmbH

Verkehrsplanung

Vivid Vision

Visualisierung

Phase 2 Modellbau GmbH

Modellbau

Erläuterungstext

Fürstenfeld Wood ist ein neuer und nachhaltiger Siedlungstyp, der die vorhandenen landschaftlichen und baulichen Qualitäten des Fliegerhorsts aufgreift, behutsam ergänzt und so eine neue Alltagswelt für Wohnen und Arbeiten im Einklang mit der Natur schafft.

Historisches Erbe. Der Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck ist geprägt von einem reichen historischen Erbe und einer wechselvollen Geschichte. Er könnte als Vorbild für die Transformation ähnlicher Strukturen andernorts dienen. Das Konzept integriert eine tiefe Auseinandersetzung mit dem Ort. Fürstenfeld Wood sieht vor, die Natur und Landschaft, die den Raum bereits vor der Entstehung des Fliegerhorsts geprägt haben, als raumbildende und raumstrukturierende Elemente zu nutzen. Der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck hat die Region im Nordwesten Münchens seit fast 100 Jahren geprägt. Seine vielfältige Geschichte als Fliegerhorst der Wehrmacht, der US Army, der US Air Force und der Luftwaffe hat sowohl räumliche Verbindungen zu den Gemeinden Fürstenfeldbruck, Emmering und Maisach geschaffen als auch bauliche Zeugnisse seiner militärischen Nutzung hinterlassen. Landschaftliche Merkmale sowie das bauliche Erbe werden als identitätsstiftend für den Ort betrachtet, hier setzt die Transformation zu einem vielfältigen Stadtquartier an.

Grün. Die vorhandene Vegetation auf dem Fliegerhorst Fürstenfeldbruck wird erhalten und erweitert, um ein grünes Netzwerk für die neue Stadtentwicklung zu schaffen. Im Vergleich zu vielen Neubaugebieten profitiert Fürstenfeld Wood von vorhandenem Grün und Baumbestand, was seine neue Identität jenseits der militärischen Vergangenheit authentisch entstehen lässt. Zusätzliche Baumpflanzungen stärken den Bestand und geben in den “Lichtungen” Raum für bauliche Entwicklung. Offenere, parkähnliche Strukturen, Promenaden und Quartiersstraßen zwischen den Gebäuden erhalten Neupflanzungen, die Adressen schaffen und das Raumerlebnis bereichern.

Diverse Habitate. Durch die gezielte Zusammensetzung entstehen artenreiche und resiliente Habitate, sowohl im Bestand als auch auf neuen Baufeldern mit jahreszeitlichen Variationen. Die Regenwasserbewirtschaftung wird in die Landschaft des Fürstenfelder Waldes integriert und als sichtbares Element gestaltet. Gräben entlang der Wege und in öffentlichen Bereichen leiten das Wasser zurück ins Gelände. Neue Feuchtbiotope sowie Niederungsbereiche in der Vegetation schaffen abwechslungsreiche Lebensräume für Amphibien, Insekten und Pflanzen, die auch der Erholungsnutzung der Menschen dienen.
Die “Lichtungen” in der Vegetation werden zu Bühnen für die Bebauung von Fürstenfeld Woods für bis zu fünfgeschossige Gebäude, die sich in ihrer Höhe dem Baumbestand anpassen sollen. Gebäude integrieren Grünelemente auf Dächern und Fassaden, unterschiedliche Freiraumtypen bieten vielfältige Möglichkeiten für Begegnungen und laden nach Draußen ein. Das grüne Erbe ist für die künftige Stadtentwicklung aufgrund der klimapositiven Eigenschaften wichtig: Die Baumkronen tragen dazu bei, Hitzeinselbildung entgegenzuwirken, Wurzelwerk hilft bei der Versickerung des Regenwassers.

Mobilität als integrierter Ansatz. Fürstenfeld Wood betrachtet Mobilität als integralen Bestandteil des Plans. Ein engmaschiges Verkehrsnetz mit klaren Verbindungen nicht nur nach Fürstenfeldbruck, sondern auch zu allen Umlandgemeinden und der Metropolregion München sichert die Erreichbarkeit mit allen Verkehrsträgern. Im Kontext der IBA kann der Entwurf als Testfeld für neue Mobilitätsformen fungieren und verfolgt einen mutigen Ansatz: Das Auto ist im Stadtteil lediglich zu Gast. Vorrang hat der Langsamverkehr, also Fußgänger:innen und Radfahrende. Neue kulturelle und soziale Ankerpunkte sind so platziert, dass sie Anreize zur Bewegung schaffen.

Erschließung. Bereits existierende Straßen und Wege werden saniert, wobei das vorgegebene Raster als DNA des Ortes weitgehend erhalten bleibt. Die Straßenräume verwandeln sich von Grau zu Grün - innerhalb des Netzes aus klaren Hierarchien wird der Anteil versiegelter Fläche innerhalb der Straßenprofile und die performative Geschwindigkeit ins Quartiers- und Clusterinnere verringert. Zugunsten von reduziertem Materialverbrauch und Ressourcen, Regenwassermanagement, Mikroklima, Biodiversität und Stadtgesundheit von Mensch und Tier. Für die Erschließung mit dem privaten PKW ist ein robustes Netz vorgesehen, an der sich auch die Abstellmöglichkeiten für Fahrzeuge in sogenannten Mobility Hubs befinden. Ziel ist es, die inneren Siedlungsbereiche bis auf die Anlieferung und die Zufahrt für Rettungseinsätze vom Kfz-Verkehr freizuhalten. Die Straße der Luftwaffe wird für den privaten Durchgangsverkehr gesperrt und als öffentlicher Raum zu einem urbanen Aktivitätsboulevard umgestaltet. Busse und Radfahrer:innen dürfen passieren. Die zentrale Anbindung an einen möglichen schienengebundenen ÖPNV liegt im nördlichen Bereich des Plangebiets. Hier ist eine S-Bahn Korridor mit einer multimodale Mobilitätsdrehscheibe vorgesehen, der mögliche S-Bahn Haltestelle, Bushaltestelle, Parkgarage, Car- und Bikesharing vereint. Solange die Schienenanbindung noch nicht besteht, übernehmen Busse den Anschluss an die Umlandgemeinden. Langfristig soll ein nahtloser Umstieg von der S-Bahn auf einen Shuttlebus möglich werden, der die inneren Nachbarschaften Fürstenfeld Woods erschließt. Alternativ zur S-Bahn ist der Entwurf auch für Anbindung mit einer Stadtbahn, vergleichbar mit dem Karlsruher Modell, angelegt. Der Potenzialkorridor Mobilität ermöglicht die Weiterführung der schienengebundenen Stadtbahn bis Fürstenfeldbruck, welches eine Kapazitäts- und Qualitätssteigerung gegenüber dem Busverkehr mit sich bringen würde.

Lokale Identität und Bestand als Ressource. Das Konzept Fürstenfeld Wood arbeitet mit dem was wir vorfinden, kitzelt Qualitäten heraus und reichert sie durch neue komplettierende Nutzungen und Interventionen an. Im Zusammenspiel aus Alt und Neu entsteht eine eigene Identität, die so vielfältig, wie der Raum selbst ist. Der Fliegerhorst hat das Potenzial einen Großteil der Bestandsgebäude mittel- und langfristig zu nutzen. Historische und denkmalgeschützte Gebäude werden zu neuen Ankerpunkten des öffentlichen Lebens umgestaltet, darunter Bildungseinrichtungen, Gemeinschaftszentren, Sportstätten und mehr. Dies gibt uns neben der Verantwortung, graue Energie zu nutzen, auch die Möglichkeit, frühzeitig erste Pioniernutzungen in Fürstenfeld Wood umzusetzen. Durch die Schaffung insbesondere von öffentlichen und gemeinschaftlichen Funktionen werden diese Gebäude neu „interpretiert“ und tragen zu einer Veränderung ihrer Wahrnehmung jenseits ihrer militärischen Vergangenheit bei. An ausgewählten Stellen wollen wir die militärische Vergangenheit unverfälscht in Erinnerung rufen.

Programme und Nutzende. Die Entwicklung des Fliegerhorsts öffnet den Möglichkeitsraum um künftig das anzubieten, was anderswo fehlt. Dazu zählen in erster Linie die vielfältigen Sport- und Freizeiteinrichtungen des Campus und des Aktivitätsboulevard, aber auch der Erlebniswald mit Aussichtsplattform, die vielfältigen kleinteiligen Kulturellen Einrichtungen sowie die historischen Bezüge im jahrzehntelang verschlossenen Areal Nicht nur für die Bewohnerschaft gibt es Angebote, auch für die Nachbarschaft bieten sich zahlreiche Gründe, den Fliegerhorst als Ausflugsziel zu sehen. Eine wertvolle Bereicherung für Fürstenfeldbruck und die Umlandgemeinden.

Visu BU. In einer verdichteten grünen wie urbanen Stadtstruktur wird der Kilometerbau von neuem öffentlichem Leben umgeben.
Dichteregler und Planszenarien

Die Zukunft wird im Spannungsfeld zwischen Dorf und Stadt, Natur und öffentlichem Freiraum verhandelt. Die Konversion des Fliegerhorsts ist eine dynamische Entwicklung, die bereits begonnen hat und über die nächsten Jahrzehnte wohl kuratiert sein möchte. Nicht alle Bedarfe sind bereits heute absehbar. Umso wichtiger, dass gebaute Umwelt und Freiflächen flexibel in Programmierung und mit unterschiedlichen Dichteszenarien auf sich künftig ändernde Ansprüche und Prioritäten reagieren können - und dabei in jedem Fall von Beginn an als zusammenhängendes Stück Stadt funktionieren und erlebt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das städtebauliche Konzept basiert auf der Grundidee, den Bestand des Ortes als zentrales Fundament für die zukünftige Entwicklung aufzugreifen. Unter Berücksichtigung der Bestandsbauten, des vorhandenen Baumbestandes, des existierenden Straßennetzes und weiterer Spuren des Ortes wird ein resilientes Konzept für einen gemischten Stadtteil entworfen. Durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Vorhandenen gelingt es den Verfassern, eine spezifische und in höchstem Maße ortsbezogene städtebauliche Struktur zu schaffen, die eine eigene Identität stiftet. Dieses Verständnis des Ortes in Verbindung mit der inhaltlichen Prioritätensetzung führt in der Konsequenz zu einem in Ost-West-Richtung aufgespannten Aktivitätsboulevard, mit einer südlichen Quartiershälfte, die zunächst nur punktuelle bauliche Arrondierungen erfährt mit perspektivischen Verdichtungsmöglichkeiten und einer nördlichen Quartiershälfte, die als verwebte und nutzungsgemischte Struktur das „Herz“ des gesamten Stadtteils darstellt. Das Freiraumkonzept mit den Bausteinen einer Stärkung des Waldbiotops im Westen, einem mittigen Nord-Süd-Korridor zwischen FFH-Gebiet im Norden und dem regionalen Grünzug des Emmeringer Sees im Süden und einem grünen Stadteingang im Osten nimmt deutlich Bezug zu den vorhandenen Landschaftselementen und -qualitäten. Das überordnete Freiraumthema „Fürstenfeld Wood“ nimmt Bezug auf den Wandbestand als identitätsstiftendes Landschaftselement und profiliert diesen inhaltlichen Gedanken.

Dem zentrales Aktivitätsboulevard gelingt es einerseits, die Monumentalität des Kilometerbaus zu brechen, andererseits erscheint das Nutzungsangebot überzogen und lässt keinen hinreichenden Spielraum für Aneignung. Die „grüne Lunge“ in Nord-Süd-Richtung erscheint zu eng dimensioniert und kann den Anspruch an Durchlüftung und an einen vielfältig nutzbaren Quartierspark nicht einlösen. Auch die Dimensionierung der Baufelder und die Stellung der Baukörper kann die gewünschte Durchlüftung nicht gewährleisten.

Wohnen und Gewerbe werden weitestgehend gemischt und mit dem öffentlichen Raum verwebt. Die Nutzungsprogrammierung insgesamt ist jedoch eine gute Basis für ein urbanes, lebendiges Quartier und die gewünschte perspektivische Flexibilität. Die gemeinschaftlichen Nutzungen sind gut entlang des Aktivitätsboulevards angeordnet und damit auf kurzem Wege erreichbar. Der Standort der Schule in Verbindung mit den Sportflächen ist gut positioniert, überbaut jedoch eine wertvolle Biotopfläche.

Die Nutzungsvorschläge in den Bestandsbauten können überwiegend überzeugen, auch wenn sich Fragen der wirtschaftlichen Umsetzung stellen. Mit der geringen Höhenentwicklung der neuen Baukörper werden leider lange Wege erkauft und damit die Erreichbarkeit der Versorgungseinrichtungen erschwert.

Die Grundstruktur wirft mit ihren kleinteiligen Baukörpern und -typologien in Verbindung mit dem Erschließungssystem Fragen der Orientierung auf. Das Erschließungskonzept im Hinblick auf ÖPNV und MIV weist keine klare Hierarchie auf, was in der Folge zu einer Übererschließung führt und damit zu einem hohen Erschließungsanteil. Die ÖPNVTrasse im Aktivitätsboulevard schwächt dessen Attraktivität als Freiraum. Zudem wird der Aktivitätsboulevard durch das Erschließungssystem negativ beeinträchtigt. In dem Konzept wird die Hälfte der notwendigen Stellplätze nachgewiesen.

Gewürdigt wird die Ausarbeitung im Detail – von Vorschlägen zur Bestandsnutzung bis hin zu Freiraumtypologien und innovativen Ansätzen zur Energieversorgung und zu Stoffkreisläufen. Zugleich wird ein Phasenmodell für einen nachhaltige Transformationsstrategie dargestellt, das in überzeugender Art und Weise aufzeigt, wie der Stadtteil wachsen kann.

Insgesamt stellt der Entwurf einen spannenden Beitrag zur Aufgabenstellung dar, der dem spezifischen Potenzial des Ortes gerecht wird und den Bestand in besonderem Maße würdigt.
Regenerate-Reduce-Recycle

Regenerate-Reduce-Recycle

Perpektive

Perpektive

Leitmotifs

Leitmotifs

Section & zooms

Section & zooms

Schwartzplan

Schwartzplan

Perspektive

Perspektive