Die zentrale Idee der Arbeit besteht darin vorhandene Gebäude aufzustocken und die neue Versiegelung damit zu minimieren. An dem Ort des BIZ wir lediglich ein sehr reduzierter Pavillon vorgeschlagen, ein weiterer relativ bescheidener, als „Kranbau“ bezeichneter Neubau mit Tonnendach befindet sich auf dem Baufeld Nord gegenüber des Augustinums. Er setzt sich städtebaulich und formal deutlich von der übrigen Bebauung ab. Die Grundsatzentscheidung, vor allem mit dem Bestand zu arbeiten, reflektiert die aktuelle Diskussion um Klimawandel und Ressourcenverbrauch und ist damit ein wertvoller Beitrag zu der grundsätzlichen Frage, wie wir zukünftig in Städten bauen können, zumal die Arbeit auf diese Weise insgesamt alle geforderten Flächen unterbringt.
Der sehr kleine Pavillon anstelle des BIZ ist so positioniert, dass er Ankommende von allen Richtungen empfängt. Gleichzeitig beeinträchtigt er die Wirkung des Akademie-Altbaus kaum und ist ein maßstäblich angemessenes Gegenüber für die beiden Bauten der Beamtensiedlung. Im Gegenzug wird der Neubau 2 durch die Aufstockung sehr mächtig und beeinträchtigt die Beamtensiedlung dadurch auf andere Weise. Die im Modell dargestellte, aufgelöste und kleinteilige Struktur der Aufstockung ist unerlässlich, um diese Strategie überhaupt realisierbar zu machen. Positiv wird bewertet, dass die Lage des BIZ so einen Überblick über die Weißenhofsiedlung aus einer anderen als der üblichen Perspektive ermöglicht.
Die Aufstockungsstrategie hat auch für die Erweiterung der Akademie Vorteile: Der Platzbedarf erstreckt sich über alle Abteilungen der Akademie, die so in ihren jeweiligen Gebäuden neue Räume erhalten können. Die Unterbringung des BIZ auf dem Dach des Neubau 2 hat für die Nachnutzung Vorteile und macht auch die verhältnismäßig große dafür vorgesehene Fläche unproblematisch. Bautechnisch erscheint eine Aufstockung im laufenden Betrieb zwar machbar (wie in den letzten Jahren durchgeführte Projekte beweisen), muss aber konkret überprüft werden.
Jenseits der Akademie-Erweiterung macht die Arbeit leider nur wenige qualifizierte Aussagen. Für die Straße „Am Kochenhof“ wird zwischen der Birkenwaldstraße und der Brenzkirche ein SharedSpace vorgeschlagen. Für die Brenzkirche ist ebenfalls eine Aufstockung vorgesehen, städtebaulich bleibt sie aber abgeschnitten – ihr Eingang auf der Westseite liegt außerhalb des Shared-Space. Es werden keine Wegeverbindungen zwischen Akademie und der Weissenhofsiedlung hergestellt. Zum Quartier „Killesberghöhe“ entsteht ein neuer Platz, der vom Keramikbau und dem neuen Kranbau begrenzt wird, aber sehr exponiert liegt und vermutlich kaum als Platz erfahrbar sein wird. Darüber hinaus wird die unattraktive Situation an der Stresemannstraße nicht adressiert. Der problematische Tiefhof der Akademie bleibt unverändert bestehen.
In der Weißenhofsiedlung schlägt die Arbeit auf der Freifläche gegenüber des Mies-van-der-Rohe Baus eine Freifläche mit „Nachbarschaftsgrün“ und Spielplatz vor, für das Grundstück im Bruckmannweg 10 ein „Experimentierfeld“. Beides wird nicht näher qualifiziert, sondern nur schematisch mit Platzhaltern markiert. Die im Modell gezeigte, die Weissenhofsiedlung umfassende, Mauer ist nicht denkbar. Die Aufstockung der Brenzkirche wird als provokative Geste verstanden.