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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2024

Weiterentwicklung Bahnhofsquartier Leverkusen-Mitte

Blick aus der Wartehalle

Blick aus der Wartehalle

ein 3. Preis

pwpMAS Architekten PartG mbB

Architektur

GROW Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Bollinger+Grohmann

Tragwerksplanung

IBH Ingenieurbüro Prof. Dr. Hauser GmbH, Kassel

Bauphysik

Erläuterungstext

ARCHITEKTUR UND FREIANLAGEN
Das Bahnhofsquartier ist geprägt von einem kartesischen Koordinatensystem aus Verkehrsachsen in Nord-Süd Richtung und der
querenden Abfolge von Friedrich-Ebert-Platz, Rialto Boulevard und Bahnhofsunterführung in Richtung Havensteinstraße bis zum
Hindenburgpark. Die in Fortsetzung weithin sichtbaren Hochpunkte der Herz-Jesu- und der Christuskirche schaffen eine identitätsbildende
Präsenz in das neue Bahnhofsquartier hinein und verorten es in seiner Stadt und ihrer Geschichte. Unser Ensemble
definiert den Freiraum und markiert mit seinem Hochpunkt den Bahnhof als „Stadttor“.
Auf der Erdgeschossebene schafft es großzügige Transparenzen. Die hohe, wettergeschützte und lichtdurchflutete Bahnhofshalle
ist Orientierungs- und Wartebereich. Längs des Fahrradschnellwegs ergeben sich Blickbezüge und Transparenzen zum ZOB - Ein
isolierter „Angstraum“ wird vermieden.

IDEENTEILE
Mit der Rücknahme eines Teils der WLG-Gebäude und Sanierung, Ergänzung und Aufstockung eines der Bauten entsteht im
Westen zwischen Rialto-Boulevard und dem neuen Bahnhofsgebäude ein großzügiger urbaner Platz. Vorrangig von Fußgängern
genutzt, spenden Bäume Schatten. Sitzmöglichkeiten und Begrünungen laden zum Verweilen ein. Ein Verkaufspavillon bespielt
den Platz. Am südlichen Rand wird ein vereinfachter Alternativverlauf des Fahrradschnellwegs aufgezeigt. Im Ideenteil Ost zieht
sich das markante Pflasterbild weiter und schafft eine übergeordnete Verbindung. Eingangsnah werden die Fahrradparkmöglichkeiten
erweitert.

FREIANLAGEN
Die „Cradle to Cradle“-Philosophie prägt die Gestaltung des Stadtplatzes: Bestehende Betonpflastersteine und Sitzbänke werden
nahtlos in ein neues, lineares Design integriert. Der Platz erstreckt sich wie ein Teppich zwischen Bahnhof und Rialtobrücke und
wird durch neues Stadtgrün belebt. Bäume spenden Schatten und kühlen, ohne den Verkehrsfluss zu stören, während eine robuste
Gräser-Matrix für zusätzliche Aufenthaltsqualität sorgt. So entsteht ein nachhaltiger und einladender urbaner Raum.

BAHNHOFSGEBÄUDE
Auf einem zweigeschossigen, robusten „Tisch“ aus Stahlbeton mit minimiertem Fußabdruck und
vibrationsentkoppelter Gründung liegt ein einfaches, funktionales Volumen in Holzbauweise. Er trennt je Geschoss zwei Nutzeinheiten
zu ca. 400 m² und 230 m², die geschossweise koppelbar, und im Mieterausbau flexibel bespielbar sind. Verschiedenste Bürolayouts
sind abbildbar. Durch Steigzonen im Kern und an strategisch gewählten Positionen in den Nutzeinheiten ist ein flexibles Anordnen
der WC-Bereiche denkbar.
Das Verhältnis von Nutz- zu BGF®-Fläche ist sehr effizient. Trotz des zusätzlichen Geschosses bleibt das Gebäude
unter der Hochhausgrenze. Die Fassade wirkt leicht, hell und nimmt die Oberflächentexturen technischer Bauwerke auf. Der Zielkonflikt
natürliche Belüftung/ Schallschutz kann, wenn zum Nutzerkomfort gewünscht, durch
„Prallscheiben“ vor den Öffnungsflügeln Rechnung entschärft werden. Damit wäre u.U. auch eine Vereinfachung der Haustechnik
vorstellbar.
Die Wartehalle ist wettergeschützt und großzügig mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet. Von hier hat man den Blick auf das wiederverbaute Weigmann Fenster, die Bahnhofsuhr sowie direkten Zugang zu Unterführung und einem Kiosk/ Bäcker oder ähnlichem. Nach Westen sieht man die Kirchtürme über dem Rialto-Boulevard.

FAHRRADPARKHAUS
Das Fahrradparkhaus ist ein einfaches Dach. Aufgespannt zwischen Bahnhofsgebäude, und Böschung, löst sich das strenge orthogonale System in einem spielerischen Übergang zum Grün auf. Die verschiedenen Nutzungen sind flexibel darunter eingeschoben. Geschlossen und geschützt, wo gefordert, großteils aber einsehbar und transparent. Wartebereiche finden sich in loser Abfolge, derart platziert, dass alle Haltepunkte der Ostseite des ZOB einsehbar sind.

NACHHALTIGKEIT BAHNHOFSGEBÄUDE
Die Bürogeschosse sind in Holzbauweise vorgeschlagen. Dies erlaubt eine drastische Reduzierung der CO2-Emissionen in der Erstellung. Ein kompakter Baukörper mit einem guten Verhältnis von Hüll- zu Geschossfläche ist die Grundlage einer Grundrissgestaltung mit hoher Tageslichtausbeute
und Querlüftung der Bürogeschosse. Durch Dachbegrünung und Fassadengrün in Pflanztrögen wird ein Beitrag zu Biodiversität und Stadtklima geleistet. Ein blau-grünes Dach mit Retentionsvolumen auf der Dachfläche wird angedacht. Die umlaufenden „Balkone“ ermöglichen eine gute Zugänglichkeit zu Reinigungs- und Pflanzschnittzwecken. Dem sommerlichen Wärmeschutz wird durch einen außenliegenden, flexiblen Sonnenschutz Rechnung getragen. Auf Abhangdecken und zusätzliche Schichten wird so weit als irgend möglich verzichtet - ein veredelter „Rohbau“ mit schlanker Haustechnik wird angestrebt. Eine Bauteiltemperierung (Heizestrich) sorgt für die Grundlast, während Deckenstrahlplatten die Wärme- bzw. Kühllastspitzen abfangen. Das vorhandene Fernwärmenetz kommt neben einer Wärme- Kälteerzeugung im Gebäude als Energiequelle in Betracht.
Die Auslegung der Lüftungsanlage sollte so weit als möglich (Schallschutz, Seveso) zu Gunsten von natürlicher Belüftung reduziert werden und in erster Linie für innenliegende Räume sowie zur Begrenzung der CO2-Sättigung der Räume dienen. Die Dachfläche könnte in Teilen für eine PV-Anlage genutzt werden, um bereits einen Teil des Eigenbedarfs zu decken. Die Sockelgeschosse werden im Sinne der Dauerhaftigkeit und Robustheit aus Stahlbeton vorgeschlagen. Kellergeschoss und Ladenbereiche werden entweder dezentral oder über die Lüftungsanlage be- und entlüftet.

NACHHALTIGKEIT FAHRRADPARKAUS
Im Sinne der Robustheit ist eine Konstruktion aus eingespannten Stahlbeton-Fertigteilstützen und einem darauf liegenden System aus Schichtholz Unterzügen und Brettsperrholzplatten vorgesehen. Das darauf angeordnete „blau-grüne“ Dach mit extensiver Begrünung und Retentionsebene für Niederschlagwasser wird an einigen Punkten durch Oberlichter durchbrochen, die mit natürlicher Belichtung Akzente an bestimmten Stellen setzten. Die große Dachfläche bietet sich für eine PV-Anlage an. Nur die wenigen Bereiche mit Wärmeschutzanforderungen bekommen eine entsprechende Hülle sowie eine Bodenplatte. Ein erhöhter Wartungsaufwand ist nicht zu erwarten.

TRAGWERK
Die Konstruktion des Bürogebäudes ist in ihren wesentlichen Teilen als Holzkonstruktion vorgesehen, mit einem regelmäßigen Raster von 5,4mx5,4m in den Bürobereichen und mit einem zusätzlichen Mittelbereich. Die Hauptunterzüge in BSH verlaufen in Gebäudelängsrichtung und sind mit ebener Untersicht in das Deckenpaket integriert. Die Deckenplatten spannen als Brettsperrholzelemente in Querrichtung. Im Erdgeschoßbereich wird eine tischfertige Stahlbetonkonstruktion ausgebildet, auf der das Holztragwerk aufliegt.
Als Gründung wird vorbehaltlich eines endgültigen Bodengutachtens eine Stahlbetonbodenplatte vorgeschlagen, die mit den Außenwänden eine weiße Wanne ausbilden kann. Die Schwingungsisolierung gegenüber dem Baugrund kann durch elastische Gebäudelagerung unter der Bodenplatte hergestellt werden.
Das Fahrradparkhausdach ist eine Holzkonstruktion bestehend aus BSH-Hauptträger in Längsrichtung und Nebenträger mit variierenden Abständen und Abmessungen in Querrichtung. Wegen ihrer Robustheit werden Stahlbetonstützen vorgeschlagen. Die Aussteifung erfolgt über die Einspannung in Einzelfundamente.
Blick vom Rialto-Boulevard

Blick vom Rialto-Boulevard