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Einladungswettbewerb | 12/2007

Wettbewerb „auf achse"

2. Preis

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

  • Mitarbeitende:

    Andreas Klahm, Stefanie Trobisch, Matthias Funk, Hiltrud Lintel, Rainer Sachse Mitarbeit: Jan Heimann, Markus Hilgers, Andreas Klahm, Stefanie Trobisch

Erläuterungstext

Ausgangssituation

Als die Großsiedlung Steilshoop in den 70er Jahren realisiert wurde, entstand eine prägnante städtebauliche Figur, deren architektonisches und funktionales Zentrum die Mittelachse bildet. Heute, fast 40 Jahre später, ist Steilshoop von Grün geprägt: In den Ringen haben sich parkartige Höfe etabliert, die gesamte Siedlung zeichnet ein markanter Baumbestand aus. Die ehemalige „Wohnmaschine“ ist zur Parkstadt geworden. Doch während sich die Lebensqualität in den Ringen deutlich verbessert hat, ist die Bedeutung von Zentrum und Mittelachse verloren gegangen: Die dichte Bepflanzung verhindert den Blick durch die Achse, die Orientierung im Freiraum fällt schwer, große Teile der Mittelachse wirken privatisiert, das Einkaufszentrum hat seine Magnetfunktion verloren. Der öffentliche Raum wirkt heute verwaist, und die Qualitäten von Steilshoop erschließen sich dem Besucher erst auf den zweiten Blick.

Strategie

Ziel des Entwurfes ist es, Mittelachse und Zentrum als Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens und als architektonisches Rückgrat von Steilshoop zu reaktivieren. Die Mittelachse soll wieder ein Freiraum werden, der alle Teile von Steilshoop sichtbar miteinander und dem Umfeld verbindet, ein Raum, in dem man sich trifft, spielt, ausruht, einkauft. Es sollen Adressen gebildet werden; die Qualitäten der Siedlung sollen endlich nach außen ausstrahlen.

Die Mittelachse soll wieder ein durchgängiger Freiraum mit einheitlichem, attraktivem Charakter werden. Die Achse lebt von Innen: Die Plätze an den Eckpunkten der Ringe werden herausgearbeitet, hier entstehen individuell gestaltete Orte, es werden wiedererkennbare Adressen gebildet. Der wichtigste Platz auf der Mittelachse ist das Zentrum mit dem EKZ. Zentrum und Mittelachse sollen als Einheit gestaltet werden, der Bezug zwischen EKZ und öffentlichem Raum wiederhergestellt werden. Steilshoop soll sich nach außen darstellen: die Endpunkte der Mittelachse und die Gründgenstraße sollen zum Entré Steilshoops werden.

Mittelachse

Die Mittelachse stellt sich heute als unübersichtlicher, teilprivatisierter Raum dar. Der Vorschlag für die Neugestaltung der Achse baut auf den vorhandenen Qualitäten auf, entwickelt sie weiter und fügt Elemente hinzu, mit dem Ziel der Achse eine neue Qualität zu geben. Unter dem Motto „50% weniger ist 100% mehr!“ soll der Baumbestand ausgelichtet und aufgeastet, störende Einbauten entfernt und überbreite Wege zurückgebaut werden.

Das zentrale Element der Achse bildet weiterhin der durchgehende Fuß- und Radweg, er soll durch eine klare Fassung und konsequente Führung in seiner linearen, verbindenden Wirkung gestärkt werden. Die Gliederung der Mittelachse wird neu organisiert: Zu den Häusern werden klare Abstandszonen durch eine halbhohe Bepflanzung definiert. Zwischen diesen beiden grünen Kanten spannt sich ein durchgehender Rasenteppich auf, in den der Hauptweg und ein weiter, schmaler, leicht schwingender Weg eingebettet werden. Dieser „Parkweg“ ersetzt die heute vorhandenen Erschließungswege vor den Häusern. Um den Weg ggf. als Rettungsweg zu benutzen lässt er sich durch Schotterrasen (auf dem vorhandenen Unterbau) erweitern.

Die Plätze an den Knotenpunkten der Siedlung werden bislang weder von den Bewohnern angenommen, noch dienen sie der Orientierung in der Siedlung. Der Entwurf sieht vor, die Plätze mit einem breiten, umlaufenden Weg einheitlich zu rahmen. Dieser Rahmen folgt den architektonischen Raumkanten, er stellt die effektivste Erschließung der Hauseingänge dar. Innerhalb des Rahmens soll die Fläche entsiegelt werden, eine grüner „Square“ entsteht. Die kreuzende Erschließungsstraße wird im Platzbereich auf ein Minimum verschmälert. Während der Hauptweg diese Platzbereiche konsequent durchschneidet, definiert der Parkweg auf immer neue Art das individuelle innere Bild der grünen Plätze.

Zentrum

Heute stehen der zentrale Bereich und die eigentliche Mittelachse beziehungslos nebeneinander, vom Haupteingang des Einkaufszentrums sind die beiden Arme der Mittelachse kaum wahrnehmbar. Deshalb sollen Zentrum und Mittelachse zukünftig eine gestalterische Einheit bilden. Durch einen einheitlichen Pflasterbelag aus Betonsteinplatten, die Reduktion des Baumbestandes und den Abriss der Pavillons bildet die Mittelachse mit dem Umfeld des EKZ\'s einen zusammenhängenden Platz, der sich als grüne Chaussee nach Osten und Westen fortsetzt. Die Erschließungsstraße bleibt im Osten und Westen erhalten, lediglich die Parkplatzaufstellung wird optimiert. Im Platzbereich wird die Straße einspurig (Einbahnverkehr) weitergeführt. An der Gründgenstraße wird die Fahrbahn auf zwei Spuren zurück gebaut.

Eingangsplätze Mittelachse

Besondere Beachtung wird den Eingangsplätzen zur Mittelachse geschenkt. Der westliche Platz wird als „steinerner Platz“ ausgebildet, eine Rampe und eine großzügige Freitreppe weisen den Weg zum neu gestalteten Eingang des Einkaufszentrums. An der südliche Platzkante laden skulpturale Bänke zum Verweilen ein, an der nördlichen Platzkante erhalten die bestehenden Geschäfte endlich eine attraktive Vorfläche. Wir schlagen vor, die Fassaden der Geschäfte mit transparenten Vorbauten auf den Platz hin zu erweitern und den Platz so zusätzlich zu beleben. Ebenso sollen die Vorbauten der Wohngebäude an der südlichen Platzkanten eine attraktive Fassade erhalten.
Der östliche Platz wird als „grüner Platz“ gestaltet, die vorhandenen Bäume werden durch skulpturale Baumbeete neu gefasst. Auch hier sollte durch eine transparente Fassadengestaltung die vorhandenen Ladengeschäfte aufgewertet werden.
Beide Plätze gehen dynamisch in die grüne Mittelachse über, der Blick in die Tiefe des Raumes wird spannungsvoll inszeniert.

Gründgenstraße

An der Gründgenstraße soll das Entrée Steilshoops entstehen. Dazu sieht der Entwurf vor, die sich hier befindlichen Nutzungen neu auf den Straßenraum auszurichten. Der Eingang der Sparkasse soll zur Straße hin orientiert werden, in einem Anbau an das Ärztehaus können weitere Nutzungen untergebracht werden, die ebenfalls von der Gründgenstraße aus erschlossen werden. Das Einkaufzentrum erhält eine einheitliche Fassade und einen prägnanten Eingang zur Straße. Es wird vorgeschlagen, das Erdgeschoss der heutigen Parkgarage zu nutzen, um einen weiteren Magneten in das EKZ zu integrieren. Mit Hilfe eines einheitlichen Bodenbelages werden beide Seiten der Straße verbunden. Das Gemeindezentrum erhält eine großzügige Vorzone und wird optisch in den Stadtraum Gründgenstraße integriert.

Licht

Das Lichtkonzept repräsentiert die Sequenz aus Achsen und Plätzen in der Nacht, es gibt Orientierung und schafft besondere Orte. Die vorhandenen Kugelleuchten auf der Mittelachse bleiben erhalten, sie werden mit einem neuen, blendfreien Leuchtmittel ausgestattet.
Die grünen Plätze mit ihren prägenden Baumgruppen sind auch nachts prägende Adressen von Steilshoop. Hier entstehen die Lichtgärten: Über skulpturale Masten werden die Bäume nachts stimmungsvoll beleuchtet und weithin sichtbar als Orientierungsmarken in Szene gesetzt. Durch die nach unten gerichtete Mastbeleuchtung wird ein „Hineinleuchten“ in die Schlafzimmer vermieden. An den Eingangsplätzen zur Mittelachse nehmen in Reihe gestellte Lichtmasten die Linearität der Achse auf, gleichzeitig können durch verschiedene Scheinwerfer akzentuierte Lichtbilder auf dem Platz erzeugt werden.
Der zentrale Bereich wird von Mastleuchten gerahmt, die eine ruhige, gleichmäßige Ausleuchtung herstellen. Die Gründgenstraße wird von zwei Lichtmastgruppen ausgeleuchtet. Sie setzten eine spannungsvollen Kontrast zur gleichmäßig hinterleuchteten Fassade des Einkaufszentrums.

Nachhaltigkeit + Unterhaltung

Die Planung baut auf dem Bestand auf, vorhanden Bäume, Kunstwerke und Freiraumelemente werden, soweit möglich, in den Entwurf integriert. Überflüssige Platz- und Wegeflächen in der Mittelachse werden entsiegelt. Der Entwurf zeichnet sich durch eine langlebige, robuste Materialität aus. Durch die klare, offene Struktur der Räume wird Vandalismus vorgebeugt. Es werden keine besonderen Anforderungen an die Unterhaltung gestellt.