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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2009

Wettbewerb "R(h)ein-Blicke" im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal

Perspektive Lorchhausen

Perspektive Lorchhausen

Anerkennung

club L94

Landschaftsarchitektur

mvm+starke

Architektur

HauptwegNebenwege

Design

Erläuterungstext

Bestandssituation
Die drei Standorte Lorchhausen, St. Goarshausen am Loreley Felsen und St. Goar – Fellen befinden sich alle drei im UNESCO-Welterbegebiet Oberes Mittelrheintal, welches 2002 in die Liste der UNESCO-Welterbe aufgenommen wurde. Das Obere Mittelrheintal wird als „Kulturlandschaft von großer Vielfalt und Schönheit“ und als herausragendes Beispiel einer Kulturlandschaft gewürdigt. Es zeichnet sich durch eine einmalig Kulturlandschaft mit dem Rhein, den Rheinhängen, dem Weinanbau, den zahlreichen Burgen, Schlössern, Klöstern und Kirchen aus und zeigt die menschliche Einflussnahme auf den beeindruckenden Naturraum. Eine enge Verbindung mit der Geschichte zeigt sich in den vielen Mythen, Sagen und der Rheinromantik des 19. Jahrhunderts. Der Rhein ist einer der wichtigsten Flüsse in Europa. Er spielte eine große Rolle in der sozialen, ökonomischen und kulturellen Entwicklung. Der Fluss ist eine wichtige Verkehrsachse, auf dem der Austausch von Gütern, Wissen und Kultur transportiert wurde. Entlang der steilen Hänge haben sich traditionelle Lebens- und Siedlungsweisen sowie traditionelle Anbauweisen entwickelt.
Die drei gewählten Standorte liegen zwischen dem Rhein und den Verkehrswegen: Bundesstraße, Fuß-und Radwegen und der Bahnlinie sowie den Bergen. Schon heute sind sie Anziehungspunkte für viele Touristen, da man von diesen Standorten das Rheinpanorama betrachten, bewundern und genießen kann.

Konzept
Ziel des Konzepts ist es, anhand von drei unterschiedlichen Standorten beispielhaft für weitere Rheinblick-Standorte einen Gestaltungsvorschlag zu machen, der die Rheinufer aufwertet und den Rhein erlebbarer macht.
Das Konzept setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Zum einen wird „der Blick in den Rhein“ hervorgehoben. Helle Muschelschalen werden dem Rhein entnommen und auf den Flächen verteilt. Zum anderen wird das Rheintalpanorama thematisiert. Dunkle Rheinkiesel werden aus dem Gebirge genommen und zu „Points of view“ geformt. Diese „Points of view“ entwickeln sich aus dem Gedanken heraus, dass am Rhein an den verschiedensten Orten beeindruckende Panoramen zu betrachten sind. Zunächst schaut man in die Ferne, fokussiert den Blick auf eine bestimmte Bildsequenz im Blickfeld und betrachtet zum Schluss das herrliche Rheinpanorama.
Durch die großflächig verteilten Muscheln bildet sich eine Fläche, die sich durch ihre helle Farbigkeit von ihrer Umgebung abhebt. Durchfahrende nehmen sie dadurch wahr und können anhalten, um eine Pause einzulegen und den nahen Rhein zu erleben. Die Flächen sind „straßennahe Verweiloasen“. Sie sind Entschleunigungs- und Haltepunkte nahe der Bundesstraße und des Rheins, sie unterbrechen den linearen Verkehrsfluss und bieten Zeit zum Erleben des Rheins und seiner Umgebung.
Warum ist es am Rhein so schön? Weil es schöne Panoramablicke gibt. Unsere Konzeptstudie zeigt, wie die Aufwertung und originäre Nutzung von »(Rest)flächen« entlang des Rheins möglich und lesbar werden kann. Dazu haben wir einen »Code« entwickelt, der aus der Perspektive der Besucher einfach, schnell und international verständlich ist: POINTS OF VIEW ist bewusst als starke und verbindende Marke für Punkte der »ZwischenLandschaft entlang der Rheinstraße« gedacht. Begehbare »AussichtsPunkte« unterschiedlicher Größe laden zum fokussierten Blick ein. Sie können Träger »pointierter« Informationen zu Aspekten des Panoramablicks sein oder mit Sitzelementen zum schönen Rastplatz auf der Restfläche werden. Formal bezieht sich die Unterteilung eines Punktes in einzelne »Blickwinkel« des Sichtfeldes eines Menschen. Die wiederkehrende und einheitliche Gestaltung macht aufmerksam und trägt so zur Stärkung regionaler Identität bei.
Touristen, aber auch Einheimische, können von den Points of view die beeindruckende Topographie mit den Weinbauterrassen, Burgen, Städten, Felsen und den bewaldeten Hängen betrachten und fotografieren. Sie machen auf landschaftliche und kulturelle Besonderheiten aufmerksam. Sie präsentieren die Vielfalt der Kulturlandschaft als abwechslungsreiches Landschaftsmosaik.
Die Orte schaffen durch ihre Gestaltung mit Steinen und Muscheln einen Bezug zur Quelle des Rheins, den Alpen, und zur Mündung des Rheins, der Nordsee, und ermöglichen die gedankliche Auseinandersetzung mit den Ursprungsorten der Materialien und den damit verbundenen schönen Landschaften und laden den Betrachter dazu ein, über den das Landschaftsbild prägenden Charakter des Rheintals zu sinnieren.

Entwurf
Die Anzahl der Points of view variiert je nach Ort und Blicksequenzen. Ein zentraler, großer Point of view zeigt alle Blicke auf, die es an einem Ort zu entdecken gibt. Die weiteren Points of view konzentrieren sich jeweils auf eine Blicksequenz. Ein Sitzobjekt schiebt sich aus dem Kreis wie eine Torte auf einer Tortenplatte nach oben. Der Blick ist wie ein Tortenstück aus dem Sitzobjekt herausgeschnitten und lenkt das Auge in die Richtung des Panoramaausschnitts. Die Points of view bestehen aus geschliffenem Beton mit eingearbeiteten terrazzoartigen, dunklen Rheinkieseln.

Lorchhausen
Am Standort Lorchhausen in Hessen bildet ein großer zentraler Point of view die Mitte, von dem aus sich mehrere kleinere Aussichtspunkte entlang des Rheins verteilen. Von hier aus hat man einen Blick auf die gegenüberliegende Rheinseite mit der Stadt Bacharach, auf die Inseln „Bacharacher Werth“ und „Kauber Werth“.

St. Goarshausen – Loreley-Felsen
Am Standort St. Goarshausen am Loreley-Felsen befinden sich zwei Flächen. Von der nördlichen Fläche blickt man von den Points of view auf das gegenüberliegende Rheinufer, St. Goarshausen, St. Goar, den Hafen, den Loreley-Felsen und Burg Katz. Die nördliche Teilfläche hat zudem Anschluss an einen Fußweg zum Loreley-Plateau.
Auf der südlichen Teilfläche befindet sich ein erhaltenswerter Baumbestand, der bewahrt wird. Unter den Bäumen werden die Muscheln verteilt und in einer Lichtung am Rhein die Points of view platziert. Von hier aus hat man eine gute Sicht auf das gegenüberliegende Ufer mit dichtem Baumbestand und auf den Loreley-Felsen und Weinanbauterrassen.

St. Goar – Fellen
Der dritte Standort befindet sich in der Nähe von St. Goar Fellen zwischen dem Yachthafen „Hafen am Hunt“ und dem Hotel-Restaurant „Das Boot“. Die Points of view eröffnen den Blick auf die Ortschaft Wellmich, auf die Weinbergterrassen des Wellmicher Hangs, auf Burg Maus, St. Goar und St. Goarshausen. Das Muschelfeld umschließt die Fläche des Hotels und bindet sie in die Gestaltung mit ein.
Die Böschung und Böschungskante zum Rhein bleiben an jedem Standort erhalten. Entlang der Straße werden jeweils zwischen 5-10 Stellplätze auf einem Schotterparkplatz angeboten, die zum kurzen Verweilen einladen. Neben den Parkplätzen werden für Radtouristen an jedem Standort Fahrradständer angeboten. Fuß- und Radwege führen entlang der Points of view.

Der Initialschritt auf jeder Fläche erfolgt vor der Bundesgartenschau in Koblenz 2011. Zunächst werden aus Gründen der Kostenobergrenze auf jeder Fläche die Muscheln aufgebracht und jeweils nur ein Point of view realisiert. In späteren Bauabschnitten können dann weitere Points of view hinzugefügt werden.
Konzept

Konzept

Lageplan Lorchhausen

Lageplan Lorchhausen

Perspektive Loreley

Perspektive Loreley

Perspektive St. Goar

Perspektive St. Goar