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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2019

Quartiersentwicklung Bachtobel in Kressbronn am Bodensee

3. Preis

Preisgeld: 8.000 EUR

Kuntscher Tscherning Architekten und Stadtplaner PartGmbB

Architektur

zaharias landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit 1005 schlagen für das Quartier Bachtobel eine in zwei Bereiche gegliederte Bebauung vor. Eine lineare Wohnbebauung begleitet die Friedrichshafener Straße mit traufständigen 3-4 geschossigen Wohngebäuden, während der nordöstliche Teil des Grundstücks mit 4 hofartig angeordneten Wohngruppen überplant wird.
Die Feuerwehr bildet im Norden den Auftakt in das Quartier und damit auch den Ortseingang, die Kita mit dem Ärztehaus und dem Archiv schließen es im Süden – Richtung Ortsmitte Kressbronn ab.
Die öffentlichen Nutzungen sind dabei von der Tettnanger Straße erschlossen. Der dort angeordnete kleine Quartiersplatz rückt gegenüber der Friedrichshafener Straße in den Hintergrund. Die Größe des Quartiersplatzes wird als angemessen empfunden, die Lage wird allerdings intensiv diskutiert.

Die Verkehrserschließung des Quartiers erfolgt sehr selbstverständlich über eine verkehrsberuhigte Wohnstraße, die den Kreisverkehr im Norden mit der Tettnanger Straße im Osten verbindet. Die Hausgruppen mit ihren Angern werden dabei immer von Norden oder Süden an diese neue Erschließung angehängt. Diese Sackgassenartige Situation führt zu einem insgesamt hohen Verkehrsflächenanteil.
Ein zusätzlicher Wohnweg verläuft im Norden der Wohnhäuser, parallel zur Friedrichshafener Straße und dient als zusätzliche Nord-Süd-Querung des Quartiers.

Insgesamt wird die städtebauliche Körnung als sehr angenehm empfunden. In jeder Hausgruppe werden unterschiedliche Wohnungsformen angeboten, die privaten Grünflächen sind geschickt angeordnet, sodass - ohne auf große öffentliche Grünräume zurückgreifen zu müssen - ein sympathischer ländlicher Charakter des Wohngebiets entsteht.
Die Hausgruppen versprechen eine gute soziale Durchmischung und Identitätsbildung und lassen sich flexibel auf die zukünftigen Anforderungen anpassen. Eine stärkere Durchmischung der Wohnformen einschließlich Geschosswohnungsbau wäre wünschenswert.

Die Teilung des Grundstücks in Gemeindebedarfsfläche und allgemeine Baufläche erfolgt zugunsten der allgemeinen Bauflächen. Letzteres reicht hier in einem mittleren Bereich bis an die Friedrichshafener Straße. Das führt dazu, dass diese Bebauung sowohl kommunale wie genossenschaftliche Wohnungen beinhaltet.
Die Flächen für den Gemeindebedarf erscheinen zu gering.

Die Orientierung Wohnbebauung und hier insbesondere der Erdgeschossflächen entlang der vielbefahrenen Friedrichshafener Straße wird kontrovers diskutiert. Die Verfasser reagieren auf die erwartete Lärmbelastung mit einer relativ tiefen Vorgartensituation, die die Eingänge und 2 Tiefgaragenabfahrten aufnimmt.
Die Idee des Lärmschutzes wird positiv bewertet, eine bessere Verzahnung der Wohngruppen mit der bestehenden Stadtstruktur Kressbronns im Westen wäre aber wünschenswert.

Funktional unbefriedigend erscheint die Anordnung der Freiflächen der Feuerwehr. Der Übungshof orientiert sich hier zur Wohnbebauung und wird in dieser Form zu Nutzungskonflikten führen.

Die Anordnung des Kindergartens im Südlichen Teil, in unmittelbare Nähe zur Kreuzung Friedrichshafener und Tettnanger Straße wird positiv gesehen und verzahnt das neue Quartier mit dem südlichen Kressbronn.

Die öffentlichen Freiräume reduzieren sich auf den südöstlich gelegenen kleinen Quartierplatz an der Tettnanger Straße und kleine Anger innerhalb er Wohnhöfe, die Parken kombiniert werden. Im Norden platzierter Spielplatz verzahnt sich mit der Biotopfläche und offenen Landschaft. Die öffentlichen Freiräume sind sparsam gesetzt und klar definiert wodurch ein hoher Anteil an privaten Freiflächen erreicht wird. Die Freiflächen der Kita liegen geschützt und nach Süden ausgerichtet in der Nähe des Quarterisplatzes. Tettnanger- und- Friedrichshafener Straßen werden mit Gehwegen und Baumreihen für den Fuß- und Radverkehr aufgewertet. Die Qualität der Freiräume des Geschosswohnungsbaus entlang der Friedrichshafener Straße ist fragwürdig.

Die wirtschaftlichen Kennwerte der Arbeit liegen in der Summe im Durchschnitt. Entsprechend angenehm fällt aber auch die Einfügung der Bebauung in die Umgebung aus. Leider werden dabei die kommunalen Flächen deutlich unterschritten. Hier sollten die Vorgaben aus dem Wettbewerb erfüllt werden.

Bei der vorgeschlagenen Lösung handelt es sich - auch unabhängig von der durchgängig vorgeschlagenen Satteldachform - um einen gut auf die Besonderheiten des Orts eingehenden städtebaulichen Entwurf.