STÄDTEBAULICHE EINBINDUNG
Das „städtebauliche Argument“ nimmt den Wunsch auf, die gründerzeitliche Baublocktypologie neu zu interpretieren. Dazu werden Hausbausteine entwickelt, die auf dem Baugrundstück einen geschlossenen Baublock bilden.
- Charakteristisch ist, dass im Inneren ein klar konturierter Innenhof entsteht, der eine großzügige fast parkartige Grünanlage aufnimmt.
- In den Stadtraum hinein wirken die Konturen der Hausbausteine durch Vor- und Rücksprünge. Diese reagieren auf die Nachbarblöcke und die Geometrie des Baufeldes.
- Durch das Prinzip der Rückstaffelung auf den jeweiligen Blockseiten in der Mitte entsteht einerseits eine selbstverständliche Betonung der Blockdurchgänge, andererseits wird die Grundstücksschräge zur Planstraße selbstverständlich aufgenommen.
- Von den Gebäudefassaden bis zur Grundstücksgrenze wird ein eigenständiges Grünkonzept entwickelt, welches auf private Gärten verzichtet und den Eindruck einer „Gartenstadt“ bewirkt.
- Die Blockdurchwegungen sind als gewölbte zweigeschossige Tordurchgänge einerseits architektonisch besondere Adressierungen, die einladen, aber andererseits auch die „private“ Innenhofsituation signalisieren. Es sollen stählerne Gittertore (Höhe ca. 2 Meter) eine nächtliche Sicherheit ermöglichen.
- Der Innenhof liegt ca. 60 cm höher, so dass ein barrierefreier Zugang aus allen Treppenhäusern möglich wird.
- Erdgeschossig wir das Wohnen durch die straßenseitige Erhöhung von ca. 60 cm und die Distanz bis zur Straße eine geschützte Privatheit ermöglicht. Erdgeschossig werden Freiräume als Loggien aus-gebildet mit eher geschlossenen Brüstungen (bis Brüstungshöhe 70 cm).
LEITIDEE & ENTWURFSKONZEPT
Die Hausbausteine bilden eine „Familie“. Verbindend sind die Klinkerriemchen und die strukturelle Sichtbarkeit der Achsstrukturen, die sich als tektonische Gliederung in den Fassaden abbilden.
Differenzierend sind die Füllungen der Felder. Im Torhaus mit dem Bogen sind Holztafelelemente vorgesehen. In den beiden anderen Typen sind es andersfarbige Klinkerflächen (dunkler und strukturiert). Die Rhythmisierung der Fassaden in Tiefe und Höhe lässt im Zusammenspiel mit der Tektonik eine „Lebendigkeit“ entstehen, die aber den Zusammenklang nicht verliert. Der vertikalen Tektonik folgt eine horizontale Gliederung in der Attikazone durch eine Gesimsbildung aus Metall, die einen Bauköperabschluss erzeugt.
FREIRAUMPLANUNG
Die Formensprache des Freianlagenkonzeptes verleiht dem Baufeld im entstehenden städtebaulichen Rahmen einen Charakter mit Wiedererkennungswert. Der Kreis als geometrische Grundfigur und das Thema der Addition und Subtraktion formen und umspielen sowohl den vielfältig nutzbaren Wohnhof als auch die umgebenden Straßen des Wohnblocks. Dabei beschreiben die Kreise in erster Linie Pflanz- oder Grünflächen, tauchen aber auch zweidimensional als Muster in den befestigten Flächen auf. Im Wohnhof heben sich besondere Aufenthaltsbereiche oder Kinderspielflächen durch ein Farbspiel im Belag hervor. Das Bepflanzungskonzept aus locker gestellten Bäumen, Sträuchern und Staudenflächen rundet das geometrische Thema ab und sorgt für Lebendigkeit und Vielfalt im Außenraum. Nach Osten öffnet sich der Blick durch den Torbogen in Richtung der Grünen Achse, welche durch dezente Pflanzflächen und den bemalten Straßenbelag begleitet und akzentuiert wird. Entlang der Straßen im Westen, Süden und Norden werden die Pflanzflächen in Verbindung mit der geplanten Hochparterrelage zum visuellen Puffer für die Wohnungen in Erdgeschosslage. Die Adressbildung findet über subtrahierte radiale Flächen statt, welche sowohl als Treffpunkte als auch als Aufenthaltsbereiche genutzt werden können. Hauptzugang zur Wohnanlage ist der vergrößerte Vorbereich im Westen. Hier sind die Tiefgaragenzufahrt und ausreichend Flächen für die Müllabholung bereitgestellt. Die Feuerwehrrettung wird gemäß Masterplan über die Stichstraßen und befestigten Wege im Osten abgewickelt. Eine Befahrung des Wohnhofs ist nicht erforderlich. In den Stichstraßen nördlich und südlich des Wohnblocks entstehen fließende Übergänge von der Gestaltung am Rand des Grundstücks hin zum öffentlichen Raum, um den Charakter einer Spielstraße mit Aufenthaltsqualität für die Anwohner zu erzeugen. Zur Wahrung der Privatsphäre wird die Erdgeschosszone als Hochparterre ausgebildet. Die Wohnhofebene sitzt dabei durchgehend 60 cm höher als das jeweils anschließende Eingangsniveau an der Grundstücksgrenze. Dazu herrscht im Hof aufgrund der unterschiedlichen Anschlusshöhen im benachbarten Außenraum ein Höhengefälle von West nach Ost von ca. 55 cm. In den Hofdurchgängen entstehen sanfte, barrierefreie Aufgänge mit einem Rampengefälle von unter 4%.
ERSCHLIESSUNG / WIRTSCHAFTLICHKEIT
Der Entwurf benötigt mit seinen 10 Treppenhäusern eine kaum zu unterschreitende Anzahl an Erschließungskernen. Davon sind 9 Treppenhäuser baugleich! Nur bei einem Treppenhaus wird eine Schleuse vorgeschlagen, da die Anzahl der Wohnungen pro Geschoss und Haus dies verlangt (flächenmäßig optimiert!).
Der Faktor BGF / Wohnfläche ist in dem Standardgeschoss mit ≥ 81 % sehr gut. Dies geht einher mit der Notwendigkeit zu Nordwohnungen (es gibt insgesamt ≤ 10 % kleine Wohnungen), die aber genehmigungs-fähig und als 2-Zimmer-Wohnungen ausreichend belichtet sind.
FUNKTIONALITÄT / TGA
Ziel der energetischen Konzeption ist das Erreichen der EH40-Standards. Die Wärmeerzeugung erfolgt über eine monoenergetische Sole-Wasser-Wärmepumpe, die Geothermie bis zu 300m Tiefe nutzt, um die Effizienz zu steigern. Durch eine dynamische Heizlastberechnung und thermische Gebäudesimulation wird die Anlagentechnik optimiert, was zu einer Reduzierung der Investitionskosten um etwa 15% führt. Die Wärmeverteilung erfolgt über ein kostenoptimiertes 2-Leitersystem, das die Räume über Fußbodenheizung mit Niedertemperaturstrahlung versorgt. Die Trinkwarmwasserbereitung übernimmt eine separate Abluftwärmepumpe, die die Wärme aus den Sanitärabluftmassen nutzt.
Das Lüftungskonzept setzt auf eine Low-Tech-Lösung, die weitgehend auf komplexe Geräte mit Kanalanbindung verzichtet. Dies reduziert Technik im Gebäude, senkt Investitions- und Wartungskosten. Abluft wird über das Dach abgeführt, Frischluft strömt über Fassaden oder Fenster nach. Die Wärmerückgewinnung erfolgt über einen Dach-Wärmeübertrager, der mit einer Abluftwärmepumpe im Hausanschlussraum verbunden ist.
Ein nachhaltiges Wasserkonzept ergänzt das ökologische Profil: Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt und für WC-Spülungen und Außenwasseranschlüsse genutzt.
Das innovative PV-Stromkonzept basiert auf einem Mieterstrommodell, bei dem der erzeugte PV-Strom durch intelligente Zähler an alle Nutzungseinheiten verteilt wird. Dies erhöht die Eigenverbrauchsquote, senkt die Stromkosten der Nutzer und minimiert die Netzeinspeisung. Eine private Trafoanlage ermöglicht den Zugang zu kostengünstiger Mittelspannung. Das Ergebnis sind extrem niedrige Wärmekosten (ca. 0,04€/kWh) und Stromkosten (ca. 0,25€/kWh) – ein starker USP für die Immobilie.
MATERIALIEN / KONTSTUTKTION
Bei dem Bauvorhaben handelt es sich um einen Neubau im Wohnungsbau mit vier oberirdischen Geschossen und einem Untergeschoss. Die oberen Etagen umschließen einen großen Lichthof, der im Keller die Tiefgarage bildet.
Die oberen drei Etagen werden in Holzbauweise geplant. Die gesamte Gebäudestruktur wird aus drei verschiedenen Haus-Bausteinen gebildet, die sich in verschiedenen Bereichen wiederholen und inhaltlich konstruktiv gleich ausgebildet werden.
Dabei sollen sowohl die Dachdecke als auch die Zwischendecke mit Flachdecken aus Brettsperrholz ausgebildet werden. Die Decken werden von Unterzügen, Stützen und Wohnungstrennwänden in Holzbauweise getragen. Die Außenwände als Gebäudehülle sollen mit nicht-tragenden Holztafelwänden realisiert werden. Die Tragkonstruktion im Holzbau wird über die Ebenen übereinanderstehend angeordnet.
Die tragenden Bauteile werden auf Abbrand entsprechen der Gebäudeklasse bemessen. Die tragenden Wände sind mit nicht-brennbaren Bekleidungen zu versehen, die ohnehin für den Schallschutz erforderlich sind. Zur Erfüllung der Schallschutz-Anforderungen sind die Zwischendecken aus Holz mit einer zusätzlichen Schüttung zu beschweren.
Da das Erdgeschoss in Teilbereichen im Gelände eingebunden ist, wird diese Ebene in Stahlbeton geplant. Auf der Stahlbetondecke des Erdgeschosses seht der Holzbau. Die Flachdecke wird von Unterzügen, Stützen und Wänden aus Stahlbeton getragen. In dieser Ebene kann die Tragkonstruktion vom Holzbau abweichen, sodass die Tragstrukturen aufgelöster sind.
Unter allen oberirdischen Gebäuden und dem Innenhof befindet sich das Untergeschoss im Erdreich in Massivbauweise. Die Flachdecken aus Stahlbeton werden von Stützen, Unterzügen und Wänden getragen. Die Flachdecke des Innenhofes wird rundum gleitend an die aufgehenden Wände angeschlossen.
Aus Brandschutzgründen sollen ebenso alle Treppenhäuser bis zum Dach in Stahlbeton erstellt werden.
Die geplante Konstruktion in Holzbauweise kann auch problemlos in klassischer Massivbauweise aus Stahlbeton und Mauerwerk umgeplant werden. Die definierte Tragstruktur im Holzbau ist auch im Massivbau ohne Änderungen möglich.