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Einladungswettbewerb | 06/2021

Wohnen an der Wolnzach

Anerkennung

Preisgeld: 2.750 EUR

H|G Hähnig | Gemmeke Architekten und Stadtplaner Partnerschaft mbB

Stadtplanung / Städtebau

Beurteilung durch das Preisgericht

Im Schwarzplan ist auf Anhieb die Entwurfsidee als eine lockere, plausible städtebauliche Struktur zu lesen, charakterisiert durch großzügige Cluster. Abwechslungsreich geformte, unterschiedlich hohe Baukörper beherbergen eine Vielzahl von Wohnformen inklusive Gastronomie und Kultur. Der Entwurf fügt sich aufgrund seiner Maßstäblichkeit
und Körnung ganz selbstverständlich sowohl in den bestehenden baulichen Kontext, als auch in den angrenzenden Landschaftsraum ein.
Das Maß der baulichen Nutzung, gemessen an der Anzahl der Wohn- und Gewerbeeinheiten, nimmt im Vergleich mit den anderen Beiträgen den Spitzenplatz ein, obgleich die Struktur keineswegs zu dicht wirkt.

Bei den Freiräumen fällt zuerst der einladend gestaltete, zentrale Quartiersplatz auf. Dort gibt es ein Café, eine kleine Kapelle, kulturelle Angebote, eine Fahrradwerkstatt und den Zugang zur nördlichen Quartiersgarage. Der Platz beginnt mit dem Freisitz des Cafés vor der Brücke zur Wolnzach und betont den landschaftlich gestalteten Freiraum.
Die Position dieses Quartiersplatzes ist gut gewählt und in seiner Ausformulierung trotz des an dieser Stelle sehr massiv erscheinenden Parkhauses überzeugend. Ein lebendiger Treffpunkt von Bewohnern und Besuchern ist hier sehr gut vorstellbar. Auch die Verbindung zur Wolnzach und dem dazugehörenden Wegesystem wird positiv
bewertet.

Die Gemeinschaftswohnhöfe im Westen öffnen sich ebenfalls zur Wolnzach, deren einzelne Gebäude als relativ selbstständige Solitäre wirken. Die Wohnhöfe können jedoch aufgrund ihrer wenig differenzierten Ausbildung nicht gänzlich überzeugen.
Auch kann zur Wolnzach hin der Freiraum die locker stehende Bebauung nicht zusammenhalten.
Der Übergang zur Wolnzachaue wird zwar durch einen Höhensprung artikuliert, der aber etwas unentschlossen wirkt.
Notwendige Flächen für Feuerwehr, Müllabfuhr sowie Fahrradabstellflächen sind nicht dargestellt.
Insbesondere die Anleiterung der 4-stöckigen Gebäude erscheint in einigen Bereichen momentan nicht gelöst.

Weniger überzeugen kann der an das bestehende Gewerbeareal angrenzende östliche Wohnhof. Die Arrondierung durch ein winkelförmiges Gebäude zu einem Ensemble und einer Mitte als Wohnhof interpretiert die Situation nicht passend und formuliert zudem zu erwartende Nutzungskonflikte.
Auch das im letzten Entwicklungsschritt als Nachfolgenutzung des Gewerbes geplante Altenzentrum ist an der Position zwar funktional denkbar, aber an der vom Schwerverkehr belasteten Hopfenstraße nur schwer vorstellbar.

Die beiden dezentralen Parkhäuser hingegen sind von überall gut zu erreichen und richtig situiert. Als Schallschutz gegenüber der stark störenden Hopfenstraße dienen sie aufgrund ihrer Ausrichtung leider nicht. Das sollen geförderter Wohnungsbau und Altenwohnen übernehmen, was kontrovers diskutiert wurde und nicht recht überzeugen
konnte.

Das Nutzungskonzept zeigt einen bunten Mix unterschiedlicher Wohnformen und Nutzungen, die ein attraktives Miteinander und eine aktive Nachbarschaft erwarten lassen.
Durch die dichte und teilweise hohe Bebauung (4-geschossig) und ein knappes Erschließungssystem können die eingebrachten Grundstücke wirtschaftlich genutzt werden.
Das Wegesystem innerhalb des Quartiers wirkt jedoch durch die einheitlichen Wegebreiten etwas gleichförmig und wenig differenziert. Die Darstellung der auf den ersten Blick untergeordneten Wohnstraße kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier vermutlich mit einem erhöhten Parksuchverkehr zu rechnen sein wird.

Insgesamt ein interessanter Beitrag, der bisweilen auf die Spezifik des Ortes ungelenk reagiert.